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Die erste Webcam von Elgato hat keine Angst vor Neuem!

Der Hersteller beweist einen scharfen Blick für seine Kundschaft.

"Feature-Overkill, neueste Technologie und mindestens 4K! Das sollten Webcams leisten, die neu auf den Markt kommen" - sagt wer? Elgato, die Firma, die sich durch Mikros, Green Screens, Lichtern und Konsorten auf die Zielgruppe "Streamer und Streamerinnen" eingeschossen hat, brachte gestern ihre erste Webcam auf den Markt. Dabei fährt Elgato eine andere Taktik, als mit schwindelerregenden Eckdaten zu protzen: An die Zielgruppe denken und neu erfinden! Ob diese Gleichung aufgeht und ob das bei Webcams überhaupt notwendig ist, werden wir uns im Folgenden anschauen.

Wenn Euch stattdessen die Aufnahmequalität und alle Eckdaten auf einen Blick interessieren, dann schaut unbedingt ins folgende Video rein - dort habe ich nicht nur alle Funktionen der Facecam aufbereitet, sondern vergleiche die erste Kamera von Elgato mit der Logitech Brio 4K, die aktuell rund 50 Euro weniger kostet:

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Technische Daten zur Facecam:

Zunächst einmal das Wichtigste: Die Facecam kommt mit separatem USB-C-Kabel, Kurzanleitung, Monitor Klemme und der Software für 199 Euro. Sie wiegt (ohne Schutzkappe und Klemme) 96g und ist im Durchschnitt etwas größer als andere Webcams. Die Webcam hat eine Auflösung von höchstens 1080p60, geht aber runter bis 540p30. Zudem wird das Bild unkomprimiert ausgeben, es gibt einen Fixfokus und auf ein internes Mikrofon wurde gänzlich verzichtet. Der Entfernungsbereich liegt bei 30 cm bis 120 cm, was einem durchschnittlichen Schreibtisch entspricht und das Sichtfeld beträgt dabei bis zu 82 Grad. Außerdem wurde ein Sony Sensor in der Kamera integriert und auf Innenräume optimiert.

Die Facecam wurde als Teil eines größeres Systems optimiert. Kann aber auch allein genutzt werden.

Die Software der Facecam heißt Camera Hub und bietet allerlei Möglichkeiten für Feinjustierungen. Die Facecam ist die erste Webcam - gar die erste Systemkamera mit einer ISO-Anzeige, in der man manuell die Lichtverhältnisse einstellen kann. Nicht nur, dass man so jede Szene individuell einrichten kann, die Facecam ermöglicht es, alle Einstellungen der Webcam zu speichern - aber nicht auf dem PC, sondern in der Facecam selbst. Schließt ihr eure Facecam dann an einem anderen Gerät an, bleiben die gespeicherten Settings also erhalten. Diese Features und der eingebaute Sony-Sensor rechtfertigen den Preis der Webcam in der Hinsicht, als dass sie immer eine stabile Qualität bietet, solange die Lichtverhältnisse stimmen.

Zudem ist die Webcam Teil des "Ökosystems" von Elgato - bedeutet also, sie kann mit anderen Produkten, wie zum Beispiel dem Stream Deck, verbunden werden. Das gibt Streamern und Streamerinnen den Freiraum, im Stream selbst mit dem erzeugten Bildern eine Stimmung zu erzeugen: Verwirrt dich das Spiel? Zoom' mega nah ans Gesicht und überreize die Situation ins Lächerliche. Ist gerade etwas Trauriges passiert? Schnell einen Schwarz-weiß-Filter drüber und schon ist die Stimmung visuell untermalt. Die Software wurde außerdem auf die anderen Elgato-Produkte angepasst, was die Einrichtung leicht und schnell macht, wie ihr in der zweiten Hälfte des Videos sehen könnt.

