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Razer Naga Epic Chroma - Test

Wer braucht schon zwölf Daumentasten? Ich, ab sofort.

Razer hat seine als MMO-Spezialisten positionierte kabellose Gaming-Maus Naga Epic generalüberholt. Ein neuer Formfaktor, gesteigerte dpi-Zahl und ein Vier-Wege-Mausrad ergänzen bekannte Stärken eines Eingabegeräts, das zu den besten seiner Art gehört. Als Erstes fällt natürlich die neue Form ins Auge, die weniger kurvig daherkommt und nicht mehr so ganz an einen koreanisches Früh-2000er-Sportcoupé erinnert. Das Chassis ist - wenn man so will - etwas nüchterner und in meinen Augen damit deutlich gediegener.

Auf ein beleuchtetes Logo verzichtete man, das Razer-Emblem zeigt sich lediglich gegen das Licht, als glatte Polierung auf dem ansonsten mattgebürsteten Kunststoff. Und der macht nach gut 60 Stunden Dauerbetrieb immer noch keine Anstalten, Fingerfett anzusammeln oder abzunutzen. Die wechselbaren Seitenplatten wurden gegen eine fest vorgegebene Form getauscht, auf der rechten Auflagefläche fand mein Ringfinger schnell bequem Platz. Der kleine Finger schmiegt sich fast wie von selbst an die einzige gummierte Fläche am rechten Rand. Absolut bequem und fast entspannend - auch wenn sie wegen ihrer Asymmetrie für Linkshänder natürlich nicht geeignet ist.

Mit 130 Gramm liegt die Naga etwa ein Drittel über Leichtläufern wie der Roccat Kone Pure oder der unzerstörbaren Logitech MX 518. Tauschbare Gewichte gibt es nicht.

Auf der anderen Seite zeigt sich das gewaltige Zwölf-Tasten-Feld nun nicht mehr nach außen gewölbt, sondern leicht konkav. Außerdem sind die einzelnen Button-Reihen nicht mehr fächerartig angeordnet, sondern auf gerader Linie. Die leichte Erhöhung am unteren Rand der mittleren Tastensäule (die Knöpfe 2, 5, 8 und 11) ermöglicht es außerdem, auch ohne hinzuschauen, schnell den gesuchten Button zu finden. Fällt einem die Maus das erste Mal aus der robusten und formschönen Schachtel, ist die Knopf-Plantage schon etwas einschüchternd. Sobald man aber merkt, dass man die mit angenehmem Klickwiderstand ausgestatteten Buttons nie zufällig betätigt, handhabt man die mit etwa 130 Gramm nicht allzu leichte, aber auch nicht zu schwere Naga mit einiger Selbstsicherheit.

Vollkommen überzeugend ist einmal mehr der kabellose Betrieb, den Razer über eine Funkverbindung (nicht Bluetooth) zwischen der per USB mit dem Computer verbundenen Docking-Station - ebenfalls recht schwer, gut verarbeitet und im dezenten Look - herstellt. Eine Eingabeverzögerung konnte ich nicht feststellen, was dazu passt, dass Razer die Antwortzeit mit und ohne Kabel mit lediglich einer Millisekunde angibt. Ab und an setzte in der Frühphase meines Tests die Verbindung kurz aus, was zu einem leichten Cursorsprung führte. Das Problem behob ich dauerhaft, indem ich die Dockingstation nicht mehr ganz so nah an der Wand und weniger eingekeilt zwischen anderem Schreibtisch-Unrat hinter meinem Monitor positionierte.

Dieselben Leute, die kabellosen Mäusen trotzdem skeptisch gegenüber stehen, wird interessieren, dass sich die Leistung der Maus in der Razer-Synapse-Software in kleinschrittigen Abständen auf bis zu 8200 dpi bei einer Pollingrate von 1000 Hz erhöhen lässt. Viel feiner, als Normalsterbliche es jemals brauchen werden, behaupte ich einfach mal, denn so weit oben wird die Luft irgendwann dünn. Aber es braucht auch niemand 12 Zylinder in seinem Auto. Ist dennoch schön, sie zu haben.

Die Ladestation dient auch als Sender und Empfänger der Funkverbindung zur Maus.

"Binnen fünf Stunden am energieversorgten USB-Port ist eine leere Naga wieder voll."

