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NBA Live 14 vs. NBA 2K14 (PS4, Xbox One) - Doppeltest

Basketball is coming home?

Jetzt gibt es also wieder zwei Basketballsimulationen am Markt. Das altehrwürdige Live ist zurück und will sich mit immer noch vorhandener Markenbekanntheit Marktanteile zurückholen. Drei Jahre hat die Reihe ausgesetzt, nachdem der Reboot als NBA Elite 11 eingestampft wurde. Ob EA Sports besser noch das eine oder andere Jahr mehr ausgesetzt hätte, das entnehmt ihr unserem Vergleichstest der Next-Gen-Versionen beider Konkurrenten.


NBA Live 14

Man durfte in jedem Fall gespannt sein, wie sich EA Sports mit neuer Ignite Engine im Rücken präsentieren wird. Immerhin leistet das Technik-Korsett bei FIFA doch ziemlich Imponierendes. Kommen wir zuerst zu den Dingen, durch die sich Live 14 von seinem Wettbewerber direkt auf positive Weise absetzt. NBA Live 14 bietet ebenso wie der Fußball-Platzhirsch jetzt seine eigene Variante des Sammelkartenspiels Ultimate Team. Im hübschen Hauptmenü angemessen groß präsentiert könnte man auch hier Euro um Euro versenken, ohne einen Cent davon zu bereuen. Das System funktioniert einfach.

Als nächstes wäre die lobenswerte Integration der echten NBA-Geschehnisse in den Spielablauf zu erwähnen. Schmeißt einer der Start zum Beispiel in letzter Sekunde den Buzzer-Beater, der das Spiel noch dreht, steht euch nur zwei Tage später eine entsprechende Challenge zur Verfügung, die euch aufträgt, die Situation zu replizieren. Teams und Ausgangslage werden nachgestellt, ihr müsst nur noch für die "Magic" sorgen. Eine tolle Idee, die den echten und den virtuellen Sport auf interessante Art auf denselben Court holt.

Der Screenshot so wie er aus der PS4 auf Facebook kam - also leicht komprimiert und ausgewaschen: Doch auch so gehen Details an Spielern und Publikum in der Standardansicht unter.

Und das war es auch schon. Das sind die einzigen beiden positiven Aspekte, die mir zu NBA Live 14 über die Lippen respektive die Finger kommen. Was sich EA Sports sich nämlich in allen anderen Bereichen leistet, ist vielleicht nicht unbedingt eine Frechheit, leistet aber auch nicht mehr als das absolut unbedingt Notwendige. Es ist das gerade so funktionierende Gerippe eines Basketballspiels.

Es fällt schwer, nach dem zweifelhaften Genuss der On-Court-Action von Live den Begriff Simulation noch in den Mund zu nehmen. Das liegt nicht allein daran, dass die Spieler aussehen wie aus Plastik gegossene Actionfiguren, sondern ist schon eher darin begründet, dass sie sich auch so bewegen. Die Animationen sind zu gleichen Teilen steif und roboterhaft, dann wieder auf einmal fast schon akzeptabel. Durch diesen Wechsel entsteht ein seltsames Gefühl. Von einer auf die andere Bewegung verlieren die Athleten schon mal jegliche Trägheit,explodieren aus einen durchaus menschenähnlichen Lauf in eine viel zu schnelle Sprung- oder Dribbelanimation, die wie an der Schnur gezogen auch aus NBA Jam kommen könnte. Hier fehlen vielleicht einfach überleitende Abläufe. Ich kann es nicht mit Gewissheit sagen. Das Resultat ist auf spielerischer Seite jedenfalls, dass kein Rhythmus aufkommt, weil man sich auf das Gezuckel nie so recht einstellen kann. Mit Simulation hat das nichts zu tun.

