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Secret Invasion zieht in Folge 3 endlich den Stock aus dem Hintern

Man ist ja mittlerweile schon froh, wenn sie sich nicht blamieren...

Dieser Artikel enthält natürlich Spoiler zu Folge drei von Secret Invasion.

Die große Liebe wird das nicht mehr, denke ich. Dafür ist Secret Invasion zu behäbig inszeniert und der Plot zu plakativ. Aber ich muss sagen, dass mir Folge drei dennoch recht gut gefallen hat, was in erster Linie an den Darstellern liegt. Mendelsohn und Jackson sind fantastisch zusammen und zeichnen ein plastisches Bild einer 30 Jahre währenden Partnerschaft. Colman zum dritten Mal in Folge als Chefspionin Falsworth zu sehen, war ebenfalls eine freudige Überraschung. Ich hoffe, sie bleibt uns die komplette Serie hindurch erhalten.

Was weiterhin fehlt, ist eine gute Erklärung für Graviks Vorfreude darauf, eine komplette Spezies dem Untergang zu weihen. Das ist längst nicht gut genug herausgearbeitet und wird hoffentlich mindestens in Rückblenden noch geschehen. Schon klar, dass es darauf hinausläuft, dass seine Dienste für Fury in den vergangenen Dekaden ihn zu dem gemacht haben, was er heute ist. Aber das würde ich lieber früher erfahren als später, damit er nicht zum überzeichneten Bond-Bösewicht gerät. Das hätte seine Darbietung nicht verdient.

Ob wir Ross noch einmal wiedersehen? Ich muss sagen, wenn wir nicht wüssten, dass die Skrulls die "Originale" irgendwo aufbewahren, wäre die Serie unheimlicher und auch spannender.

Dass die Autoren es durchaus drauf haben, eher beiläufig eine Charaktergeschichte aufzuarbeiten und anzureichern, zeigte der Dialog zwischen Talos und Fury im Auto auf dem Weg zum kompromittierten Marine-Kommandanten. In kaum einer Minute wird klar, dass Furys Angewohnheit, seinen Gegnern immer einen Schritt voraus zu sein, auch und vor allem einem Netzwerk aus 19 Formwandler-Spionen zu verdanken ist. Das färbt seinen gesamten Werdegang auf eine Art, die erneute Sichtungen der alten Filme interessant machen dürfte. Ich fand das ziemlich gut gemacht. Jetzt bitte noch ein paar Einsichten in die Richtung, inwiefern Furys Rekrutierung Graviks dieses globale Problem erst geschaffen hat, dann bin ich zufrieden.

Gleichzeitig macht diese Folge den Betrug der Skrull an der Menschheit nur noch schlimmer, wenn wir sehen, wie die wirkliche Premierministerin Großbritanniens und der echte Fox-News-Demagoge bewusstlos in einem der Skrull-Pods hängen. Wie gesagt: Die Invasion war längst im Gange, bevor Gravik auf den roten Knopf drücken wollte, und hohe Entscheidungsträger der Skrulls waren federführend verantwortlich. Da fällt es mir schwer, Sympathien für diese Ach-so-verfolgte-Spezies zu entwickeln. Zudem gefallen mir die Implikationen einfach nicht. Aber das spüre ich heutzutage häufiger: In Zeiten, in denen erhebliche Teile der Welt Verschwörungsglauben anhängen und die Realität schräger ist als die Fiktion, begreife ich Geschichten von Geflüchteten, die sich heimlich gegen ihre neue Heimat stellen, nicht mehr als harmlosen Spaß.

Immerhin: Gravik entwickelt sich zu einem formidablen Gegenspieler. Jetzt hätte ich rückblickend gerne noch etwas Charakterentwicklung für ihn.

Davon abgesehen, war das ein solider, wenngleich etwas einfach gestrickter Thriller-Plot, diese Folge, die ein gutes Tempo ging und auch leichte Momente kannte, in denen ich schmunzeln musste. Wenngleich ich nicht verstanden habe, wieso ein Skrull-Spion sich mit einer Drohung gegen den Sohn der Person, die er verkörpert, zur Kooperation bringen ließ (es wird ja nicht “Bob’s” eigener Sohn gewesen sein?). Vielleicht hilft mir ja einer von euch auf die Sprünge. Zum Lachen war auf jeden Fall, dass ein Commodore der britischen Marine als eines der wichtigsten Passwörter den Vornamen seines Sohnes wählt.

Egal, ich mochte auf jeden Fall diverse Kleinigkeiten an dieser Folge, in den Dialogen steckte durchaus einige Spannung, die in den letzten Episoden nicht drin war. Talos’ Konfrontation mit Gravik im Museum war durchaus knisternd (auch wenn wir über die Logistik, das Museums-Café ausschließlich mit Skrulls zu bestücken, noch einmal sprechen müssen). Nick Furys Beziehung zu einer Skrull war ein bisschen schwerer zu schlucken, aber auch im Rahmen dieser Einschränkung gut umgesetzt. Ich hoffe, Secret Invasion nimmt den Schwung mit in den Rest der Staffel. Mittlerweile ist man ja schon froh, wenn sie sich nicht blamieren (Quantumania macht mir immer noch zu schaffen), das scheint immerhin gegeben zu sein.

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