Skip to main content

Ahsoka schwingt sich im Finale zur besten Star-Wars-Serie nach Andor auf. Schön, dass sie es noch können

Solider Abschluss einer etwas fußlahm gestarteten Show.

SPOILER zum Staffelfinale von Ahsoka.

Ich war zu Beginn sehr skeptisch Ahsoka gegenüber. Die Heldin war zu stoisch, zu viele Leute schwangen, vor symbolträchtigen Panoramen stehend, allzu bedeutungsschwangere Reden und wie passgenau das hier eine fünfte Staffel von Star Wars Rebels sein würde – einer Serie, deren Geschehnisse ich nachgelesen, die ich aber nicht geschaut hatte – hatte mich auf dem falschen Fuß erwischt. Zugleich wollte ich der Show nicht zu hoch anrechnen, dass sie sich nicht stehenden Fußes bis auf die Knochen blamierte, so wie das “Obi-Wan”, “Boba schläft” und Teile vom “Mandalorian” regelmäßig getan hatten.

Mit dem Staffelfinale im Rücken muss ich allerdings sagen, dass sich Ahsoka von Folge zu Folge gesteigert hat und ich die letzten drei Episoden sehr unterhaltsam und sogar spannend fand. Der Cast wurde immer stärker – auch wenn er in Teilen zu wenig zu tun hatte (Hera, Morgan) – die Bilder immer schöner und die Stimmung angemessen bedrohlich. Das war gutes, klassisches Star Wars. Der feinsinnigen, vielschichtigen Erzählung eines Andor reicht sie ebenso wenig das Wasser wie dessen phänomenaler Ausstattung. Aber Ahsoka tat, was zu tun war, sicheren Fußes und mit klarer Vision über den Verlauf der Reise.

Politik in Star Wars. Ein rotes Tuch, wenn man nicht gerade Andor schaut.

Das bedeutet nicht, dass ich nicht auch das eine oder andere Problem damit gehabt hätte, was hier passierte und zum Teil gesagt wurde. Eines der Probleme hat mit dem Platz zu tun, den Ahsoka im unübersichtlichen Star-Wars-Kanon einnimmt. Die Show spielt zwischen der alten und der letzten Trilogie, was bedeutet, dass wir über Thrawns Schicksal und die Erfolgschancen seines Plans zumindest ansatzweise Bescheid wissen. Was für ein untotes Übel auch in den Särgen im Laderaum der Chimera schlummert, es ist unwahrscheinlich, dass es eine Rolle über das hinaus spielen wird, was in Staffel zwei passiert. Auch von Thrawn ist in The Force Awakens nichts zu sehen oder zu hören. Mir drückt das ein wenig die Spannung.

Gleichzeitig präsentierte sich im Finale die politische Seite dieser neuen Republik mal wieder extrem einfältig, mit einem übertrieben unvorsichtigen Senator, der auf Teufel-komm-raus nicht einmal die Chance einer Rückkehr Thrawns in Erwägung ziehen will. Vielleicht erfahren wir noch etwas zu den Gründen – ein Sympathisant des Imperiums hoffentlich, denn alles andere wäre einfach nur ein hanebüchen herbei gedichtetes Hindernis für Hera gewesen –. Und dass die Great Mothers zwar binnen Minuten Ahsoka in einem Trümmergürtel mitten im All ausfindig machen können, ihnen Ezra Bridger aber auf Jahre hinaus entging, ist auch die Sorte Star-Wars-Logik, die schwer zu schlucken ist.

Schade, dass Ray Stevenson verstorben ist. Ich hätte gerne mehr von Baylan Skoll gesehen. Sein Charakter war einer der interessantesten der ersten Season.

Lars Mikkelsens Thrawn war exzellent und bedrohlich gespielt, allerdings fand ich es schade, dass er die letzten beiden Folgen hauptsächlich damit beschäftigt war, Rückschläge zu relativieren und schönzureden. Da hätte ich mir mehr Biss und Initiative von einem angeblich so gefährlichen Strategen gewünscht. Mit der Schönrederei ist er aber nicht allein, wenn einem Ahsoka den Stand der Dinge am Schluss als Erfolg verkauft, obwohl Sabines Einknicken Baylan Skoll gegenüber Thrawns Rückkehr in die ursprüngliche Galaxie überhaupt erst möglich machte.

Ihr „It‘s time, to move on“ gegen Ende (im Deutschen irreführend mit “Es ist Zeit, weiterzumachen” weit weniger kapitulieren übersetzt) war ein sehr bequemes Bisschen Akzeptanz einer Situation, die Sabine Wren niemals so hätte herbeiführen dürfen. Bin gespannt, wie viele Leben es kosten wird, dass sie die Chance bekam, Ezra wiederzusehen. Hier scheint niemand damit zu hadern und das ist eine Enttäuschung. Was hier am Schluss passierte, ist kein hoffnungsvolles Ende, es ist das Worst-Case-Szenario.

Thrawn ist bestens besetzt, durfte aber seine Brillanz noch nicht wirklich zeigen.

Und doch hatte ich besonders in den letzten drei Folgen genug Spaß, um Star Wars Ahsoka als Erfolg zu verbuchen. Der große Bogen, den es spannte, fühlte sich, trotz des fehlgeleiteten Optimismus der Gestrandeten am Schluss, schön ausgewogen und rund an und ich bin schwer daran interessiert, wie es hier weitergeht. Wie es scheint, ist für klassisches Star Wars doch nicht jede Hoffnung verloren. Ach, und der Score am Ende war wirklich phänomenal!

In dem Zusammenhang würde mich interessieren, wie Fans der Animationsvorlage es finden, dass der Fortschritt der letzten Staffel Rebels mit Ahsoka Season eins schlichtweg wieder umgekehrt wurde? Ich verstehe die Freude darüber, diese Figuren wiederzusehen, noch dazu mit einem Aufwand realisiert, der fast wie eine nachgereichte Anerkennung der als Spin-off für Jugendliche gestarteten Show wirken dürfte. Aber ist es nicht schade, wenn nichts mehr wirklich final sein darf?

Schon gelesen?