Reduziert man es komplett auf die optische Ebene ist hier vom Publikum bis zu den Spielern alles ein bisschen von gestern. Die Leute auf den Rängen sehen in Live auf der PS4 nicht ganz so gut aus, wie in 2K14 auf Sonys letzter Konsole, sitzen schon mal mit unnatürlich verdrehtem Hals da und bewegen sich über die Maßen automatenhaft. In der Ferne verschwimmen Details nicht aufgrund einer Tiefenunschärfe, sondern einfach, weil es den Objekten und Texturen an Definition fehlt. Auf rein visueller Ebene wirkt der Titel wie eine Basketballsim aus einer Ära, die 2K schon lange hinter sich gelassen hat. Natürlich kann EA mit diesem Spiel kaum auf einen randvollen Katalog an Hauttexturen und einem stetig wachsenden Portfolio an Bewegungsabläufen zurückgreifen, wie es Visual Concepts dank der ununterbrochenen Iteration von NBA 2K konnte, aber hier bekommt man wirklich den Eindruck, ein mittelmäßiges Basketballspiel von 2010 in hoher Auflösung zu sehen.

Auch die Stoffsimulation überzeugt selten.

Dazu kommen Logikfehler wie unlogische Drafts und hirnrissige Herausforderungsziele in der Karriere, die nun wirklich nicht EAs Ernst sein können. Mit dem Dribbelstick, der nicht annähernd so intuitiv umgesetzt ist wie bei der Konkurrenz, wirbelt man sich regelmäßig ohne Sinn und Verstand erfolgreich zum Korb durch. Muss man auch, weil Würfe aus mittlerer und großer Distanz viel zu oft danebengehen oder wegen plötzlich einsetzender Superspeed-Sprunganimation des Gegenspielers doch noch geblockt werden, obwohl eigentlich genug Platz da war.

Manchmal artet der Einbahnstraßenbasketball in einem Dunkfest sondergleichen aus. Selbstverständlich nur, damit einen in einer vergleichbaren Situationen ein schmächtiger Point Guard noch mit Mutombo-hafter Endgültigkeit aus der Luft holt. Die verteidigende und auch angreifende KI erschreckt hier und da durch himmelschreiende Teilnahmslosigkeit und fehlende Initiative, nur um vor Ablauf der 24 Sekunden dann den schlechtesten aller Würfe zu nehmen.

Nein, EA. Das war nichts! Zumindest war es nicht mehr als ein gerade so schmerzfrei zu spielendes Pflichtprogramm, dem der Vergleich selbst mit älteren NBA 2Ks in keiner Weise schmeichelt. Wäre dieses Spiel vor drei Jahren als Elite 11 herausgekommen, es hätte keine guten Wertungen bekommen. Aber dann hätte man jetzt wenigstens vielleicht schon die vierte, mittlerweile vielleicht passabel spielbare Version vorliegen und könnte über eine durchschnittliche Note reden. So wie es ist, macht Live 14 den Eindruck, als wäre es innerhalb eines Jahres zusammengeworfen worden, ohne aus den drei Jahren Pause auch nur ein bisschen Nutzen zu ziehen. Kein Wunder, dass Cover-Star Kyrie Irving irgendwie wenig amüsiert von der Spieleverpackung herabschaut.


NBA 2K14

Während es auf dem Court unverändert gut bleibt, macht Visual Concepts mit 2K14 auf den neuen Konsolen vor allem grafisch den erhofften Sprung nach vorne. Die Spieler sehen bei dem, was sie am besten machen, nämlich spielen, einfach unnachahmlich lebensnah aus. Das Beginnt mit den Hauttexturen, die genau den richtigen Grad an Lichtdurchlässigkeit vermitteln (und tatsächlich nach Haut aussehen), geht über die natürlich wehenden Jerseys bis zu den faszinierend gut gemachten Gesichtern.

In Bewegung einfach unnachahmlich.

Schwächer sieht es immer dann aus, wenn Übergänge zwischen Animationen in Spielpausen nicht ganz stimmen oder in Interviews (mit O-Ton-Kommentaren der Stars) die sonst so lebensechten Gesichter offenkundig nicht per Performance Capture eingespielt wurden. 1080p und 60 Bilder pro Sekunde tun der belebten Bildschirmaction wahnsinnig gut, weil das Geschehen deutlich schärfer ausdefiniert ist. So viele Arme und Beine wirbeln hier in branchenbesten Animationen durch die Gegend, dass man sich dieses Mal endgültig dabei ertappt, dass man denkt, sich ein Spiel im Fernsehen anzuschauen. Bis man dann merkt, dass man die NBA in Deutschland kaum zu sehen bekommt.

