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Picard Season 3 Folge 5: Hilfe, ich hab' nichts mehr zu meckern – ein Wiedersehen hat mich besonders gefreut

Wer hätte das gedacht: Es wird!

Spoiler zu Folge 5 von Star Trek Picard

Mein Verhältnis zu dieser Serie nimmt eine ganz seltsame Wendung. Ich bin wirklich nicht sicher, ob es die zwölfte “Unsere Organisation wird heimlich unterwandert”-Storyline gebraucht hatte und selbst in diesem inhaltlichen Rahmen passiert hier wenig, was man nicht schon etliche Male woanders gesehen hätte. Aber nachdem ich mir in Folge eins beim Schauen noch zweieinhalb Word-Seiten voller Dinge, die ich richtig, richtig doof fand, am iPad notiert hatte, sieht das mittlerweile ganz anders aus. Mir fällt sukzessive weniger Quatsch auf, und heute, in Folge fünf stehen auf meinem Zettel gerade einmal zwei Dinge, die mich mit den Augen rollen ließen.

Sagt ihr mir, ob die Serie einfach besser wird, oder ob ich blöder. Blöde komme ich mir jedenfalls vor, wenn ich die Pingelei anschaue, die ich hier niedergeschrieben habe:

“Wieso holt sich Beverly einen Befehl vom Pensionär Picard, den Wechselbalg zu untersuchen?”

Dann kommt lange nichts und schließlich: “Raffi ist doof”. Aber meine persönliche Antipathie darüber, wie diese Figur angelegt ist, liegt vermutlich eher darin, dass sie mich daran erinnert, was vor dieser dritten Season war. Wie wir alle wissen, war da nichts, aber auch rein gar nichts, vor dieser Season, was sie zur ersten Serie in der Geschichte des Fernsehens macht, die direkt mit der dritten Staffel begann. Ansonsten ja: Mir hat Folge fünf ganz gut gefallen, auch wenn sie insgesamt die Geschichte nicht so wahnsinnig viel weitergetragen hat, sondern nur Befürchtungen und Ahnungen konkretisierte. Die Art, auf die das passierte, war allerdings überzeugend.

Auch die Wechselbälger haben aufgerüstet, wie wir in dieser Folge erfahren.

Sicher, mit den letzten Folgen hindurch war schon klar, dass es darauf hinausläuft, was die wohl spektakulärste Trek-Rückkehrerin Ro Laren jetzt im fünften Akt in Worte packt: Die Föderation wurde von den Wechselbälgern des Dominions infiltriert. Außerdem bekommen wir in einigen geschickt geschnittenen Visionen Jacks ein recht verstörendes Bild von den Dingen, die ihn gerade umtreiben. Mir dauerte es fast ein wenig zu lange, bis er sich seiner Mutter anvertraute, aber immerhin ist es am Schluss der Folge dann doch noch passiert. Ed Speleers spielt das wirklich gut.

Überhaupt sind die Darbietungen dieses Mal wieder mehrheitlich stark. Vor allem Michelle Forbes zeigt, was für eine unterschätzte Schauspielerin sie ist. In Folge fünf macht sie ein letztes Schleifchen an ihren Charakter Ro Laren. Jene junge Offizierin, deren Betrug einen der wenigen bleibenden Risse in der sonst so makellosen Charakterfassade des TNG-Picard hinterlassen durfte. Picards Blick in Folge 24 der siebten Staffel The Next Generation hatte damals schon angedeutet, dass da etwas in ihm passiert war. In der Rückschau schlägt er jetzt eine lange Brücke in die Vergangenheit, die nichts mit der nostalgischen Bequemlichkeit zu tun hat, derer sich die Serie bisher so gerne bemühte.

Dass Picard und Riker sich neuerdings uaf Augenhöhe begegnen, ist eine der stärksten Entwicklungen der neuen Serie.

Diese persönliche Vergangenheit der beiden nutzen die Macher mit einiger Cleverness in einer Szene auf dem Holodeck, in der Laren und Picard sich zugleich einander Identität versichern und ihre persönliche Geschichte aufarbeiten. Dieses Fingerspitzengefühl hätte ich dieser Serie niemals zugetraut. A-Plot und Charakterebene auf einmal bearbeitet, noch dazu in einem derartigen “Deep Cut”, ohne gezwungen oder verkrampft zu wirken. Das war gut gemacht und der letztliche Abschied der beiden einen Meter zu nah am Wasser gebaut, aber dennoch verdient.

Ich mochte auch, dass man gleich zu Beginn die Crew der Titan bei der Arbeit sieht, jeder macht sein Ding, hier und da wird getechnobabbelt und alle ziehen am selben Strang, den Kahn wieder ans Laufen zu bringen. Das habe ich lange vermisst, Sternenflottenoffiziere, die nicht nur an ihren Stationen sitzend auf Befehle warten, sondern ihr Ding machen. Todd Stashwick macht als Captain Shaw weiter einen tollen Job, als er sich im Turbolift diebisch auf das freut, was Picard und Riker bevorsteht, nicht ahnend, dass der Spaß für ihn in dieser Folge vorerst endgültig vorbei sein wird. Mit diesen beiden wird er sich noch eine Weile herumschlagen müssen.

Ohne Raffi geht's wohl leider nicht. Immerhin ist Worf jetzt da und zieht ihren Handlungsbogen ein wenig in die Höhe. Ich bin gespannt, ob die Autoren es schaffen, mich mit der Figur zu versöhnen.

Und ja, dann kam Raffi und als sie erzwungenen Kampf gegen ihren Klingonenfreund beinahe Worf aus der Serie piekst, wäre fast die Fernbedienung im TV gelandet. Ich mochte die Szene insgesamt nicht so gerne, weil sie mir konstruiert vorkam, obwohl ich den Gedanken eines vulkanischen Verbrecherbosses ebenso mag, wie Kirk Acevedo (“Fringe”), der ihn spielt. Gut, am Ende lebt Worf und wir finden heraus, dass Ro Laren Picard-Vertraute wie ihn und Raffi aus gutem Grund auf diesen Job angesetzt hat. Zu Beginn der Serie hatte ich noch befürchtet, dass die Handlungsfäden vom Daystrom-Einbruch und Beverlys Notruf durch die Hand des glücklichen Zufalls zusammengeführt werden würden.

So schlecht war es um mein Vertrauen in die Autoren bestellt. Jetzt aber ergibt es verdammt viel Sinn: Diese Figuren kennen sich gut genug, um jederzeit einen spontanen Wechselbalg-Test durchzuführen, indem man eine einfache Frage stellt, die das Gegenüber besser plausibel beantworten kann. Ach, mittlerweile bin ich ziemlich angetan, von dem, was ich hier sehe. Fühlt sich so Stockholm Syndrom an?

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