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DreadOut - Test

Kopieren will gelernt sein.

Gute Idee, miese Umsetzung. Hässliche Grafik, gepaart mit langweiliger Struktur, dazu eine Schrottsteuerung, schon ist der Horror perfekt.

Sie haben es wirklich geschafft. Ich kann es noch kaum glauben. Doch das Team von Digital Happiness hat die nervigste Todesanimation der Videospielgeschichte erschaffen und damit Too Human vom Thron gestoßen. Dort trug euch nach jedem Ableben eine Walküre in einer qualvoll langen Sequenz in den Himmel, bevor eure Figur wieder lebendig auf dem Spielfeld erschien.

Todeslauf

DreadOut genügt diese Verschwendung eurer Zeit nicht und verwandelt den Tod in eine unerträgliche Folter. Sobald Heldin Linda das Zeitliche segnet, taucht sie im Limbo auf und muss auf eine leuchtende Fläche zulaufen. Nach jedem weiteren Ableben verlängert sich dieser Weg. Dadurch vergeht später fast eine Minute, in der ihr stumpf die Richtungstaste gedrückt haltet, bis man euch zurück im Abenteuer absetzt. Wie hielt man dieses Konzept jemals für eine gute Idee? Aber die Entwickler setzen noch einen drauf: Erreicht ihr die anscheinend maximale Länge, geben sie euch den Rat, doch lieber auf Casual-Spiele umzusteigen.

Ein derart fieser Seitenhieb wäre vielleicht ertragbar gewesen, wenn die Steuerung und vor allem das Kampfsystem mit den lästigen Geistern funktionieren würde. Denn in diesem Aspekt ist DreadOut die reinste Katastrophe. Genau wie in Project Zero spielt ihr ein asiatisches Mädel, das mit einer Kamera Geister bekämpft. Anstatt mit einer verzauberten Blitzkiste gegen die übernatürlichen Wesen anzutreten, verwendet Linda bloß ihr Smartphone.

Wow. Bei diesem Text fehlen mir die jugendfreien Worte.

Leider existieren keine unterschiedlichen Parameter für die Gefechte. Bis auf bei einem Geist, dessen verwundbare Stelle sich am Rücken befindet, braucht ihr eure Kamera nur auf die deformierten Gesichter der spirituellen Kreaturen zu richten. Eine genaue Fokussierung oder Entfernung spielt keine Rolle, sodass ihr nie gezwungen seid, absichtlich näher an die Gespenster heranzutreten. Trotzdem steckt ihr schnell ein paar Treffer ein, da sich Linda selbst im Sprint kaum von der Stelle bewegt. Zudem möchte sie manchmal ihre Kamera nicht sofort auspacken und wartet lieber auf das zweite Klicken der linken Maustaste. Beide Probleme mit der Steuerung erwiesen sich besonders beim ersten Bosskampf als nervige Hindernisse. Denn die Auseinandersetzung findet in einem viel zu kleinen Raum statt. Ihr könnt euch nicht richtig bewegen und der Endgegner taucht nach jedem erfolgreichen Treffer zufällig an einer anderen Stelle auf. Steht ihr dann direkt neben ihm, trifft er euch meist sofort mit seinen Scheren. Später schwebt er so schnell umher, ihr könnt ihn unmöglich treffen, solltet ihr nicht augenblicklich ein Bild von ihm knipsen. Fast jede Auseinandersetzung führt wegen ähnlicher Schwierigkeiten zur Frustration.

Leeres Geisterhaus

Dabei gibt es nicht einmal viele Gespenster. Selbst wenn ihr die geheimen Kämpfe zu Beginn des Spiels finden solltet, könnt ihr sämtliche Feinde an zwei Händen abzählen. Generell ist die erste Episode - die zweite Hälfte soll demnächst als kostenloser DLC erscheinen - verdammt kurz. Steam zeigt mir nach dem Abspann gerade einmal zwei Stunden Spielzeit an, von denen ich sicherlich die Hälfte mit dem Suchen von Gegenständen verbrachte.

"Anstatt mit einer verzauberten Blitzkiste gegen die übernatürlichen Wesen anzutreten, verwendet Linda bloß ihr Smartphone."

Eines der besseren Gegnerdesigns.

Denn das einzige wirkliche Rätsel ist die Definition von undurchdachtem Spieldesign. Zuerst einmal müsst ihr darauf kommen, dass eure Kamera zusätzliche Informationen in der Welt erkennen kann. Entweder per Zufall oder weil ihr die Hilfestellungen im Optionsmenü nachgeschlagen habt. Doch selbst dann irrt ihr ziellos in der winzigen Schule umher, durchsucht die stets gleichen Räume und schaut euch irgendwann verzweifelt mit der Kamera überall um. So findet ihr dann zufällig ein paar Symbole an der Decke im Eingangsbereich. Fotografiert das Bildnis im richtigen Winkel und ihr erhaltet ein Foto, das euch über den Verbleib eines Schlüssels aufklärt. Darüber kann man nur stolpern, denn Hinweise darauf existieren nicht.

Vielleicht liegen all diese Probleme in der Unerfahrenheit des indonesischen Studios begründet. Denn DreadOut bietet zumindest einen guten Ansatz. Auch wenn es bis auf ein paar Charakterdesigns optisch ziemlich mau wirkt, erschafft der Titel im Schulgebäude eine beklemmende Atmosphäre. In den ersten Momenten läuft euch hier ein kalter Schauer über den Rücken und ihr zuckt mehrmals zusammen, sobald ihr kleinere Geräusche hört. Nur habt ihr innerhalb weniger Minuten den gesamten Bereich durchsucht und von den einzigen zwei Geistern befreit. Im Anschluss beginnt die nervige Suche und der einstige Horror des Gebäudes verfliegt recht schnell.

Von daher muss ich stark vom Kauf abraten. DreadOut ist nur konzeptionell eine gute Idee, die an der schlechten Umsetzung scheitert. Dabei störe ich mich nicht einmal an der miesen Optik. Was dem Spiel dagegen das Genick bricht, ist die langweilige Struktur. Denn die meiste Zeit lauft ihr ahnungslos umher und fragt euch, was das Spiel gerade von euch will. Wenn ihr dann endlich auf einen Geist trefft, treibt euch die Steuerung in den Wahnsinn. Hinzu kommt ein kryptisches Rätseldesign, das dem Spieler überhaupt keine Hinweise zur Lösung der Aufgabe vermittelt. Den finalen Stoß verpasst man abschließend mit der Todesanimation, die euch zu immer längeren Spaziergängen im Limbo zwingt.

Die einzige Hoffnung liegt nun in der zweiten Episode. Doch damit hier noch ein hochwertiger Horrortitel entsteht, müsste schon ein kleines Wunder geschehen.

3 / 10

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DreadOut

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Björn Balg

Freier Redakteur

Freier Autor und wahrscheinlich der letzte Mensch ohne einen Facebook-Account. Liebt Trash und verbringt zu viel Zeit mit dem Ansehen von Katzenvideos.

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