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PS5 vs. Xbox Series X von der emotionalen Seite: Design, User-Experience und was sie mit uns machen

Hirn aus, Feels an!

Jetzt geht es um den Faktor X der beiden neuen Konsolen und da wird es schon mal ein wenig bauchgefühliger, wenn wir darüber reden, wie sich die beiden Geräte über die letzten Tage und Wochen in unser Leben integrierten. Aber auch diese Einschätzungen greifen wir ja nicht aus der Luft, sie entstehen, wenn das Design und die Funktionalität dieser neuen Hardware auf unsere Lebenswirklichkeiten und Angewohnheiten treffen. Aber soviel schon mal vorweg: Ich denke, ich spreche auch für Martin - der die Xbox Series X bespricht - wenn ich sage, dass keiner von uns zurück zu den jeweiligen Vorgängermodellen will.

Insofern: Nicht alles, worüber wir im Folgenden sprechen, kann man vermessen oder sonstwie quantifizieren - auch wenn da ein paar Dinge in der Richtung dabei sein dürften - und doch glauben wir, es ist wertvoll, wenn wir auch mal subjektiv darüber sprechen, wie die beiden neuen Schlachtschiffe auf uns wirkten. Und da gibt es trotz geradezu unheimlicher Gemeinsamkeiten auf Chip- und Leistungsebene einige drastische philosophische Unterschiede. Wollen wir?

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Xbox Series X

Mit der Xbox ist es der seltsamste Start einer neuen Generation und nur um das in die Perspektive zu setzen, angefangen mit dem Wechsel vom 8- zu 16-Bit habe ich sie alle erlebt. Dieser hier ist anders, vor allem auf der Xbox-Seite, aber er ist keine Überraschung. Eigentlich ist es das Gleiche, was schon beim Wechsel zur One X passierte. Man spielt weiter Xbox, nur das die Xbox jetzt etwas netter läuft. Hübschere Grafik, kürzere Ladezeiten, bereit für die nächsten Jahre. Ein sinnvoller Wechsel. Aber kein Umbruch, kein emotionaler Akt.

Das macht es schwer eine Bindung zum neuen Plastik und Silikon aufzubauen. Die Series X steht jetzt da, wo vorher eine One X stand. Die One X war auch gut, machte auch nicht viel Krach, nutzte praktisch den gleichen Controller - ich nutze sogar den gleichen Controller, weil ich den Elite 2 weiternutze. Ich spiele die gleichen Spiele, ich habe nicht gefühlt die Generation gewechselt. Es gibt keine Generationen mehr. Auf meinem PC damals, drei "Generationen" weiter spielte ich oft genug alte Spiele, das wird jetzt mit der Xbox nicht anders sein. Und damals hat beim PC kein Mensch von Generationen gesprochen, es waren immer graduelle Entwicklungen - okay, Voodoo-Karten waren das Einzige, was vergleichbar war. Damit wird die Xbox ihrem Ruf, nah an der PC-Welt zu sein, mehr als gerecht.

Dank Homeoffice stand alles neues Spielzeug kurzfristig vereint in einem Raum zusammen. Ich weiß, ich sollte aufgeregt sein, aber... Was soll ich sagen, ich bin für den schwarzen Klotz zuständig, der hat es nicht so mit den Emotionen.

Alex kann sich an all dem erfreuen, was ein neuer Konsolenlaunch früher und auf der PS5 heute noch so mit sich bringt: Ein mutiges neues Design, ein wirklich neuer Controller, ein paar Launchgames, die es nur für PS5 gibt. Ich dagegen mache einfach weiter, wo ich aufgehört habe, habe eigentlich nie aufgehört. Für Xbox-Freunde ist die Zeit der Generationswechsel, der großen Aufregung und all dem vorbei. Ihr spielt die Games, egal ob auf One, Series S oder Series X, sie laufen mal besser, mal schlechter, je nachdem wie viel Geld man ausgibt.

Okay, ein paar Worte noch zur neuen Konsole und all der Gefühle, die ich für die aufbringen kann: Sie ist ein fantastisches Arbeitstier, das hinter dem Fernseher steht, mich vergessen lässt, dass es physisch existiert, weil es so leise ist und mich nur in seine Nähe lockt, sollte ich mal einen neuen Controller verbinden müssen. Sorry, die Xbox Series X ist ein wirklich durch und durch tolles Gerät. Aber emotional aufregend? Stabiler Ruhepuls.

Konsole durch und durch: Die PS5

Schwierig zu beschreiben, aber für mich verkörpert die PS5 alles, was eine Konsole ausmacht. Das beginnt mit dem Gehäuse, das erst einmal nicht funktional erscheint, sondern wie ein Statement wirkt. Fernab der Früh-2000er-Maxime, Geräte wie dieses dürften in einem Hi-Fi-Schrank nicht weiter auffallen, schreit die PS5 - ob man sie nun gerne anschaut oder nicht -, ihre Spieleleidenschaft förmlich heraus. Natürlich transportiert sie auch Tech-Noblesse, wie sie im Audio-/Videophilen-Bereich gerne zur Schau getragen wird. Doch das sichtlich für den aufrechten Stand designte Gehäuse signalisiert - mehr noch als die Series X -, dass man sich nicht verstecken oder eingliedern will. Um diese Hardware werden Freizeit- und Lebensgewohnheiten herum strukturiert.

