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Turbo Overkill im Test: Für mich der beste Retro-Shooter, der je gemacht wurde!

Die alte Schule hat einen neuen Meister.

Ebenso stylisches wie energiegeladenes Spektakel, das von akrobatischer Action, einfallsreichen Waffen und abwechslungsreichen Momenten lebt.

So hat er sich die Rückkehr in seine alte Heimat vermutlich nicht vorgestellt: Als Johnny Turbo (!) in dem neondurchfluteten Paradise (…) ankommt, hat eine KI namens Syn (nomen est omen) alle Einwohner in willenlose Sklaven verwandelt und körperlich so verändert, dass sie dem teuflischen Programm als grausige Armee dienen können. Was tun? Johnny wirft seine Kettensäge an, um das Kernel-Geld einzustreichen, welches auf Syns Deaktivierung ausgesetzt wurde.

Turmhohe Neonreklame, verregnete Nächte, ein sprechender KI-Kumpel und ein fliegendes Auto: Turbo Overkill sieht aus, als wären Quake und Blade Runner miteinander verschmolzen. Gegner mit Monitoren statt Köpfen, klebrig von der Decke tropfendes Blut ihrer Überreste und Johnnys Mittelfinger, nachdem er eine Salve Raketen in Richtung der nächsten Angreifer geschleudert hat: Turbo Overkill zelebriert im Gedenken an Duke Nukem die überbordende Geschmacklosigkeit knallharter Action.

Vor allem aber ist Turbo Overkill einer der besten Ego-Shooter, die ich je gespielt habe!

Um gleich mal den richtigen Tonfall zu treffen... (Turbo Overkill im Test - PC)

Ein paar Stunden sind seit Johnnys Ankunft in Paradise schon vergangen. Ich bin mal wieder auf einem Wolkenkratzer unterwegs, dessen abgeranzte Mauern aus Stein, Beton und Stahl sich so hoch erstrecken, dass der Boden längst in einem schwarzen Nichts verschwunden ist. Etliche Gegner warten da, logisch, auf mich zu preschend, weshalb ich ihnen mit aus dem Bein ragender Kettensäge entgegen rutsche, um sie in rotschwarze Soljanka zu verarbeiten.

Das ist keine Metapher; die Kettensäge steckt tatsächlich im Schienbein. Am Handgelenk trägt Johnny außerdem jene Raketen, mit denen ich die danach ankommende Welle aus dem Weg räume. Ansachließend wird’s schon schwieriger, weil die fliegenden Drohnen nur an ihren oben herausschauenden Gehirnen verwundbar sind. Also schwinge ich mich über ein paar Greifhaken in die Luft, knall der ersten Drohne eine Ladung Blei in den Kopf und lande direkt auf der zweiten, um ihr mit dem Knie voraus einen denkwürdigen Abgang zu sägen.

Die eigene Rakete ist gerade gestartet und selbstverständlich kann man die Bewegung auch in der Luft so kontrollieren, dass man feindlichen Geschossen ausweichen kann. (Turbo Overkill im Test - PC)

Johnny beherrscht den Doppelsprung, kann zweimal dashen, an bestimmten Wänden entlang laufen, eine Zeitlupe aktivieren und von seinen Waffen habe ich noch gar nicht angefangen – dem Plasmagewehr zum Beispiel, das mit seinem zweiten Feuermodus Geschosse auffangen und auf ihre Absender zurückwerfen kann. Oder der scheinbar stinknormalen Pistole, die eine Hand voll Gegner aufschalten und automatisch von Paradise in die Hölle schicken kann.

Im Maschinengewehr ist ein Flammenwerfer verbaut, die Schrotflinte kann mit einem aufgeladenen Dreifach-Schuss damit getroffene Ziele besonders anfällig für Folgeschaden machen, mit der Sniper teleportiert man sich über eine beliebige Entfernung in den anvisierten Gegner hinein und Uzis trägt man entweder beidhändig oder nutzt nur eine davon als Sturmgewehr mit niedriger Feuerrate, aber umso kraftvolleren Einschlägen. Klasse ist, dass all diese Funktionen dabei auch spät im Spiel noch immer ihren Nutzen haben.

