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RACE - The Official WTCC Game

Ganz nah an der Wirklichkeit

Mit einem 40kg schweren Koffer bepackt, besuchten uns Ende Oktober Diego Sartori und Bram Knot. Der Inhalt des schwarzen Monstrums, das von den beiden Simbin-Mitarbeitern liebevoll „Black Betty“ getauft wurde, war ein PC, ein paar Lautsprecher, Lenkrad und Pedale. Sichtlich geübt im Aufbau, war das PC-Cockpit innerhalb weniger Minuten einsatzbereit – und wir saßen am Steuer.

Was macht der erfahrene Rennspiel-Fan? Ohne große Umschweife sofort ab ins Quickrace. Die erste Runde lief jedoch nicht wirklich flüssig. Ein Crash hier, ein Ausritt ins Kiesbett dort. Von den Anwesenden erntete ich mehr Lacher als mir lieb war. Aber das muss auch so sein. Eine Simulation muss zu ambitionierte Fahrer sofort bestrafen.

Die Wetterverhältnisse können während eines Renn-Wochenendes umschlagen.

Der Wagen war nach knapp einer Minute komplett zerstört. Natürlich nur, um das wirklich sehenswerte Schadensmodell zu überprüfen: Reifen fliegen durch die Luft, die Aufhängung bricht und – obligatorisch – die demolierte Motorhaube darf auch nicht fehlen. Aber: Mit leichten Blessuren lassen sich die Fahrzeuge immer noch steuern. Denn die Rennen der WTCC laufen nie wirklich ohne Blechschäden ab. Mein erster Versuch endete jedoch in einer Leitplanke mit folgeschwerem Achsbruch.

Neustart. Der zweite Versuch sollte besser laufen. Lieber ein bißchen zu früh gebremst und zu langsam durch die Kurven als wieder den halben Boliden vernichtet zu haben, bevor die Tachonadel wenigstens einmal Höchstgeschwindigkeit anzeigen kann. Und das klappte wirklich gut. Auffällig: Der Motoren-Sound trägt nicht nur zur Atmosphäre bei, er schafft es tatsächlich, ein Gefühl für die Geschwindigkeit zu geben. Bereits nach einer Runde muss man keinen Blick mehr auf die Drehzahlanzeige verschwenden; man hört, wenn man sich dem roten Bereich nähert oder der Motor untertourig läuft. Das klingt seltsam, aber das giftige Kreischen des Motors zusammen mit den harten Kuppel-Geräuschen tragen unheimlich zum Spielspaß bei. Beim Hochbeschleunigen aus langsamen Kurven ist man fast versucht, die Kolben-Symphonie mitzusummen.

RACE bietet natürlich viele Formen der Fahrhilfen, d. h. Anfänger werden sicher nicht selbst schalten wollen, Profis hingegen sogar die manuelle Kupplung aktivieren. Was allerdings gar nicht geht, ist das Spielen mit der Tastatur. Die Fahrzeuge wurden so penibel umgesetzt, dass nur mit Lenkrad, Pedalen und bestenfalls separater Schaltung gute Ergebnisse zu erzielen sind. Bei allen anderen Eingabegeräten sinkt der Spielspaß rapide gegen null. Aber das ist eher ein Pluspunkt und unterstreicht Simbins Anspruch, eine Führungsrolle im Simulations-Genre einzunehmen.

Den wollte ich immer haben: Der E30 M3. Und zwar genau in der Farbe.

Die künstliche Intelligenz der Fahrer trennt in diesem Genre die Spreu vom Weizen. Eines vorab: Eine Kurven-Blockade und ob die anderen Fahrer einen Weg außen herum finden, konnten wir in unserer ersten Testfahrt nicht herbeiführen. Jedoch machte sich sofort bemerkbar, dass die Gegner etwas aggressiver zu werke gehen, schon mal leicht rempeln oder sogar beim Anbremsen vor einer Kurve einen Schubs geben. Das macht jede Menge Spaß, schließlich sind die Rennen mit zwei mal 20 Minuten deutlich kürzer als bei anderen Serien. Und noch eine Besonderheit hat die WTCC zu bieten: Die besten acht der ersten Session tauschen für die zweite die Plätze, d. h. der erste startet von Platz acht. Simuliert wird übrigens die aktuell laufende Saison, d. h. gefahren wird zum Beispiel mit dem BMW 320si oder Honda Accord Euro R. Darüber hinaus darf man in die Fahrzeuge der 87er Saison steigen oder aber in der Mini Challenge aktiv werden.

Ein wenig Kritik muss aber auch gestattet sein: Die Umgebungsgrafik wirkt grau und leblos – sie ist nicht wirklich schlecht, aber sie kann bei weitem nicht mit den Fahrzeugen mithalten. Wie immer bei Simbin-Produkten sind aber auch in RACE die „Cars die Stars“. Der Detailgrad wurde hier noch einmal gewaltig in die Höhe geschraubt. Das macht sich zum Beispiel an den mit Werbe-Stickern beklebten Scheiben bemerkbar. Die Fenster sind natürlich transparent, verfügen jedoch über Innen- und Außentexturen. Das macht das Drehen und Wenden der Kamera rund um die Boliden noch mehr zum Vergnügen als bei GTR2

Wetterwechsel

Gerade im Mini-Cup kann nach Herzenslust gerempelt werden.

Das Wetter kann während eines Rennens umschlagen, was nicht nur einen Reifenwechsel notwendig macht, auch der Scheibenwischer darf nicht vergessen werden! Dieser kommt ebenfalls zum Einsatz, wenn zum Beispiel Insekten an der Windschutzscheibe zerplatzen. Sicher, man kann über die Sinnhaftigkeit dieses Features streiten, aber es erhöht doch den Streß- und Spaßfaktor gerade bei Infights. Gas geben, bremsen, kuppeln, schalten und wieder auf's Gas. Und bei Regen auch noch kurz den Scheibenwischer antippen, während man am Heck des Kontrahenten klebt und die Gischt ohnehin schon genügend Probleme macht. Herrlich.

Simbin hat ein Luxus-Problem. Mit GTR und GTR2 haben die Schweden eine große Fangemeinde im Rücken, allerdings stehen sie auch unter dem Druck, die ständig wachsende Erwartungshaltung erfüllen zu müssen. Es sollte mich jedoch sehr wundern, wenn das mit RACE nicht glücken sollte. Wochenend-Bleifüße sollten sich hingegen vom Begriff „Simulation“ nicht abschrecken lassen. Es macht ungeheuren Spaß, die PS-Monster immer stärker zu pushen und schließlich ans Limit zu führen. Für Rennsport-Fans beginnt das Weihnachtsfest dieses Jahr vier Wochen früher - RACE erscheint am 24. November.

Ein Replay-Video findet Ihr auf Eurogamer-TV. Die wirklich sehr gut gemachte Produkt-Webseite findet Ihr hier.

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