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Alt+F40: Alone in the Dark hat die besten Türen im Horror-Business – und schlimmer als Quantumania wird's fürs MCU nicht mehr

Folge 60: Ach, das gibt’s noch?!

Scheuchen wir den Elefanten, über den niemand reden möchte, doch gleich zu Beginn aus dem Raum. Hoffen wir, die Tür ist groß genug, dass sein Hintern nicht den kompletten Laden einreißt: Wir hatten jetzt schon zwei, drei… Ewigkeiten kein Alt+F40 mehr und ich muss sagen, die Pause hat gutgetan. Aber je länger sie wurde, desto schwieriger wurde es, wieder einen Rhythmus hinzulegen, der mir oder euch etwas bringt. Ich bin nicht sicher, in welchem Takt ich das künftig hinbekomme, will aber in jedem Fall weitermachen.

Der unklare Beat dieses Gamer-Daddy-Palavers bedeutet aber auch, dass sich das Format eines verkappten Wochenrückblicks etwas ändern muss. Tatsächlich war es vor allem das, was mich schon ein paar Mal seit der letzten Folge abgeschreckt hat. "Höhepunkte der Woche" kommen nur alle drei, vier Wochen ein bisschen sinnfrei. Die vorläufige, vielleicht aber auch endgültige Lösung seht ihr unten. Das war erschreckend easy, nachdem ich mir sehr lange den Kopf darüber zerbrochen hatte. Ich werde keinen Preis dafür gewinnen, aber mein Hirn kommt besser damit klar, wenn ich mich an dieser Stelle vom Zeitlichen löse. Und um dieses Hirn – und das, was es um- und durchschwirrt – geht es hier nun mal.

Also. "Willkommen zurück!" an euch und mich selbst. Danke für eure Geduld, solltet ihr sie gehabt haben, und "sorry" falls nicht. Wenn ich euch das nächste Mal treffe, gebe ich euch eine Kugel Softeis aus.

Inhalt

Türen – und wie Alone in the Dark das Beste aus ihnen macht

Der Prolog von Alone in the Dark ist da. Als jemand, dem das Original damals imponierte, der im mäßigen New Nightmare auf dem Dreamcast über Taschenlampeneffekte staunte und der für das erzkaputte 2008er Reboot eine gigantische Schwäche hat, musste ich auch diesen Anlauf schleunigst ausprobieren.

Atmosphärisch macht der kurze Prolog einige interessante Dinge. Ob das Monsterdesign da mitzieht, sehen wir dann.

Nach dem kurzen Einblick – nach gefühlten zehn Netto-Minuten war’s auch schon wieder vorbei – habe ich noch nicht mal ein Gefühl, ob das Spiel wirklich gut wird. Vor allem die Kampfszenen und die Monster-Designs aus dem langen Gameplay-Trailer, der dieser Tage veröffentlicht wurde, überzeugen mich noch nicht ganz. Aber der spielbare Prolog hat auf seinen wenigen Metern auch eine ganze Menge richtig gemacht, und darüber möchte ich kurz ein paar Worte verlieren.

Denn meine Güte, wie cool sind bitte die Türen dieses Spiels umgesetzt? Wie in so vielen guten Gruslern passiert das meiste natürlich über die Klangkulisse und da ist das neue Alone in the Dark offenbar fabelhaft aufgestellt. Entwickler Pieces scheint um die „Stimme“ alter Häuser bestens Bescheid zu wissen. Wie alte Feuchträume oft hallen, ihre vollen Wasserleitungen gluckern und man stets irgendwo etwas zu tropfen hören meint. Wie es klingen muss, wenn man durch die Tür hört, wie jemand panisch in den Flur nebenan gestürzt kommt, in den Nachbarraum bricht und dort wild in Vitrinen, Schreibtischen und Truhen wühlt. Und dann sind da eben die Türen selbst.

Eine Tür ist immer ein Versprechen. Und nicht immer ein Gutes.

