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Dark Souls

Ein Licht am Ende des Dungeons

Neben dem gelungenen Block-, Ausweich- und Angriffssystem überzeugt vor allem die KI mit ein paar fiesen Teammanövern. Miyazaki trifft zum Beispiel auf zwei Skelettbogenschützen und zwei dazu passende Nahkämpfer. Geschickt geben dabei die Fernkämpfer ihren Kollegen Feuerschutz und diese bleiben so gut es geht in deren Feuerbereich. Unser Vorspieler benötigte Minuten, um mit Feuerbällen die beiden Schwertskelettkrieger auf eine verdeckt gelegene Plattform zu locken. Erst hier gelingt es ihm, sie mit seinem ein- und zweihändig führbaren Bastard-Schwert zu zermürben. Immer wieder landet er Treffer und kann endlich den Ersten töten. Ohne Heiltränke eine wirklich beinharte Aufgabe. Und selbst die Bogenschützen nötigten dem erfahrenen Entwickler sein ganzes Können ab. Ja, Dark Souls ist ganz sicher nicht einfacher.

Der Höhepunkt der Spielerfahrung erwartet euch aber auf dem Dach der Burg. Bevor ihr euch weiter den Berg hinaufkämpft, taucht ein gewaltiger Golem auf, der schon aus der Entfernung riesige, explodierende Felsbrocken nach euch wirft. Geschickt weicht Miyazaki aus, schlägt ihm immer wieder auf seine Baumstamm-dicken Beine und entzündet ihn mit Feuer. Doch selbst mit seinem extra für die Präsentation verstärkten Charakter gelingt ihm im ersten Anlauf kein Sieg. Er wird in einem unachtsamen Moment von dem Koloss gepackt und mit einer ausholenden Bewegung ins Tal hinuntergeworfen. Ohne die Möglichkeit, sich zu wehren oder diesen tödlichen Sturz abzufangen. Das Game Over kommt schnell und gnadenlos. Und macht mir schon wieder Angst. Habe ich wirklich die Kraft und das Durchhaltevermögen, mich auf diese Erfahrung einzulassen?

Hoffnung macht hier nur ein angeblich stark verbesserter Koop-Modus. Speziell das gemeinsame Bezwingen von besonders harten Gegnern wurde beim Vorgänger viel zu umständlich gelöst. Ihr konntet zwar einen Freund als Geist praktisch in euer Spiel saugen, doch das Ganze war wenig elegant und viel zu umständlich gelöst. Diesmal soll es deutlich mehr Varianten und eine größere Flexibilität geben. Wie genau, blieb mal wieder unausgesprochen. Wenn es nach mir geht, hätte ich am liebsten einen richtigen Koop-Modus. Denn geteiltes Leid ist ja bekanntlich halbes Leid.

Es gibt übrigens ein Element, bei dem die Entwickler keine maßgeblichen Verbesserungen vorgenommen haben. Die Geschichte ist, wie schon beim Vorgänger, nur Staffage. Euer Held, ein selbstkreierter Dämonenjäger, macht sich auf, die Seelen der bösen Biester zu sammeln, die drohen, die Welt der Sterblichen zu überrennen. Hier mal ein kurzer Dialog, eine kurze Zwischensequenz oder eine Textbox, mehr ist inszenatorisch nicht drin. Immerhin wird der Rollenspiel-Faktor etwas angehoben. Eure Figur lässt sich viel stärker verändern und nach euren Wünschen anpassen. Neue Kampfstile, mächtige Rüstungen und auch ein paar typisch japanische Nonsens-Verkleidungen sollen hier eure Identifikation verbessern. Ein nettes Zusatzfeature, aber ganz sicher nicht spielentscheidend.

Ich dachte anfangs wirklich, Miyazaki will mich verarschen, als er mir ein "noch schwerer" entgegenwarf. Doch als ich ihm dann endlich die Geschichte mit dem Lagerfeuer aus den Fingern gesaugt hatte, war es an der Zeit, erstmal ein wenig durchzuatmen. Es gibt scheinbar auch für ein Weichei wie mich ein Licht am Ende des Tunnels, eine schwache Hoffnung, dass ich diesmal länger durchhalte. Ich weiß, auch bei Dark Souls werde ich mehrmals wutentbrannt den Controller in die Ecke feuern, mich über die Entwickler und ihre Dreistigkeit ärgern, doch diesmal will ich durchhalten. Auch weil das Spiel deutlich hübscher aussieht, sich scheinbar noch besser und vor allem interessanter spielt.

Und falls mir From Software wirklich einen Freund an die Hand gibt, der mich unterstützt und mit dem ich leiden kann, besteht die Chance, diesen Brocken diesmal zu bezwingen. Fans des Originals brauchen übrigens keinen Test abzuwarten. Dark Souls wird für sie großartig. Eine Erfahrung, die es in der weichgespülten Videospielwelt nur noch selten gibt. Und die scheinbar in so ziemlich jedem Element besser als der Vorgänger wird. Doch reicht das Lagerfeuer wirklich aus, um dem Spiel seine härtesten Spitzen zu nehmen? Ich bin vorsichtig optimistisch, traue dem Braten aber noch nicht ganz. Abwarten und anspielen heißt die Devise.

Dark Souls erscheint im Oktober 2011 für PS3 und im Gegensatz zum Vorgänger auch für Xbox 360. Außerdem erstmals auch relativ zeitgleich in Europa. Nervige Japan-Importe könnt ihr euch also sparen.

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