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Among Us ist der unwahrscheinlichste Blockbuster des Jahres

Können wir das Spiel des Jahres 2018 nochmal neu wählen?

Wann hat es das das letzte Mal gegeben? Oder wann überhaupt schon mal? Ein Spiel dümpelt zwei Jahre kaum bemerkt vor sich hin - und ist dann auf einmal täglich stabil unter den vier, fünf meistgespielten Titeln auf Steam (letzten Sonntag über 388.000 Spieler gleichzeitig auf der Valve-Plattform online), von den Massen an Usern, die auf iOS und Android sogar kostenlos und im Crossplay mit den PC-Leuten spielen, ganz zu schweigen.

Anfang September, als das ursprünglich 2018 erschienene Among Us noch längst nicht den Höhepunkt seiner Popularität erreicht hatte, meldete Innersloth schon 1,5 Millionen Spieler gleichzeitig auf den Servern. Und es hört nicht auf. Keine Frage, Among Us, dieses unscheinbare Spielchen, dessen Spielfiguren wie die semi-professionellen MS-Paint-Versionen der Fall Guys wirken, ist jetzt schon eines der größten Spiele des Jahres und so richtig erklären kann sich das keiner.

Okay, so ganz stimmt das nicht. Ground Zero war in diesem Fall Twitch, wo den August hindurch zahlreiche populäre Streamer den Titel mit- und gegeneinander spielten - und den Spaß ihres Lebens dabei hatten. Das weckte bei den Zuschauern Begehrlichkeiten, die das kostenlose Spiel, das sich auf einem iPad ebenso gut spielt wie am PC - einen TikTok-Werbespot pro Spiel kann ich verkraften - gern erfüllte. Und hier sind wir nun und müssen dringend drüber reden.

So spielt ihr Among Us

Worum es geht? Nun, es ist im Grunde das klassische Mafia-/Werwölfe-/Mörderspiel-Setup: Zehn Leute versuchen, auf einer der drei Among Us Karten eine Raumstation durch das Erledigen Warioware-artiger Missionen Laufen zu halten. Einer bis drei von ihnen sind Killer, die die Anlage sabotieren und die Crew dezimieren. Nach dem Entdecken einer Leiche oder wenn jemand den roten Knopf im Versammlungsraum drückt, wird im Textchat diskutiert und werden Beweise vorgebracht - und zwar nur dann, denn zwischen den Meetings gibt es keine Möglichkeit der textlichen oder verbalen Kommunikation.

Es ist nicht, wonach es aussieht!!

Um es flott zu halten, gibt es einen Timer und wenn jemand besonders gut und stichhaltig argumentiert hat, stimmt die Crew ab und macht den Hauptverdächtigen per einfacher Mehrheit komplett basisdemokratisch einen Kopf kürzer. Es ist ein Kommunikationsspiel, ein Social-Engineering-Simulator und einer der schönsten Generatoren endloser virtueller Täuschungen, die ich je gespielt habe. Es ist wahnsinnig einfach, ein paar Bekannte mit einem Lobby-Code zu versorgen, der sie - egal ob iPhone, iPad, Android oder Schreibknecht-Laptop oder Spiele-Monster - direkt in eure Partie bringt, wo auch immer ihr spielt. So eignet sich Among Us fantastisch auch, um mit entfernten Familienmitgliedern oder lange nicht gesehenen Freunden ein paar Runden zu spielen.

Aber auch das Spiel mit zufälligen Among-Us-Nerds macht eine Menge Spaß, weil man sie schlechter einschätzen kann und sich allein auf spielinterne Indizien verlassen muss. Die liefert das Spiel auch zuverlässig und bereitwillig, denn das Regelwerk ist wirklich clever. Die Crewmates müssen gut darauf achten, ihre Aufgaben abzuarbeiten. Sie müssen sich einprägen, wer mit wem wohin gegangen ist, bevor er starb. Ab und an sollten sie den Übersichtsplan mit studieren, der anonymisiert auch die Bewegungen der Crew aufzeichnet oder sich die Nase an den Überwachungsbildschirmen plattdrücken, um per CCTV-Kamera einen Blick in angrenzende Gänge zu werfen.

