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Raumfeld Stereo Cubes - Test

Der kleine Chiptunes-Luxus für den großen Schreibtisch.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Klein, leistungsstark und ein echter Fan von Chiptunes: Die elegante Stereo-Lösung streamed alles, was ihr im Hause habt.

Die Quest nach der ultimativen Schreibtisch-Sound-Lösung geht weiter. Ab einem gewissen Alter ist man zu anspruchsvoll für passives Kleinquäken. Danach sind die 50-Euro-Subwoofer-Kombos verpönt. Das Creative T 50 hat jetzt eine Weile gehalten, hat auch keinen schlechten Sound, ist Bluetooth-AptX-kompatibel, das ist alles ganz nett und klingt auch so. Wer hat noch mal gesagt, „nett ist der kleine Bruder von Sch..."? Nun, das stimmt so nicht, aber mehr als nett darf es trotzdem sein. Probieren wir doch mal was von Raumfeld, der Tochter der Berliner Locals Teufel.

Raumfeld ist kein traditioneller Computerboxen-Bauer, schon gar nicht Gaming-affin, vielmehr ein Konkurrent der von mir aus völlig irrationalen Gründen geschmähten Sonos-Streaming-Lautsprecher. Aber man muss ja auch mal was probieren und schick sind sie ja, die Raumfeld Stereo Cubes. Ja, es ist ein reines Stereo-System. Wer unbedingt 5.1 am Schreibtisch haben möchte, kann ja mal hier zum etwas raumgreifenderen Teufel Concept E 450 vorbeischauen. Nein, ich habe die Cubes als Versuchsobjekt gewählt, weil sie handlich sind: Dem Würfel im Namen werden sie mit dreimal Kantenlänge von 19,5 Zentimeter absolut gerecht. Keine 20 Zentimeter in alle Richtungen, das passt gut an die hinteren Ecken des Schreibtisches und sieht auch nach was aus.

Die Wunderwelt der PR-Bilder: Wer lebt hier? Hat sich einer seinen Bunker mit einem Sideboard aufgehübscht?

Raumfeld gilt als bewusst im Umgang mit Materialien und während die Teufel-Kaliber schon mal gerne etwas grobschlächtig daherkommen - siehe erneut Concept E 450 -, wird hier der Pressspan mit mattem Schleiflack erfolgreich nach außen veredelt, wahlweise in Schwarz oder Weiß. Die Verarbeitung ist lückenlos wertig, von den Gummifüßchen hin zum Stoffnetz, das den 130 Millimeter Tiefmitteltöner einfasst. Hinter dem Stoff liegt dann noch der 28-Millimeter-Hochtöner versteckt. Unten an der Kante habt ihr auf der einen Seite noch einen Alu-Zierbalken und auf der anderen Seite dort eingelassen eine Kipptaste für die Laustärke. Nur auf dieser finden sich auch der Power-Taster und die Betriebsleuchten (Standby zwischen 0,3 und 0,4 Watt) - erneut alles durchaus vornehm und wertig eingefasst -, was daran liegt, dass es sich bei den beiden Boxen um ein aktives System handelt, bei dem eine Seite als Master fungiert.

Während die Slave-Box an der Rückseite nur den Eingang für das Verbindungskabel mit der Master-Seite hat - praktischerweise ein Standard-6,3-mm-Klinkenkabel, 3 Meter sind mitgeliefert -, ist der Master deutlich reichhaltiger bestückt. Cinch-Line-in ist zu erwarten und vorhanden, USB 2.0 irgendwie auch bei einem Aktiven heutzutage, nicht überall findet man einen LAN-Kabel-Anschluss. Dieser ist hier nötig, denn die Cubes beherrschen Lossless-192Khz/24-Bit-Formate, und die brauchen schon mal mehr Bandbreite, als ein vielleicht nicht ganz so schnelles W-LAN liefern kann. Das würde aber wirklich nur an eurem Wireless liegen, denn mit einem halbwegs modernen Router (ASUS AC68U) war es kein Problem, Slayers Mandatory Suicide als FLAC 192/24 an den W-LAN-Empfang der Cubes zu schicken - warum genau noch mal habe ich das Album bei Highresaudio.com gekauft...? War wohl schon etwas fortgeschritten, dieser Abend...

Minimalismus regiert: Lautstärke, Power, das war es auch schon.

