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Company of Heroes 3 angespielt: Glaubt mir, die taktische Pause ist euer bester Freund

Spannende neue Features, zwei Kampagnen und die Modding-Tools gleich zum Launch

Ich musste selbst erst einmal überlegen: Tatsächlich habe ich das letzte Mal vor acht Jahren intensiver Company of Heroes gespielt und in dem CoH 2 Standalone-Add-on Ardennes Assault Spaß mit der kurzen, aber knackigen Kampagne gehabt. Die kanadischen Entwickler Relic Entertainment waren in der Zwischenzeit aber nicht untätig, haben sich mit Dawn of War 3 wieder Warhammer 40.000 zugewendet sowie Age of Empires IV auf den Weg gebracht. Jetzt ist es aber bald wieder Zeit für die Schauplätze des 2. Weltkriegs.

Während der Italien-Kampagne habt ihr immer wieder die Wahl, wie ihr weiter vorgehen solltet. Eure Verbündeten geben euch Tipps, die ihr annehmen oder ignorieren könnt. Das hat Auswirkungen auf deren Loyalität.

Wenn ihr Fans von herausfordernden Echtzeitstrategie-Schlachten seid, dann erwartet euch das definitiv inhaltsreichste Company of Heroes. Statt einer gibt es gleich zwei Einzelspieler-Kampagnen, in denen ihr in der dynamischen Italien-Kampagne das Land von den Achsenmächten befreit und eine eher linear ablaufende Nordafrika-Kampagne, in der die Kämpfe des Deutschen Afrikakorps im Jahr 1942 nachvollzogen werden. Alles in allem mehr als 40 zumeist lange und komplexe Missionen mit reichlich optionalen Nebenzielen und fiesen Überraschungen, vier spielbaren Fraktionen und 120 unterschiedlichen Einheiten.

Zu Wasser, zu Lande und in der Luft: Um Italien von den Achsenmächten zu befreien, stehen euch zu Beginn amerikanische und britische Streitkräfte zur Verfügung. Die Wehrmacht könnt ihr nur im Multiplayer als spielbare Fraktion auswählen.

Kurz noch zu den Fraktionen: Ihr habt in der Italien-Kampagne die Auswahl zwischen amerikanischen und britischen Streitkräften, wobei die Briten deutliche defensive Vorteile zu Beginn haben. Das Afrikakorps ist eure Fraktion für die Nordafrika-Kampagne, und die Wehrmacht lässt sich nur im Multiplayer wählen. Mit der Zeit stoßen weitere Verbände aus Australien, Kanada, Indien und Italien hinzu, die ihr mit in eure Missionen einbeziehen könnt und auf keinen Fall bei eurer Strategie außer Acht lassen solltet, denn diese verfügen oft über einzigartige Fähigkeiten.

Ob ihr mit der Befreiung Italiens oder dem Afrika-Feldzug beginnen möchtet, ist euch überlassen. Ich musste erst einmal wieder in die strategischen Winkelzüge einsteigen und habe die ersten Missionen der Italien-Kampagne gespielt. Und es war, als ob ich keine acht Jahre CoH-Pause eingelegt hätte. Das gängige „Linksklick markieren, Rechtsklick agieren“-Prinzip ist eh in Fleisch und Blut übergegangen. Zum sanften Einstieg beordere ich zielsicher die US-Streitkräfte nach der Landung am Strand vor der Stadt Gela zum Sturmangriff und rücke gegen die MG-Nester und fiesen Flammenwerfertrupps der verteidigenden Wehrmacht vor.

Befolgt ihr die taktische Vorgehensweise von General Buckram, General Norton oder Eleonora Valenti vom italienischen Widerstand, erhöht das deren Loyalität und ihr streicht wertvolle Perks ein. Besonders die Unterstützung der italienischen Bevölkerung solltet ihr nicht unterschätzen.

