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Shovel Knight Dig ist ein kleines Jump-and-run-Wunder. Schade, dass man dasselbe nicht von mir behaupten kann

Nur die Harten, komm' in Garten. Und dürfen dann da buddeln und buddeln und buddeln!

Oh. Mein. Gott. Ich hasse Shovel Knight Dig. Das Problem ist nur: Irgendwie liebe ich es auch. Ganz egal, wie wenig es mich zurückliebt. Offen gestanden, habe ich in diesem Roguelite-Remix eines der besten Plattformer der letzten zehn Jahre teilweise wie im falschen Film gefühlt, als machte ich irgendetwas falsch. Aber nein. Es ist nur einfach sehr, sehr, sehr, sehr schwierig.

Gleichzeitig ist das natürlich auch insofern praktisch, als dass es restlos mit dem Vorurteil aufräumt, Apple Arcade richte sich nur an Casual-Spieler (Shovel Knight Dig gibt es auch auf gängigen Konsolen und auf PC, kostet da allerdings knapp 25 Euro). Liest man den Satz nach dem Genuss dieses Titels, für den Entwickler Nitrome das volle Vertrauen von Wayforward genoss, will man beinahe lachen, nur dass einem dieser Laut mit einem gehörigen Gluckser im Hals stecken bleibt, so knifflig ist das Ding hier.

Wenn ihr Eier findet - und sie heile zu einem Nest bringt - bekommt hilfreiche Begleitung.

Worum es geht? Nun, Shovel Knight darf endlich mal richtig buddeln. Und zwar bis auf den Grund eines Brunnens, der aus nicht näher geklärten Umständen voller Monster und Upgrades ist. Das Sterben ist freilich Teil des Konzepts, denn ihr sollt mit euren erbeuteten Juwelen an der Oberfläche neue Upgrades freischalten, die unter Tage dann eures Weges kreuzen und den Run erfolgreicher gestalten können. Ist eine Welt samt Boss geschafft, könnt ihr im Lager gegen einen Obolus eine Schnellreise in die nächste antreten – dann wird es aber noch schwieriger, immerhin verzichtet ihr so auf die Upgrades, die ihr in der Welt davor sammeln könntet.

Das Konzept hat Hand und Fuß, und die Idee, sich in die Tiefe zu graben und alle paar Meter einen versteckten Gang aufzutun, der die Chancen erhöht, diesmal ein Stückchen weiterzukommen, ist wahnsinnig befriedigend und motivierend. Bis man dann wieder zum Stehen kommt, als hätte man in vollem Lauf eine Schaufel ins Gesicht bekommen. Manchmal braucht man dann einen Moment, sich zu sammeln, bevor man voller Trotz den nächsten Versuch wagt.

Bis ich zur zweiten Stage von Shovel Knight Dig vorgedrungen war, der geheimen Quelle, hatte es eine ganze Weile gedauert.

Es ist ein hartes Brot, das Shovel Knight Dig darreicht und damit muss man wirklich erst mal klarkommen – Controller am iPad ist hier beinahe Pflicht –, aber es weckt doch immer wieder meinen Ehrgeiz. Zum einen liegt das natürlich unvergleichlichen Stil, den Shovel Knight mit dem Selbstbewusstsein der Frühneunziger-Videospiel-Ikone auf den Screen (und an die Ohren) bringt, die er gar nicht war. Die Macher tun einfach so, als wäre der Schaufelritter ein Gaming-Held vom Kaliber eines Mario und man kann nicht anders, als das einfach so zu glauben. Bis zum kürzesten Jingle runter sitzt der Style dermaßen auf den Punkt … Shovel Knight ist einfach ein Rockstar.

Und dann ist da das Level-Design, das sich jedes Mal so gut aufs Neue remixt, dass ich kaum glauben kann, dass es prozedural generiert ist. Ich finde das extrem stark, und das, obwohl die eigentlichen Abläufe durchaus reduziert wirken. Ihr grabt euch zu den Seiten oder nach unten, grabt ihr schnell genug zur Seite, fresst ihr euch auch durch Erdreich, wenn darunter eigentlich kein fester Boden ist. Alle paar Meter könnt ihr einen unauffälligen Riss in der Seitenwand oder eine kleine Schraube anpieksen, um einen versteckten Ort freizulegen und Extras von der Wurfaxt bis zum Kurzstreckenteleport bringen etwas Abwechslung rein.

Wenn der Bagger von oben kommt, zieht der Schwierigkeitsgrad vorübergehend noch mehr an.

Druck baut Shovel Knight Dig vor allem dadurch auf, dass die meisten Gegner durch Erdreich und Steine einfach hindurchfliegen, während ihr um diese Hindernisse herum planen müsst (oder hindurch). Oder dadurch, dass von oben eine gefräßige Baggerschaufel angesaust kommt. So hat man oft wenig Zeit, sich den Weg so zurechtzulegen, dass man alle Edelsteine oder Extras mitnimmt. Und ganz ohne Taktik und Überlegung geht es eigentlich nicht, denn im Fallen hält der Ritter die Schaufelspitze automatisch nach unten und trägt damit weichere Plattformen unweigerlich bei der Landung ab, um darunter einen Sturz oder eine Stachelfalle freizulegen. Meist schlägt das Spiel so einen schönen Spagat zwischen hartem, punktgenauem Platforming und Renn-um-dein-Leben-Hüpfer, der mich sehr motiviert.

Gleichzeitig muss ich sagen, dass das Spiel nicht ohne Probleme ist. Die übergeordnete Progression fühlt sich nicht immer allzu belohnend an und der Schwierigkeitsgrad einzelner Runs schwankt stark. Hier kann Nitrome dem Spiel gern noch ein wenig Feintunig angedeihen lassen. Bis dahin ertappe ich mich trotzdem immer wieder, wie ich täglich drei oder vier Anläufe probiere, denn dafür ist Shovel Knight Dig einfach bestens geeignet. Es buddelt sehr gezielt mal hier, mal dort einen Spaten Freizeit weg und gefällt mir dabei mit einer Aufmachung, die wie für mich gemacht scheint: Farbenfrohe Pixel-Art, der die Sonne aus dem Allerwertesten scheint – was tief unter der Erde ja durchaus praktisch ist.

Okay, vielleicht liebt Shovel Knight Dig mich ja doch ein bisschen zurück. Es hat nur eine seltsame Art, das zu zeigen.

In diesem artikel

Shovel Knight Dig

iOS, PC, Nintendo Switch

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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