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Metal Gear Solid: Digital Graphic Novel

Kapiert Ihr es endlich?

Manche Spiele bieten eine sehr flache Story. So flach, dass man diese sogar hinter Kate Moss verstecken könnte. Das genaue Gegenteil war immer schon die Metal Gear Solid-Reihe. Da haben sich die Autoren mal so richtig ausgetobt. Ich erinnere nur an das Finale von MGS 2, das uns beinahe die Schuhe auszog. Die ganze Geschichte war so abgefahren, dass ich am Ende irgendwie weniger im Bilde war, als zu Beginn des Spiels. Ob man damit geschickt davon ablenken wollte, dass ich in dem Titel viel zu lange die weißhaarige Schwulette durch die Gegend steuern musste? MGS: Digital Graphic Novel befasst sich trotzdem lieber mit einer Neuaufbereitung des Shadow Moses-Zwischenfalls. Dieser war ja schon Hauptthema des PS1-Erstlings und seinem Gamecube-Remake namens The Twin Snakes. Das geschieht jetzt in der Form eines interaktiven Comics, der vielleicht nicht spielerisch, aber zumindest künstlerisch sehr anspruchsvoll ist. Für die Zeichnungen hat man den gleichen Typen (Ashley Wood) verpflichtet, der auch schon für die echt guten MGS-Comics verantwortlich war.

Bilderrätsel

Der Zeichenstil wechselt. Mal wirkt alles nur angedeutet abstrakt und dann wieder detaillierter und realistisch.

Der Hauptmodus nennt sich VR Simulation Mode. Hier guckt Ihr Euch den teilweise animierten Comic an und könnt jederzeit "herumblättern", um Euch bereits gezeigte Szenen erneut rein zu ziehen. Drückt Ihr die Quadrat-Taste, aktiviert Ihr eine Art Kamera, mit der Ihr die aktuelle Szene nach "Erinnerungssplittern" durchsucht. Das Coole dabei ist, dass selbst Bilder, die zweidimensional erscheinen aus mehreren Schichten bestehen. Daher könnt Ihr mittels Zoomfunktion sogar hinter Objekte oder Charaktere sehen und versteckte Fragmente aufspüren. Findet Ihr so eine Erinnerungshilfe, wird diese durch Drücken der X-Taste eingesammelt. Klingt irgendwie bescheuert, ist aber für einige Zeit ganz spaßig. Hin und wieder war ich fast schon stolz auf mich, weil ich besonders gut versteckte Fragmente aufspürte. Das ist der Beweis dafür, dass Erfolgserlebnisse in meinem Leben viel zu rar gesät sind.

Die totale Erinnerung

Wofür das Einsammeln von Erinnerungen gut sein soll? Hier kommt der so genannte "Memory Building Simulation Mode" ins Spiel. Da werden die vorhandenen Erinnerungsfragmente in einer Art 3D-Gittermodell angezeigt. Das Ganze lässt sich frei drehen und zoomen. Fragmente dürfen miteinander verbunden werden und so komplettiert man Stück für Stück das Story-Puzzle, schaltet neue Flashback-Szenen frei und freut sich des Lebens. Interessant oder? Leider hat das System einige Schwächen. Man kann nämlich auch die falschen Erinnerungen miteinander verbinden, was zu keinem Ergebnis führt. Das wird vom Spiel zum Glück rechtzeitig signalisiert, wodurch man also nicht ganz ohne Plan dasteht. Doch wenn erstmal mehr als ein paar Dutzend Gedankeneinheiten auf dem Schirm herumschweben, wird es richtig unübersichtlich. Ständig dreht und zoomt man die Kamera, um irgendwas auf dem Gittergebilde zu erkennen. Wird nach einiger Zeit echt anstrengend.

Vor und Zurück

Je mehr Erinnerungssplitter Ihr frei schaltet, desto unübersichtlicher wird es.

Dass Ihr durch das Verbinden der Erinnerungen neue Flashbacks aktiviert, hab ich ja schon erwähnt. Darüber hinaus werden aber bereits bekannten Comicszenen neue Erinnerungs-Fragmente beigefügt. Damit will Konami wohl die Langzeitmotivation etwas erhöhen, da man bereits gescannte Bereiche erneut durchsuchen muss. Damit Ihr nicht gezwungen seid, auf gut Glück zu suchen, gibt es unten links eine kleine Grafik, die Aufschluss darüber gibt, ob etwas versteckt ist oder nicht. Gerne würde ich Euch ein wenig zur Story an sich erzählen, aber da die Hintergrundgeschichte in diesem Fall sozusagen den Hauptanreiz darstellt, verkneife ich es mir netterweise. Ehrlich gesagt habe ich sowieso nur die Hälfte kapiert.

Präsentation vom Feinsten

Man kann sicherlich über den spielerischen Gehalt streiten, doch in Sachen Präsentation ist MGS: Digital Graphic Novel sehr gelungen. Toll gezeichnet, mal abstrakt und nur angedeutet, dann wieder eher realistisch angehaucht und immer mit einem atmosphärischen Soundtrack versehen. Mehr kann man zu diesem "Spiel" in objektiver Form eigentlich nicht sagen. Ich könnte jetzt den abgelutschten "Nur-für-eingefleischte-MGS-Fans-Spruch" bringen, aber damit würde man dem Titel eigentlich nicht gerecht. Vielmehr schaut es doch so aus: Wer damit leben kann, 20 Euro für einen toll präsentierten, interaktiven Comic auszugeben, der darf sich MGS: Digital Graphic Novel nicht entgehen lassen. Außerdem: Gute Comics in Papierform sind ja auch nicht viel billiger. Dafür kann man die aber auch mal mit aufs Klo nehmen. Moment, das geht mit der PSP ja auch und man muss nicht mal das Licht anmachen!

Ich liebe die MGS-Reihe, aber ich muss zugeben, dass ich storymäßig nie ganz den Durchblick hatte. Patriots, Big Boss und La-Le-Li-Lo-Lu verursachten bei mir einen Knoten im Gehirn. Dass es verschiedene Snakes geben muss, da der dritte Teil ja in den 60er-Jahren angesiedelt war und deshalb, ähhhh.... Ach, ich gebe es auf. Jedenfalls war jedes der Spiele ein Traum und jetzt hab ich hier dieses Ding vor mir, das ja eigentlich kein echtes Spiel ist. Eher ein interaktiver Comic, der den Shadow Moses-Zwischenfall zum Thema hat und offene Fragen beantworten soll - zumindest wenn man welche hat. Ich hatte keine und wurde dank der wirklich toll inszenierten "Digital Graphic Novel" gut unterhalten. Die gezeichneten Kunstwerke nach Hinweisen zu scannen, ist Detektiv-Arbeit für Kinder und so war ich gezwungen, meinen Yps-Agenten-Ausweis aus dem Keller zu holen. Ich hab Hinweise gescannt, bis mir die Augen aus den Höhlen quollen, diese in der Erinnerungsmatrix miteinander verbunden und dann endlich geschnallt, dass ich immer noch nichts kapiere. Ich kauf es mir trotzdem, weil’s so schön aussieht!

Den Shadow Moses-Zwischenfall dürft Ihr ab 21.9. für schlappe 20 Flocken erneut unter die Lupe nehmen.

7 / 10

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