So viel Leistung will auch mit angemessener Energie befeuert werden. Die Akkulaufzeit soll ungefähr 20 Stunden betragen, eine Einschätzung, die ich mit leichter Tendenz nach unten unterschreiben würde. Bei fünf Prozent Restladung beginnt das Mausrad zu blinken - genügend Zeit, den USB-Stecker aus dem Dock zu ziehen und ihn in den Mikro-USB-Eingang unter der "Nase" der Maus zu stecken. Die Naga Epic Chroma läuft dann, während sie lädt, wie eine handelsübliche Kabelmaus - der verblendete Stecker sorgt für einen nahtlosen Look des Eingabegeräts. Nett, falls irgendwann doch mal der Akku aus dem letzten Loch pfeift, hat man immer noch eine spitzenmäßige Kabelmaus. Alternativ steckt man den Nager über Nacht in das Dock, wo er mit festem Gesäß resolut Platz nimmt. Binnen fünf Stunden am energieversorgten USB-Port ist eine leere Naga wieder voll.

Alle Buttons und vor allem auch das Mausrad glänzen durch angenehmes haptisches Feedback. Es tut gut, satt auf diese Tasten zu drücken oder über Webseiten zu scrollen. Zufallsklicks unterliefen mir nicht. Auf meiner Razer-Kunststoff-Mausmatte, über die sowohl die Logitech MX 518 als auch die Roccat Kone Pure wunderbar leichtläufig flogen, machte die Naga mit vergleichsweise kleinen und ebenerdigen Gleitfüßen allerdings nicht durch besondere Laufruhe von sich reden. Ein leichtes Schaben war zu vernehmen, das den Verdacht erregte, diese Maus sei eher für Stoffpads gemacht. Und siehe: Über das schicke Schwarz eines Steelseries QCK Mini flitzt die Naga ausgesprochen gut. Oder so gut, wie man es von einer etwas beleibteren Maus erwarten darf.

Ich selbst spiele nur wenig MMOs, weiß die gewaltige Armada an Buttons aber trotzdem sehr zu schätzen. Tatsächlich eignet sich die Maus auch ausgezeichnet für alle anderen Spiele. In Evolve widerstrebt mir zum Beispiel der Griff weg von den Bewegungstasten zu den Zahlen 1 bis 4 zum Auslösen der Skills. In DayZ wechsle ich durch Gegenstände in meiner Hotbar. Und wegen der fantastischen Programmiersoftware Razer Synapse fallen mir in jedem neuen Spiel clevere Konfigurationsmöglichkeiten ein. Sogar Makros darf man hier "live" einspielen und dann auf Druck einer einzigen Taste abrufen. In DayZ länger auf gerader Linie unterwegs? Ich lege einfach "W, W (halten)" auf "Mausrad nach rechts" und kann andere Dinge tun, während mein Charakter sich im Galopp auf den Weg zum nordwestlichen Flugfeld macht. Da ich persönlich keine Hotkeys jenseits der Taste 6 verwende, liegt auf der 10 (direkt unter meinem letzten Daumengelenk) mein Inventar. Und - besonders toll - auf der 7 eine dpi-Bremse, mit der ich im Scharfschützen-Modus besonders fein zielen darf.

Der Daumen liegt recht angenehm und ohne Gefahr von verunfallten Klicks auf dem Zwölferfeld.

Da auch die Chroma in allen Farben des Regenbogens leuchtet, könnt ihr jedem Spielprofil eurer Maus mit wenigen Handgriffen eine eigene Farbe zuordnen und es an die .exe-Datei des entsprechenden Titels koppeln. Starte ich DayZ, leuchtet meine Maus blau, Evolve geht Grasgrün an den Start - und jedes Mal weiß ich auf einen Blick, dass die richtige Tastenbelegung und Makro-Konfiguration geladen wurden. Schön. In Synapse, das all eure Einstellungen an euren Account bindet und in der Cloud ablegt, steuert ihr auch die Energiespar-Einstellungen. Nach wie vielen Minuten Leerlauf soll die Maus sich schlafen legen? Das Aufwecken gelingt im Übrigen erstaunlich schnell, sodass ich mit einer Sleep-Funktion, die nach fünf Minuten Ruhe einsetzt, in der Praxis keinerlei Probleme hatte.

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Ich gebe zu, dass auch ich die Vorstellung, zwölf Tasten unter dem Daumen zu haben, anfangs ein bisschen albern fand. Mit zunehmender Nutzung wusste ich diese neue Freiheit aber immer mehr zu nutzen und zu schätzen. Dass man so viel Lust hat, sich auf diese Möglichkeiten auch einzulassen, liegt zweifelsohne am einladenden Design und einer Verarbeitung, die sich einfach gut unter der Hand anfühlt. 120 Euro sind kein Taschengeld. Die Naga Epic Chroma ist trotzdem jeden einzelnen davon wert.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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