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Raiden III Digital Edition - Test

Warum jetzt? Warum hier? Warum nicht.

Eine Reise zurück in die Arcade-Hallen der frühen 2000er. Man hätte sich mit dem Re-Release aber ruhig ein wenig mehr Mühe geben dürfen.

Manche Serien weigern sich einfach, zu sterben. Gauntlet kam letzte Woche wieder zurück und nächstes Jahr soll es ein neues Raiden geben. Gerade mal das Fünfte. Nicht gerade ein Serienüberfluss, fünf Teile in dann immerhin 25 (!) Jahren. Aber für den Moment geht es um Raiden III, das in der Digital Edition seit ein paar Tagen auf gog.com und Steam für etwa 8 Euro zu haben ist, Soundtrack inklusive. Der Historie halber: Der Automat stammt aus dem Jahr 2005, dieser PC-Port war 2006 in Japan echt Hightech, was Umsetzungen angeht, und da die Digital Edition nach nun acht Jahren endlich die Überseeverschiffung genau dieses Ports mit englischen Menütexten darstellt, ist es heute deutlich weniger Hightech. Um nicht zu sagen "doch etwas in die Jahre gekommen".

640x480... Auf 200 % augebläht, weil unsere Bildanzeige das sonst nicht verkraftet.

Womit wir auch bei den offensichtlichsten Problemen von Raiden III auf dem PC angekommen wären. In Japan und 2006 (oft auch noch in den acht Jahren danach) war es unüblich, dass es die Fülle an Technikoptionen gab, die der westliche PC-Spieler kennt. Die Auflösung ist auf 640x480 festgezurrt, ich konnte weder im Netz noch eigenhändig eine wertvolle ini-Datei finden, das Ganze sieht auf einem größeren Monitor schon etwas retro aus - nun, ist es ja auch. Zumindest werden allerdings problemlos der 360 Controller oder andere akzeptiert. Gut so, denn wie ich damals Xenon 2 mit der Tatstatur durchgespielt habe, ist mir hier nach nur zehn Minuten bereits komplett schleierhaft. Wer ambitioniert ist oder einfach einen Pivot-fähigen Monitor hat, kann in den paar Optionen auch die Bildschirmausrichtung um 90 Grad drehen, was angesichts der ursprünglichen Arcade-Herkunft Sinn macht. Ist einfach mehr zu sehen, Widescreen kennt das Genre ja bis heute kaum.

Die Explosionen wirken immer noch schön wuchtig und vor allem befriedigend.

Nun zum Wesentlichen. Besagtes Genre funktioniert seit dem Anbeginn der Spielezeit unverändert, erwartet hier bloß nichts anderes als ein Shoot 'em up, schon gar nicht bei dem Seriennamen. Aber erwartet es in gut. Während Raiden IV zuletzt eine milde Enttäuschung war und im Rahmen einiger Cave-Veröffentlichungen zu seiner Zeit noch mehr unterging, als es eh schon der Fall war, hatte Raiden III das gewisse Etwas. Die Engine war damals, über zehn Jahre nach dem letzten Raiden, auf 3D poliert worden, die Bewegungsrichtung des Hintergrunds verändert sich, es war technisch wie auch gestalterisch ambitioniert. Und das zahlt sich heute noch auch. Die Auflösung mag niedrig sein und die Texturen in die Jahre gekommen: Insgesamt hat Raiden III immer noch jede Menge Charme. Und das sage ich nicht nur, weil ich zuletzt so etwas wie Gaiabreaker ertragen musste.

