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Gebt dieser Meditation über Verlust und Schönheit eine Chance!

Erlebt in Eastshade die Entdeckungsreise einer Künstlerin.

Ich kann nicht malen. Wirklich überhaupt nicht. Wenn ich es versuche, sieht das so aus, als hätte ein Fünfjähriger etwas gezeichnet und wenn ich das jemandem zeige, wird mir regelmäßig vorgeworfen, ich würde es ja gar nicht wirklich versuchen. Aber ich versuche es. Und es klappt einfach nicht.

Ein Glück, dass Malen in Eastshade so einfach ist, wie Screenshots zu machen. Ein Knopfdruck genügt und die Protagonistin zeichnet tolle, realitätsgetreue Bilder, die ich mir vielleicht sogar an die Wand hängen würde. Warum sie das macht? Weil sie dem letzten Wunsch ihrer Mutter nachgeht, die inzwischen nicht mehr unter den Lebenden weilt. Aber sie hatte sich so sehr gewünscht, dass ihre Tochter die schönsten Orte der Insel Eastshade auf Leinwand bannt, dass ihr ihr diesen Wunsch jetzt post mortem erfüllt.

In Eastshade gibt es jeden Tag eine Sonnenfinsternis.

Schon die Reise nach Eastshade verläuft aber nicht wie geplant, das Schiff kentert und ihr werdet an einem Strand angespült. Wo in anderen Spielen nun möglicherweise die ersten Tutorial-Monster warten würden, gibt es in Eastshade nur Freundlichkeit. Ein anderer Gestrandeter zeigt euch den Weg in die Stadt, wo ihr gleich ein kostenloses Zimmer in der örtlichen Gaststätte angeboten bekommt. Von einem Affen. Denn alle Figuren in Eastshade sind anthropomorphe Tiere: Affen, Bären, Eulen. Sie helfen euch einerseits, verlangen andererseits aber auch kleine Gefälligkeiten. Am Hafen etwa trefft ihr einen Bären, der gerne hätte, dass ihr seinem Cousin in der Nachbarstadt einen Streich spielt, indem ihr die Gebäckstücke, die er mag, durch solche austauscht, die er nicht mag. An anderer Stelle beschwert sich eine Bewohnerin des malerischen Örtchens Lyndow darüber, dass ihr Nachbar nicht anständig mit seinem Kind umgeht. Ihr könnt das entweder bei der Polizei melden oder auch nicht, ganz wie es euch beliebt - aber aufregender als das wird es in Eastshade nicht, die Handlung bleibt das ganze Spiel über friedlich.

Cover image for YouTube videoEastshade Official Trailer 1.1

Eastshade ist in seinem Kern eine Art Open-World-Adventure, das es euch überlässt, was ihr als nächstes unternehmt. Es geht nicht so sehr darum, einer zentralen Geschichte zu folgen, sondern den Leuten zuzuhören und ihnen zu helfen. Je mehr von der Welt ihr seht, desto mehr steigt eure Inspiration, die in Form eines Zahlenwerts angezeigt wird. Habt ihr es geschafft, euch aus ein bisschen Holz und Stoff ein paar Leinwände zu basteln, könnt ihr malen und genau dafür braucht ihr besagte Inspiration.

Was ihr malt, bleibt euch grundsätzlich selbst überlassen, ihr könnt jederzeit den Pinsel herausholen und loslegen. Von Zeit zu Zeit erfahrt ihr aber auch, dass manche Personen sich ganz besonders über Bilder mit bestimmten Motiven freuen würden. Ein Bild von der Sonnenfinsternis beispielsweise: Die findet in Eastshade einmal am Tag statt, wenn die Sonne sich hinter einen starr am Himmel stehenden Mond schiebt. Seid also zur richtigen Zeit am richtigen Ort - schon habt ihr euer Gemälde.

Bilder malen könnt ihr in Eastshade auf Knopfdruck.

Wie schon erwähnt, braucht ihr Holz und Stoff, um Leinwände herzustellen, im weiteren Spielverlauf spielen aber auch andere Materialien eine Rolle. Wurzeln beispielsweise. Aus denen macht ihr Fäden, die wiederum ein Werkstoff sind, um daraus Flöße herzustellen. Crafting spielt in Eastshade eine gewisse Rolle, aber es nimmt nie die Ausmaße eines Survival-Spiels an, es ist mehr etwas, das ihr beiläufig macht, während ihr die wunderschöne Welt erkundet. Wunderschön ist sie nicht unbedingt von einer technischen Perspektive aus betrachtet, eher von einer künstlerischen. Lichtdurchflutete Wälder mit kleinen Bäumen, malerische Strände, naturbelassene kleine Teiche.

Eastshade zeichnet eine Welt, in der ich nur zu gerne mal Urlaub machen würde. Und ganz ähnlich fühlt sich sich das Spielen bisweilen an. Gerade, wenn ihr gerade aus einem Spiel kommt, dass von euch schnelle Reflexe oder scharf kalkulierte Strategien verlangt, ist Eastshade eine Erholung, ein Aufatmen. Eine offene Welt, die ihr erkunden könnt, ja, aber völlig gefahrlos. Im Gegenteil, die Leute freuen sich, euch zu sehen. Oft sind sie sogar noch glücklicher, wenn ihr ihnen ein Bild malt.

Mit dem Tagebuch behaltet ihr den Überblick über eure aktuellen Aufgaben.

Auch im Urlaub kommt ihr natürlich nicht ohne Geld aus. In Eastshade heißt die Währung Schimmersteine und manchmal müsst ihr euch welche verdienen, um an anderer Stelle weiterzukommen. Um einen Brückenzoll bezahlen zu können, etwa. Nur wirklich lange halten euch diese Momente nie auf. Wenn ihr nur in Ruhe erkundet, erschließt sich die Welt wie von selbst nach und nach, zumal ihr an allen Ecken auf Neues stoßt, das ihr erkunden könnt. Ein verlassener, aber verschlossener Turm vielleicht oder ein schwer beschäftigter Förster, dem ihr ein bisschen Arbeit abnehmen könnt.

Das ist alles furchtbar entspannend und manch einer mag sich wünschen, das Spiel würde doch ein paar mehr echte Gameplay-Mechaniken enthalten. Dass es insbesondere nicht mehr als einen Tastendruck erfordert, um ein perfektes Bild zu malen, wirkt schon fast ein bisschen sehr simpel. Tatsächlich finde ich aber, dass Minispiele oder ähnliche Mechaniken diesem Spiel nicht gut zu Gesicht gestanden hätten. Eastshade will entspannend sein und dieser Linie bleiben die Entwickler treu.

Der Auftrag eurer Mutter, die schönsten Orte der Insel zu malen, bleibt währenddessen übrigens immer erhalten. Mehr und mehr stellt ihr aber fest, dass das womöglich gar nicht die wahre Intention eurer Mutter war. Was bringen ihr eure schönen Bilder, wenn sie tot ist? Der Weg ist das Ziel, man muss kein Philosoph sein, um die Geschichte so zu interpretieren. Eastshade ist eine moderne Fabel, menschlich handelnde Tierwesen und Lehre aus der Geschichte inklusive. Spielt Eastshade, atmet einmal tief durch. Entspannt, malt, helft einem Bären. Ich kann euch das nur ans Herz legen.


Entwickler/Publisher: Eastshade Studios/Eastshade Studios - Erscheint für: PC - Preis: 20,99 Euro - Erscheint am: erhältlich - Gespielte Version: PC - Sprache: englische Sprachausgabe, deutsche Unteritel - Mikrotransaktionen: Nein


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Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.

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