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Blue Protocol erfindet das MMORPG-Rad nicht neu, hat dafür ein sehr spaßiges Kampfsystem

Ja, die westliche Version wird "zensiert".

Amazon Games hat eine kleine Erfolgssträhne, wenn es um MMOs geht: New World hat gekonnt anfängliche Startschwierigkeiten ausgebügelt, Lost Ark erfreut sich konstanter Beliebtheit und auch die neuste Kooperation zwischen Amazon und Bandai Namco Online namens Blue Protocol, legte zu Release in Japan einen erfolgreichen Start hin. Über 600.000 Menschen spielten dort in den ersten Tagen nach Release, 200.000 davon gleichzeitig. Das ist der größte Start eines Live-Service-MMOs in Japan jemals. Diesen Erfolg möchte Amazon Games nun natürlich auch im Rest der Welt erzielen, allerdings erscheint das Spiel hierzulande erst nächstes Jahr.

Wir konnten uns dafür in München nicht nur nochmal mit Franchise Lead Mike Zadorojny unterhalten, sondern auch endlich selbst mal ins MMORPG spielen. Richtiges Gameplay inklusive englischer Lokalisierung seht ihr im obigen Video. Neben meinen Eindrücken zum Spiel, möchte ich aber vor allem auf die brennenden Fragen zu der westlichen Version von Blue Protocol in dieser Vorschau eingehen, denn die wird etwas anders ausfallen, als das Original.

Übersichtlich und schwieriger als gedacht

In den großen Gebieten von Regnas soll es viel zu entdecken geben. | Image credit: Blue Protocol, Amazon Games

Wie so oft in japanischen Rollenspielen, weiß auch eure anpassbare Hauptfigur nichts über ihre Herkunft. Ihr befindet euch auf dem Planeten Regnas, der von einer Raum-Zeit-Verzerrung geplagt wird, welche der übermäßige Einsatz von Technologien hervorgerufen hat. Gleich zum Einstieg sehen wir eine Sequenz, die auf eine epische Schlacht hindeutet, die das Schicksal des Planeten besiegeln soll. Die Geschichte ist mit Zeitreisen und Zeitreisenden verbunden, die auf der Suche nach einer Lösung für Regnas Problem sind. Das passt natürlich sehr gut zu einem MMO, kann aber auch schnell für Verwirrung sorgen. Am spannendsten finde ich die Mischung aus Science Fiction und Fantasy, die stilistisch manchmal in Richtung Cyberpunk geht, insgesamt aber sehr gut zusammengepasst.

So viel zur Geschichte haben wir aber noch nicht sehen dürfen, aber das Gameplay ist sowieso spannender. Blue Protocol wird kein "Ich spamme kopflos drei Tasten"-MMO, dafür sorgt das ungewohnt anspruchsvolle Echtzeit-Kampfsystem. Mit anspruchsvoll meine ich zwar nicht Dark-Souls-Niveau, aber eben nicht so belanglos, wie man es im Genre eigentlich gewohnt ist. Wir haben es hier mit ordentlichen Action-Kämpfen zu tun, die auch ohne Live-Service funktionieren würden.

Image credit: Blue Protocol, Amazon Games

Bisher könnt ihr zwischen fünf Klassen wählen: Klingenhüter, Zwillingsschläger, Weitläufer, Zauberweber und Feindbrecher. Eine weitere Klasse, der "Blitzlancer", wurde ebenfalls bereits angekündigt und soll in der dritten Update-Welle in Japan erscheinen. Jede Waffe hat unterschiedliche Angriffstypen. Mein Zwillingsschläger bietet sich beispielsweise für DPS und Nahkampf an, ein Weitläufer würde wahrscheinlich eher auf Distanz gehen wollen und wäre eine logische Wahl für den Support. Laut Mike sind die Klassen allerdings nicht an ihre gewohnten Positionen im Team gebunden. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch dazu entscheiden euren Zwillingsschläger in Richtung Supporter auszubilden und einen Weitläufer auf puren Schaden skillen.

Das macht ihr während des Levelns, indem ihr eure aktiven und passiven Fähigkeiten zusammenstellt. Ihr könnt natürlich auch einen gänzlich neuen Charakter entwerfen, aber solltet ihr beim ersten Versuch bereits merken, dass euch der eingeschlagene Pfad nicht so richtig gefällt, könnt ihr eure Waffe - und somit Klasse - jederzeit nach Belieben ändern. Das Gute: Ihr müsst nie ganz vorne anfangen, wenn ihr euch mitten im Spiel umentschiedet, denn einige passiven Fähigkeiten werden klassenübergreifend eingesetzt.

"Jede Klasse soll ein unbeschriebenes Blatt sein und hat eine breite Wahl an Möglichkeiten, in welche Richtung sie sich entwickeln möchte. Ein Zwillingsschläger muss sich nicht zwangsläufig zum DPS mit besonders großen Zahlen entwickeln", sagt der Franchise Lead dazu.

Image credit: Blue Protocol, Amazon Games

Beim Kämpfen gilt es dann eure Fähigkeiten in Echtzeit abzustimmen, euch gut zu positionieren und die Sprung- und Ausweichtaste zu nutzen, um nicht zu sterben. Durch gegnerische Treffer kassiert eure Figur ordentlich Schaden. Ich kann bisher nur von meiner Erfahrung mit dem Zwillingsschläger berichten. Hier hatte ich das Gefühl, dass der Nahkampf dynamisch verlief und ich sowohl Boden als auch Luftattacken koordinieren musste, um mit den Gegnern fertig zu werden. Besonders schön ist, dass man den Rücken der Angreifer nutzen kann, um Kombos in der Luft zu vollstrecken und damit nochmal ordentlich Schaden zu verteilen. Eure Fähigkeiten haben eine angenehme Abklingzeit und die animierte Ultra-Attacke darf bei einem Bandai-Spiel natürlich auch nicht fehlen.

