Skip to main content
Wenn du auf einen Link klickst und etwas kaufst, können wir eine kleine Provision erhalten. Zu unseren Richtlinien.

Heroes of the Storm: Mein zweites "erstes MOBA"

Einfach, weil einfach einfach ist.

Jim Raynor reitet in voller Rüstung auf seinem Gaul durch die Welt von Warcraft, da springen ihm Diablos Dämonen entgegen. Kein Problem für den gestählten Veteranen. Ein paar Feuerstöße aus seinem Sturmgewehr später steht der Recke Seite an Seite mit Sarah Kerrigan, Tyrael, Malfurion Sturmgrimm, Uther Lichtbringer und einer Dämonenjägerin dem Herrn des Schreckens persönlich gegenüber. Doch Diablo hat Verstärkung gerufen: Illidan Sturmgrimm, Stitches, Lichkönig Arthas Menethil und Zerg-Evolutionsmeister Abathur.

Klingt nach dem Höhepunkt kruder Fanfiction, entstammt aber direkt der Feder von Blizzard. Genauer gesagt: dem Tutorial des MOBA Heroes of the Storm, das derzeit in einer geschlossenen Alphaphase getestet wird. Nun hab ich selbst erst kürzlich meine ersten Schritte im Genre getan, bekam spektakulär den Hintern in 'Infinite Crisis' versohlt (hier der Bericht). Darum gefiel mir der Einstieg bei Heroes of the Storm ausgesprochen gut: Das MOBA in Entstehung ist selbst noch etwas wackelig auf den Beinen, die Spielerzahl überschaubar, viele Features sind noch deaktiviert, und alle fangen wir bei "Null" an. Darum prangt auf allem, was ich jetzt schreibe, der Stempel: "Alpha! Nix in Stein gemeißelt (TM)".

Abwechslungsreiche Schlachtfelder, Explosionen, Diablo auf einem Regenbogeneinhorn. Ein Gameplaytrailer zu Heroes of the Storm.Auf YouTube ansehen

Das Tutorial ist schon jetzt ein Schmaus. Nicht nur, weil es die Regeln des Genres auf perfekt portionierten Löffeln in euren Mund schiebt. Wer Blizzard jemals einen Mangel an Selbstironie vorwarf, muss jetzt Kreide fressen. Der Franchise-Mischmasch wird mit reichlich Augenzwinkern erklärt und mit reinem Spielspaß begründet. "Wozu das alles", will Jim Raynor gegen Ende von Uther Lichtbringer wissen. Der stottert kurz. Darüber solle sich der Held aus StarCraft bitte keine Gedanken machen. Ruhm, Ehre, 'For the Lols'. Auf Lore und Logik sei gepfiffen. Sehr gern.

In Sachen Bedienung und Interface ist Heroes of the Storm derzeit ein erfreulich zahmes Biest. Mana, Leben, vier bis sechs Fertigkeiten (manchmal die Hälfte davon passiv), ein Mount, ein Teleport zur Basis per Hearthstone. Bam. Mehr gibt es anfangs nicht zu können. Der Bildschirm wird nicht mit Icons und Nummern überladen. Die Kamera pinnt ihr über euren Helden oder ihr fahrt damit frei übers Spielfeld. Die Regeln sind zu hundert Prozent MOBA: zwei Teams, zwei Basen, reichlich NPCs, die auf drei Pfaden (Lanes) aneinander geraten, Monster zum Anheuern, Büsche zum Tarnen und ihr wuselt dazwischen. Gewonnen hat, wer als Erster die feindliche Basis zu Kleinholz verarbeitet.

Gelegentlich entscheidet ihr euch beim Stufenanstieg während der Matches zwischen zwei Verfeinerungen für eure Fertigkeiten (Talents) oder wählt später aus zwei unterschiedlichen "Heroic Skills", die besonders viel Wumms aufs Schlachtfeld zaubern. Ab Account-Stufe acht wird der Talentbaum erweitert, es kommen speziellere Fertigkeiten und passive Boni hinzu. Für Anfänger bleibt die Skill-Leiste trotzdem angenehm beherrschbar.