Ein Mangel an Nachschub ist noch kein Thema, verliere ich Squads im Kugelhagel, stehen schon Reserveeinheiten am Strand zur Verfügung. Mit ein paar M4A1 Sherman Tanks an vorderster Front nehme ich einen Versorgungspunkt nach dem anderen ein, sichere mir so Munition und weitere sichere Rückzugsorte für fliehende Truppenteile und dränge die deutschen Truppen immer weiter Richtung Ortskern zusammen. Ein gut geplanter Flankenangriff meiner Ranger und Riflemen setzt eine starke Geschützstellung außer Gefecht, die meinen gepanzerten Fahrzeugen kräftig zusetzte und mit roher Gewalt werden Scharfschützen in den Häusern und Türmen ausgeschaltet.

Nach einer knappen halben Stunde, ich habe dabei auch alle Nebenaufträge erfüllt, die links oben auf der Missionsübersicht erscheinen, habe ich mit einem platzierten Bombardement-Special die zusammengetriebenen Gegner dezimiert, die Siegesflagge auf dem Stadtplatz gehisst und die Mission erfüllt. So einfach macht es mir die auch auf den unteren Schwierigkeitsgraden beängstigend clever aufspielende KI dann allerdings nicht mehr. Bei der etwas später folgenden Schlacht um die Hafenstadt Salerno gilt es beispielsweise zuerst die mit Stacheldraht gesicherten Zugänge zur Stadt mit einem Engeneer Squad zu öffnen und dann unter erheblichem Zeitdruck drei Brücken mit diesen Einheiten durch das Legen von Minen zu sprengen. Schaffe ich das nicht, rücken aus allen Richtungen deutsche Panzerverbände an und das wird sehr, sehr verlustreich für die Angreifer.

Die volle taktische Pause war für mich der Höhepunkt unter den frischen Features. Leertaste drücken und ganz in Ruhe einen Stapel Befehle für die Einheiten auswählen, so lassen sich brenzlige Situationen besser lösen.

Neben den wirklich abwechslungsreich gestalteten Echtzeit-Missionen, läuft ein guter Teil der Kampagne rundenbasiert ab. Auf einer Übersichtskarte rücken die Verbände vor, befreien Städte, nehmen Versorgungslager ein und fechten militärische Konfrontationen mittels Skirmish-Attacken aus. Dabei werden die Kräfte der Parteien und die Siegwahrscheinlichkeit angezeigt, der Kampf läuft dann automatisch ab. In der Regel lohnt es sich, die Schlacht aufzunehmen, denn als Belohnung gibt es wichtige Ressourcen, die zur Herstellung von Einheiten gebraucht werden. Sieht es nicht gut aus, dann ist auch ein Rückzug möglich, was aber 10 % Leben aller beteiligten Einheiten kostet.

Nicht zu unterschätzen für das Vorankommen ist das Loyalitäts-System. Ihr werdet immer wieder vor Entscheidungen gestellt und bekommt dabei auch gleich einen Tipp eurer Verbündeten: General Norton von der britischen 8. Armee, US-General Buckram oder die italienische Widerstandskämpferin Eleonora Valenti. Befolgt ihr deren Vorschläge für das weitere Vorgehen, erhöht sich die Loyalität und ihr bekommt zusätzliche Perks, wie zum Beispiel Unterstützung gegen Luftangriffe, Kampftaucher oder Spionageinsätze der Partisanen.

Die Afrika-Kampagne, die ihr als Deutsches Afrikakorps spielt, ist deutlich linearer angelegt als die dynamische Italien-Invasion. Die Befehle erhaltet ihr von Wüstenfuchs Rommel persönlich, nur echt mit extrem harten deutschem Akzent.

Gut drei Stunden in der Italien-Kampagne verfügt ihr dann nicht nur über Infanterie und Fahrzeuge, sondern beordert zudem eine Armada an Schlachtschiffen und Kreuzern durch das Meer und beginnt euch die Lufthoheit zu sichern, wenn ihr den ersten Flugplatz eingenommen habt. Spätestens jetzt, wenn ihr die Schlachten zu Lande, zu Wasser und in der Luft führt, werdet ihr das neue Feature der vollen taktischen Pause wirklich schätzen lernen. Ein Druck auf die Leertaste und ihr habt alle Zeit der Welt euch eine Übersicht zu verschaffen, eure Strategie zu überdenken und bis zu acht taktische Zuweisungen für eure Einheiten vorzunehmen. So habe ich manche meiner mühsam hochgepäppelten Truppen noch mit einem strategischen Rückzug retten können, bevor meine Helden im Kreuzfeuer untergegangen wären.

