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Dreams realisiert das traumhafte Potenzial des Mediums Videospiel, …

… wenn seine Creators nur aufhören, von Super Mario 64 zu träumen.

Natürlich ist es von Typ zu Typ unterschiedlich, was einem an Dreams, dem neuen Spiel der LittleBigPlanet-Macher von Media Molecule, gefallen wird. Für mich liegt seine besondere Magie eindeutig darin, wie gut es mit seinem zentralen Traumsurfen-Feature das Erlebnis echter Träumerei simuliert. Sich mit dem reißenden Strom dieses kollektiven kreativen Unterbewusstseins treiben zu lassen, vermittelt genau das Gefühl des körperlosen Loslassens, das uns wie von selbst und ohne Kraftaufwand übermannt, wenn Abends im Zimmer - und schließlich in unseren Köpfen - die Lichter ausgehen.

Große Mühen müssen dafür aufgewandt worden sein - so wirkt es jedenfalls auf mich -, dass die körper-, raum- und zeitlose Reise ohne die Illusion brechende Hindernisse ihren Lauf nehmen kann. Zwei Knöpfe und ihr verlasst eine Fantasie, um mit der nächsten Taste direkt in einer anderen Kreation zu landen. Ohne nennenswerte Ladezeiten wabert ihr durch eine unwirkliche, flauschig ausgefranste Kreation, um reibungslos in die nächste hinüber zu diffundieren - es hat einfach viel von dieser befremdlichen, Räson-befreiten Zufälligkeit, mit der jeder innig vertraut ist und sieht auch mehrheitlich so aus. Ganz und gar nicht wie ein Videospiel, sondern fast immer konturlos-impressionistisch und ungreifbar.

Starry Night von TheOneironaut.

Das hat schon eine Menge Magie, die Medium-übergreifend ohne Gleichen ist. Allerdings sehe ich die "Creators", also Spieler, die die meiste Zeit damit verbringen, Inhalte zu erstellen, die Traumsurfer wie ich dann erleben dürfen, vermutlich auf einer anderen Art in der Pflicht, als einige von ihnen sich selbst. Schon jetzt erkennt man ein drückendes Übergewicht an Remakes bekannter Titel, die zwar technisch imposant sind, mich aber mit wenig mehr aus dem Erlebnis entlassen, als einem anerkennenden "ha, nicht schlecht, was hiermit alles möglich ist!"

Sogar der Stampf-Sprung geht. Auf die Bäume klettern, um aus dem Wipfel abzuspringen, geht aber noch nicht.

Ich habe wahnsinnigen Respekt für Leute, die Mario 64, Crash Bandicoot, Banjo Kazooie oder gar P.T. in Dreams nachbauen. Um diese mächtigen Werkzeuge meistern zu lernen, sind solche Abpaus-Arbeiten unvorstellbar wichtig. Aber sie stellen auch eine Gefahr dar, den Narzissmus ihrer Macher auf die denkbar einfachste Weise zu kitzeln und uns durch Applaus für Nachahmungen nur noch mehr Klone ins Haus stehen.

Natürlich war ich beeindruckt, dass der Dreams-Mario den Dreifach-Sprung genauso beherrscht wie das Original. Hundertmal mehr berührten mich aber die 30 Sekunden "Please Hug Me", in dem ein Würfelmännchen mit ausgestreckten Armen um Trost bittet, nur um alle Umarmungskandidaten in seinem Verlangen nach Nähe von der kreisrunden Plattform zu befördern.


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Dreams ist am besten, wenn seine Schöpfer diffuse Gedanken, Ideen und Gefühle als interaktives Traumkonfetti in die Luft werfen, wenn ich eine Freddie-Mercury-Marionette zu einem Piano-Cover von Bohemian Rhapsody in bekannte Posen schmeißen darf oder ich aus dem Fenster eines Hauses, das es nicht gibt, Van Goghs Sternennacht aufziehen sehe. Machen wir uns nichts vor: Dreams-Mario wird nie so gut sein wie der echte.

Seltsam magnetisch: Freddie's Figure, von Biriken3.

Insofern: Liebe Creators - ihr macht einen fabelhaften, beeindruckenden Job und lasst echtes, ehrliches Talent durchblicken! Stoßt euch bis zum Release ruhig weiter die Hörner ab, schaut, was geht und erschafft weiter Ausblicke darauf, wie Mario, Sonic und Banjo in Dreams beinahe funktionieren könnten. Aber lasst auch irgendwann los und wagt auch selbst, ein wenig zu träumen. Denn das ist, wo Dreams wahre Magie beginnt.

Der Schöpfer Early Access von Dreams ist im PlayStation Network für 29,99 Euro als Download erhältlich

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