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Yakuza

Knast ist nur der Anfang

Yakuza! Das Wort alleine macht schon Spaß. Klingt für westliche Ohren auch irgendwie schmissiger als Ryu Ga Gotoku. Unter dem Namen avancierte SEGAs Gangster-Abenteuer in Japan bereits zum PS2-Hit. Könnte außerhalb Nippons auch klappen. Um nicht alles dem Zufall zu überlassen, holte man für die Sprachaufnahmen gleich mehrere prominente Sprecher ins Boot. Zum Beispiel Michael Madsen, der immer aussieht, als sei er gerade aus dem Bett gekrochen. Mark Hamill, der einst Luke Skywalker war, und die hübsche Eliza Dushku machen auch mit. Sie hat in der TV-Serie Buffy mitgespielt. Kenne ich als echter Mann natürlich nicht. Deshalb rate ich jetzt einfach mal, dass sie damals als Faith der schnuckeligen Vampirjägerin Buffy zur Seite stand. Ob sie sexuell freizügiger war als Buffy und damit gerne kokettierte? Männern den Kopf verdrehte, um damit ihre eigene Unsicherheit zu überspielen? Ok, vielleicht hab ich die Serie doch ein paar Mal gesehen, aber kommen wir zurück zu Yakuza. Ein Spiel, in das SEGA ganze 21 Millionen Dollar investiert hat. Würde man mir so einen Haufen Kohle für diesen Artikel hinschmeißen, gäbe es die folgenden Zeilen gar nicht. Dann wäre ich nämlich weg.

In Yakuza dreht sich alles um Kazuma, der den Ehrenkodex der Japano-Gangster sehr genau nimmt. Das geht soweit, dass er für zehn Jahre in den Bau geht, um einen Kollegen zu schützen. Doch diese Selbstlosigkeit dankt ihm keiner. Im Knast bleibt die Zeit stehen, draußen dreht sich die Welt weiter. Der traurige Held wird entlassen. Kein warmherziger Empfang vor den Toren der Besserungsanstalt. Kein Wunder, dass er miese Laune kriegt. Ich persönlich flippe ja schon aus, wenn mich die Nachbarn im Treppenhaus nicht grüßen. SEGA hat einen nicht unerheblichen Teil des Budgets in die Story und deren Inszenierung fließen lassen. Das Ganze ist echt ganz großes Kino - für Erwachsene. Dafür sorgte unter anderem Chefdramaturg Seishu Hase, der in Japan ein bekannter Autor ist. Takashi Miikes Streifen City of Lost Souls zum Beispiel basiert auf einem seiner Werke. Kennt Ihr nicht? Egal. Ich hab auch erst durch meinen Freund Google davon erfahren.

Ist gerade kein Mobiliar zur Hand, schleudert Ihr einfach Gegner durch die Gegend.

Über die grandiose Story lasse ich mich im demnächst erscheinenden Test detaillierter aus. Jetzt will ich euch erst mal einen Klassiker ins Gedächtnis rufen. Shenmue! Yakuza erinnert entfernt daran. Warum? Weil ich mich hier auch relativ frei durch eine lebendig wirkende Stadt bewege. Ich besuche Restaurants, Spielhallen, Striplokale und sogar einen Hostessen-Service. Ich will Liebe. Ich will Rache. Ich will Action. Davon kriege ich mehr als genug. Während Schlägereien in Shenmue eher sporadisch auftreten, bilden Sie quasi den Kern von Yakuza. Damit das nicht an den Haaren herbeigezogen wirkt, spendierten die Entwickler so ziemlich jeder Prügelei eine Einführung. Mal wollen irgendwelche Typen mein Geld, dann wieder gefällt es fiesen Schlägern nicht, wie ich gucke. Noch befriedigender ist die Tatsache, dass sich die Großmäuler bei mir entschuldigen, nach dem ich ihnen die Seele aus dem Leib knete. Ihre Demut unterstreichen die Jammerlappen oft mit kleinen Geschenken. Geld und andere Dinge, die ich wiederum in Hostessen investiere. Das Leben kann so einfach sein.

Die Kämpfe werden schonungslos präsentiert. So ziemlich alles kann als Waffe genutzt werden. Herumstehende Möbelstücke, Fahrräder und Regenschirme zum Beispiel. Mit Händen und Füßen wehre ich mich, lasse dicke Kombos auf Feinde einprasseln. Ich packe Gegner und schleudere sie durch die Gegend. Dabei fülle ich einen Balken, der sich in noch brutalere Attacken entlädt. Köpfe, die mit Fullspeed in Wände gerammt werden. Nettes Detail: Die jeweils letzte Attacke flimmert in Zeitlupe vorüber. Meine Kampfkünste belohnt das Spiel darüber hinaus mit Erfahrungspunkten, die ich in neue und verbesserte Fähigkeiten investiere. Das erleichtert zukünftige Auseinandersetzungen. Schade, dass ich diese Punkte nicht in eine übersichtlichere Kameraführung stecken kann. Feste Perspektiven sorgen zwar für einen filmreifen Look, aber hin und wieder irritiert mich das. Vielleicht bin ich aber einfach nur zu blöd.

Nein, das Spiel hat keine Jugendfreigabe.

Als Grafikhure bin ich über die technische Qualität überrascht. Yakuza gehört zu den wenigen Playstation 2-Titeln, die mich nicht ständig daran erinnern, wie alt Sonys Konsole eigentlich schon ist. Die Straßen der japanischen Metropole wirken belebt, ein Haufen KI-Einwohner spazieren durch die Gegend, was gut aussieht und über die nicht ganz so stabile Framerate hinwegtröstet. Die häufigen Ladepausen zwischen den Abschnitten stören den Spielfluss aber zweifellos. Für einen PS2-Titel trotzdem sehr eindrucksvoll. Ich werde SEGA bitten, Yakuza für die Xbox 360 umzusetzen. Ich schicke Herstellern oft meine Ideen per E-Mail, weswegen Penis-Vergrößerungs-Spam dort nur noch auf Platz 2 der unerwünschten Post rangiert.

Ich gestehe, dass ich angefixt bin. Ich liebe es, wenn Spiele ein gewisses Kino-Flair versprühen, ohne zu interaktiven Videos zu verkümmern. SEGAs PR-Abteilung meint dazu: "Dabei werden die traditionellen Grundlagen und kriminellen Machenschaften der Yakuza-Organisation schonungslos enthüllt, und dem westlichen Publikum auf eine spielerisch wie dramaturgisch eindrucksvolle Art und Weise näher gebracht." Ein wenig dick aufgetragen, aber irgendwie kommt's schon hin. Ob SEGA das perfekte Verbrechen in petto hat, wird mir die Testversion zeigen. Bis dahin zieh ich mir mal eines von Seishu Hases Büchern rein. Sein Name ist Hase. Er weiß Bescheid. Sorry, aber diesen Scheißspruch musste ich jetzt einfach bringen.

Ja, auch auf der Playstation 2 gibt es noch gute Grafik. Dieses Video dient als Beweisstück A.

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Yakuza

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