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Activision-Chef Bobby Kotick unter Feuer - Neue, schwere Vorwürfe gegen den CEO

Wie viel wusste Activision-Chef Bobby Kotick über Fehlverhalten im Unternehmen? Einem Bericht zufolge eine Menge.

Update vom 19. November 2021: Auch Xbox-Chef Phil Spencer hat sich nun dahingehend zu Wort gemeldet und gibt an, dass man "alle Aspekte unserer Beziehung zu Activision Blizzard abwäge" und "laufend proaktive Anpassungen vornehme".

In einer E-Mail an die Beschäftigten zeigen sich Spencer und die Führungskräfte der Gaming-Sparte "verstört und zutiefst beunruhigt über die schrecklichen Ereignisse und Taten" bei Activision Blizzard (via Bloomberg.

"Diese Art von Verhalten hat in unserer Branche keinen Platz", schreibt Spencer.

Darüber hinaus haben mindestens 500 Beschäftigte von Activision eine Petition unterzeichnet, mit der sie den Rücktritt von Kotick als Activision-CEO fordern.


Update vom 18. November 2021: Activision Blizzards ist weiter in der Defensive und scheint derzeit nicht die Absicht zu haben, an der Führung des Unternehmens etwas zu ändern.

Wie Game Developer berichtet, gab es noch am Mittwoch für alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einen Livestream mit der Führungsetage von Activision Blizzard, in der auch vorab von Beschäftigten eingereichte Fragen beantwortet wurden.

Eine dieser Fragen lautete, ob Activision Blizzards jüngst eingeführte Null-Toleranz-Politik nach dem WSJ-Bericht auch für Bobby Kotick gelte. Die Antwort darauf lautete, dass es "keine Beweise" für die Vorwürfe gegen Kotick gebe, da dies mehr als zehn Jahre zurück liege.

Indes hat sich auch PlayStation in die Angelegenheit eingeschaltet. Wie Bloombergs Jason Schreier angibt, wandte sich PlayStation-Chef Jim Ryan in einer E-Mail an alle Beschäftigten des Unternehmens und habe seine "tiefe Besorgnis" angesichts der jüngsten Berichte zum Ausdruck gebracht.

In der E-Mail, die Bloomberg vorliegt, heißt es, dass Ryan und die anderen Führungskräfte "enttäuscht und offen gesagt fassungslos" seien, dass Activision "nicht genug getan hat, um eine tiefsitzende Kultur der Diskriminierung und Belästigung anzugehen".

"Unmittelbar nach Veröffentlichung des Artikels" habe man sich mit Activision in Verbindung gesetzt, um "unsere tiefe Besorgnis auszudrücken und zu fragen, wie sie auf die Behauptungen in dem Artikel reagieren wollen... Wir glauben nicht, dass ihre Erklärungen der Situation angemessen Rechnung tragen."


Update vom 17. November 2021: Wie die Washington Post berichtet, verlangt eine Gruppe von Aktionären den Rücktritt von Bobby Kotick.

Seit Bekanntwerden der neuesten Anschuldigungen ist dies nicht die erste Rücktrittsforderung, der sich diese Gruppe, die insgesamt 4,8 Millionen Aktienanteile hält, nun angeschlossen hat.

Neben Bobby Kotick werden auch Brian Kelly und Robert Morgado - die beiden Vorstandsmitglieder, die die längste Zeit im Vorstand sitzen - zum Rücktritt bis zum 31. Dezember 2021 aufgefordert.

Sollten sie nicht zurücktreten, drohen die Aktionäre damit, bei der nächsten Aktionärsversammlung im Juni 2022 nicht für die Wiederwahl des aktuellen Vorstandes zu stimmen und andere Aktionäre dazu zu ermutigen, ihrem Beispiel zu folgen.


Originalmeldung vom 17. November 2021: Salopp gesagt: Bei Activision Blizzard ist die Kacke wieder am Dampfen. Oder eher immer noch. Ein neuer Bericht des Wall Street Journal (Paywall, via Eurogamer.net) gießt neues Öl ins Feuer und beschäftigt sich vor allem auch mit der Frage, was Activision-Chef Bobby Kotick über die Vorwürfe zu sexuellem Fehlverhalten und Misshandlung von weiblichen Angestellten in verschiedenen Teilen des Unternehmens wusste.

