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Bleak Sword DX im Test: Ursprünglich ein Handy-Spiel – das auch auf PC und Switch hervorragend funktioniert!

Weiße Weste gegen weiße Wüteriche.

Stilsichere und hervorragend spielbare Arcade-Action in edlen Retro-Dioramen, die nicht nur kurzweilig, sondern auch angenehm motivierend ist.

Klar hätte ich Bleak Sword schon auf Apple Arcade spielen können – würde ich neben einem Uralt-iPod auch nur ein einziges Apple-Gerät besitzen. Tu ich aber nicht und so bin ich sehr froh darüber, dass Devolver beziehungsweise Entwickler Luis Moreno Jimenez alias more8bit jetzt eine überarbeitete Version auf Steam und Switch veröffentlichen. Wobei die selbstverständlich auch auf Steam Deck eine hervorragende Figur macht.

Was Bleak Sword ist? Hervorragend spielbare Arcade-Action, bei der man mit einem Pixelhelden in ebenso pixeligen Dioramen kämpft. Leichter Schlag, schwerer Schlag, ein Block und rechtzeitiges Ausweichen: Das sind schon alle Zutaten. Neue Fähigkeiten oder Kombos lernt man hier nicht. Gut, man darf Gegenstände benutzen, um die Gesundheit wiederherzustellen oder kurz mal stärker zuzuschlagen. Aber das kommt ähnlich selten vor wie Abschnitte, in denen man auf einem Pferd unterwegs ist.

In Letzteren scrollt die Umgebung an einem vorbei, ansonsten ist man aber stets in diesem einen kleinen „Schaukasten“ unterwegs, was in Verbindung mit dem eleganten Retro-Look sehr edel wirkt. Die einzelnen Abschnitte sind auch nicht lang. Mal ringt man da eine Hand voll Gegner nieder, mal ein ganzes Dutzend, schon streckt der Held sein Schwert in die Luft und macht am Lagerfeuer Rast.

In solchen Dioramen kämpft man gegen vielleicht ein Dutzend Gegner, dann ist das nächste Diorama dran.

Dort erhält er hin und wieder einen der erwähnten Gegenstände zum Verzehr oder mit viel Glück einen, der dauerhaft zum Beispiel die Schlagkraft erhöht. Außerdem gibt es Erfahrungspunkte, die alle paar Abschnitte zum Levelaufstieg reichen, bei dem man entweder den Angriffs-, Verteidigungs- oder Gesundheitswert steigert. Entscheidungen, Entscheidungen…

Das alles dauert keine zehn Sekunden, dann geht‘s ins nächste Diorama. Nach etwa zehn Abschnitten klopft schließlich ein Boss an und liegt auch der am Boden, wechselt man den Schauplatz. Ein schneebedeckter Berggipfel, auf dem der kleine Held vom Sturm zur Seite geschoben wird, gehört ebenso dazu wie ein Sumpf und eine brennende Stadt, in der man auf loderndes Feuer Acht geben sollte.


Bleak Sword DX ist sowohl für Nintendo Switch als auf Steam erhältlich, und zwar unter den folgenden Links:

Und so sehr es vielleicht danach geklungen hat, dass man recht schnell durch all das hindurch spaziert: Das könnt ihr euch spätestens auf dem nächsthöheren Schwierigkeitsgrad abschminken. Selbst der normale hat es ja in sich, da man das Ausweichen, Abwehren und Zuschlagen gut timen sollte, um nicht getroffen zu werden.

Wenn ihr genau hinschaut, seht ihr's vielleicht: Mit einer Ausweichrolle bringt sich der Held (oder ist's eine Heldin?) in Sicherheit - auf dass das Geschoss der Pflanze ihren Kumpel oben links treffen möge.

Dabei stellen einzelne Feinde selten eine große Gefahr dar. Manchen weicht man einfach aus und zieht ihnen anschließend die Klinge über den Schädel. Andere blockt man ab, um dadurch einen Konter zu ermöglichen. Aber wird man erst mal von mehreren bedrängt, die alle unterschiedlich schnell vorrücken, zuschlagen und vielleicht noch schießen, dann muss man verdammt schnell schalten, um nicht ins graue Gras zu beißen. Passiert das, verliert man ja nicht nur alle Gegenstände, sondern auch sämtliche Erfahrungspunkte auf dem Weg zum nächsten Levelaufstieg.

Klingt aber schlimmer als es ist. Bleak Sword ist nämlich kein Roguelike (wie von mir fälschlicherweise mal behauptet), denn man kann jeden Abschnitt sofort wiederholen. Und falls man den vorherigen Stolperstein im zweiten Anlauf dann gleich überwindet, erhält man die verlorenen Punkte sowie Gegenstände komplett zurück. Gefällt mir! Das ist eine sehr motivierende Art, die ärgerliche Bestrafung durch ein noch größeres Erfolgserlebnis zu kompensieren – falls der zweite Versuch denn gelingt.