Einige wenige Aufgaben sind mit sichtbaren Animationen verbunden. So können andere Crewmates eure Unschuld bestimmen. Denn der Mörder kann sie nicht absolvieren.

Das kurze, aufregende Leben als Impostor

Das ist schon spannend genug, vor allem, wenn sich die Reihen der Crewmitglieder allmählich lichten und jede Stimme, die ihr abgebt, und jeder Vertrauensvorschuss, den ihr gewährt, euer letzter Zug sein könnten. Als Impostor in Among Us, wie die Mafiawerwolfmörder in Among Us heißen, schlägt einem dann durchgehend das Herz bis zum Hals. Hier ist eine gedankliche Wendigkeit gefragt, die man mir selten abverlangte: Auf die Karte schauen, überlegen, welche Türen man per Sabotageakt verschließt, wann ein guter Zeitpunkt ist, eine verheerende Kernschmelze einzuleiten, um die Crew zur panikartigen Reparatur zu veranlassen und so zu trennen, bloß niemals stehenbleiben.

Doch damit nicht genug: Ihr müsst so tun, als würdet ihr Aufgaben absolvieren, was Imps gar nicht können und hoffen, dass es niemandem auffällt, wenn der Fortschrittsbalken oben links nicht länger wird. Oder ihr lasst euch eine Ausrede einfallen, warum ihr keine absolviert. Wann knippst man das Licht für ein Attentat aus? In welches Lüftungsgitter schlüpft man oder riskiert man dabei, gesehen zu werden? Wen bringt man um und wichtiger noch: Wen lässt man (erstmal) am Leben oder beschützt ihn sogar vor Anschuldigungen? Und wann ist es Zeit für eine wohlplatzierte Lüge der Marke "Rot ist es, ich hab ihn im Lüftungsschacht verschwinden sehen!" oder "Was!? Ich wusste nicht, dass Impostor die Reaktorschmelze aufhalten können", nachdem man erklärte, man selbst könne es nicht sein, schließlich habe man heldenhaft ebendiese Schmelze gestoppt. Es ist einfach so viel, was da an Eindrücken und taktischen Möglichkeiten auf einen einprasselt - und noch dazu tödlich spannend. Ein Adrenalinkick, wie ich ihn selten bekomme.

Er fiel rückwärts in mein Messer!

Ich finde, ihr solltet Among Us ausprobieren. Ganz egal, auf welcher der drei Plattformen ihr auch spielt: Es legt einem einfach wunderbar wenige Steine in den Weg: Ein einfacher Lobby-Code per Whatsapp oder Discord als Einladung verschickt, und schon spielen auch weniger mit der Gaming-Kultur vertraute Freunde und Verwandte mit dem Device ihrer Wahl Among Us im Crossplay mit euch. Grafikleistung braucht es für dieses Spiel nämlich keine. Und wenn das Spiel Anfängern ein wenig zu schnell geht: Der Host darf nahezu alle Parameter bearbeiten: Zahl der Mörder, Laufgeschwindigkeit, diverse Timer für Aufgaben und Privilegien, Sichtweiten und und und.

Es mag nicht danach aussehen, aber Among Us ist einer dieser Hype-Titel, bei denen man auf Anhieb versteht, warum sie in aller Munde sind. Traut euch. Es lohnt sich.


  • Entwickler / Publisher: InnerSloth
  • Plattformen: iOS, Android, PC (getestet auf iOS)
  • Release-Datum: erhältlich
  • Sprache: Englisch
  • Preis: kostenlos auf iOS und Android, 3,99 auf PC, kosmetische Mikrotransaktionen
In diesem artikel

Among Us

Android, iOS, PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC, Nintendo Switch

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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