Sieben Stages - einer weniger als jedes andere Raiden, warum auch immer -, drei in generischer Erdumgebung, der Rest im generischen Weltraum, eine nichtexistente Handlung, um ein paar belanglose Eckdaten abzuarbeiten. Viel wichtiger ist der Wechsel des dritten Raiden weg vom relativen Niedrigzahl-Titel was die gegnerischen Schüsse angeht hin zu einer kleinen Bullet-Hölle, die zwar keine Cave-Ausmaße erreicht, es aber doch rechtfertigt, dass die Hitbox sehr viel kleiner ausfällt, als die Ausmaße des eigenen Raumschiffes es andeuten. Leider war die Ein-Pixel-Hitbox noch nicht erfunden, sodass es manchmal halt passt und manchmal nicht, ohne dass es man es auf den Pixel genau abschätzen könnte. Keine Sorge, das wird euch nicht zu sehr berühren, in 99,9 Prozent der Fälle wisst ihr genau, warum es gekracht hat und in welches der weitestgehend wohldurchdachten Gegnerfeuer ihr gerade gerauscht seid. Schwach ist allerdings bis heute die Auswahl an Extrawaffen. Der übliche Spread-Shot, dann ein starrer, aber sehr starker Laser und ein schwächerer "Wedel-Laser", der in die Flugrichtung schwenkt, das war es auch schon. Dazu ein paar Raketen, da hatten selbst die Achtziger mitunter spannendere Systeme zu bieten.

Fünf Minuten Level maximal, dann noch zwei Minuten Bossfight. Shoot'em'Ups sind keine langen Spiele. Man muss es halt nur überleben.

Die Bosse sind sicher die Highlights in einem sonst eher lahmen Feindessortiment aus kleinen und großen Fliegern, Panzern und anderen eher uninspirierten Dingen, bei denen ihr Ableben in einer netten Explosionen weit hübscher ist als jeder Anblick, den sie sonst zu bieten haben. Die mehrstufigen Bosse jedoch sind vor allem auf den oberen Schwierigkeitsgraden ein kleiner Bullet-Hell-Genuss. Seid ihr hier nicht genau auf der richtigen Position, lernt ihr erneut, wo ihr nicht zu sein habt. Die Muster sind durchdacht und erkennbar und ganz sicher nicht zu einfach. Selbst auf "sehr einfach" haben es zumindest die letzten Stages noch in sich, auf "sehr hart" wagen sich nur die Besten ins Rennen, zumindest mit der Hoffnung das Ende des zweiten Stages zu sehen, bevor die paar Continues alle sind.

In einem solchen Chaos kann ein Freund nicht schaden und so bietet auch die Umsetzung das Koop-Spiel der Arcade-Version an. Entweder ihr spielt normal mit einem Freund zusammen oder ihr vertraut einander völlig und teilt den knappen Vorrat an Leben und Smartbombs. Letzteres nur, wenn ihr entweder einander gut kennt oder ihr einfach mal Sätze wie "hör auf zu sterben, ich will vielleicht auch noch mal sterben" sagen wolltet. Online passiert hier rein gar nichts, nicht mal die Highscores, stattdessen bleibt euch als letzte Herausforderung dann noch der Boss-Rush.

Raiden V in 2015: Ob es wohl den Durchbruch für die Xbox One in Japan bringt? (Trickfrage, die Antwort lautet: Natürlich nicht.)

Raiden III Digital Edition ist kein essenzielles Pflichtprogramm, selbst wenn man das Genre mag. Aber ganz ehrlich, für ein fast zehn Jahre altes Spiel hat sich das ordentlich gehalten, weit besser als ich zuerst erwartet hätte. Ein guter Kugelhagel kommt halt nicht so schnell in die Jahre. Es spielt sich einfach immer noch verdammt gut und es ist dank seines geschickt abgestuften Schwierigkeitsgrades, der bei "einfach" weder zu "dämlich" verkommt noch zu "immer noch unmöglich" ausartet, ein gar nicht mal so schlechter Einsteiger-Einblick in die kleine Welt des Shoot 'em ups. Solltet ihr euch auf den Montag also einfach mal ein wenig nette, hochwertige Abwechslung gönnen wollen, dann ist das keine schlechte Möglichkeit dafür - ein Pad am PC vorausgesetzt. Kenner und Pros freuen sich einfach, dass sie sich die beste Version dieses Spiels auf simplem Wege zu Gemüte führen können, bevor nächstes Jahr dann das auf ersten Bildern fantastisch aussehende Raiden V ins Haus steht. Diesmal sicher auch bei uns, denn ein Xbox-One-Exklusivspiel wird man wohl kaum in Japan belassen. Außer Taito möchte, dass es keiner spielt.

Vielen Dank an gog.com für das Testmuster.

6 / 10

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