Die von mir gespielte Mission ist selbst auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad ein echtes Strategiebrett. Zuerst muss ein kleiner Trupp deutscher Soldaten mehrere Minuten einen britischen Ansturm überstehen, bevor Verstärkung anrückt.

Das ist nicht das einzige spannende Feature, welches Company of Heroes 3 zu bieten hat. Neu hinzugekommen ist endlich auch eine Vertikalität, bei der die Höhenunterschiede der Schlachtplätze wirklich eine Rolle spielen. Häuser werden Stück für Stück durch Beschuss zerstört, Fahrzeuge haben eine Seitenpanzerung, die meist besser zu durchdringen ist als die dick gepanzerte Front und das Heck. Ihr könnt Infanterie auf Panzer aufsitzen lassen, um schneller und sicherer an die Front zu gelangen und ihr könnt euch auf eine ganze Reihe frischer Animationen freuen. Nehmt euch die Zeit, in das Getümmel herein zu zoomen und seht, wie die Funken fliegen, wenn Reparaturtrupps ihre Arbeit mit Schweißgeräten verrichten, Grenadiere auf Panzer losgehen und Minen anbringen, Stacheldraht zerschnitten wird oder beim Sturm auf ein Haus Soldaten die Tür auftreten und Handgranaten hineinwerfen.

In der Nordafrika-Kampagne übernehmt ihr die Fraktion des Deutschen Afrikakorps (DAK)und bekommt von Generalfeldmarschall Erwin Rommel die Befehle. Eine Mission, die sich ein gutes Stück weit in der Kampagne befand, konnte ich ausprobieren und bin gleich mehrfach kläglich gescheitert. Zuerst gilt es, mit einem kleinen Trupp deutscher Soldaten fünf Minuten einen konzentrierten Angriff der Briten zu überstehen, bevor Verstärkung eintrifft. Danach soll ein links und rechts der weitläufigen Karte vermintes Gebiet überwunden werden, in denen die Gegner in der Mitte hinter Betonbarrikaden Stellung bezogen haben. Mittendurch zu stürmen endet in einem Fiasko, erst wenn an drei weit verstreuten Stellen Luftbeobachter ausgeschaltet werden, die ansonsten das DAK mit Bombardements überziehen, gibt es überhaupt eine Chance, einen Vorstoß zu überleben. Ohne taktische Pause hätte ich die Mission auf gar keinen Fall geschafft, aber auch so war das ein Beweis, welche strategischen Herausforderungen das Spiel bietet.

Sowohl die Italien-, als auch die Afrika-Kampagne wird zwischen den Missionen narrativ begleitet. Zum einen erzählt ein GI über seine Erlebnisse während der Invasion, zum anderen erfahrt ihr Details zum Schicksal von Izem, eines jüdischen Berbers und seiner Familie, der aufseiten der Briten gegen die deutschen Besatzer kämpft.

Zusammen mit den 120 unterschiedlichen Einheiten, die größtenteils über individuelle Fähigkeiten und Spezialattacken verfügen, ergeben sich so wuselige Massenschlachten, die um ein Vielfaches taktischer verlaufen und wesentlich mehr Aufmerksamkeit verlangen, als es bei den Vorgängern der Serie der Fall war. Mich hat es auf jeden Fall nach der langen CoH-Abstinenz wieder voll ins Geschehen gezogen und ich freue mich schon auf das kommende Jahr, wenn ich die beiden Kampagnen antreten kann. Für alle, die lieber kooperativ oder kompetitiv spielen: Company of Heroes 3 wird einen Koop-Modus und 1v1- bis 4v4-Multiplayer-Modi mitbringen, in denen dann auch die Wehrmacht spielbar ist. Dazu gibt es dann auch ein dickes Modding-Paket gleich zum Start, in dem ihr Maps und Szenarios mit einem umfangreichen Editor selber erstellt.

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Ulrich Wimmeroth

Freier Autor

Mag Rollenspiele und Ego-Shooter, sammelt Retro-Konsolen und nutzt seinen PC hauptsächlich zum Schreiben über Spiele. Und für Strategie natürlich. Und das seit Dekaden.

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