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Uncharted - The Nathan Drake Collection: Als wäre es erst gestern gewesen

Außerdem: Nolan North über Anfang und Ende der Reihe.

Mit Worten, die man ihm sofort glaubt, begrüßt uns Nolan North auf einem Berliner Event anlässlich der bevorstehenden Veröffentlichung von Uncharted: The Nathan Drake Collection: "Es ist der beste Job, den ich je hatte", beteuert die Stimme von Nathan Drake und der wohl bekannteste Voice-Actor der Branche. Man merkt, es steckt mehr dahinter als nur gute Bezahlung oder eine schöne Referenz im Lebenslauf. Er meint es, wie er es sagt, liebt diese Rolle, diese Figur, die mit Uncharted 4 und dem "letzten Kapitel von Nathan Drakes Geschichte" augenscheinlich ihrem Ende entgegensieht.

Nolan North, die allgegenwärtige Stimme.

Man merkt ihm die Bühnenerfahrung an, seine Wurzeln im Stand-up. North ist ein echter Alleinunterhalter, bewegt sich und redet auch unter den Augen von zwei Dutzend Pressegästen wie eine lebendig gewordene Ein-Mann-Sitcom. Ein gut aufgelegter Kumpeltyp, der Faxen macht, sich sichtlich freut, im Anlauf auf das große Finale die Stadien seiner Paraderolle mit der Nathan Drake Collection noch einmal Revue passieren zu lassen. Sein Auftreten wirkt gespielt, aber an den richtigen Stellen authentisch, nämlich an denen, wo durchblitzt, wie sehr er die Arbeit an der Reihe genossen hat.


Hier geht es zum Uncharted 4: A Thief's End Test


Die Spiele ließen daran sowieso nie einen Zweifel. Damit das auch alle nacherleben können, die die letzte Sony-Generation ausgesetzt haben oder einfach nur zu spät zur Party kamen, steckten Naughty Dog und Remaster-Spezialist Bluepoint Games viel, viel Arbeit in die ursprüngliche Trilogie, um sie am 7. Oktober mit zeitgemäßer Technik auf die PS4 zu bringen. Bedeutet: 1080p und 60 Bilder pro Sekunde, neue SSAO-Effekte für Teil eins, bessere für zwei und drei, schönere Partikel, höhere Sichtweite, feinere Texturen und ausgefeilteres Licht- und Schattenspiel. Dazu wurden alle drei Titel in Sachen Handhabung und vor allem Zielen aneinander angeglichen, damit man in Drake's Fortune zum Beispiel jetzt endlich mal zuverlässig etwas trifft.

Dazu kommen ein Fotomodus, um die schönen Panoramen oder kinoreifen Actionmomente in voller Pracht ablichten zu können, ein neuer, hoher Schwierigkeitsgrad, in dem alle Waffen deutlich tödlicheres Blei spucken, und die Möglichkeit, im Speed-Run-Modus seine Zeiten mit denen seiner Freunde zu vergleichen. Es ist ein Umfang an Verbesserungen, bei dem man gerne verzeiht, dass die Mehrspielermodi des zweiten und dritten Teils in diesem Paket keine Berücksichtigung fanden. Ein kurzes Anspielen aller drei Titel der Collection zeichnete ein deutlich klareres Bild davon, welche visuelle Güte uns Anfang nächsten Monats erwartet, als alles Technikgebrabbel von weiter oben: Tatsächlich wirkte selbst der erste Teil noch fast wie ein modernes Spiel, was wundervollen Lichtstrahlen und einigen sichtbar besser definierten Tapeten zu verdanken ist. Im zweiten Teil gefiel das plastische Mauerwerk auf Anhieb, während Drake's Deception mit stimmungsvoller Schattenarbeit daran erinnert, dass seine Veröffentlichung noch gar nicht so lange her sein kann.

"Mehr noch als das HD-Remaster von The Last of Us scheint sich dieses Trio - zumindest auf den ersten Blick - auf der PS4 zu Hause zu fühlen."

Oh, Chloe… es hat nicht sollen sein.

Allgemein gibt es wenig Grund zur Klage, mehr noch als das HD-Remaster von The Last of Us scheint sich dieses Trio - zumindest auf den ersten Blick - auf der PS4 zu Hause zu fühlen. Lediglich die ihrerzeit so brillanten Gesichtsanimationen und einige Bewegungsabläufe der Gegner, besonders in Reaktion auf Treffer, verraten das hohe Alter von vor allem Drake's Fortune und Among Thieves. Wirklich ausgezeichnete Arbeit. Aber bei einer Reihe, in der bisher nichts halbherzig wirkte, wundert das kaum. Ganz im Gegensatz zu der Tatsache, dass ich nach drei Spielen mit prinzipiell unveränderter Schlagzahl direkt wieder Lust bekam, sie alle am Stück noch einmal zu spielen.

