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Pixel Ripped 1978 im Test – Vielleicht hätte ich diesen Trip in die Vergangenheit lieber ruhen lassen sollen

Oder er mich in Ruhe.

Äußerlich charmante Zeitreise mit einigen netten Ideen, aber auch viel Langeweile und einigen frustrierenden Momenten.

Warum ich mir Pixel Ripped 1978 für einen Test herausgesucht habe, das vor kurzem für PlayStation VR2, Steam-kompatible VR-Systeme und Quest 2 erschienen ist? Weil ich den Trailer furchtbar sympathisch fand. Da erzählt Barbara Rivers nämlich, genannt Bug, wie sie vor einigen Jahrzehnten bei Atari an der Entwicklung von Spielen beteiligt war, unter anderem in der Qualitätskontrolle. Was nichts anderes heißt, als dass sie – ihr ahnt es – Bugs aus den Programmen entfernen musste. Und weil das schon damals nicht ganz einfach war, hat sie sich ein Gerät gebastelt, mit dem sie selbst in die Spiele eintauchen und Fehler quasi direkt vor Ort beheben konnte.

Als Überbau gibt’s eine Geschichte vom bösen Cyblin Lord, der sauer ist, dass Bug nicht ihn, sondern die an Samus erinnernde Dot zur Heldin ihrer Spiele gemacht hat. Also legt sie sich in speziellen Bosskämpfen auch noch mit diesem Fiesling an. Klingt super! Und das ist es erst mal auch. Immerhin spielt man Bug nach einer kurzen Einführung zunächst in ihrem Büro, wo sie Papierknäuel in die für Amerika üblichen Kabinen ihrer Kollegen werfen kann, was die mit einem fragenden Ausruf quittieren.

Ständig hört man die anderen Entwickler reden, schnappt dabei gelungene Anspielungen auf die damalige Videospielwelt auf, kann sogar das klingelnde Telefon abheben, um einem kurzen Anruf mit ähnlichen Referenzen zu lauschen, und wechselt die Cartridges des Atari 2600 auf Bugs Schreibtisch. Dann startet sofort das jeweilige Spiel (immer ein 8-Bit-artiges Jump&Run), wobei man gelegentlich gegen den Monitor hauen muss, damit das Bild scharf bleibt. So weit, so nett!

So sieht es aus, wenn Bug in eins ihrer Spiele abtaucht. Dank der offiziellen Unterstützung von Atari entdeckt man dort und anderswo zahlreiche Anspielungen auf alte Titel.

Es kommt sogar noch besser, und zwar in Form von Michelle, die Bug darum bittet, sich ein ganz bestimmtes Modul anzuschauen, weil dort irgendwas nicht stimmt. Also steckt man es in den Schacht und spielt eine Runde Centipede – nur dass man hier Teile des langen Wurms erst betäuben muss, indem man auf markierte Schalter springt. Und jetzt kommt der Clou: Beseitigen kann man die Teile erst, wenn man erneut gegen den Monitor klopft. Damit haut man sie nämlich aus der grauen Kiste heraus, sodass sie plötzlich als reale Käfer durchs Büro surren, die man schließlich per Hand wegschlägt oder indem man etwas auf sie wirft. Solche Momente sowie die ähnlich konzipierten Bosskämpfe gegen Cyblin Lord kommen zwar nur sporadisch vor, sie sind für mich aber ganz klar das Beste an diesem Retro-Trip.

Einen Großteil der Zeit verbringt man so: an Bugs Schreibtisch bei der Qualitätskontrolle ihrer Spiele. Hier seht ihr, wie sie nach den buchstäblichen Bugs schlägt, nachdem sie die gerade aus dem Monitor geklopft hat.

Die Sache ist nur: Der ganze Rest fällt dagegen drastisch ab. Denn zum einen wird das Sitzen am Schreibtisch bald furchtbar öde, an einer Stelle sogar haarsträubend spielerfeindlich und zum anderen finde ich die kleinen Jump&Runs, die sich auf den Cartridges befinden, ziemlich spaßfrei. Wie gesagt: Die spielt man ja, um sie von Fehlern zu befreien, die das Weiterkommen verhindern. Also rennt und springt man so lange mit der zeitgemäß ungelenken Protagonistin Dot herum, bis man an eine Stelle gelangt, an der es partout nicht weitergeht.

Manchmal ist es dann Michelle, die Dot zur Belohnung für Bugs Hilfe eine neue Fähigkeit verleiht. Auf diese Weise lernt Dot erst schießen und erhält später noch weitere Fähigkeiten. Meistens ist es allerdings an Bug selbst, mithilfe ihres selbstgebauten Geräts in die Welt ihrer Spiele einzutauchen, und das Problem an der Quelle zu beseitigen.

Manchmal bittet Michelle um Hilfe bei der Fehlersuche und verleiht Dot dafür neue Fähigkeiten.

Und während ich schon das Plattformen in den zweidimensionalen 8-Bit-Jump&Runs nur wenig aufregender finde als das damalige Bobby geht nach Hause, sind die 3D-Sequenzen, in denen Bug als Dot unterwegs ist, noch viel schlimmer. Ich habe mich jedenfalls schon lange nicht mehr dermaßen gelangweilt durch ausschließlich rechtwinklige Gassen geschoben, um ständig und auch ständig wieder auftauchende Gegner anzuballern, die die ganze Zeit einfach schräg über mir im Raum schweben.

