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XDefiant ist Ubisofts verrücktes Eintopf-Allerlei – aber schon in der Beta ein erfreulich guter Shooter

Tom Clancy’s Recon Cell Division Dogs. Und Far Cry.

Einen Nachfolger des klassischen Ghost Recon scheint es sobald nicht zu geben. Splinter Cell können wir uns wohl ohnehin abschminken. Und The Division kehrt auch nur in Form inhaltlich reduzierter Ableger zurück. Lediglich Watch Dogs und Far Cry könnten aktuell noch Chancen haben, aber auch um die ist es derzeit erst mal ruhig.

Doch verzagt nicht! Ubisoft hat einen Plan. Denn dessen San-Francisco-Studio kippt einfach all diese Serien in einen F2P-Shooter und verpasst ihm den furchtbar holprigen Namen XDefiant. Oder empfinde nur ich den als ähnlich über die Zunge stolpernd wie das Rezept des Spiels? Es ist jedenfalls ziemlich wild, was hier zusammenkommt – genial höchstens, falls Ubisoft damit eine Klausel erfüllt, der zufolge es in naher Zukunft zu soundso vielen Tom-Clancy-Serien ein Spiel geben muss.

Okay, ich hör’ schon auf. Ich will nämlich weder Ubisoft noch XDefiant verspotten, da sich Letzteres gerade als sehr anständiger Shooter aus der aktuellen Beta herausschält. Mit einem Konzept, das viel fokussierter ist, als es der inhaltliche Eintopf vermuten lässt. Lasst mich das mal kurz erklären.

So wild wie es scheint ist XDefiant gar nicht. Hier muss unser Team diesen mechanischen Esel ans Ziel begleiten. In den anderen drei Modi geht es darum, Zonen zu erobern beziehungsweise zu verteidigen.

XDefiant ist ein PvP-Shooter, in dem sich zweimal sechs Leute gegenüberstehen, die in einem von vier Modi um den Sieg kämpfen. Bei Zone Control soll Team eins fünf hintereinander liegende Kontrollpunkte einnehmen und Team zwei das verhindern. Bei Escort muss ein Team seinen mechanischen KI-Esel zum Ziel begleiten. Im klassischen Domination-Modus kämpfen beide Teams hingegen um drei Kontrollpunkte und bei Occupy, meinem Favoriten, gibt es davon nur ein einzigen, dessen Position sich dafür ständig verändert.

Der ist unter anderem deshalb meine Nummer eins, weil er im Hauptquartier von Third Echelon gespielt wird. Wenn man sich dort hin und wieder durch Lüftungsschächte zwängt, wird dem Fisher in mir ganz warm ums Herz. Andere Gefechte finden zum Beispiel im Zoo von Washington oder auf Coney Island statt, wo das Layout zwar mit Division 2 wenig zu tun hat. Grundsätzlich fühlt sich das Vertraute aber durchaus wohlig an. Und sei es nur wegen der gelben Planen, die anzeigen, an welchen Stellen man sich hochziehen kann, um eine starke Position einzunehmen.

Überhaupt finde ich Bewegung sowie die Handhabung der Waffen sehr gelungen. Es reiht sich zwar in das rasante Ballern der Generation Call of Duty ein, was ich nicht gerade bevorzuge, aber es ist angenehm direkt und lässt sich über verschiedene Regler an individuelle Vorlieben anpassen. Nur das optionale Crossplay von Konsolen und PC braucht es für mein Gefühl nicht wirklich, da hyperagile Super Marios mit präziser Scharfschützen-Maus ein ziemlicher Schmerz im Hintern aller Gamepad-Spieler sind. Hoffentlich kann man im fertigen Spiel deshalb das Crossplay auf die Konsolen beschränken.

Die Maps sind grundsätzlich einfach gestrickt, bieten aber viele fiese Winkel, spielerisch sinnvolle Engpässe und zahlreiche Möglichkeiten zum Flankieren.

Man tut das alles in den Schuhen von fünf Klassen, die ebenfalls an die vertretenen Clancy-Szenarien angelehnt sind, wobei die Watch Dogs in der Beta noch pausieren. Jede Klasse verfügt über ihre eigene Ultra-Fähigkeit: die fiesen Cleaners aus Division über einen Flammwerfer, die Phantoms aus Ghost Recon über eine mächtige Schildkugel, die Libertad aus Far Cry 6 verdoppeln kurz ihre Lebensenergie und regenerieren sie auch blitzschnell wieder und die Echelon-Agenten aus Splinter Cell machen kurz alle Feinde sichtbar, um sie mit nur einem Treffer zu erschießen.