Kurzum: Die PS5 hat ein Gesicht, das man unter Tausenden sofort wiedererkennt und das macht die Identifikation mit diesem Stück Technik denkbar einfach. Dann wäre da die simple Tatsache, dass es lange hier ist, eine Konsole mit so cleveren Gimmicks zu haben wie der DualSense eines ist. Mit Astro's Playroom hatte ich einen A-ha-Effekt nach dem anderen, auch Spider-Man Miles Morales gewann durch die adaptiven Trigger und das feine Rumble noch ein paar Prozent mehr Intensität. Sicher werden hier keine neuen Steuerungskonzepte entworfen, aber selbst die verbauten Gyros fühlen sich präziser und unmittelbarer an, weshalb ich mir vorstellen kann, dass dieser Controller deutlich häufiger im Rampenlicht neuer Titel stehen wird. Seit der Wii war das nicht mehr der Fall und unterstreicht hier den verspielten Charakter der PS5.

Was das angeht, was man allgemein als User-Experience angeht: Klar, kann man die neue Benutzeroberfläche eindeutig als Weiterentwicklung des PS4-Interface' identifizieren. Aber ich glaube, man macht sich keine Vorstellung davon, wie viel schneller alles auf der PS5 funktioniert. SSDs mögen teuer sein, für die Hersteller der neuen Konsolen war es dennoch die richtige Entscheidung, auf diese schnellere Speichertechnik zu setzen und sie noch weiter zu entwickeln. Hiernach gibt es kein zurück. Selbst die Downloads scheinen deutlich fixer auf der Konsole anzukommen.

Man will direkt losspielen, weil schon das Menü Stimmung weckt

Und ich liebe vor allem auch, wie die PS5 die Spiele präsentiert, die auf meinem Home-Screen leben. Wechselt man von der Astro- auf die Miles-Morales-Kachel geben verträumt säuselnde Streicher atmosphärisch-heroischen Hip-Hop-Beats die Klinke in die Hand, ein paar Kacheln weiter grüßt Ghost of Tsushima mit sanften Shamisen-Klängen und mit jedem Wechsel wachsen die Spiel-Thumbnails auf 4K-HDR-Poster im Großformat an und kleiden plötzlich den kompletten Screen in eine Werbetafel für das aktuell gewählte Spiel. Das hat einfach etwas wahnsinnig anziehendes. Was im übrigen auch für die im besten Sinne mickrigen Ladezeiten gilt: Zwischen zwei Spielen zu wechseln, um mal hier, mal da ein bisschen weiterzumachen, war nie so einfach.

Sonstige Notizen: Screenshots knipst die PS5 endlich deutlich schneller als das Vorgängermodell, das Menü-Overlay, das sich über den unteren Rand eurer Games legt ist wunderbar praktisch und vor allem das neue Spielvoreinstellungen-Menü ist eine tolle Idee. Was das ist? Nun, ihr könnt schon in dem Hauptmenü der PS5 einstellen, ob ihr invertierte Kamerasteuerung bevorzugt, ob die Sprecher in Game Originalsprache oder synchronisiert sprechen sollen und welcher Schwierigkeitsgrad es in der Regel sein soll und musst dann nie wieder für jedes Spiel einzeln machen. Theoretisch zumindest. Wäre schön, wenn sich die Funktion diesmal durchsetzt. Die Xbox 360 hatte so etwas schon, was aber viele Entwickler wohl irgendwie vergaßen.

Praktisch - und hoffentlich auch in voller Breite von allen Spieleherstellern unterstützt: Das globale Voreinstellungen-Menü

Bei Xbox Series X und PS5 treffen also trotz aller technischer Gemeinsamkeiten Philosophien aufeinander, die beide Plattformen klar voneinander abgrenzen. Für mich ist die Series X ebenfalls ein sehr attraktives Stück Technik, das früher oder später auch unter meinem Fernseher stehen wird. Aber es passt schon zu Microsoft als originäres Softwarehaus, dass ich ihre Konsole mehr als Sprungbrett begreife, als Verwirklicher von Spieleleidenschaft. Auch darin steckt Schönheit und ein valider Ansatz. Das Gerät selbst nehme ich aber nicht als Teil dieser Leidenschaft wahr. Und sagt ihr mir, ob wir hier im esoterischen Bereich angekommen sind, aber für mich ist die PS5 trotz der Europäisierung vieler Firmeninterna nach wie vor sichtlich ein Produkt japanischer Konsolenkultur. Das Gerät versprüht schon für sich genommen das Selbstbewusstsein einer Plattform, die weiß, dass sie entschieden dazu beigetragen hat, Videospiele zu dem Kulturgut zu machen, das sie heute sind.

Eine Konsole wie ein Denkmal an sich selbst. Kein Wunder, dass sie Stehkragen trägt. Sie darf das.

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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