Okay, manche Angreifer kann man im Nahkampf plätten. Dazu muss man aber nicht mal zuschlagen, sondern die Pfanne oder was man sonst gerade in die Hand bekommt, einfach vor sich halten. Kisten und Felsen gehen auf ähnlich „immersive“ Art kaputt und das Ablaufen aller Rechtecke zum Aufheben von „verstecktem“ Sammelkram lädt ebenso wenig zum spannenden Erkunden ein.


Pixel Ripped 1978 wurde sowohl bei Steam als auch für PlayStation VR2 und die Quest 2 veröffentlicht und kostet auf allen Plattformen knapp 25 Euro.
  • PlayStation Store
  • Steam
  • Quest 2

  • Hat mich Pixel Ripped 1978 etwa nur auf dem falschen Fuß erwischt? Zumindest habe ich es mehrmals einige Tage liegengelassen, um nicht in schlechter Stimmung weiterzuspielen. Doch es wurde nie besser. Mir wäre ein fokussiertes Spiel lieber gewesen als eins mit verschiedenen Elementen, von denen fast keins ausgereift ist. Gerade in VR will ich keine enervierende Fleißarbeit erledigen, sondern mit spielmechanisch interessanten Tätigkeiten in der Illusion versinken. Eine halbwegs schicke Kulisse allein reißt ziemlich wenig, wenn sie erzählerisch schon nichts Interessantes beiträgt. Klar, ein paar gut gemeinte Referenzen findet man auch da…

    Da fliegt einer der Gegner, mit denen man es ständig zu tun bekommt. Meist befinden sich gleich mehrere von ihnen an einem Fleck.

    Dabei ist das noch nicht mal das Schlimmste. Den Höhepunkt erreichte Pixel Ripped 1978 nämlich in etwa zur Hälfte, als Bugs Kollegen eine Party feierten, weshalb zwei von ihnen wollten, dass sie sich entweder eine Maske vors Gesicht hält – uuurlustig, sag ich euch! – oder einen Schluck Bier trinkt. Und wisst ihr, was sie tun, wenn man darauf keinen Bock hat, weil sie schon zum zehnten Mal mit stets demselben Wunsch ankommen? Sie ziehen ihr das Modul aus dem Schacht, sodass man es erneut einstecken und vom letzten Checkpunkt neu starten darf.

    Nun liegen die Checkpunkte nie besonders weit auseinander – immerhin. Aber das war für mich spätestens dann der Tiefpunkt, als am nächsten Tag gleich noch ein Baseball auf dem Schreibtisch landete. Denn als ich den nicht rechtzeitig zurückschoss, weil die Erkennung beim Greifen von Gegenständen für mein Empfinden manchmal zu ungenau reagiert, schoss mir ein halbes Dutzend weiterer Bälle schon wieder das Modul aus dem Schacht. Wer weiß: Vielleicht fehlt es mir auch einfach am Witzbold-Humor eines Schulhof-Bullys.

    Da kippt er mal wieder die Cartridge aus dem Schacht. Danke, Chad!

    Die Arbeit am Schreibtisch hat ja so schon ihre Schwächen. Dazu zählen auch die sich ständig wiederholenden Sprüche und Anrufe der Kollegen. Richtig schade finde ich aber erst, dass man die darauf liegenden Module, Papierzettel, Pizzastücken, Bierdosen und Rollenspielwürfel nicht frei platzieren darf, weil sie sofort wieder an ihren ursprünglichen Platz gesetzt werden. Und es ist vor allem dann ärgerlich, wenn eine Cartridge so im Weg liegt, dass man sie greift, anstatt den Joystick, nachdem man mal wieder nach durchs Büro fliegenden Käfern fuchteln musste.

    Ach, und erinnert ihr euch daran, dass der Trailer diese Bug so sympathisch vorstellt? Tja, im Spiel ist sie dann leider komplett stumm. Jede Persönlichkeit geht ihr somit verloren und ein wenig fühle ich mich dadurch getäuscht. Denn was ich letztlich vermisse, ist das charmante Abenteuer, das der Trailer unter anderem dadurch versprach.

    Pixel Ripped 1978 im Test – Fazit

    Ich meine: Der 2D-Plattformer macht keinen Spaß, das 3D-Action-Adventure ist furchtbar öde und die lustig gedachte Büroarbeit zwischendurch scheint an manchen Stellen mit voller Absicht jede Freude am Spiel zu torpedieren. Mal ganz davon abgesehen, dass das Interagieren am Schreibtisch – gelinde formuliert – nicht gerade eine Sternstunde der Virtual Reality ist. Das und mein lebloses Alter Ego haben mir jedenfalls den Spaß geraubt, den die vielen Anspielungen und mitunter auch durchaus unterhaltsamen Interaktionen eigentlich bringen. Wenn in manchen Situationen ein Spiel in der dreidimensionalen Realität stattfindet und man Papierbällchen nach Gegnern werfen kann, dann ist Pixel Ripped 1978 sogar mal klasse. Unterm Strich sind das aber leider sehr kurze Momente in einem über weite Strecken anstrengend langweiligen Abenteuer.

    Pixel Ripped 1978
    PROCONTRA
    • Manchmal treten Level und Gegner aus Spiel hervor und werden real
    • Nette historische Anspielungen und Interaktionen im Büro
    • Ziemlich langweilige Jump&Run-Abschnitte und furchtbar öde dreidimensionale Versionen davon
    • Ständig dieselben Anrufe und Nervensägen im Büro
    • Darf Gegenstände auf Schreibtisch nicht frei anordnen, obwohl sie teilweise das Spiel behindern
    • Komplett sprachloses Alter Ego

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