Praktisch: Mit der Pistole kann man mehrere weit entfernte Ziele gleichzeitig ausschalten. (Turbo Overkill im Test - PC)

Nun bringt Johnny das Wenigste davon schon von Beginn an mit. Erst nachdem besiegte Bösewichte in klirrende Geldfontänen zerplatzt sind und man den Erlös in neue Waffen sowie zusätzliche Feuermodi investiert hat, besitzt er dieses Arsenal. Hinzu kommen genetische Mod-Chips, mit denen man ihn selbst so erweitert, dass er zum Beispiel mit jedem per Säge angerichteten Kill seine Gesundheit auffüllt, dass der Cooldown für den Dash verkürzt wird oder die Raketen am Handgelenk auch noch kleine Streubomben fallenlassen.


Turbo Overkill wurde bereits im vergangenen Jahr als Early-Access-Titel veröffentlicht und wird als fertiges Spiel ab heute auf Steam und GOG erhältlich sein. Eine Demo gibt es auf beiden Plattformen ebenfalls und Umsetzungen für PlayStation- und Xbox-Konsolen sowie Nintendo Switch sollen ebenfalls folgen.
  • Steam
  • GOG

  • Andere Fähigkeiten erhält er an dafür vorgesehenen Stellen, weil sie für sein Vorankommen unabdingbar sind. Und spätestens, wenn man sich dann mit seinem Greifhaken an Feinde heranzieht, um ihnen im Flug noch die Kettensäge auf die Stirn zu setzen, bevor man längs durch den gesamten Raum rutscht, während man quer zur Seite blickend schon den nächsten Kugelhagel austeilt, spielt man sich in einen turbulenten Rausch, der sogar der aktuellen Messlatte in Sachen akrobatischer Ego-Shooter bedrohlich nahekommt: Doom Eternal.

    Es gibt Situationen, in denen ich etliche Sekunden lang in der Luft unterwegs war, weil Dash und Doppelsprung nach jedem Einsatz des Greifhakens wieder aufgeladen werden. Bedenkt vielleicht, dass mein Faible für diese Art zu spielen außerordentlich hoch ist. Auf jeden Fall genieße ich diesen martialischen Tanz in Turbo Overkill in ähnlich vollen Zügen wie mit id Softwares Meisterwerk. Der Spielfluss, den man mit all diesen Möglichen kreieren kann, ist schlicht grandios.

    Sogar an ferne Gegner kann man sich heranziehen. Wenn man will, ist man mitunter etliche Sekunden nur in der Luft unterwegs. (Turbo Overkill im Test - PC)

    Und wie gut die weiten Räume der oft vertikalen und erfreulich großen Levels diese Akrobatik fördern! Wie kraftvoll einem die knarzenden Gitarren und mächtigen Beats das Adrenalin durch die Adern drücken! Wie satt es jedes Mal knallt, wenn man einen der Fieslinge endlich erledigt! Und wie befriedigend sich das anfühlt, eins der besser versteckten Extras zu finden, um die zahlreichen Bonuslevel und Modifikatoren freizuschalten, mit denen Gegner wahlweise nichts fallenlassen oder alle Explosion die dreifache Stärke haben!

    Tatsächlich muss ich mit der Lupe suchen, um überhaupt etwas zu finden, das mir hier nicht gefällt. Da finde ich dann die eine oder andere unsichtbare Levelgrenze oder automatische Checkpunkte, von denen es zwar erfreulich viele gibt, sodass man anspruchsvolle Stellen nach einem Scheitern meist sofort wiederholen kann – die mich zwei-, dreimal aber auch in eine ausgesprochen missliche Lage gebracht haben, weil sie ausgelöst wurden, als Johnny fast tot und in einer sehr unvorteilhaften Ecke oder gar mit dem Rücken zu einem Bösewicht stand.

