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Resident Evil 7 (PC) - Test

Schön schrecklich. Schrecklich schön.

Eurogamer.de - Empfehlenswert Badge
Tadelloser Port des stilsicheren Schockers, dem die Wiederbelebung der Reihe trotz neuer Perspektive und ungewohntem Ton bestens gelingt.

Letztens ging in meinen Facebook-Kreisen einer dieser Nostalgie-Posts der Marke "Erinnert ihr euch noch an..." rum, die mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Dinge zurückblickt, die sich in den Jahren, seit man erwachsen wurde, drastisch geändert haben. Für heute Anfang- bis Mittzwanziger ist das vielleicht nicht so viel. Wir in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern Geborenen erinnern uns dagegen noch an Zeiten, in denen man telefonisch nur zu Hause erreichbar war, in denen man Filme auf Videokassetten aufzeichnete und in denen man Monkey Island von 12 fleißig jonglierten Disketten (schlagt nach!) spielte - und das trotzdem ganz großartig fand.

Ein schrecklich schönes Spiel. Vorne auf der linken Ecke der Spüle kann man übrigens das unnatürliche Schimmern erahnen, für das die 'Reflexionen'-Einstellung verantwortlich ist.

In diese Klasse längst überlebter Lebenswahrheiten reiht sich nun der miese PC-Port beliebter Konsolenspiele ein. Gerade PlayStation-Titel japanischer Traditionshäuser gaben auf Windows regelmäßig ein zum Heulen trauriges Bild ab und trugen möglicherweise schon damals dazu bei, dass sich die (zugegebenermaßen ziemlich einseitige) Animosität zwischen PC und Konsole immer weiter verfestigten sollte. Wie dem auch sei: Resident Evil 7 ist da und das kennzeichnet nicht nur eine wahnsinnig gelungene und überraschend selbstsichere Rückkehr zur großen Horrorklasse der Reihe, sondern bestätigt ein weiteres Mal den Trend, dass Firmen wie Capcom den PC längst nicht mehr als das schwierige Stiefkind sehen, das er mal für sie war.

Hier soll es in erster Linie um die Qualität des Ports gehen. Wer eingehendere Informationen zu Story und grundlegendem Spielablauf sucht, der wendet sich vertrauensvoll an Sebastians Resident-Evil-7-Test. Spoiler: Er findet's richtig gut, abgesehen von der Tatsache unter anderem, dass dem Spiel nach hinten heraus etwas seines Schwungs abhanden kommt. Mir bleibt nur zu sagen: Nachdem ich die ersten Teaser noch als zu nah an Kojimas P.T. empfand, muss ich mittlerweile gestehen, dass das Spiel durchaus ziemlich zügig auf seine eigenen Füße findet und auf Pfaden wandelt, die zur Reihe durchaus passen. Die Reminiszenzen an die eigene Historie sind pointiert gesetzt und trotz des neuen Blickwinkels und der Leihgaben vom Hillbilly-Horror der frühen Achtziger trieft "Resi" hier aus jeder Pore, was vor allem auch am bis in die garstigen Details durchgestalteten Haus der Bakers liegt. Es ist der erste Teil seit dem vierten, bei dem ich wieder echte und ehrliche Panik und "Nein, da geh ich nicht rein"-Momente durchlebte.

Die Einstellungen lassen so gut wie keine Wünsche offen.

So, und nun zur Technik. Klappt man die Optionen auf, freut man sich direkt nicht nur darüber, dass man die Sprache der Bildschirmtexte und der Sprachausgabe getrennt voneinander justieren darf, sondern auch darüber, dass man das Kameraschwanken, das die Kopfbewegungen der Figur filmisch einfangen soll, abstellen kann. Zahlreiche Optionen ermöglichen es, das HUD komplett euren Immersionsvorstellungen anzupassen. Fadenkreuz an, aus oder nur beim Zielen? Kein Problem. Tutorial-Nachrichten lassen sich ebenso ausblenden wie das Telefonsymbol, wenn ihr angefunkt werdet. Und wen das Blut auf der Linse stört, wenn man angegriffen wird, der darf sogar das runterregeln.

