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The Evil Within: The Assignment - Test

Schalt' einen Gang runter.

Schleichen statt Ballern und Lüftungsschächte statt Sprengung der Vordertür. Eine gelungene Erweiterung ohne die ganz großen Momente.

Es mag für die Herrenwelt ein weniger verständliches Detail sein: Wieso muss eine Frau in einem Horrorspiel, noch dazu einem aufs Schleichen fokussierten, Hackenschuhe tragen?

Taschenlampen kann man abschalten, den Gang in die Entenpose verlagern, aber die Schuhe... ein ewig klackerndes "Hierher!", nur falls die Freaks, die The Evil Within in seine schrägen Gedankenwelten zwängt, nicht ohnehin bereits auf dem Weg sind. Erwähnenswert ist das, da Juli Kidman die Hauptrolle im ersten DLC spielt - The Assignment. War das Hauptspiel noch ein Riesendurcheinander aus einfach allem, was die Horrorschulen in den letzten Jahrzehnten auf dem Lehrplan hatten, unterlegt mit dem satten Sound zur Splatter-Party eingeladener Schusswaffen, unterscheidet sich die Erweiterung insoweit, dass Kidman schleichen muss und keinen zwei Treffern standhält. Nach zweien ist wirklich Schluss.

Wenn man dann nach der Hälfte der Spielzeit - etwa eineinhalb Stunden - eine Pistole findet und das Magazin leeren darf, ja sogar muss, genießt man das nach all den Entbehrungen als den befreienden Moment, der es nun mal ist. Es bleibt bei diesem einen. Ansonsten: Schleichen.

Die Umgebungen sind nichts, was man nicht schon gesehen hat. Aber Bildästhetik und Lichtstimmung sind eine runde Sache.

Gegner lassen sich mit geworfenen Flaschen dorthin locken, wo man sie haben möchte. Sehr nett obendrein: Benutzt ein Telefon zum Klingelnlassen des Handys im Nebenraum und sperrt darin ein, was mit "Drahtgitter-Glasscherben-Zombies" nicht übel beschrieben wäre. Woanders kann man sie linkisch in Stachelfallen tapsen lassen. The Assignment zeigt klasse Ansätze, ohne dass es in den knapp drei Stunden allzu weit aus sich heraus darf. Schade. Als Entwurf für die Funktionalität eines bar schwerer Bewaffnung wandelnden Horrorspiels ist es tauglich.

Später schließt es sich dem alten Spielchen an, euch Seite an Seite mit einem Feind in einen Raum zu sperren, wobei sich langsam die Stromversorgung des rettenden Fahrstuhls auflädt. Beachtlich, wie gut das funktioniert, wenn der Gegner eine bestrapste Menschmaschine ohne Arme, mit gefräßigem Bauch und einem Scheinwerfer statt des Kopfes ist. Sein Staksen um die Generatoren herum, während der "Leslieee" raunt, das sorgt tatsächlich für unbehagliche Momente. Unheimlich ist nicht sein blutbesudelter Körper, sondern die Reste des Menschen, die da noch irgendwo drin stecken. Definitiv mehr Silent Hill als die geerdeten Formen des Grusels und eine nette Erweiterung zum aktuellen Resident Evil: Revelations 2, das auf dem Weg seinen Biss verloren zu haben scheint.

Was Leslie angeht, also den kleinen Jungen aus dem Hauptspiel: Kidman ist aus anderen Gründen hinter ihm her als Sebastian Castellanos und sein Partner Joseph, deren Wege sich immer wieder kreuzen. Das bedeutet kurze Abstecher in die Level aus dem Hauptspiel, unter anderen Voraussetzungen und Tageszeiten immerhin. Beginnt der DLC noch recht bodenständig (zumindest soweit ein Spiel wie The Evil Within das zulässt), durchweicht es später in seiner Set-Piece-Abfolge wie das Hauptspiel. Bis zum Finale geht es durch Forschungseinrichtungen, Leichenhallen und Friedhöfe, also all die Locations, die man nicht gerade mit "Zugaaabe" beklatschen möchte, sucht Codekarten und solche Dinge. Aber okay, im Rahmen der genannten Aktionsmöglichkeiten funktioniert das gar nicht übel.

Diese Biester sind nicht nur ekelig, sondern auch blind. In einer der besten Szenen des DLCs müsst ihr an ihnen vorbeigelangen.

Auch der DLC zeigt, wie unbeständig physische Grenzen sein können, wenn man sich dem Übersinnlichen verschreibt und die Handlung um eine Maschine herum konstruiert, die als Pervertierung des Assassin's-Creed-Animus sicher nicht ganz falsch erfasst ist. Aber nah dran, das alles. Sagen wir so: Raum und Zeit sind relativ, während man sich auf der Suche nach Sicherungen durch Abwässerkanäle schlägt. Wenigstens sind die Hackenschuhe dabei das geringste Problem.

Wenn The Assignment dann von Geistern im System erzählt und hässlichen Auswüchsen der Wissenschaft, sich durch Klischees und einen zu bemühten Bosskampf windet, ist es wieder nicht der alles verändernde Next-Gen-Horror. Vielleicht ist es an der Zeit, verrenkte Babypuppen als Angstmacher zu streichen. Dennoch lauert im Mief angelaufener Wandtapete eine gelungene, atmosphärische Erweiterung. Sie wird euch nicht aus der Bahn werfen, niemanden vor die Überwindung seines Lebens stellen, aber ein paar Mal kräftig durchschütteln und hoffen lassen, dass der zweite DLC seinen Gedanken weiterdenkt. Bis dahin müsst ihr wissen, ob das hier im Zehn-Euro-Preisrahmen nach einer guten Investition klingt.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

The Evil Within

PS4, Xbox One, PS3, Xbox 360, PC

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Sebastian Thor

Freier Redakteur - Eurogamer.de

Steht auf Bier und Bloodsport. Mag weiche Sofas und verliert sich gern in Gedanken an dies und das. Seit 2014 bei Eurogamer dabei, aktuell als freier Redakteur.
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