Und dieser Bericht zeichnet kein gutes Bild, denn Kotick soll "seit Jahren" davon gewusst und zum Teil auch eingegriffen haben.

Es heißt, Kotick wurde direkt über Vorwürfe einer ehemaligen Angestellten von Sledgehammer Games informiert, die angab, ein männlicher Vorgesetzter habe sie in den Jahren 2016 und 2017 zweimal vergewaltigt. Ebenso sei sie dazu gezwungen worden, im Büro und auf Veranstaltungen zu viel Alkohol zu trinken.

Androhung einer Klage

Ihr Anwalt habe Kotick geschrieben und mit rechtlichen Schritten gedroht. Die Betroffene habe sich mit der Personalabteilung und anderen Vorgesetzten darüber ausgetauscht, aber es sei "nichts passiert". Am Ende sei innerhalb von Monaten eine außergerichtliche Einigung erzielt worden, allerdings habe Kotick den Vorstand des Unternehmens weder über die Vorwürfe noch über die Einigung in Kenntnis gesetzt.

In der gleichen E-Mail ging es um einen anderen Vorfall mit einem weiteren Sledgehammer-Angestellten namens Eduard Roehrich. Dem wurde sexuelle Belästigung im Jahr 2017 vorgeworfen. Gegenüber dem WSJ gab Roehrich an, dass es dazu eine interne Untersuchung gab. Die Folge für ihn waren zwei Wochen bezahlter Urlaub und die Möglichkeit, in einer anderen Position im Unternehmen zu bleiben. Die Personalabteilung habe ihn darum gebeten, die Angelegenheit zu dem Zeitpunkt vertraulich zu behandeln.

In einem anderen Fall geht es um Dan Bunting, Co-Leiter des Studios Treyarch. Eine Angestellte warf ihm vor, sie 2017 sexuell belästigt zu haben. Nach einer internen Untersuchung im Jahr 2019 sei empfohlen worden, Bunting zu feuern, allerdings sei Kotick eingeschritten, um das zu verhindern. Wie das WSJ berichtet, hat Bunting Activision verlassen, nachdem man ihn bezüglich eines Kommentars zu diesem Artikel angesprochen habe.

2018 stimmte Kotick der Entlassung von Blizzards früherem Technology Chief Ben Kilgore zu, geben den es mehrere Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gab. Damals schrieb der ehemalige Blizzard-Chef Michael Morhaime dem Bericht zufolge eine E-Mail an die Beschäftigten, in der er Kilgore für seine Leistungen in den letzten viereinhalb Jahren dankte.

Was bei den betroffenen Personen - es gab Beschwerden von 30 Mitarbeiterinnen aus der E-Sport-Abteilung des Unternehmens - natürlich nicht gut ankam. Die Rede ist von "einem Gefühl der Niederlage, wenn ein Täter das Unternehmen mit positiven, öffentlichen Abschiedsgrüßen verlässt".

Eine E-Mail von Kotick über Umwege

Weiterhin geht es, nachdem die Vorwürfe gegen Activision Blizzard ans Licht kamen und der Staat Kalifornien eine Klage eingereicht hatte, um eine E-Mail von Fran Townsend an die Beschäftigten. Darin hieß es, die Klage sei "wahrlich unbegründet und unverantwortlich" und zeige ein "verzerrtes und unwahres Bild unseres Unternehmens, einschließlich sachlich falscher, alter und aus dem Zusammenhang gerissener Geschichten - einige davon von vor mehr als einem Jahrzehnt".

Diese E-Mail sorgte für viel Kritik, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Unternehmens, Kotick bezeichnete sie später als "ungehörig". Wie das WSJ nun aber berichtet, habe Kotick selbst diese E-Mail geschrieben und dann Townsend, eine der wenigen Frauen im Vorstand, angewiesen, sie zu verschicken.

Wie Activision reagiert

Activision Blizzard wirft dem Wall Street Journal als Reaktion darauf vor, in dem Artikel "eine irreführende Sicht auf Activision Blizzard und seinen CEO" darzustellen.