W-LAN ist hier auch ein essenzieller Faktor, denn die Cubes beherrschen weder Bluetooth noch Airplay. Stattdessen müsst ihr, wollt ihr die Cubes mittels Streaming-Sound versorgen, die Raumfeld-App laden (Android und iOS). Diese verbindet sich dann mittels WLAN mit den Boxen und dient so auch der Einrichtung des Klangs. Die App ist dabei durchaus leistungsstark, wenn auch nicht in jeder Funktionalität wirklich aufgeräumt. Netzwerkspeicher werden über SMB, DLNA, UPnP direkt von dort angesteuert und ausgelesen. Hier seht ihr auch, was auf einem Stick oder einer externen Platte liegt, die ihr direkt angeschlossen habt. Spotify Connect wird direkt unterstützt, Tidal, TuneIn, simfy und Napster können ebenfalls die Cubes direkt ansteuern. Das klappt auch alles denkbar einfach, sodass digitale Musik ziemlich von überall und einfach die Boxen ansteuern kann.

Für den ersten Test allerdings wird nicht gestreamt. Es wird die ausgesprochen hochwertige SoundBlaster ZxR mit soliden Cinch-Kabeln verkuppelt. Es wird Tidal angemacht und mal geguckt, was die 40 Watt Sinus pro Kanal je Hoch- und Tieftöner des Class-D-Verstärkerteils der Cubes so hergeben. Kurz gesagt: ordentlich. Sehr, sehr sauber, fast schon ein wenig zu analytisch für einiges von dem Mist, den ich normalerweise am Arbeitsplatz nebenbei laufen lasse. Mit dezentem Druck, aber völlig ohne die Mega-Bass-Allüren der üblichen Kandidaten auf dem Schreibtisch, seien sie nun mit oder ohne Sub unterwegs. Die Mitten sind klar und gut ausgewogen mit den Höhen und Tiefen. Der Verdacht, dass der arg kleine Hochtöner sich etwas zu fiepsig benimmt, wenn es mal lauter wird, bewahrheitet sich in keiner Weise.

Hinter dem Mesh.

Was auch schnell klar wird ist, dass die Cubes gute Produktion belohnen. Eine gute Aufnahme wird hier noch einmal schärfer herausgestellt, eine matschige alte Produktion mehr abgestraft, als es sein sollte. Gleiches gilt für niedertourige MP3s, die die Raumfelds nicht mögen, während gute Qualität - alles ab zumindest 256 kpbs - dieser Strafe entgeht. Erstes ließ sich gut mit den Aufnahmen von Nick Caves Good Son, Queens Night at the Opera und Depeche Modes Ultra, jeweils als frischer FLAC 192/24 von den Originalen und jeweiligen Remastern, gut prüfen. Während die Remaster noch einmal mehr glänzten, endeten die alten Aufnahmen in mehr Matsch, als das eigentlich sein müsste. Das „Problem" haben viele Hi-Fi-Boxen, viele sind aber auch deutlich vergebender als die Cubes. Beim Streaming zeigte sich übrigens das gleiche Bild, wobei hier natürlich auch die Qualität des Dienstes gefragt ist. Spotify mit extremer Einstellung und Tidal waren tadellos, wenn das Album entsprechend passte. Wenn ihr also wisst, dass ihr eigentlich nur Ska-Punk aus den 80ern hört, dann sind das vielleicht nicht die Boxen eurer Wahl.

Die App ist durchaus praktisch und leistungsfähig, versteckt einige Funktionen allerdings etwas zu gut.

Auch, weil sie eine Menge können, aber so richtig laut, dafür wurden sie nicht gemacht. Nicht falsch verstehen, das 25-Quadratmeter-Zimmer einer Mietswohnung beschallen, bis die Nachbarn an die Tür trommeln, und das ohne am oberen Ende zu verzerren, das bekommen sie hin. Aber das ist auch das Limit. Putz von der Decke, dafür wurden sie nicht gemacht, denn eigentlich sind die Cubes im Konzept von Raumfeld, bei dem ihr mit gleichbleibender Beschallung aus verschiedenen Boxensets durch die Wohnung geht, die Badezimmerklasse, vielleicht noch Schlafzimmer oder Arbeitsecke. Für diese dann aber mehr als ausreichend, zumal der Abstand hier ja weniger als einen Meter zu jedem Ohr und Box betrug. Was sie als kleine Randnotiz übrigens richtig gut machen, sind Chiptunes. Selten hatte ich Boxen, die sich so sehr über Original-Mega-Drive-, Amiga- und SNES-Musik freuten und diese in aller kaum vorhandenen Feinheit zelebrierten. Da ich den Kram gerne nebenbei zum Arbeiten höre, freute mich das natürlich ausgesprochen.