Warum protzige Featurelisten nicht immer das Klügste sind

Kein 4K? Kein internes Mikro? Und dann stellt man bei der ersten Anwendung der Software fest, "die nimmt ja nicht mal Video auf!" Die Facecam will nicht das Mädchen für alles sein oder eine Vorreiterfunktion übernehmen. Das ist bei Webcams vielleicht gar nicht mal so dumm, wenn man sich in erster Linie an eine Zielgruppe richtet, die Videos für das Internet macht oder einfach eine kleine Cam für Calls braucht.

Warum ist OBS in der Elgato Werbung zu sehen und wieso kein 4K?

Elgato lässt mich glauben, hier hätte sich ein Team hingesetzt und endlich mal nachgedacht. Warum haben alle Webcams eigentlich Mikros? Die benutzt doch eh keiner. Die Qualität ist immer schlechter als bei einem Headset Mikro und selbst wenn man nur Anrufe per Zoom, (Teams, Skype, Meet und wie sie alle heißen) tätigt, hat man heutzutage in der Regel ein Headset parat. Als selbsternannter Creator oder Schöpferin auf sozialen Medien oder Plattformen wie Youtube und Twitch, hat man eh schon längst ein externes Mikro, denn (glaubt es oder nicht) Sound ist oftmals wichtiger als das Bild.

Das Gleiche lässt sich auf die "gewagte" Entscheidung übertragen, 4K einfach mal komplett zu ignorieren. Will ich als Content Produzentin hochauflösende Videos produzieren, ist 4K der Standard, aber dafür würde ich mir keine Webcam holen - ich würde nach Kameras Ausschau halten, die sich genau darauf spezialisieren. Will ich aber nur Meetings mit Video tätigen oder primär streamen, kann ich es noch so sehr wollen, mein Bild wird nicht in 4K am anderen Ende der Leitung ankommen. Das verbraucht einfach zu viel Datenvolumen. Zum Vergleich: Die 1080p verbrauchen schon drei Gigabyte pro Stunde, 4K verbraucht ganze sieben(!). Das ist mal eben mehr als doppelt so viel, weshalb Twitch zum Beispiel nur Partnern ermöglicht, in 4K zu streamen. Das Bild wird immer auf 1080p gedrosselt - wenn man Glück hat!

Wer benutzt heutzutage eigentlich noch Webcams und wofür? ... und spielt sie da Among Us?

Ich will nicht alles schönreden. Ihr habt vielleicht im Video gesehen, wie die Qualität der Facecam wirklich ist: Nicht perfekt. Die Qualität des Bildes hängt stark von den Lichtverhältnissen und der Software ab. Das volle Erlebnis hat man im Prinzip nur dann, wenn man sich schon im Elgato-Kosmos befindet: Mindestens mit Ringlicht und Stream Deck. Nichtsdestotrotz zeigt Elgato, wie wichtig es ist, in Zielgruppen zu denken.

Schneller, besser, neuer ist eben nicht immer gleich erfolgreich. In einem Markt, der gut gesättigt ist, sind die Versuche, etwas Neues zu wagen essentiell. Darüber nachzudenken, warum etwas vielleicht schon veraltet ist, warum unterschiedliche Gruppen unterschiedliche Bedürfnisse haben und nicht einfach alte Muster verfolgen, bis irgendwas mächtig schief geht. Ich bin überzeugt davon, das ist etwas, was uns langfristig alle glücklicher machen wird.

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Ana Kudinov Avatar

Ana Kudinov

Video Editor

Ana macht bei Eurogamer.de seit 2020 die Video-Redaktion. Sie streamt in ihrer Freizeit und spielt viel Strategie- und Indiespiele am PC - kann aber grundsätzlich mit jedem Genre und jeder Konsole etwas anfangen. Ana liebt es sich über Japan und Anime zu unterhalten und verbringt dementsprechend auch viel Zeit mit JRPGs und anderen Besonderheiten aus dem asiatischen Raum.
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