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ParaWorld

Das Dino-Kombinat

Sind die Dinosaurier tatsächlich ausgestorben? Oder fristen die Urzeit-Kolosse irgendwo doch noch ihr Dasein? Vielleicht leben sie in einer uns verborgenen Parallelwelt weiter? Wer weiß.

"Paraworld", das monumentale Echtzeitstrategie-Epos des Berliner Spieleentwicklungskombinats SEK, geht von dieser These aus. Die Hintergrundgeschichte bietet zunächst nichts grundlegend Neues - eher eine Mischung aus "Jurassic Park" und einer guten Portion "Indiana Jones": Der Mathematiker Jarvis Babbit steht dem Geheimbund SEAS vor, der die Existenz von bislang unbekannten Parallelwelten nachgewiesen hat. Mit Hilfe einer Rechenmaschine gelingt es Jarvis, die genauen Koordinaten dieser Welten zu bestimmen und Reisen dorthin zu ermöglichen. Die SEAS möchte das Wissen um die Parallelwelten unter Verschluss halten. Doch die drei jungen Forscher Cole, Stina und Bela sind dem Phänomen ebenfalls auf der Spur. Um sie los zu werden, lockt die SEAS die Wissenschaftler nach Paraworld, um sie dort unter fremden Völkern und Dinosauriern ihrem Schicksal zu überlassen ...

Auch in der Intro-Sequenz zeigen sich noch keine revolutionären Innovationen. Im Gegenteil: auf den ersten Blick wirken die Forscher, die da im stilvollen Arbeitszimmer von Oberbösewicht Jarvis Babbitt miteinander diskutieren, recht ungelenk. Irgendwie stimmen die Proportionen nicht ganz - lange dicke Arme mit Schaufelhänden an schlanken Körpern. Doch ich gewöhne mich an diesen Stil und lerne die filmreife Dramaturgie der Zwischensequenzen im Lauf des Spiels immer mehr zu schätzen: geschickte Schnitte, plastisch herausgearbeitete Charaktere und ein emotionsgeladener Orchester-Soundtrack, der mal an Howard Shores "Herr der Ringe"-Musik und dann wieder an Maurice Jarres schwelgerische "Lawrence of Arabia"-Partitur anknüpft.

Prachtvolle Szenerie

Selbst der gigantische Seismosaurus der Piraten lässt sich mit Stinas Hypnose ins Reich der Träume schicken und dann in aller Ruhe erledigen.

Der große Aha-Effekt stellt sich mit den ersten Missionen ein. "Paraworld" sieht fantastisch aus: Nebelschwaden wabern über den goldenen Sand der hügeligen Wüste und das Wasser mit seinen sich kräuselnden Wellen sieht so echt aus, wie ich es noch in keinem Spiel vorher gesehen habe. Aus dem Dickicht tauchen Dinos auf, wälzen ihre massigen Körper durch die Landschaft und recken die langen Hälse. Ich zoome ganz nah heran und erkenne, wie fein die friedlich grasenden Riesenechsen texturiert sind. Faszinierend!

Ansonsten gestaltet sich der Beginn eher traditionell: Nach "Age of Empires"-Manier baue ich eine Siedlung auf - ausgehend von einem Dorfzentrum, in dem ich meine Arbeiter rekrutiere. Diese beschaffen für mich Holz, Stein und Nahrung, damit ich weitere notwendige Gebäude errichten kann. Eine Baracke zur Ausbildung von Streitkräften muss her, eine Holzfällerhütte und ein Steinbruch zur flotteren Ressourcengewinnung sowie eine Dino-Farm, in der ich meine großen Kampfkolosse heranzüchten werde. Besonders wichtig ist ein Tempel, in dem verletzte Einheiten wieder genesen können. Eine Taverne sollte ebenfalls nicht fehlen - dort lassen sich im Kampf gefallene Mitglieder des Wissenschaftler-Teams gegen reichlich Ressourcen wieder zum Leben erwecken. Wie gewohnt kann ich im Lauf einer Mission mein Dorf um einige Level hochpäppeln und dadurch meine Möglichkeiten erweitern. Dann stehen mir im Hafen plötzlich neben den Fischerbooten auch wehrhafte Katamarane zur Verfügung. Oder ich kann monströse Brachio-Katapulte für die Zerstörung gegnerischer Festungen erschaffen.

Unentbehrliche Spezialkräfte

Kräfte sammeln für die große Konfrontation.

Die erste Besonderheit in "Paraworld" fällt mir auf, als ich meine Einheiten etwas genauer betrachte. Jeder Held verfügt über spezielle Fähigkeiten, die für die gesamte Streitmacht eine enorme Hilfe sein können: Cole ist ein Meister im Umgang mit Feuerwaffen, Stina versetzt sogar mächtige Mammuts mit Hypnose in Tiefschlaf und Kleemann ist ein begnadeter Scharfschütze. Kampfdinos verfügen über eine besonders wirkungsvolle Spezialattacke, mit denen sich gegnerische Gebäude in kürzester Zeit dem Erdboden gleich machen lassen.

Das Levelsystem findet in "Paraworld" nicht nur beim Siedlungsbau Anwendung, sondern auch bei Helden und Einheiten. Den Aufstieg gibt’s aber nicht umsonst: ich muss erst einmal eine ganze Menge so genannter Skulls sammeln, indem ich Gegner im Kampf besiege. Verfüge ich über einen ausreichenden Schädelvorrat, kann ich anschließend selbst bestimmen, wer in meinem Team eine Stufe voranschreiten und die Truppe mit neuen Fähigkeiten und Spezialisten aufwerten soll. Nur wenn ich beispielsweise den Charakter Warden auf Level 4 bringe, kann ich vor der Stadt einen Verteidigungsring aus Dino-Nestern anlegen. Das "Hochleveln" hat noch einen weiteren Vorteil: verletzte Kämpfer erhalten dadurch ihre volle Lebensenergie wieder.