Abgesehen davon rüstet man bei jeder Klasse eine von zwei regulären Fähigkeiten aus. Die Libertad aktivieren etwa eine Heilstation, die ständig die Gesundheit aller Kameraden in ihrer Umgebung wiederherstellt. Oder aber sie nutzen ein Erste-Hilfe-Kit, mit dem sie vor allem ihre eigene Lebensenergie einige Sekunden dauerheilen. Dann kann es als ihr Gegner schon mal frustrierend sein, wenn man tausend Projektile in einem solchen Zombie versenkt.

Die kurze Unsichtbarkeit der Echelon-Charaktere sowie die für einige Sekunden aufgestellten und nur in eine Richtung durchlässigen Schilde der Phantoms erinnern mich hingegen an Ghost in the Shell: Stand Alone Complex - First Assault Online, das ich sehr gerne gespielt habe. Als Alternative können die Phantoms einen Schild vor sich her tragen und Echelon die Position aller nahen Gegner anzeigen. Und auch das kann frustrierend sein. Vielleicht würde es helfen, die Cooldowns einiger der regulären Fähigkeiten ein wenig zu verlängern.

Yes! Hier rennt ein getarnter Gegner in eine meiner Annäherungsminen.

Klasse ist wiederum, dass die Wahl der Waffen und Granaten (Splitter, EMP gegen Fähigkeiten, Annäherung und mehr) komplett von den Fraktionen getrennt ist. Abgesehen davon darf man eigene Loadouts erstellen und die Waffen mithilfe der üblichen Module (Aufsätze, Magazine, Zielfernrohre usw.) an seine Vorlieben anpassen, wobei genaueres Zielen dann die Laufgeschwindigkeit oder den Übergang vom Ballern aus der Hüfte zum Anvisieren verlangsamt. In der Beta ist hier schon vieles freigeschaltet, das man sich im fertigen Spiel über das Aufleveln der Waffen erst erarbeiten muss.

Zusätzlich gibt es Lackierungen und Gesten, die man über Erfahrungspunkte freischaltet, welche man unter anderem für gewonnene Partien und tägliche Herausforderungen erhält. In Zukunft wird man für die meisten dieser Belohnungen natürlich einen Battle Pass benötigen – auf den ich aber verzichten kann, falls die Skins weiterhin so aussehen, als wären sie beim wilden Auskippen diverser Farbtöpfe entstanden. Erinnert mich an Rainbow Six Siege, wo ich ausgesprochen selten das Bedürfnis verspüre, für die „Verzierungen“ zu zahlen, obwohl ich das anderswo ganz gerne mal mache.

Der Schild der Phantoms wehrt gegnerische Kugeln ab, lässt eigene Kugeln aber durch.

Aber darum geht’s auch nicht. Es geht ums Spiel und ihr werdet es bemerkt haben: Da schwimmt neben den ganzen Clancys auch eine gehörige Portion Overwatch, Dirty Bomb, Rainbow Six Siege und Call of Duty mit. Die einzige Innovation besteht hier darin, den wilden Mix aus Zutaten und Motiven zu einem erstaunlich kohärenten Ergebnis zusammenzubringen. Was ich durchaus bemerkenswert finde.

Die Karten sind einfach gehalten, bieten aber zahlreiche Engpässe an, während es gleichzeitig genug Möglichkeiten zum Flankieren gibt. Vor allem aber mag ich die Tatsache, dass der Ubisoft-Shooter hauptsächlich Shooter ist, wo mir bei das Spielgefühl bei zum Beispiel Overwatch etwas zu sehr von den Fähigkeiten bestimmt wird. Das Einzige, was ich derzeit wirklich vermisse, ist der gleichzeitige Respawn aller erledigten Spieler. Dann würden nämlich nicht ständig einzelne Aktivisten zu ihrer Hinrichtung stürmen, was dem Teamplay sehr zuträglich sein dürfte.

So oder so freue ich mich jedenfalls auf XDefiant. Der klassisch zielorientiere PvP funktioniert hervorragend, Shooter mit individuellen Fähigkeiten mag ich ohnehin sehr und die Matches sind kurz genug, dass es leicht fällt, mal eben ein, zwei Partien zu bestreiten. Würde das doch nur auch für die Wartezeit auf ein neues Splinter Cell gelten!

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XDefiant

PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC

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Über den Autor
Benjamin Schmädig Avatar

Benjamin Schmädig

Redakteur

Für ihn ist WipEout 2097 der Grund, aus dem es Videospiele gibt – aber auch Indiesachen, Shooter sowie fast alles, das mit Weltraum zu tun hat. Sucht gute Storys, knackige Herausforderungen und freut sich, wenn die grauen Zellen nicht unterfordert werden.

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