    Auch ohne Action schick: Ich finde die Ästhetik früher Shooter mit ihrer abstrakten Architektur klasse, wenn sie so gelungen ist wie hier. (Turbo Overkill im Test - PC)

    Hätte ich diese kleinen Frustspitzen durch häufiges Speichern vermeiden können? Tatsächlich geht genau das auf dem obersten Schwierigkeitsgrad nicht. Dort ist man auf die Checkpunkte angewiesen. Aber hey, das nehme ich gerne in Kauf, wenn der höchste Level dafür so wie hier eine herrlich knackige Herausforderung darstellt. Bleibt Johnny mitten im Gefecht auch nur eine Sekunde lang stehen oder springt allzu gemütlich umher, wird er ja sofort aus dem Leben gepustet. Und dass sich das nie frustrierend oder unfair anfühlt, sondern man immer weiß, was man selbst verbockt hat, spricht nur für die Qualität dieses famosen Ritts.

    Auch die Kampagne ist im Übrigen hervorragend designt, weil ständig die erwähnten Fähigkeiten beziehungsweise Upgrades hinzukommen und man auch immer wieder erinnerungswürdige Situationen erlebt. Zum einen sind viele Gefechte so inszeniert, dass sie frisch und einzigartig wirken, und zum anderen gibt es neben vielleicht nicht gerade überwältigenden, aber dennoch starken Bosskämpfen auch Momente, in denen man etwa mit Johnnys Auto fliegt, während man Syns Armee mit dessen schwerem MG beharkt. Oder aber man steigt einfach aus und ballert mit dem kompletten Arsenal direkt von der Motorhaube aus.

    Es gibt noch ganz andere überraschende Situationen, aber neben dem fliegenden Auto ist auch die Fahrt auf einem Motorrad dabei. (Turbo Overkill im Test - PC)

    Lasst mich noch erwähnen, dass Turbo Overkill ganz offiziell Mods unterstützt und sogar einen Leveleditor enthält. Außerdem gibt es einen Endlos-Wellen-Modus, der individuell konfigurierbar ist, und nicht zuletzt darf man mit der heute erscheinenden Version 1.0 außerdem kooperativ spielen. Immerhin wurde der Shooter bereits im vergangenen Jahr als Early-Access-Titel veröffentlicht und seitdem konsequent erweitert, um jetzt als fertiges Spiel verfügbar zu sein.

    Turbo Overkill im Test – Fazit

    Allein schon diese abstrakte Architektur typischer 90-er Jahre-Shooter: Muss man natürlich mögen – ich fühle mich in dieser fantastischen Anderswelt jedenfalls pudelwohl. Wobei Turbo Overkill hauptsächlich in Sachen Action auftrumpft und dort nicht nur der für mich beste Retro-Shooter überhaupt ist, sondern ein exzellenter Vertreter seines Genres über alle Dekaden hinweg. Es vereint die Ästhetik der alten Schule mit einer modernen Spielphilosophie, wie sie zuletzt von Doom Eternal geprägt wurde. Denn wie elegant man hier unter Gegnern wütet und über sie hinweg schwingt, um sich für den Einsatz der einfallsreichen Waffen in Position zu bringen oder ihnen mit einer mächtigen Kettensäge den Rest zu geben, ist in dieser Form einzigartig und reiht sich nahtlos neben den ganz Großen ein. Mit anderen Worten: Selten habe ich einen so packenden Rausch aus Action und Akrobatik genossen und falls euch auch nur ansatzweise danach der Sinn steht, dann lasst euch Turbo Overkill bloß nicht entgehen!

    Turbo Overkill
    PROCONTRA
    • Extrem rasanter, wahlweise angenehm fordernder und herrlich akrobatischer Ego-Shooter
    • Motivierendes Kaufen neuer Waffen(-funktionen) und ständiges Hinzukommen neuer Fähigkeiten
    • Starkes Leveldesign mit einfallsreicher Situationen und Bossen
    • Cooles apokalyptisches Szenario mit famosem Synthwave/Industrial-Soundtrack
    • Endlos-Wellenmodus und online kooperativ spielbar
    • Leveleditor ist enthalten und Mods werden unterstützt
    • Automatische Checkpunkte können einen in unangenehm knifflige Lagen bringen

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