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Rainbow Skies - Test: Komm, wir werden Monsterzähmer!

Nicht schön, aber selten.

Klassisches Rollenspiel mit schönem Rundenkampfsystem, gut geschriebenen Dialogen und altertümlicher Grafik. Nett, aber nichts Neues.

Ihr kennt doch sicher den Sound-Effekt, der in vielen älteren Final-Fantasy-Spielen immer dann ertönt, wenn ihr den Cursor im Menü bewegt? Es ist ein hell klingendes Geräusch, dass sich irgendwie befriedigend anhört, als werfe man einen kleinen Stein in einen Eimer Wasser. Auch in Rainbow Skies dringt dieses Geräusch an eure Ohren und das ist nicht das Einzige, was mich an die Rollenspiele längst vergangener Tage erinnert. Mit einer Gruppe aus drei Helden zieht ihr durch eine Welt in bunter Comic-Grafik, besiegt Monster wie wandelnde Kakteen, Pilzgesichter und Mini-Elefanten, baut eure Fähigkeiten aus, besiegt Bosse. Das Übliche eben, nicht dass das per se schlecht wäre.

Gleich vorweg: Die Grafik wird nicht jedem gefallen, auf viele wird sie sogar abschreckend wirken, schlichtweg weil der Stil so oder so ähnlich auch Dutzenden mittelmäßigen Mobile Games ihr austauschbares Gesicht verleiht. Auch für mich war das zu Spielbeginn eine kleine Hürde, die ich erst mal überwinden musste. Zu sehr ist mein Hirn schon darauf konditioniert, bei dieser Art der Darstellung hinter dem nächsten Hügel Mikrotransaktionen zu erwarten. Aber: Die gibt es nicht und auch das Gameplay ist zwar nichts grundlegend Neues, aber doch tiefer als es der Grafikstil vermuten lässt.

Pilze mit Reißzähnen. Hat man schon mal irgendwo gesehen, macht aber nichts. (Rainbow Skies - Test)

Die Geschichte von Rainbow Skies dreht sich um einen Jugendlichen namens Damion, der auf einer Art fliegenden Insel lebt. In der Luft gehalten wird das Gebilde durch eine Reihe von Turbinen und die dort Lebenden erzählen sich, dass sie dort auch bleiben müssen, weil die Erde unter ihnen unbewohnbar sei. Damion verfolgt den populären Berufswunsch des Monsterzähmers, um etwas zur Gesellschaft beizutragen. Damit die Monster nämlich nicht besagte Turbinen kaputt machen, müssen sie in Schach gehalten werden. Damion macht jedenfalls am Tag vor seiner Abschlussprüfung ordentlich einen drauf, versiebt deshalb die ihm gestellte Aufgabe und stürzt gemeinsam mit Kumpel Layne auf den Boden unter dem fliegenden Eiland, der sich als gar nicht mal so giftig erweist, wie alle erzählt haben.

Was folgt, ist eine ziemlich typische Rollenspielgeschichte: Damion trifft auf die dritte Hauptfigur Ashly und gemeinsam müssen sie fortan gegen das Böse in der Welt kämpfen - und ganz nebenbei noch Damions ursprünglichen Berufswunsch Realität werden lassen. Rainbow Skies besticht nicht unbedingt durch die Komplexität der Geschichte selbst, wohl aber durch die gerade auf deutsch toll geschriebenen Dialoge. Die Qualität erinnert beinahe an die Art, wie Nintendo früher Spieltexte übersetzt hat - nicht stur Wort für Wort, sondern mit vielen kleinen, netten Details. Ich denke da spontan an die Erwähnung der Lindenstraße in Secret of Mana.

Hier passiert's: Damion fällt vom Himmel. (Rainbow Skies - Test)

Das grundsätzliche Gameplay kommt sehr klassisch daher. Ihr bewegt euch über eine Weltkarte, erfüllt hier und da eine Aufgabe, besiegt manchmal einen Boss und erweitert eure Fähigkeiten. Eure Lebens- und Magiepunkte steigen nach jedem Stufenaufstieg zwar automatisch, zusätzliche Fähigkeiten verbessert ihr aber durch drei verschiedenfarbige Steine. Die könnt ihr beispielsweise in die Lebensenergie, euer Glück oder die Verteidigung investieren. Zusätzlich ist es ziemlich wichtig, was ihr gerade mit euch herumtragt. Jede Waffe und jedes Kleidungsstück verbessert sich durch regelmäßigen Einsatz, wodurch ihr wiederum Slots freischaltet, in die ihr Gegenstände packen könnt, die ihr ebenfalls von Monstern oder aus Schatztruhen holt. Auch dadurch könnt ihr eure Lebens- oder Magiepunkte und eure Verteidigung oder euren Angriff verbessern.