Gähnende, stöhnende Charaktere für sich, die Grusel und Hoffnung zugleich symbolisieren. Gute Horrorspiele begreifen diese Symbolik und Alone in the Dark scheint hier ein Ausrufezeichen setzen zu wollen. Jede sich hinter euch wie von Geisterhand schließende Tür in Alone in the Dark ist zu gleichen Teilen das Versprechen eines Ausgangs, eine drohende Sackgasse und die Befürchtung eines möglichen Verfolgers. Weil ihr sie klanglich bestens orten könnt und auch ungesehen immer wisst, wo sie ist. Weil sie mit einem so festen Knall ins Schloss fallen. Denn wo ihr reinkommt, kann auch alles andere nachfolgen. Das in seiner Zage knarzende, schwer in seinen Scharnieren hängende und sich aus eigenem Willen zu schließen scheinende Holz haucht uns aus zwei Mündern gleichzeitig nach: „Keine Sorge, ich bin da, hier geht’s raus, wenn du musst!“ und „Vorsicht, von hier droht Gefahr.“

Alone in the Dark stützt diese Versprechen, indem es uns mit surrealen Szenenwechseln wiederholt zeigt, dass wir uns weder auf die Wahrnehmung seiner Charaktere verlassen können, noch auf das, was hinter einer Tür liegt. Egal, wie sehr sie uns auch Zuflucht suggerieren mag. Ich fand den kurzen Ausflug in dieses alte Herrenhaus vielleicht nicht lähmend gruselig, aber die Entwickler beweisen ein feines Händchen dabei, böse Vorahnung und Sehnen nach Sicherheit in 0,9 mal 2,2 Metern virtuelles Holz zu zimmern. Das könnte etwas werden.

Simpel gestrickt, mit seinem betont unbeeindruckten Mädchen in der Hauptrolle aber stets beunruhigend, der Prolog zum neuen Alone in the Dark.

Das Wichtigste, Folge 60

In der Rotation: Ich habe Better Call Saul immer noch nicht abgeschlossen. In meiner Netflix-Playlist trennt eine Schwarz-Weiße Linie die gesehenen von den ungesehenen Folgen der letzten Staffeln und ich frage mich, wann ich über diesen Buckel komme. Was ich aber durch habe, ist HBOs Barry und ich bin mir nicht sicher, was ich von dem Ende halten soll. Ein paar von den Unmenschen, die die Serie in den Mittelpunkt stellt, sind eine Idee zu gut weggekommen. Dennoch eine tolle Serie und morgen schauen meine Frau und ich das Ted-Lasso-Finale. Taschentücher stehen bereit.

Musiktipp: boygenius – True Blue: Ich verstehe, wenn einen der Hype um diese “Indie-Supergroup” aus Phoebe Bridgers, Lucy Dacus und Julien Baker nervt. Ich bin selbst nicht sicher, ob ich die Verwegenheit, mit der man sich für den Rolling Stone in Nirvana-Gedenkpose ablichten ließ, cool oder ätzend finden soll. Aber das Album ist ein emotionaler, von großen und kleinen Gesten sowie intim-persönlicher Lyrik getragener Indie-Traum. True Blue ist – je nachdem, wie man es hören will – ein Liebeslied an Freunde im Allgemeinen oder ein schwer privates “in guten, wie in schlechten Zeiten” einer in enger Vertrautheit gewachsenen, lesbischen Liebesbeziehung. Für mich der beste Song des Albums und auch der, der mein Gefühlskorsett am stärksten ins Wanken bringt – obwohl es eigentlich ein positiver Song ist. Tolle Gesangsharmonien von vorn bis hinten.

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Hit: Sohnemanns erste Bestenliste – Mein erster Sohn, gerade sechs Jahre alt, beginnt, seine ersten Ranglisten zu erstellen. Ganz von selbst. Warum das für mich ein Herz-schmelzender Moment war? Weil meine Leidenschaft für Kritik und Schreiben ganz viel mit Listen und der Einordnung meiner Lieblingsmedien zu tun hatte. Das kann er eigentlich nicht wissen, weil “Arbeit” für ihn noch ein seltsam diffuser Begriff ist und ich – als Person – vor seiner Geburt nicht existiert habe. Trotzdem macht er sich Gedanken: Welches seiner fünf Teams an Hörspieldetektiven ermittelt am besten? Hier also seine Reihenfolge nach Dutzenden Stunden Tigerbox-Streaming, macht damit, was ihr wollt: Der letzte Platz, geht an die Fuchsbande. “Die sagen immer nur ‘Du warst es!’”, krittelt er und hat recht. Ohne Beweise klagen Niklas, Nele und Till reihenweise Leute an, bis einer es zugibt. Miese Typen, dieses Trio.

Loohooser!