"Auf Fälle von sexuellem Fehlverhalten, die [Bobby Kotick] zur Kenntnis gebracht wurden, wurde reagiert", heißt es in einem Statement des Unternehmens. "Das WSJ ignoriert wichtige Änderungen, die im Gange sind, um dieses Unternehmen zum einladendsten und integrativsten Arbeitsplatz der Branche zu machen, und es berücksichtigt nicht die Bemühungen der Tausenden von Mitarbeitern, die jeden Tag hart daran arbeiten, ihren - und unseren - Werten gerecht zu werden. Der ständige Wunsch, besser zu werden, hat dieses Unternehmen immer ausgezeichnet. Aus diesem Grund haben wir unter der Leitung von Herrn Kotick erhebliche Verbesserungen vorgenommen, einschließlich einer Null-Toleranz-Politik für unangemessenes Verhalten."

"Und es ist der Grund, warum wir mit unermüdlichem Fokus, Tempo und Ressourcen nach vorne gehen, um die Vielfalt in unserem Unternehmen und in der Branche weiter zu verbessern und sicherzustellen, dass jeder Mitarbeiter mit dem Gefühl zur Arbeit kommt, geschätzt, sicher, respektiert und inspiriert zu sein. Wir werden nicht aufhören, bis wir den besten Arbeitsplatz für unser Team geschaffen haben".

In dem WSJ-Bericht ist außerdem die Rede davon, dass Jennifer Oneal, die jüngst die Co-Leitung von Blizzard nach drei Monaten aufgab, aus guten Gründen so handelte. Bereits nach einem Monat in ihrer neuen Position habe sie mit der Rechtsabteilung über ihren Rücktritt gesprochen.

"Ich wurde an den Rand gedrängt, ausgegrenzt und diskriminiert", wird sie zitiert. In einer E-Mail habe sie über eigene Erfahrungen mit sexueller Belästigung im Unternehmen gesprochen, ebenso sei sie schlechter bezahlt worden als Mike Ybarra, mit dem sie zusammen die Leitung über Blizzard übernahm. Sie sei nicht überzeugt, dass die Führung von Activision in der Lage sei, die Unternehmenskultur zu verbessern: "Es war klar, dass das Unternehmen unseren Mitarbeitern niemals die richtige Priorität einräumen würde".

Nach Veröffentlichung des Berichts haben Beschäftigte des Unternehmens das Verhalten von Kotick kritisiert. Die ABK Workers Alliance, die für fairere Arbeitsbedingungen im Unternehmen kämpft, schreibt dazu: "Wir haben unsere eigene Null-Toleranz-Politik eingeführt. Wir werden nicht schweigen, bis Bobby Kotick als CEO abgelöst wurde und halten an unserer ursprünglichen Forderung nach einer Überprüfung durch eine von den Mitarbeitern gewählte, dritte Partei fest. Wir legen heute die Arbeit nieder und laden euch dazu ein, euch uns anzuschließen."

Indes hält der Vorstand des Unternehmens weiter zu Kotick, wie es in einem veröffentlichten Statement heißt.

"Der Vorstand von Activision Blizzard bleibt dem Ziel verpflichtet, Activision Blizzard zum einladendsten und integrativsten Unternehmen der Branche zu machen. Unter der Führung von Bobby Kotick hat das Unternehmen bereits branchenweit führende Veränderungen umgesetzt, darunter eine Null-Toleranz-Politik bei Belästigung, ein Engagement für eine signifikante Erhöhung des Anteils von Frauen und nicht-binären Menschen in unserer Belegschaft sowie erhebliche interne und externe Investitionen, um die Chancen für verschiedene Talente zu erhöhen. Der Vorstand ist weiterhin zuversichtlich, dass Bobby Kotick die ihm zur Kenntnis gebrachten Probleme am Arbeitsplatz angemessen angegangen ist."

"Die Ziele, die wir uns gesetzt haben, sind sowohl wichtig als auch ehrgeizig. Der Vorstand vertraut weiterhin auf Bobby Koticks Führung, sein Engagement und seine Fähigkeit, diese Ziele zu erreichen."

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Benjamin Jakobs

Leitender Redakteur News

Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.
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