Sinnvoll ist es natürlich, sich auf einige Gebiete zu konzentrieren und die Figuren darin richtig stark zu pushen, Allround-Charaktere sind aber ebenso möglich. Hat man alles schon mal irgendwo gesehen, ist aber bei Rainbow Skies nicht schlecht kopiert, sondern solide umgesetzt.

Die typische Rollenspielstadt, sämtliche Läden inklusive, Foto aus Romantikgründen bei Nacht aufgenommen. (Rainbow Skies - Test)

Charakterklassen im klassischen Sinne gibt es bei Rainbow Skies nicht, aber die drei Protagonisten sind von Anfang an auf eine Waffe oder einen Kampfstil spezialisiert. Damion ist eher der Nahkämpfer, der mit Schwertern angreift, Layne liegt der Fernkampf und Ashly ist die Magierin der Truppe. Zum Tragen kommt das natürlich nur im Kampf. Der läuft rundenbasiert ab, wobei die Figuren ihren Gegnern nicht einfach gegenüberstehen. Stattdessen bewegt ihr sie über Felder. Dafür stehen Aktionspunkte zur Verfügung, die ihr für die Bewegung selbst, einen Angriff oder die Verteidigung verwenden könnt - ihr kennt das.

Rainbow Skies ist kein neues XCOM, Deckungsmöglichkeiten gibt es keine. Trotzdem funktioniert das System in seinen Grundzügen gut, gerade weil viele der Zaubersprüche nur auf bestimmte Felder in eurem Umfeld angewendet werden können, was bedeutet, dass ihr eure Figuren strategisch gut platzieren müsst. Am Anfang mögt ihr noch gut durch das Spiel kommen, wenn ihr einfach nur auf alle Gegner einprügelt, nach etwa sechs bis acht Stunden Spielzeit rächt es sich aber, wenn ihr das versucht. Spätestens dann ist es essenziell zu wissen, wie ihr eure Skills am besten nutzt. Ein bisschen frustrierend kann es sein, wenn ihr eure Figuren zwar perfekt positioniert, um den nächsten Angriffsspruch loszulassen, sich die Gegner dann aber aus dem Weg bewegen. Allzu oft greift ihr deshalb doch wieder auf bestimmte Standardfähigkeiten zurück.

Einige der Kampfanimationen sind äußerst spektakulär. (Rainbow Skies - Test)

Immer wieder müsst ihr bei der Entwicklung eurer Figuren auch nicht ganz leichte Entscheidungen treffen. Beispiel Rüstung: Euer aktuelles Gewand mag inzwischen besser sein als das nächstbeste, das ihr im Laden kaufen könnt, weil ihr es mit einigen Gegenständen aufgerüstet habt. Das Nächstbeste hat aber langfristig deutlich mehr Potenzial. Es ist also an euch, zu entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt ist, auf ein bisschen Panzerung zu verzichten, um dafür zu einem späteren Zeitpunkt mehr davon zu haben. Mit den Zaubersprüchen verhält es sich ganz ähnlich. Euer Standard-Feuerball auf Level 23 mag inzwischen deutlich mehr Schaden machen als die Sprüche aus dem neuen Buch, das im Laden verkauft wird. Hättet ihr die aber auch auf Level 23 wäre die Zerstörung umso größer.

Dieses an sich interessante System hat bei mir leider auch immer wieder zu mittelgroßen Grinding-Phasen geführt, weil ich an den Gegnern in meinem aktuellen Spielgebiet sonst nicht mehr vorbeigekommen bin. Das Spiel wirkt dem aber immerhin entgegen, indem es den Schwierigkeitsgrad anpassbar macht, wobei ihr auf höheren Leveln auch bessere Belohnungen von den Gegnern bekommt. Trotzdem: Es gibt Momente, in denen es scheint, als hättet ihr euch durch das Skillen eurer Figuren in eine Gameplay-Sackgasse manövriert. Dann bleibt nur eins: Zurückgehen und noch ein bisschen leveln.