Der Rest der Urteile fällt ungleich milder aus. Platz 4 bis 1 sind eine Abstufung von “können ein bisschen ermitteln” bis “das sind die Besten!”. Schön, dass er mittlerweile erkennt, dass es Abstufungen von “brauchbar” gibt, die kannte er bis vor Kurzem noch nicht. Und zu sehen, dass es stimmt und der Apfel tatsächlich nicht weit vom Stamm fällt.

Ansonsten bin ich von der Dragon’s Dogma 2-Enthüllung immer noch ein bisschen von Vorfreude beschwipst, aber das wisst ihr sicher schon.

Kann nicht früh genug kommen. Aus Verzweiflung habe ich gerade den ersten wieder angefangen...

Mid: Brauche ich eine Zelda-Pause? – Ich liebe ja Zeldas neuen Ansatz, dem Spieler auch mal in den Hintern zu treten. Aber ich muss zugeben, nach etlichen Stunden etwas ziellosen Herumwuselns in Hyrule und seiner Himmelsinseln, dem Erhellen eines weiten Teils der Unterwelt und einem lange aufgeschobenen ersten Dungeon bekomme ich gerade zu viel und zu heftig auf die Zipfelmütze. Ich glaube, ich habe das eigentliche Abenteuer ein bisschen aus dem Blick verloren, zu schnell zu viel von der Karte aufgedeckt und Herzen- und Ausdauer-Upgrades zu lange missachtet. Vorgestern Abend bin ich irgendwo im Nordosten dermaßen vermöbelt worden, dass ich das Gefühl habe, erst mal eine Pause von diesem Spiel zu brauchen, in dessen Freiheit ich mich wohl verrannt habe.

Jetzt ist die Frage: durchpowern und mithilfe von ein paar Quests wieder in die Spur finden, oder eine Pause machen? Die anderen Spiele, die mich gerade locken, sind ebenfalls nicht einfach, sowohl Dragon’s Dogma als auch System Shock schenken einen Cocktail aus Härte und Freiheit aus, der mir gerade vielleicht nicht leicht genug den Hals runtergeht. Wir werden sehen…

Das ist dieses angeblich so unsäglich hässliche Spiel, von dem alle reden, oder?

Shit: Ant-Man and the Wasp: Quantumania Meine Fresse ist Ant-Man Quantumania ein freudloser, bemühter, stinklangweiliger Schundfilm. Und mir geht’s nicht einmal um die Effekte. Bis Endgame habe ich dieses Filmuniversum geliebt, ich konnte sogar einigen der Serien etwas abgewinnen, obwohl die allesamt trotz guter Ansätze nicht richtig zu Ende gedacht waren. Aber Quantumania macht einmal mehr klar, was für ein Fehler es war, den “Civil War” Comic-Run in einem einzigen Streifen zu verwursten, anstatt ihn als Gegenmittel zur Weltrettungsmüdigkeit auf mehrere MCU-Phasen auszubreiten.

Stattdessen hat dank endloser Universen gefühlt nichts mehr eine Bedeutung, keine Figur schultert so richtig Caps oder Iron-Mans Rolle und die große neue Bedrohung, Kang, haben wir bereits zwei Mal abnippeln sehen. Und dann ist der Film für sich genommen auch noch lahm. Von der Prämisse, dass Janet van Dyne Kang einfach verschwieg, über Cassies plötzliches Physik-Wunderkind-Dasein bis hin zur trübsinnigen, unglaubwürdigen, fantasielosen Umsetzung der Quantenwelt, war das einfach riesiger BS. Nicht mal Paul Rudds sonst so treffsicheres komödiantisches Timing konnte diesen Unfall retten.

Will ich nie wieder sehen: Quantumania.

Und ich weiß, es ist “nur ein Film”, aber es gab eine Zeit, in der habe ich mich richtig auf neues Marvel-Zeug gefreut. Jetzt mache ich mir nur noch Sorgen. Wobei, Secret Invasion in den Trailern schon ziemlich cool aussieht, wie könnte es auch anders, wenn Olivia Colman mitmacht. Und wenn das doof ist, erwartet mich ja immer noch Across the Spider-Verse als Rettung. Das MCU? Kann meinetwegen direkt zu Phase sechs übergehen und dabei die Multiversumsgeschichte ungeschehen machen. Genügend Hebel dazu gäbe es.

Mutter und Tochter. Beide nicht hübsch. Aber grün.

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