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LEGO Der Hobbit: Zwischen Persiflage und Nacherzählung ist wenig Platz

Der April beginnt mit einer Giraffe zum Dinner.

"Hin und wieder zurück" hieß es für mich vorige Woche, als ich mir bei Warner in Hamburg das jüngste LEGO-Spiel anschaute. Es war ein Trip wie erwartet, mit einem Spiel, das gewohnt gute Laune verbreitete. Ein bisschen anders als sonst war es aber schon. Immerhin schichtet TT Games hier seinen markanten LEGO-Humor auf einen deutlich leichteren Stoff als sie es sonst so gerne tun. Eine leichtherzige Szene wie das Hobbit-Dinner aus dem ersten Film der Trilogie zu persiflieren, ist gleich doppelt schwer. Als die hungrigen Zwerge im Hintergrund und zum Klang eines Originaldialogs zwischen Bilbo und Gandalf eine Giraffe in die Küche tragen, ist das für den Moment sehr lustig. Es offenbart aber auch, dass der Humor dieses Mal wohl nicht so sehr von der angenehmen Selbstironie leben wird, anderenfalls bierernste Protagonisten im dänischen Steinchenlook zu sehen.

Für mich zumindest war es vom Gefühl her eine gewisse Umstellung. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich nach meiner innigen Liebesaffäre mit dem ersten Herr-der-Ringe-Film von den ersten beiden Hobbit-Streifen doch jäh enttäuscht war? Persönliche Vorlieben beiseite, legte Senior Producer James Norton bei seiner Vorführung des Spiels keinen allzu guten Start hin, denn gleich bei einer der ersten Szenen, die die große Abwechslung des Spiels demonstrieren sollte, hätte ich mich fast ausgeklinkt. Für jemanden, der das zwergische Tischdecken aus Eine unerwartete Reise nur unter Schmerzen ertrug, war der allzu zahme Knöpfchendrück-Reaktionstest, der die Filmszene nachstellen sollte, das letzte was ich in einem LEGO-Spiel sehen wollte. Gerade hier hätte man sich köstlich lustig machen können! Was bleibt, ist eine Serie langweiliger und zeitlich großzügig bemessener QTEs, bei dem der eine oder andere Vater seinem Nachwuchs kurzfristig die versprochene Koop- absagen dürfte.

Manches Mal stehen die Gegner tatenlos herum und warten darauf, dass ihr den zündenden Einfall habt.

Immerhin: Danach wurde es deutlich besser. Optisch überzeugte gerade die Goblinhöhle durchweg. Tiefenunschärfe und plastikartige Reflexionen vermittelten den Look einer hochgezüchteten Spielzeugkiste. Die fabelhaften, einfallsreichen Animationen haben dieselbe gewinnende Qualität, die die Reihe zu dem Verkaufsschlager machte, der sie heute ist. Sechzehn Level sollen die Geschehnisse der ersten beiden Filme zusammenfassen, 80 Charaktere mit jeweils individueller Spezialfähigkeit machen ihre Aufwartung und ein neues Hilfesystem hilft Steckenbleibern.

Am besten gefallen hat mir, dass das ehemals automatisierte Zusammensetzen diverser LEGO-Architektur und -Apparate durch ein System ersetzt wurde, das dem Gedanken der bunten Bauklötze doch deutlich näher kommt, als alles andere, was TT Games bisher lieferte. Neuerdings sammelt ihr LEGO-Steine als Loot und müsst aus diesen unter Zeitdruck bestimmte Geräte nachbauen, die dann etwa ein Hindernis aus dem Weg räumen oder irgendwie anders euer Fortkommen sichern. In einer separaten Ansicht zeigt man euch den Grundriss des Steins, der als nächstes angesteckt werden soll. Jetzt müsst ihr den richtigen möglichst schnell aus einer kreisförmigen Anordnung auswählen. Vor euren Augen setzt sich so ein LEGO-Gebilde zusammen, das dann in der Spielumgebung seiner Vorsehung folgt. Die Entwickler haben jedes einzelne dieser Spielzeuge mit echten Steinen nachgebaut, um maximale Authentizität zu gewährleisten. Wunderbar verspielt und einfach sehr passend.

Als ich den Controller im Höhlensystem des widerlichen Goblinkönigs das erste Mal selbst in die Hand nahm, wurde mir klar, dass auch in Sachen Tempo noch etwas passieren muss. TT Games sind echte Charme-Experten und talentierte Komiker. Die LEGO-Spiele sind mit das Lustigste, was dieses Medium zu bieten hat und mit dem neuen Buddy-up-Feature haben sie sogar den Kampf etwas interessanter gestaltet. Klettet zwei Zwerge für eine besonders starke Spezialattacke zusammen! Aber in Sachen Spielerführung müssen sie selbst nach dem x-ten LEGO-Titel offenkundig noch etwas lernen. Wieder einmal gibt es die eine oder andere Phase, in der zu lange nichts passiert, weil das Spiel nicht ausreichend kommuniziert, was nun zu tun ist oder welche der individuellen Zwergenfähigkeiten nun gefragt ist. Manchmal ist auch gar nichts gefragt und das Spiel lässt sich nur etwas zu viel Zeit, euch neue Gegner zum Verprügeln in die Arena zu werfen.

Die Art-Direction weiß immer noch, worauf es ankommt, wenn sie der Spielwelt den typischen LEGO-Look verpasst.

Gut möglich, dass der Groschen noch fällt, immerhin machten sich auch noch ein, zwei Bugs bemerkbar, die darauf hindeuteten, dass es sich nicht um die frischeste Version des Spiels handelte. Schön, dass es mittlerweile fast egal ist, von welcher Qualität die Level in einem LEGO-Spiel sind, denn die Musik spielt seit dem zweiten Batman-Titel doch eher in der Open World, die auch LEGO Der Hobbit wieder zu bieten hat. Wie genau die aussieht, wurde vergangene Woche ausgerechnet nicht gezeigt, sehr wohl aber gesagt. Im Interview verriet mir Norton, es werde sich um eine verdichtete Version Mittelerdes halten, die Spielern von LEGO Herr Der Ringe Spiel zum Teil wiedererkennen werden. Über 150 Quests von Sammelaufträgen bis zu Eskorten laden zum Erkunden ein, wobei man auch immer wieder über versteckte Orte voller Loot, Sammelgegenstände und Charakteren stolpern soll.

Verläuft alles nach Plan, dürften sich LEGO-Freunde mit dem Hobbit-Spiel Anfang April einen soliden Ableger der Reihe nach Hause holen, der im Grunde keine Konkurrenz zu fürchten hat. Da scheint es etwas ungeschickt, dass Warner sich ein bisschen selbst auf den Füßen steht, wenn sie nur eine Woche später das Spiel zum LEGO-Film auf den Markt bringen. Hierzulande erscheint der nämlich später als im Rest der Welt, weshalb eine Verschiebung des Spiels notwendig war. Selbstkannibalisierung hin oder her: Die Fans wird es freuen, in nur etwas mehr als einem Monat die Wahl zwischen zwei herzhaft-sympathischen Spielen zu haben. Wer, wie ich, den Hobbit-Filmen mit ihrem wankelmütigen Ton nicht ganz so zugetan ist, freut sich eben darauf, dass sich die LEGOs in ihrem "Movie Video Game" das erste Mal selbst auf die Schippe nehmen. Für uns eine klassische Win-Win-Situation.

In diesem artikel

Lego The Hobbit

PS4, Xbox One, PS3, Xbox 360, Nintendo Wii U, PC, Nintendo 3DS

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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