Glück gehabt! Wer nach einem Fehlversuch das Diorama im direkt folgenden Anlauf meistert, erhält Erfahrungspunkte und Ausrüstung zurück.

Und wenn nicht? Na, dann verliert man ohnehin nur maximal zwei Gegenstände, da man mehr nicht tragen kann, während die Erfahrung nur auf den Stand des letzten Levelaufstiegs zurückfällt und schnell wieder eingespielt ist. Zur Not wiederholt man einfach beliebig oft alle bereits abgeschlossenen Abschnitte, um ein wenig gegen den Schwierigkeitsgrad zu leveln. Allzu ergiebig ist das nur nicht, sodass man sich besser darauf konzentriert sein eigenes Geschick zu verbessern.

Ich finde ohnehin, dass der Anspruch schon in der ersten Hälfte etwas nachlässt. Da kommen dann zwar mitunter recht viele starke Gegner an, doch hatte ich den Dreh in dem Moment schon so weit raus, dass ich selbst einige Bosse im ersten Anlauf gleich vor mir liegen hatte.

Ärgerlich ist nur, wenn ich meinen weißen Helden inmitten der weißen Feinde mal wieder nicht ausmachen kann. Falls ihn das sein Leben kostet, ist das durchaus frustrierend – schade, dass er sich nicht etwas besser von seiner Umwelt abhebt. Absichtlich störende Umwelteinflüsse wie grelle Blitze oder dichten Nebel kreide ich hier allerdings nicht an! Die betonen eher das atmosphärisch dichte Szenario. Klasse ist auch, dass sich die Angreifer sogar gegenseitig Schaden zufügen, was man nicht nur für sich ausnutzen kann, sondern gelegentlich auch muss.

Was soll es sein? Die Entscheidungen beim Levelaufstieg ändern einzeln zwar wenig, insgesamt sollte man aber wissen, wie man spielen will. Ein gut ausgebildeter Allrounder geht dabei natürlich immer!

Und wie wohlbassig das Spiel übrigens einen gelungenen Gegenangriff quittiert! Überhaupt bin ich neben der gekonnt reduzierten Grafik auch vom erstklassigen Ton ausgesprochen angetan – was spätestens beim Soundtrack auch gar kein Wunder ist. Stammt der doch von Jim Guthrie, der schon Sword & Sworcery sowie weitere Indie-Highlights vertont hat.

Nun ist Bleak Sword kein großes Abenteuer. Aber durch die stimmungsvolle Kombination aus Bild und Ton wird man erstaunlich eindringlich in die Geschichte des Helden gezogen, der das Land nach 200 Jahren von der finsteren Tyrannei jenes Königs befreien soll, der unter dem Einfluss des titelgebenden Bleak Sword einst seinen Vater ermordete. Kurze Filmszenen zeigen nach jedem Bosskampf, wie er seinem Ziel immer näher kommt.

Die Tentakel fand ich irgendwie cool, den Sumpf ebenso.

Wobei seine Reise in der DX-Version drei Schauplätze länger dauert als im Apple-Original und neben den ursprünglichen Dioramen zudem überarbeitete, teilweise sogar brandneue Abschnitte enthält. Außerdem gibt es nach dem Durchspielen nicht nur einen Arena-Modus, in dem man immer stärkere Wellen von Gegnern bekämpft, sowie die Boss-Rush-Variante, bei der man sämtliche Bosse in einem Anlauf besiegen muss. Man hat jetzt auch die Möglichkeit, die Reihenfolge der Abschnitte vom Zufall bestimmen zu lassen.

Bleak Sword DX im Test – Fazit

Und dann kostet das Ganze gerade mal zehn Euro, obwohl sich Bleak Sword locker in jene feine Retro-Action mischt, die sowohl audiovisuell als auch spielerisch überzeugt. Natürlich ist es kein großes Abenteuer mit epischer Geschichte und mächtiger Charakterentwicklung. Sich durch die schnieken Dioramen zu schnetzeln – immer auf der Hut davor keine wertvollen Erfahrungspunkte zu verlieren, und bald so behände, dass man sich mutig selbst mit Bossen duelliert –, ist aber viel fesselnder als es auf Bildern vielleicht aussieht. Kein Wunder also, dass sich ausgerechnet Devolver dieses Kleinod geschnappt hat. Macht das am besten genauso!

Bleak Sword DX
PROCONTRA
  • Kurze und angenehm knackige Herausforderungen
  • Abwechslung zwischen einzelnen Abschnitten und besonders unterhalb verschiedener Level…
  • Clevere Mischung aus schmerzhafter Strafe für Versagen und motivierender Charakterentwicklung
  • Cooles Artdesign und starker Soundtrack sowie Ton
  • Originale sowie überarbeitete DX-Levels sowie Zufalls-, Arena- und Boss-Run-Modi
  • Übersicht geht öfter mal verloren, weil man eigenen Helden schlecht von nahen Gegnern unterscheiden kann
  • … Inhalt und Spieltiefe sind aber durchaus überschaubar

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