Das liegt sicher nicht allein an der überarbeiteten Technik, sondern wohl vor allem an der Energie, die Leute wie Nolan North, mit dem ich mich im Anschluss an die Anspielsession zum Gespräch treffe, in die zentrale Rolle legt. Die Worte, die diesen Figuren entweichen, sind sehr viel besser geschrieben, als man vermuten würde, wenn man bedenkt, dass der Abschusszähler jedes Uncharted mühelos dreistellige Höhen erreicht. Das Geheimnis seiner Performance? Nun, Nathan Drake ist einfach eine Schatzjägerversion seiner selbst. "Am ersten Tag sagte mir Amy Hennig, die Schöpferin der Reihe: 'Ich will, dass du so viel wie möglich von dir selbst in diesen Charakter steckst.'" Gesagt, getan.

Cover image for YouTube videoUncharted Trilogy: PS4 vs PS3 Graphics Comparison [Work In Progress]

Er erinnert sich an ein frühes Vorsprechen, insbesondere an eine Probeszene, in der er sich in Deckung werfen sollte und die mit den Ausschlag dafür gab, dass er die Rolle bekam. "Ich habe mich verschätzt, rutschte viel zu weit, und das war der Moment, in dem ich ein verärgertes 'crap, crap, crap!' ausstieß. Das war eben nicht geskriptet. Und dann wich ich weiter vom Text ab, sagte Dinge wie, 'OK [erschöpftes Atmen], die werden mich hinter diesem... Stuhl niemals sehen', obwohl es eigentlich ein Felsen sein sollte. Dinge wie diese brachten die Leute zum Lachen. Ich habe die Rolle bekommen, weil ich eben ich war. Ich spielte Nolan North, den Schatzjäger, der jetzt zufällig Nathan Drake heißt, wenn das Sinn ergibt."

Tut es. Und die Arbeit hat sich gelohnt. Ob man nun ein Fan der Reihe ist oder nicht, Nathan Drake ist einfach ein Typ, mit dem man gerne von der Tragfläche eines abstürzenden Flugzeuges baumelt, während an einem Bein ein 150 Kilo schwerer Schläger hängt. Dieser geerdete Halsabschneider verfügt einfach über eine Anziehungskraft, die seitenlange Forendiskussionen über ludo-narrative Dissonanz oder ungenaue Headshot-Trefferzonen spielend übersteigt.

Einladend. Mehr noch als damals.

Trotzdem: Wenn es mit Teil 4 nun endgültig zu Ende ginge mit Nathan Drake - immerhin ist es laut Chefentwickler Neil Druckmann sein "letztes Kapitel", Nolan North könne bei aller Liebe zur Figur damit leben. "Ich erinnere mich an ein paar Gespräche im Vorfeld des dritten Teils, in denen es darum ging, dass das hier irgendwann mal zu Ende gehen würde. Uncharted war nicht als Trilogie geplant, wie man mir sagte, ein vierter Teil war also nicht unwahrscheinlich, wenn der dritte gut laufen würde und wir eine gute Idee dafür hätten", so North. "Aber man hat das schon im Hinterkopf: 'Oh Mann, ich will das nicht verlieren'."

Er fährt fort, man muss ihn nicht mal anstupsen: "Ich meine, finanziell war es für mich super, künstlerisch, kreativ gesehen brillant. Und die Leute, mit denen ich arbeite, sind einfach fantastisch. Aber ich kann tatsächlich gut damit umgehen, wenn es zu Ende geht. Viele Leute hacken immer wieder auf 'Königreich des Kristallschädels' herum, das eine Indiana-Jones-Abenteuer zu viel. Und ich würde es hassen, dieses Vermächtnis zu beschmutzen". Wieder so eine Aussage, die man ihm sofort glaubt. "Es steckt viel Schönheit darin, sich auf dem Höhepunkt seines Schaffens zu verabschieden. Meine Laufbahn begann in der Stand-up-Comedy und es gibt dieses Sprichwort, dass man die Leute mit einem kräftigen Lachen zurücklässt. Aber wenn du einen Witz zu viel machst, bekommst du niemals das Zugabe-Klatschen."

"Also hypothetisch gesprochen, wenn dies tatsächlich das letzte Uncharted wäre, dann wäre das für mich OK. Mein Ziel im Moment ist es nur, so gut und so stark wie möglich weiterzumachen", erzählt er. "Es war großartig, aber meine Einstellung ist jetzt, was ist das nächste Abenteuer, was gibt es sonst noch da draußen?"

Ein Satz, der auch von Nathan Drake hätte kommen können.

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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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