Die besten der Besten aus drei Welten

Fünf wechselnde Gratishelden stehen im Roster aus insgesamt 23 Recken bereit, ein sechster kommt per Stufenaufstieg hinzu (nach jedem Match gibt es Erfahrung). Neben freischaltbaren Skins zur Aufhübschung eures Helden dürft ihr aus unterschiedlichen Mounts wählen (Regenbogeneinhorn inklusive). Wer "seinen" Helden dauerhaft sichern will, zahlt mit Gold, das man ebenfalls beim Stufenanstieg verdient (hier setzt auch Blizzards Bezahlmodell an). Löblich: Jeder Recke lässt sich zuvor ausgiebig gegen Bots testen, sodass man nie die Katze im Sack kauft.

Ach Gewusel. Meine alte Nemesis. In Heroes of the Storm behält man trotzdem erstaunlich gut den Überblick. Die Lernkurve biegt sich angenehm nach oben.

Derzeit könnt ihr alleine gegen die KI üben, im Koop-Modus mit anderen Spielern gegen den Computer antreten oder ein reines Versus-Match unter Spielern ausmachen. Nebenbei gibt es tägliche Aufgaben (Quests) der Sorte "Hundert Minions besiegt" oder "x-mal die feindliche Basis erobert". Aufgrund der aktuell geringen Spielerzahl (US only mit ein paar Pressevertretern von außerhalb) dauerte das Matchmaking extrem lange - Abhilfe schafft konsequente Gruppensuche im Chat. Gerankte Spiele oder eigens definierte Regeln gibt es derzeit noch nicht. Macht aber nix - für eine Alpha läuft der Rest wenigstens sehr stabil.

Die Maps selbst sind optisch im bunten WarCraft-Look gehalten, dabei überaus abwechslungsreich und mit interessanten Gimmicks ausgestattet. Da ankert zum Beispiel ein Geisterschiff in der Mitte der Karte, Kisten mit Golddublonen erscheinen zufällig. Bringt ihr die Münzen zum Kapitän des schaurigen Kübels, ballert der zum Dank aus allen Rohren auf gegnerische Gebäude. Anderswo gibt es zwei Schreine, deren Eroberung eurem Team Zugang zu einem übermächtigen Drachenritter gewährt. Ein Spieler schlüpft in die Gestalt dieses Monsters und kann dann kurzzeitig im Alleingang ganze Armeen plätten. Oder wie wäre es mit einer Zombie-Armee, die ihr in einer Art "Unter-Dungeon" für eure Seite erobern könnt? Die Mechanismen geben jeder Karte den entsprechenden Pfiff, bringen aber die Balance zwischen den Teams nie wirklich aus dem Gleichgewicht. Das Zünglein der Waage wird allenfalls ein bisschen hin und her geschubst. Trotzdem sehr stimmungsvoll und für den gewissen Adrenalinschub gut.

Mit Infinite Crisis hatte ich Blut geleckt, doch meine nächsten MOBA-Sporen werde ich mir wohl eher in Heroes of the Storm verdienen. Beiden Titeln ist gemein, dass sie den Platzhirschen mit starken Marken entgegentreten, mit denen sie vor allem jene Fans ansprechen, die dem ganzen MOBA-Gedöns bislang nichts abgewinnen konnten. Genrekönner werden eher ihrem League of Legends oder DotA treu bleiben, aber Einsteiger haben mit den Neuzugängen zwei reizvolle Alternativen zur Auswahl. Für Heroes of the Storm spricht derzeit, dass Blizzard Einstiegshürden und Lernkurven besonders anfängerfreundlich gestaltet und dabei nicht mit Selbstironie spart. Das macht den Titel sehr sympathisch. Dafür sind DCs Superhelden bereits einen großen Entwicklungsschritt weiter und prügeln sich aktuell in der offenen Beta. Auf jeden Fall haben es die Spieleschmieden endgültig geschafft: Ich mag MOBAs. Wieder ein Stückchen Freizeit weniger.

Hier der Cinematic-Trailer. Warum? Weil Blizzards Cinematic-Trailer klasse sind.Auf YouTube ansehen
In diesem artikel

Heroes of the Storm

PC, Mac

Verwandte Themen
PC
Über den Autor
Frank Erik Walter Avatar

Frank Erik Walter

Freier Redakteur

Tagsüber arbeitet Frank als freier Journalist. Nachts jagt er seit 2010 flüchtige MMOs für Eurogamer.de und die MMO PRO. Skittles und Tetris sind sein Kryptonit.
Kommentare