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Ahsoka ist noch ein bisschen dröge, aber stößt Star Wars ein paar spannende, gefährliche Türen auf

Die ersten beiden Folgen, jetzt auf Disney+

Leichte SPOILER zu den ersten beiden Folgen Star Wars Ahsoka.

Man durfte gespannt sein, wie Star Wars zu seinem Space-Märchen zurückfindet, nachdem Andor gezeigt hat, dass es auch anders geht. Etwa, indem man dieses Universum mit dem Ernst und dem Biss einer HBO-Serie inszeniert und seine grundlegenden Werte gründlich hinterfragt. Und dann war da noch die Tatsache, dass der Fantasy-Seite von Star Wars von Boba Fett bis Mandalorian zuletzt so gar nichts gelingen wollte.

Was das angeht, darf man – denke ich – vorsichtig Entwarnung geben. Nichts an Ahsokas ersten beiden Folgen, die seit heute auf Disney+ zu sehen sind, ist auch annähernd so einfältig wie Bobas Bacta Badeabenteuer. Zu keiner Sekunde wirkt es so dilettantisch wie die Kette aus Logiklöchern, mit der uns Obi Wan in einer finsteren Nostalgieecke die Freude an unseren Kindheitserinnerungen aus dem Leib prügelte. Und nein, auch der bedeutungsschwanger mit heißer Luft aufgepumpte Bildschirmschoner, der Staffel drei von The Mandalorian war, kommt einem hier bislang nicht in den Sinn.

Ray Stevenson gibt einen guten Bösewicht. Leider verstarb der Nordire im letzten Mai.

Insofern ist Ahsoka schon mal zumindest nicht schlecht. Tatsächlich steckt in dieser Fortsetzung von Star Wars Rebels – und einer der besseren Folgen aus der zweiten Staffel Mandalorian – definitiv eine Chance. Die Besetzung ist gut, Rosario Dawson steht die Rolle der Ahsoka gut zu Gesicht, Mary Elizabeth Winstead gibt eine gute Hera ab und die mir bislang unbekannte Natasha Liu Bordizzo hinterlässt als Sabine Wren den meisten Eindruck. Aber auch die Nebenrollen funktionieren ausgezeichnet. Über Clancy Brown freut man sich auch dann, wenn es nur eine Szene ist (vielleicht umso mehr) und der jüngst verstorbene Ray Stevenson darf noch einmal all seine bedrohliche Präsenz in einen berechnenden Sith-Gegner stecken.

Das ist alles bestens gelöst, wie auch der Eindruck, dass hier längst nicht alles vor einem Rundum-Bildschirm gedreht wurde. Es gibt ein paar hübsche Sets in Ahsoka, die Action ist zielstrebig und gut fotografiert und niemand wird dazu genötigt, peinliche Sachen in die Kamera zu sagen. Ich bin nicht sicher, wie Fans von Rebels die Live-Action-Version ihrer Heldinnen und Helden bewerten, aber auch sie werden sehen, dass man sich zumindest mühte, mit der gebotenen Sorgfalt ans Werk zu gehen.

Ahsokas Verhältnis zu ihrer Padawan Sabine Wren steht im Mittelpunkt der Serie.

Müsste ich meckern, würde ich zweifellos anführen, dass es bisweilen ziemlich schleppend voranging. Das liegt sicher auch daran, dass vielen diese etablierten Rebels-Charaktere erst mal vorstellen müssen. Aber nach gut 80 Nettominuten über zwei Episoden verteilt, sind wir nicht gerade weit gekommen in dieser nur 8 Folgen langen Geschichte und abgesehen von Sabine und – mit Abstrichen – über Syndulla wissen wir über unsere Helden nur wenig mehr als zu Beginn. Gerade Ahsoka darf viel schweigend und beobachtend durch Szenen schweben, die man auch knackiger hätte inszenieren können. Wiederum: Wer Rebels liebte, zieht aus diesen Momenten vielleicht mehr als ich, weil ihm dieser Charakter vertraut ist. Ich hielt es eine Idee für zu zäh.

Sprich: Wir sind nach zwei nach TV-Star-Wars-Maßstäben ziemlich langen Episoden nur gerade so aus der Exposition herausgekommen und was die wichtigen Dinge angeht, nur insofern schlauer, als dass wir jetzt wissen, wo diese Schnitzeljagd weitergeht. Unterwegs gab es das typische Star-Wars-Wassertreten: Gegenstand suchen, gegen andere verteidigen, sich drüber unterhalten – kurzer Konflikt über die Verfahrensweise – und dann ein erneuter Rückschlag nach einer ansprechenden Action-Sequenz, in der zur Abwechslung mal ein wenig Spannung in der Luft lag. Solide Handwerkskost, mit den üblichen Erzähl- und Spannungstricks dieses Universums. Warum etwa ausgerechnet Sabine die Einzige war, von der zu erwarten stand, dass sie das Drehpuzzle löst? Keine Ahnung. Und natürlich schicken die Bösen immer nur einen Henchman nach dem anderen, bevor sie es dann doch selbst machen.

Mary Elizabeth Winstead ist als Twilekk Hera Syndulla zu sehen.

Und doch bleib’ ich gern weiter bei Ahsoka dabei. Mir gefällt, wie es aussieht, Chopper ist ein cooler und für mich neuer Droide, dessen Arme der MVP der zweiten Folge sind und dass Star Wars sich mit dem Plot der Befreiung von Thrawn möglicherweise einer anderen Galaxie öffnet, ist ein spannender und nicht ganz ungefährlicher Schritt. Die Fans kennen diese Ansammlung von Welten in und auswendig und jetzt einen komplett neuen Pool an Sternen, möglicherweise mit seinen eigenen Badereegeln, direkt daneben aufzumachen, ist kein kleiner Akt. Vor allem keiner, den man so einfach wieder ungeschehen macht. Es ist das erste Mal, dass Star Wars etwas Spannendes mit seiner Welt an sich macht, anstatt immer nur die Perspektive auf die gleichen Ereignisse zu verändern.

Hey, das hätte sehr viel schlimmer kommen können!

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