Monster 4X4 World Circuit
Crash, Boom, Bang - und Schrott!
Stöbert man durch die Regale der Spielehändler und Fachgeschäfte, fällt gleich eines auf: Rayman Raving Rabbids für Wii gibt’s eher selten, Red Steel ziert nur noch hier und da das Gestell und Zelda – The Twilight Princess lässt sich schon gar nicht mehr blicken. Monster 4X4 World Circuit hingegen ist immer noch da, sogar in großen Stückzahlen. Kein Wunder, denn es handelt sich hier um einen halbherzigen Versuch, mit diesem bereits Anfang des Jahres auf der Xbox gescheiterten Mega-Truck-Rennspiel noch ein wenig Kohle zu machen.
Wiimote + Lenkrad = ?
Dabei gelingt es Monster 4x4 World Circuit anfangs noch ganz passabel zumindest die Neugierde des Spielers zu wecken. Dieser Hoffnungsschimmer, der natürlich von der innovativen Eingabemethode ausgeht, zerstreut sich aber ziemlich schnell. Während man das mitgelieferte Plastiklenkrad zusammenbaut, überwiegt noch die Vorfreude: "Wie wird das wohl funktionieren, mit 'uns beiden'?" Die Montage des dreiteiligen Aufsatzes gelingt kinderleicht, sodass Ihr den Wii-Controller problemlos zum handlichen Lenkrad umfunktioniert. Wer selbst dafür noch zu faul ist, darf den Kunststoff-Aufsatz zwar gerne in der Schachtel lassen, dennoch gestalten sich die Rennen durch dieses Gimmick deutlich komfortabler. Dass Monster 4x4 World Circuit mit dieser Bastelaufgabe auch schon beinahe den Höhepunkt seiner Komplexität erreicht hatte, konnte man zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht ahnen.
Im Kern dreht sich alles um Monstertrucks, mit denen Ihr über mehr oder weniger verschlammte Pisten brettert. Die meisten Vehikel ähneln sich – mit ihren riesenhaften Pneus – natürlich recht stark im Design. Als Schmankerln sind noch ein Schulbus sowie später obendrein ein Feuerwehrwagen mit von der Partie. Das Fahrgefühl der PS-Monstren unterscheidet sich aber trotzdem kaum.
Rennspiele auf dem Wii
Während Ihr also über die eher ideenlosen und austauschbaren Kurse rumpelt, haltet Ihr das Lenkrad vor Euch und navigiert durch die Kurven, umfahrt Hindernisse und legt sogar Stunts hin. Das geht ganz gut von der Hand, auch wenn gelegentlich ein etwas schwammiges und unpräzises Ansprechen der Fahrzeuge zu verzeichnen ist. Trotzdem kommt man mit ein wenig Übung meist recht gut um die Kurven. Anspruchsvoller ist da schon das Beherrschen der acht verschiedenen Stunt-Techniken, die Ihr – bis auf Vorwärts- und Rückwärtsrolle - selber herausfinden müsst. Als Vorbereitung saust Ihr über Rampen und dreht beispielsweise die Wiimote im Kreis vor Euch. Oder Ihr schwenkt mal nach links oder rechts. Dabei sind vor allem das passende Timing sowie die fließende und schlenkerfreie Bewegung des Controllers ausschlaggebend.
Oft passiert es allerdings, dass die Bewegungen nicht korrekt erkannt werden und der Stunt damit scheitert. Das ist umso ärgerlicher, weil Bonuspunkte und die Nitrobeschleunigung flöten gehen, die man andernfalls als Belohnung kassiert. Nach einiger Zeit macht sich zudem bemerkbar, dass die Arme "schwer werden" und das Halten der Wiimote nicht ganz mühelos vonstatten geht. Versuche, das Spiel aus einer bequemeren Position zu steuern – etwa durch das Ablegen des Lenkrads in den Schoß – schlugen jedoch wegen dann mangelnder Kontrolle fehl.
Unspektakuläre Monstertrucks
Davon abgesehen präsentiert sich Monster 4x4 sehr unspektakulär und wäre ohne die spezielle Wii-Steuerung eigentlich kaum einer Erwähnung wert – zu dröge und generisch die Strecken, zu detailarm und grobklotzig die Fahrzeuge. Selbst für Wii-Verhältnisse sind solche Karren eindeutig zu viel des Hässlichen. Wer sich in den Rennen dennoch gute Platzierungen erstreiten möchte, dem stellt das Spiel bis zu acht weitere Vehikel, neue Strecken und Renn-Modi in Aussicht. Auch einiges Zubehör, dass sich auf belangloses Zeugs wie Aufkleber beschränkt, ergibt sich nach und nach in Euren Besitz.
Highlights bei Monstertruck-Shows sind normalerweise die martialischen Zerstörungsorgien, doch die fallen bei diesem Spiel fast gänzlich unter den Tisch. Für das Kaputtfahren verschiedener Objekte gibt es während der Rennen immerhin Punkte. Holzkisten, Reifenstapel oder Eis-Stalagmiten liegen aber dummer Weise immer an derselben Stelle – und abseits der Piste. Man muss also ständig Zeitverluste in Kauf nehmen, will man denn reichlich Bonuspunkte anhäufen. Wer trotzdem gerne derartige Abstecher macht, darf sein so gefülltes Punktekonto nach dem Rennen in das Tuning seines Trucks investieren: Geschwindigkeit, Nitro oder auch das Handling sollen sich so verbessern lassen. Gerade in letzterer Hinsicht konnte ich aber kaum Auswirkungen das Fahrzeugverhalten beobachten.
Neben der eher hässlichen Szenerie erweist sich auch die Akustik als laues Lüftchen. Von brachialen Sounds, wie man sie von solchen Truck-Monstern eigentlich erwarten dürfte, fehlt jede Spur. Vielmehr erschöpfen sich die Motorengeräusche in lauwarmem Röhren, das auch vom Mixer aus der Küche stammen könnte. Wenn ich denn einen hätte ...
Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Dreistigkeit versucht wird, den Wii-Start dazu zu nutzen, halbgare Spiele an die Käufer zu bringen. Anders kann ich diesen Versuch, Monster 4x4 World Circuit als vollwertiges Rennspiel anzupreisen, nicht beschreiben. Zumal es ja Anfang des Jahres auf der Xbox als Budget-Version erhältlich war. Das Spiel lässt jegliche Tiefe vermissen, langweilt mit seinen müden Krücken und einem einschläfernd gleichförmigen Streckendesign. Richtig abstrus wird’s dann im Mehrspieler-Modus, dessen Minispiele Wasser ins Feuer selbst ausgelassenster Zock-Sessions sein dürften. Hallo Autofußball? Einzig die neuartige Wiimote-Steuerung lasse ich als Lichtblick gelten. Ein Bonus, der angesichts des faden Renn-Menüs, das Ubisoft hier auftischt, schnell verpufft (und ohnehin eigentlich Nintendo gebührt). Dem Spiel fehlt Inspiration, Power und – ich sag’s noch mal – vor allem Tiefgang. Die beworbenen "taffen Strecken und heißen Maschinen" lagen meiner Version offenbar nicht bei...