Das wird vor allem bei Team-Aktionen interessant. Wir haben einen Dungeon mit sechs Team-Mitgliedern gleichzeitig ausprobiert. Diese waren übersichtlich und somit einfach mit Fremden zu meistern. Die Raids werden größer ausfallen. Daran nehmen bis zu 30 Personen gleichzeitig teil (fünf Gruppen à sechs). Ob das genauso übersichtlich wird, wie die Dungeons, bleibt abzuwarten. Vor allem, weil laut Mike neben den großen Bossen auch besondere Rätsel auf euer Team warten.

Die Sache mit der Zensur

Image credit: Blue Protocol, Amazon Games

Die westliche Version strebt ein Teen-Rating an und wird entsprechend angepasst. Vor allem geändert werden "kulturelle Unterschiede". Ich frage mich natürlich, ob das bedeutet, dass bestimmte Elemente zensiert werden, wie man das bisher aus Anime kennt. "Wir wollen die Vision des Originals aufrechterhalten, allerdings gibt es kulturelle Unterschiede, bei denen wir vorsichtig sind. Zum Beispiel kann man in der japanischen Version bei der Charaktererstellung mit der Physik der weiblichen Brust experimentieren. Das ist nichts, worauf der westliche Markt gerade positiv reagiert, deshalb nehmen wir das raus. Das ist nicht zwangsläufig Zensur. Wir wollen einfach, dass westliche Spieler sich im Spiel heimisch fühlen", antwortet Mike darauf.

Im letzten Interview kamen wir bereits auf die Unterschiede beim Gatcha zu sprechen. Die klingen weiterhin erfreulich: Im Westen wird es einen Deckel für Ziehungen geben, also eine Garantie dafür, dass ihr einen bestimmten Gegenstand innerhalb einer bestimmten Zugzahl bekommt. Zudem werden doppelte Ziehungen in Währung umgewandelt, mit der man in einem speziellen Shop dann Items einkaufen kann, ohne Echtgeld zu nutzen. Einen kleinen Vorgeschmack zu diesem Ticket-System konnte ich bereits bei der Charakter-Anpassung erhaschen, auf die ich zufällig in der Stadt gestoßen bin. Bei einigen Geschäften könnt ihr nämlich euer Aussehen jederzeit anpassen, allerdings kostet euch das Tickets.

Einen Schritt hinterher

Große Gegner bei Blue Protocol:
Dongeons können mit bis zu sechs Personen gemeistert werden. Bei Raids können gleich 30 Leute mitkämpfen. | Image credit: Blue Protocol, Amazon Games

Ja, Blue Protocol wollte global starten, ja, leider wurde der westliche Launch verschoben. Ja, Japan darf schon seit dem 14. Juni in den Genuss des MMOs kommen. Das Schlechte daran ist offensichtlich: Wir bekommen Inhalte erst später und werden schlimmstenfalls konstant gespoilert, wenn mal wieder ein großes Update zur Geschichte ansteht, die laut Mike ordentlich Plottwists und Spannungskurven beinhalten soll.

Das Gute: Der Vorlauf, den Japan hat, bedeutet auch, dass neue Inhalte immer bereits an einer anderen Zielgruppe getestet werden, bevor sie hier erscheinen. "Bandai trifft zwar Entscheidungen für das Spiel, die zunächst lokal umgesetzt werden, behält aber immer den globalen Markt im Auge [...] Seit der Veröffentlichung in Japan hat das Team bereits viel aus der Spieler-Perspektive gelernt. Viele Probleme wurden bereits überarbeitet, sodass wir im Westen eine noch weiter optimierte Version zu Release bekommen", sagt der Franchise Lead des MMOS. Insgesamt sind bisher vier Updates bereits nach Release fest eingeplant.

Mike beantwortet uns Fragen beim Blue Protocol Event in München. | Image credit: Amazon Games, Eurogamer.de

Eine Annäherung der Inhalte soll trotzdem im Laufe der Zeit passieren. Es wird also nicht bei mindestens einem halben Jahr Diskrepanz zu Japan bleiben. Ganz synchron wird es aber erstmal nicht: "Es gibt einige organisatorische Herausforderungen, obwohl wir zeitlich so nah wie möglich an das Original kommen wollen. Darunter die Übersetzung in diverse Sprachen, Barrierefreiheit, kulturelle Anpassungen oder die Erfüllung behördlicher und legaler Ansprüche, gerade wenn es um die Altersfreigabe (PEGI, USK, ESRB) geht", erklärt Mike.

Einen eigenen Eindruck von Blue Protocol dürft ihr euch noch dieses Jahr in der Closed Beta verschaffen. Ob ihr dort auch Dungeons, Raids und die volle Customization bekommt oder welche Inhalte ihr dort sonst spielen könnt, ist bisher noch nicht bekannt.

Wir bedanken uns beim Team sowohl für die Gelegenheit einen guten Überblick über das Spiel zu bekommen, als auch das nette Gespräch mit Mike Zadorojny.

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