Um eure Party zusätzlich zu unterstützen, könnt ihr nach ein paar Stunden selbst Monster züchten. Nach einigen gewonnenen Kämpfen erhaltet ihr ein Ei als Belohnung. Das könnt ihr wiederum beim Monsterzüchter eures Vertrauens ausbrüten. Schlüpft das Vieh, könnt ihr mit ihm in den Kampf ziehen. Je nach Monster bekommt ihr dann eine Angriffs- oder eine Unterstützungseinheit. Indem ihr wählen könnt, welche Monster ihr mit in die Schlacht nehmt und welche nicht, gewinnen die Kämpfe im späteren Spielverlauf nochmal an Tiefe, wobei es auch hier etwas nervig sein kann, wenn ihr mit frisch geschlüpften Helferlein erst mal wieder in frühere Regionen zurückkehren müsst, um sie zumindest so weit aufsteigen zu lassen, damit sie nicht beim ersten Schlag eines Gegners sterben. Ein neues Pokémon ist Rainbow Skies nicht, das Monsterzüchten ist aber eine willkommene Dreingabe für ein Kampfsystem, das bei fortgeschrittener Spielzeit manchmal ein bisschen eintönig werden kann.

Ein Hauch von Pokémon: Monster ausbrüten. (Rainbow Skies - Test)

Davon abgesehen ist Rainbow Skies ein weitgehend lineares Spiel. Hier und da gibt es kleinere Nebenquests, die aber nur in seltenen Fällen wirklich etwas zur Hauptgeschichte beizutragen haben und auch die Aufgaben wiederholen sich. Im Wesentlichen handelt es sich um klassische Fetch-Quests, die ihr manchmal auch ganz nebenbei schafft - ohne es auch nur zu merken. Kann man machen, wirklich zeitgemäß ist das nicht und es trägt auch nur geringfügig dazu bei, die etwa 18 bis 20 Stunden Spielzeit zu strecken. Ich will mich aber nicht beschweren, dass das zu wenig ist, ich finde es eher gut, dass die Entwickler nicht versucht haben, das Spiel so aufzublähen, dass es am Ende an der Wiederholung seiner Mechaniken erstickt. Am Rande sei erwähnt, dass ihr jederzeit speichern könnt, nur nicht im Kampf. Es ist also problemlos möglich, einfach mal nebenbei ein paar Gegner umzuhauen und die Konsole dann wieder auszuschalten, ohne großartig zu einem Speicherpunkt laufen zu müssen.

Für alle, denen Rainbow Skies jetzt bekannt vorkommt - dieser Eindruck täuscht nicht. Rainbow Skies ist die Fortsetzung des Titels Rainbow Moon aus dem Jahr 2012 und technische Verbesserungen sind seither kaum zu bemerken. Texturen sind niedrig aufgelöst, die Figuren wirken manchmal recht grobschlächtig. Das hat aber auch seine Vorteile, denn Rainbow Skies unterstützt Cross-Buy und Cross-Save. Soll heißen: Kauft ihr eine Version, bekommt ihr auch beide anderen. Das Spiel ist für PS4, aber auch PS3 und Vita erschienen. Ich habe vor allem die Cross-Save-Funktion gerne als Anlass genutzt, meine alte Vita zu entstauben und ein bisschen im Handheld-Modus zu spielen. Funktioniert reibungslos, auch wenn diese grundlegende Funktion auch in Zeiten der Switch nicht mehr ganz so spektakulär wirkt.

Einige der Bosse werden mit solchen Szenen ins Spiel eingeführt. (Rainbow Skies - Test)

Rainbow Skies wirkt ein bisschen wie aus der Zeit gefallen. Die Grafik sieht zumindest auf einer PS4 aus, als würdet ihr gerade ein Smartphone emulieren, die Nebenquests sind simple Sammelaufgaben. Aber das, was die Entwickler mit Rainbow Skies machen wollen, machen sie auf solidem Niveau. Die Dialoge sind liebevoll geschrieben, die Geschichte wird unterhaltsam erzählt und das Kampfsystem ist gerade komplex genug, damit auch der dritte und vierte Kampf gegen die gleichen Gegner nicht langweilig wird. Der fünfte oder sechste dann aber schon, wobei die Monstersammelei diese Eintönigkeit ein wenig ausgleichen kann.

Rainbow Skies ist kein Spiel, das die Herzen der Spieler im Sturm erobern wird. Aber es ist ein kleiner, feiner Geheimtipp für Fans von klassischen Konsolenrollenspielen. Wenn das nach euch klingt und ihr die Wartezeit auf das Remake von Final Fantasy 7 überbrücken wollt, ist Rainbow Skies eine passable Option! Alle anderen sehen in ihm nichts anderes, als das, was viele andere Indie-Rollenspiele schon vor ihm boten.


Entwickler/Publisher: SideQuest Studios/eastasiasoft - Erscheint für: PS4, PS3, PS Vita - Preis: 26,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Getestete Version: PS4, PS Vita - Sprache: deutsch - Mikrotransaktionen: Nein

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

In diesem artikel

Rainbow Skies

PS4, PS3, PlayStation Vita

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Über den Autor
Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.
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