Hier stimmt einfach alles, vor allem aber das Feedback der Bewegungen (auch wenn die Steuerung hier und da einzelne Athleten näher in Richtung ihres Gegenspielers bugsiert) und die Trägheit der Spieler. Jeder Korbleger, jeder Zusammenprall und jeder verzweifelte Blockversuch kommt genau in der richtigen Geschwindigkeit und wo zwei Spieler sich in einem herzhaften Zusammenstoß oder einem Duell im Low-Post treffen, funkelt optisch jedes Mal aufs Neue ein bisschen Bildschirmmagie auf. NBA 2K14 ist eines der beeindruckendsten Spiele, die man sich auf den neuen Konsolen holen kann.

Inhaltlich haben wir es hierbei allerdings nicht bei einer Eins-zu-eins-Umsetzung der PS360-Fassung zu tun. Man merkt, dass dieses Spiel separat entwickelt wurde, anstatt nur der hochgerechnete Ableger der Current-Gen-Ausgabe zu sein. LeBrons Path to Greatness ist ebenso wenig dabei wie die Crews. Dafür gibt es aber endlich einen überarbeiteten Karrieremodus mit neuen Zwischensequenzen und Dialogen mit Multiple-Choice-Antworten. Meistens bleibt es beim Drama einer durchschnittlichen Seifenoper, viele Situationen sind gescriptet - vor allem eure Rivalität zu einem anderen Rookie, der auf eurer Position etwas früher gedraftet wurde. Und doch identifiziert man sich schnell mit seinem Spieler.

Die Spielermodelle sind die besten des Business.

Der MyGM-Modus ersetzt den Franchise-Modus und bietet eine überaus tiefe Simulation des Managements eines Vereins. Er ist ein wahnsinniger Zeitfresser, wenn ihr die Matches auch noch selbst spielt. Und der 'Park' ist eine gewaltige Lobby mit diversen Voll- und Halbfeldern, die für verschiedene Streetball-Varianten zur Verfügung stehen. Diesem Modus täten einige Organisations- und Absprachefunktionen gut, damit man sich auch immer in der Freundeskonstellation zusammenfindet, die man im Sinn hatte. Aber auch so ist es sehr spaßig, sich mit seinem Spieler aus der Karriere unter die Leute zu mischen.

Schade ist einmal mehr, dass die Spielwährung VC bei der Entwicklung des Spielers so eine große Rolle spielt. Wer kein echtes Geld reinsteckt, muss mindestens eine Saison lang daran arbeiten, einen zumindest passablen Baller auszubilden. Aber das treiben wir der Serie wohl so schnell nicht mehr aus und es ist ja auch nicht so, dass es sich unnatürlich anfühlt, dass ein Rookie eine komplette Saison spielen muss, bevor er ein wichtiges Mitglied der Mannschaft ist. Allein, dieses Konzept vergisst, dass nicht jeder Nachwuchsathlet aus demselben Holz geschnitzt ist: Warum werden die Startwerte nicht ausgewürfelt? So könnte man Glück haben und schon in Saison eins Startermaterial auf den Court führen. Wer den dann noch deutlich formen will, ohne etwas dafür zu tun, von dem könnte man immer noch optional Geld verlangen.

Obwohl sich also die erste Saison ohne Microtransactions ein weiteres Mal etwas unbefriedigend spielt, ist NBA 2K14 doch das beste Sportspiel, das ich kenne. Und für diese spezielle Ausgabe gilt das trotz etwas weniger Umfang noch viel mehr als auf PS3 und Xbox 360. Ob nun Publikum, Court, Korbanlage, Trainer oder Spieler - hier sieht alles dermaßen nach Next-Gen aus, dass sich Frühkäufer der Konsolen mit diesem Spiel sehr lange sehr, sehr glücklich fühlen werden. Anders als Live 14 merkt man hier, wie dieser Titel durch jede einzelne Vorjahresversion ein besseres Spiel wurde. Mit dem Resultat, dass 2K14 in Bewegung seinem Vorbild so nahe kommt, wie wenige andere Titel, die oft erfolglos versuchen, die Realität abzubilden. Auch im 14. Jahr noch zu beeindrucken - das muss man erst einmal hinbekommen.

4 / 10

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