Aufseiten der Grafikeinstellungen gibt sich das Spiel ebenfalls erfreulich flexibel. Unterstützt werden Auflösungen bis 4K, die Bildwiederholfrequenz lässt sich von 59,95Hz bis hinauf zu 144Hz arretieren. Ein randloser Fenstermodus und Field-of-View-Einstellungen bis 90 Grad helfen, etwaige Motion-Sickness zu bekämpfen. Einen Bildratenbegrenzer findet man hier ebenso wie die Möglichkeit, das Spiel im Interlaced-Modus laufen zu lassen. Zudem hat Capcom den Trend erkannt, dass viele Spieler heute überschüssige Rechenleistung darin investieren, Spiele intern in einer höheren Auflösung zu berechnen. Ergo gibt es auch in Resi 7 die Möglichkeit, die Auflösung zu skalieren und so etwas glattere Kanten zu produzieren, was angesichts der starken Hell-Dunkel-Kontraste, die schon mal ein paar Aliasing-Sägezähne produzieren, sehr begrüßenswert ist.

Okay, über die Hintergrundvegetation hüllen wir mal den Mantel des Schweigens. Dafür ist die Engine wohl einfach nicht gemacht.

In Sachen Anti-Aliasing werden FXAA, TAA, eine Kombination aus beidem und SMAA geboten, allerdings keine Möglichkeit, komplett auf Kantenglättung zu verzichten. Bis auf SMAA wirken alle Lösungen etwas weichgezeichnet, was mir in diesem Szenario durchaus gefällt. Dazu kommen mit diversen Schattenqualitätseinstellungen, Umgebungsverdeckung bis hin zu HBAO+ und volumetrischem Licht Optionen, die auf schwächeren Systemen einiges an Performance einsparen, wenn man sie herunterregelt. Bei Reflektionen haben wir uns freiwillig für "Variabel" entschieden, denn sie erzeugten ein leichtes Flackern auf manchen Oberflächen. Auch der Farbraum lässt sich einstellen - zwischen SRGB und BT.709, während über Dinge wie Bloom, Lens-Flares und chromatische Abberation eher ästhetische Ansprüche entscheiden. Resident Evil 7 legt PC-Enthusiasten so gut wie alle Werkzeuge hin, das Spiel ihrem Rechner und ihrem Geschmack anzupassen.

Mit einer Geforce GTX 1080 spielte ich den Titel in 1440p konstant jenseits von 100 Bildern pro Sekunde. Selbst in 4K, auf einem Asus MG24UQ, waren auf annähernden Maximaleinstellungen stabile 30 oder mit einigen Abstrichen bei Licht, Schatten und Effekten durchaus glatte 60 Bilder pro Sekunde drin. Schwächere Karten sollten angesichts der zur Schau getragenen Skalierbarkeit keine Probleme haben, von offizieller Seite aus geht es bei einer Radeon R7 260x respektive einer Geforce GTX 760 los.

Greift zu!

Ansonsten hat Kollege Seb schon alles gesagt, was hierzu zu sagen wäre. Auch am PC - hier leider ohne VR-Support, harren wir der Modder, die da kommen - tut Resident Evil 7 einiges für die Wiederherstellung seines Rufes. Nicht nur mit seinen spielerischen Qualitäten, sondern auch über eine so gut wie wunschlos glücklich machende technische Umsetzung. Hier steckt in jedem Gang so viel detailversessene Verderbnis, dass man den süßlich modernden Geruch fast in den Nüstern wittert. Von Auflösungen jenseits der 1080p und ultrahohen Bildraten profitiert dieses Spiel ungemein.

Ich finde es jedenfalls wunderbar. Nicht nur, weil guter Horror eigentlich immer geht, sondern vor allem weil "Erinnert ihr euch an eine Zeit, in der Resident Evil noch richtig gut war?" nicht länger zu den Dingen gehört, die man in die Runde wirft, wenn mal wieder jemand nostalgisch auf vergangene Zeiten zurückblickt.


Entwickler/Publisher: Capcom/Capcom - Erscheint für: PC (Windows) - Preis: 49,99 Euro - Erscheint am: Erhältlich - Sprache: Deutsch, Englisch (Stimmen und Texte getrennt einstellbar) - Mikrotransaktionen: Nein

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