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Star Wars Andor Folge 10 fühlt sich wie ein Finale an – trotzdem sind es die Schauspieler, die glänzen

Der beste Cast des Jahres?

SPOILER für Folge 10 von Star Wars Andor, “Ein Weg raus”.

Wüsste man nicht genau, dass Star Wars Andors erste Staffel aus zwölf Folgen besteht, hätte man die zehnte Folge auch gut als fulminantes Finale dieser Ausnahmeserie akzeptieren können. Die Gefangenen wagen tatsächlich auf schlanken, aber packenden 38 Minuten den Ausbruch, der nach gleichem Muster wie schon die geniale sechste Folge viele plötzliche und fast beiläufige Opfer fordert. Das unterstreicht einmal mehr die Kälte und das Entmenschlichung des Imperiums.

Obschon all die Mit-Insassen Andors natürlich nicht so detailliert vorgestellt wurden, wie die Crew, die den Angriff auf Aldhani mit ihm durchführte, ist es doch bei jedem von ihnen hart, wie sie mir nichts, dir nichts íhr Leben lassen. Highlight dieser Szenen war wenig überraschend Andy Serkis’ Vorarbeiter Kino Loy, der sich mit einiger Intensität und recht schmerzhaft von seiner “Nur noch meine letzten Schichten reißen…”-Einstellung verabschiedet. Und gute Güte, war das eine Performance – in einer Sendung, die sowieso nur so vor starken Akteuren strotzt.

Andy Serkis gibt eine grandiose Performance in Andors Folge 10.(Quelle: Disney)

Star Wars Andor liebt es, die Kamera ganz nah und verhältnismäßig statisch an das Gesicht einer Schlüsselfigur heranzufahren, um die fantastischen Schauspieler ihre Charakterentwicklung allein über ihr Mienenspiel erledigen zu lassen. Serkis macht das in der entscheidenden Szene unfassbar gut, als sein Charakter sich gewahr wird, dass er aus diesem Knast nicht lebendig herauskommen wird, egal wie lange und hart er arbeitet. Blanke Verzweiflung, Ratlosigkeit, Angst und schließlich eine Art lebensmüde Wut huschen über sein Gesicht, bevor er sich mit Macht zum Aufständischen hochschaukelt und seine Leute auf die nächstbeste Gelegenheit vorbereitet, diesem Sklavendienst zu entfliehen.

Der eigentliche Ausbruch war dann auch wieder verdammt spannend und flößte viel Respekt vor den absolut tödlichen Blastern ein, den auch die Charaktere teilen. Wieder einmal steht in einem Star Wars niemand blöde herum und vergisst vor lauter Ballerei, in Deckung zu gehen. Selbst in dem schlimmsten Chaos, das hier losbricht, beweisen Kamera und Regie ein waches Auge für schöne Details.

Beispiel? Als Kino in der Steuerzentrale der Anlage ans Mikro geht und seine Rede hält, sehen wir ihn von schräg vorn. Im Hintergrund kann man den Rand eines Bildschirms erkennen, gelbe Punkte zeigt er an. Mir wird erst am Schluss bewusst, dass dieser die Positionen der Häftlinge im Gefängnis überwacht… als ich begreife, dass sich die gelben Pixel durch Kinos Ansprache in Bewegung setzen, um sich dem Kampf anzuschließen. Das hätten andere Serien offensichtlicher gemacht oder es weggelassen. Wirklich eine nette Facette, die dafür spricht, wie genau es die Macher mit Szenenbild und Immersion der Zuschauer nehmen.

Mon Mothma muss sich mit einem unmoralischen Angebot auseinandersetzen. (Quelle: Disney)

Am Schluss dann wieder ein echter Herzstopper, als Serkis’ unwillentlicher Rebell an der Kante zur Freiheit gesteht, dass er nicht schwimmen kann. Das war das letzte Mal, das wir ihn sehen, denn Andor stürzt mit den panischen Flüchtenden und seinem neuen Kumpel Melshi (den man aus Rogue One kennt) zusammen in die Fluten. Was für ein Ende für einen Charakter, der so lange in Gefangenschaft war, dass man sich fast sicher ist, dass die Freiheit ihn vermutlich töten wird. Ungewissheit mit einer fatalistischen Note… Andor kann das gut, lässt die Geschichten wichtiger Figuren oft mittendrin und beiläufig enden, was mir wieder und wieder einen Stich versetzt. Vielleicht ist das auch der Grund, warum Andor selten der interessanteste Charakter in den Episoden ist: Wir wissen, dass er “sicher” ist. So oder so: Ich finde es großartig, dass die Verantwortlichen pathetische Heldentode bisher nicht nötig hatten. So bleibt Andor überraschend.

Aber das ist nicht alles, was an interessanten Dingen in dieser Folge passiert ist. Und das, obwohl weder Dedra noch Karn diesmal viel zu tun haben. Mon hat unappetitlichen Besuch von ihrem möglichen Geldgeber – Davo Sculdun –, der ihr nahelegt, ihre Kinder bekanntzumachen. Als sie ihn, ohne Zeit zu verschwenden, des Hauses verweist, erschrickt sie für einen Moment über sich selbst, als Davo sie offenbar durchschaut und nahelegt, dass sie tatsächlich über die Offerte nachdenke, ihre Tochter gegen Geld für die Rebellion zu verheiraten. Auch hier wieder: Meisterhaft gespielt von Genevieve O’Reilly. Der komplette Dialog eigentlich, und zwar auch von Richard Dillane, der den Davo gerade seriös genug gibt, dass man verstehen kann, wieso er sich nicht gleich als Gangsterboss verdingt.

Wohin geht es als nächstes für Cassian? (Quelle: Disney)

Am Schluss gab es dann noch einen echten Twist, als sich Space-Stasi-Supervisor Lonni Jung (Robert Emms aus Chernobyl) als Maulwurf in Luthens Diensten erweist. Das Treffen des loyalen, aber ausstiegswilligen Jung verläuft intensiv und gipfelt in einem starken Monolog Luthens, den wir in den nächsten Jahren in Auszügen in vielen Twitter-Bios lesen werden, sofern es Twitter dann noch gibt. Skarsgard ist aber eben auch ein echtes Juwel, was das angeht. Luthens Ausführungen geben erneut einen tiefen und dezent schauderhaften Einblick in die Arbeits- und Denkweise dieser gerade erst aufkeimenden Rebellion. Und ich bin sehr gespannt, wie es mit Jung beim ISB weitergeht, jetzt, wo wir wissen, wer er eigentlich ist.

Also dann, nächste Woche das Finale nach diesem (vermeintlichen) Finale, wenn Folge 11 beginnt, den Deckel auf dieses aufregende und eindringliche Stück Star Wars zu pappen. Ich hab’s letzte Woche schon geschrieben, aber der Mittwoch in drei Wochen wird hart für mich – vor allem mit der Aussicht, dass Staffel zwei durchaus bis 2024 auf sich warten lassen könnte.

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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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