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Wagt GTA 6 das Unmögliche – und schafft diesmal sympathische Charaktere?

Haben da zwei Figuren etwa aufrichtige Zuneigung füreinander?!

Ich weiß, dünnes Eis und so. Aber bisher bin ich trotz aller weltenbauerischer Dichte regelmäßig von den letzten GTAs abgeprallt. Irgendwann hatte ich die Figuren und ihre überdrehte Art schlichtweg satt. Gerade Trevor und Michael waren Typen, die ich einfach nicht leiden konnte – charismatisch, klar, aber ich wollte keiner der beiden sein und sie deshalb auch nicht spielen. Das, was Rockstar mit den unerreicht lebendigen Welten aufgebaut hatte, rissen ihre Figuren für mich also mit dem sprichwörtlichen Arsch wieder ein.

Ich verstehe allerdings, wo der Gedanke herkommt, die Charaktere als Karikaturen gängiger Gangsterklischees anzulegen. Anders sind die schlimmen, schlimmen Dinge, die man in diesen Welten anstellen kann und – machen wir uns nichts vor – dann auch anstellt, vermutlich nicht zu ertragen. Es tun sich Abgründe auf, vor allem Gier und… was auch immer Trevor antrieb… und die Figuren so zu überhöhen, streckt da gewissermaßen ein “Alles nur Spaß”-Schild in die Höhe, an das man sich klammern kann, will man nicht hinunterstürzen, in diese Tiefen menschlicher Verwerflichkeit. Es gibt Leute, die mögen so etwas, mir fiel die Identifikation damit schwer.

Schlechte Menschen Simulator 2013

Für mich war der “Schlechte Menschen Simulator 2013” einfach zu viel. Und doch ist natürlich jedes neue große Rockstar-Spiel ein Event an sich, bringt es das Medium in Sachen Technik und Glaubwürdigkeit virtueller Welten doch immer ein gutes Stück nach vorn. Den Wow-Moment, seine ersten Meter in einem Rockstar-Spiel zurückzulegen, den schenken einem nur wenige andere Spiele. Und selbst, wenn es zwischen mir und GTA (oder auch Red Dead) nie so richtig etwas wurde, schätze ich, wie sehr sich die Entwickler für die kleinen Dinge aufopfern, die ihre Schauplätze in Summe stets zu etwas ganz Besonderem machen.

So sieht das neue GTA 6 aus. (Spoiler: Ziemlich gut)

Der Trailer zu Teil sechs sieht es offenbar gar nicht ein, da eine Ausnahme zu machen. Man möchte sich durch die Augen wischen, so detailliert und vielfältig sieht es aus, dieses Vice City. Und dass sie diesmal nicht wieder in die 80er zurück schlittern (trotz Tom Petty Song im Hintergrund), ist eine schöne Chance, ein legendäres Spiele-Szenario mal auf neue Art zu erleben. Vor allem aber eine Sache machte mich neugierig: Spinn’ ich, oder wirken die Protagonisten Jason und Lucia eine gute Ecke nachfühlbarer und wirklicher als die Gangsterfilm-Abziehbilder des letzten und vorletzten Durchgangs. Auf eine Weise, die nicht nur an der – zugegebenermaßen brillanten – Technik liegt.

GTA 6 dreht sich offenbar um Underdogs mit Herz. Zumindest füreinander

Klar, ich habe auch eine Schwäche für Gangster-Pärchen. Aber ein guter Teil meiner vorfreudigen Überraschung liegt sicher darin begründet, dass sich Lucia und Jason offenbar aus einem Loch herauskämpfen und dabei Wärme und Zuneigung füreinander haben – und nicht nur für sich selbst. Wandelnde (un-)menschliche Enttäuschungen wie Michael oder Trevor sind in erster Linie Opfer ihrer Gier oder Knechte ihrer Impulse und halten mich damit als Kuriositäten auf Abstand. Lucia und Jason machen mich schon in dem Wenigen, was ich bisher sah, neugierig auf ihre Träume und ihre Gefühle füreinander.

Der Trailer zu GTA 6 sagt es am Schluss selbst am besten, indem ihm das Zauberwort “Vertrauen” gleich doppelt über die Lippen kommt. Eine zutiefst menschliche Regung, die vergangenen GTAs komplett fremd war.

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