Da fragt man sich doch natürlich auch gleich, wie sie mit „normalen" Spielesounds und -musik umgehen. Sagen wir es gleich mal so: Wer bei Mad Max' Explosionen in den Sessel gedrückt werden möchte, der braucht ein anderes Set - hüstel, E 450, hüstel - mit deutlich mehr Bass-Wumms. Die Cubes wurden für Musik gemacht, und das merkt man auch gut hier. Wollt ihr dagegen stimmige Atmosphäre, gut ausgesteuert und moderat bis „normal" laut, dann leisten die Cubes tadellose Arbeit. Beyond Earth: Rising Tide stand am Wochenende auf dem Programm, das klang bezaubernd - zumindest von der Qualität des Sounds her -, dann wurde mal GTA 5 angeschaut, und hier endete es damit, dass ich die Effekte etwas runterdrehte, um die Musik noch mehr zu genießen zu können. Also ja, ich bin jemand, der kein 5.1 zum Spielen braucht und nicht den Monitor durch Schalldruck in Schwingungen versetzen möchte. Damit sind die Cubes für mich zum Spielen absolut hochwertig, vor allem weil die Spiele inzwischen zu einem großen Teil auch hochwertige Soundproduktionen bieten. Oder glorreiche Chiptunes feiern.

Ein bisschen zu aufgeräumt, da hinten. Ein Toslink hätte nicht geschadet.

Das Ganze setzt wie es bei HiFi nun mal üblich ist am PC angeschlossen auch eine etwas bessere Ausgangsquelle voraus. Eine ordentliche Soundkarte, bevorzug mit Cinch-Stereo-Out darf es sein. Hier werkelt eine SoundBlaster ZxR (die ja mit 250 Euro zur unteren Spitzenklasse gehört), damit machen Boxen dieser Art dann Sinn. Wer sie per Klinkenkabel an einen einfachen Onboard-Chip anschließt, muss sich halt nicht wundern. Audio-Optionen wie die Aussteuerung werden per App reguliert - was übrigens die am besten versteckte Option in der sonst so übersichtlichen App ist -, da es keine Windows-Software jenseits der Windows-Soundsteuerung selbst von Raumfeld gibt. Das ist zwar nicht so schön, aber angesichts dessen, dass die Nutzung als PC-Boxen ja eher B-Programm bei der Planung war, auch nicht verwunderlich.

Und wer Weiß nicht leiden kann, nimmt halt Schwarz.

Habe ich also meinen Schreibtischtraum gefunden? Ja und ja und ein ganz klein wenig nein. Erst einmal sind die Raumfeld Stereo Cubes in Sachen Dimensionen und Look ideal. Dezent, klein, hochwertig verarbeitet, ein wenig elegant gehen sie fast schon als zierendes Element durch. Sie nehmen den Sound ohne weiteren Aufwand oder Zusatzgeräte von allem an, was ich dahabe. Egal, ob ich Musik vom Handy oder Tablet hören möchte, der Laptop mal schnell ran muss oder die gute Soundkarte ihre Stärke der guten DA-Wandlung über ein Cinch-Kabel an gute Boxen weiterreichen soll, die Cubes sind dafür gerüstet. Dann ist der Klang überzeugend. Sei es, um das Zimmer zu beschallen, notfalls auch bis zu mittlerer Party-Lautstärke oder eben bei einem extrem kurzen Sitzabstand - der analytische Klang feiert vieles von dem, was man ihm anbietet, geradezu und lässt es aufleben. Aber eben nicht alles. Je schwächer die Produktionsqualität einer Aufnahme, desto weniger wissen die Cubes damit anzufangen, und statt mehr aus wenig herauszuholen, leiden sie noch ein wenig extra vor sich hin. Trotzdem, ich möchte die Flexibilität der Soundannahme, angefangen vom analogen Eingang bis hin zum Streaming, nicht mehr missen. Und jede Kritik am Klang ist im Vergleich zu allem, was ich vorher an Schreibtischboxen dieser Größe hatte, Nörgeln auf hohem Niveau. Also ja, ich denke, dass ich das Geld lockermachen werde (nein, Testmuster darf man nicht immer behalten), die Cubes zumindest für eine Weile ihre Heimstatt hier gefunden haben und wir glücklich miteinander sein werden. Vor allem, wenn sie mir Axelay Stage 2 in ungekannter Brillanz vorführen.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Martin Woger

Chefredakteur

Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.
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