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SoundBlaster Audigy ZxR - Test

Alles dran, alles drin und klingen tut es auch noch nach was.

Nach dem Test der SoundBlaster Rx gestern nun in die Oberliga. Um die 200 für eine Soundkarte, wer gibt denn das heutzutage noch aus, wenn man nicht gerade Musiker ist (die wiederum ganz andere Dinge in ihre Rechner stecken)? Eine Frage, die mir ernsthaft gestellt wurde. Einfache Frage, einfache Antwort: immer dann, wenn der Klang stimmen soll. Und vor allem, wenn dahinter die Technik stimmt. Eines muss nämlich klar sein: Wer sich eine Soundkarte wie die ZxR in den Rechner baut und dann ein 150-Euro-Aktivboxen-Set dahinter stellt, ist selbst schuld. Es wird etwas besser klingen. Aber um die Technik zu nutzen, die auf einer solchen Karte verbaut ist, sollte eine zumindest kleine Heimkino-Anlage oder andere ordentliche Technik dahinter stehen.

Ist der Rechner also für Film und Spiel derartig angeschlossen, hat die Anschaffung absolut Sinn. Zumindest wenn der Platz im PC vorhanden ist, denn vollständig verbaut nimmt das gute Stück einen PCIe-Steckplatz auf dem Board in Anspruch und noch mal einen an der Rückwand, um das zwar nur mit der Hauptkarte verbundene, aber nicht so kleine Zusatzboard unterzubringen. Auf diesem befinden sich die Anschlüsse, die auf der ZxR selbst keinen Platz mehr hatten: koaxialer (optischer) Ein- und Ausgang und die AUX-Chinch-Anschlüsse. Braucht ihr diese Dinge nicht, könnt ihr die Zusatzkarte weglassen und es bleibt bei einer Karte mit einfacher Bauhöhe.

Neben diesen wichtigsten Inhalten in der großen Kiste findet ihr auch noch alle Kabel, die man so braucht, in hochwertiger Ausführung. Die beiden Karten sind per Kabel verbunden, ihr braucht nur einen PCIe-Steckplatz.

Auf dieser tummeln sich dann jede Menge schöne Dinge. Fangen wir einfach mal bei den Anschlüssen an. Statt 3,5-mm-Klinkeneingängen habt ihr hier für das Ausgangssignal und den Mikrofoneingang 6,35-mm-Klinken verbaut, dazu kommen die beiden Chinchs für Stereo-Analog-Signal und dann zwei 3,5-mm-Klinkenausgänge für Center und Surround-Kanäle. Was dahinter liegt, zeigt, dass Creative es ernst meinte, als sie endlich mal wieder eine richtige High-End-Karte bauen wollten, die es mit den Asus-Xonar-Essence-Karten aufnehmen kann.

Die DAC sind die hochwertigen und in mittleren Hi-Fi-Geräten nicht unbeliebten TI-BB-PCM1794- (Frontkanäle) und 1798-DACs (Rear und Center). Der Mikrofoneingang wurde nicht irgendwo mitgeschleift oder mit einem Billigchip unterversorgt, sondern ist mit dem ADC-Chip TI PCM4220 ebenfalls angemessen versorgt. An den Kondensatoren für das Filtering hat man ebenfalls nicht gespart, die Nichicon Fine Golds findet ihr in der Regel im mittleren Hi-Fi-Segment, gerne auch bei Tuning-Bastlern und lustigerweise auf ein paar der von mir sehr geschätzten ASRock-Billig-Boards, die sogar mit den Fine Golds werben - wo es aber nicht viel bringt, weil dahinter nur ein AC97-Chipset und sonst nicht viel liegt. Nicht so hier, der OpAmp für den vorderen Kanal ist ein ausgesprochen hochwertiger TI LM49710NA. Für die hinteren Kanäle und den Center jedoch wählte man die überall außer da wo teuer verbauten NJR NJM2114Ds. Sobald man nach diesen sucht, findet man fast überall den Hinweis, gegen welche OpAmps man sie austauschen sollte, und mit etwas Mut zur Sache ist das hier auch kein Problem, da sie nur gesteckt sind.

Unter der Abdeckung, die nicht nur für die Schönheit da ist, sondern die Bauteile auch von störenden Einflüssen ihrer Nachbarn abschirmt, seht ihr, dass noch einmal Kupfer sauber die einzelnen Teile der Karte voreinander und ihren möglichen störenden Abstrahlungen schützt.

Der letzte auffällige Chip ist nicht länger ein X-Fi-Chip, sondern etwas inzwischen gar nicht mehr so Neues: der Creative Sound Core3D. Dieser Quad-Core-Chip kann so ziemlich alles im Alleingang bewältigen, wenn er muss, auch Wiedergabe und Recording. Seine DAC- und ADC-Funktionen liegen hier auf der ZxR brach - sonst bräuchte sie ja nicht die ganzen dedizierten Chips -, also dürfte er für die ganzen DSP-Spielereien zuständig sein, mit denen Creative in keiner Weise geizt, wie ein Blick in die Software zeigt.

SBX Pro Studio und der Equalizer regeln das Ausmaß der Unterstützung. Ihr könnt beides vollständig abschalten oder Bassverstärker, Surround-Verfeinerer oder den inzwischen recht bekannten und bewährten Crystalizer nutzen, um den Klang nach eurem Geschmack abzustimmen. Dolby Digital Live und DTS Connect werden als Kino-Encoder angeboten, lassen sich aber ebenfalls nach eigenen Wünschen einstellen. Für DTS wurde auch der Musikmodus optional integriert. Crystalvoice soll die Aufnahmen über das Mikro verbessern und bietet dafür Regler für Echo-Unterdrückung, Störgeräuschfilter, intelligente Lautstärkesteuerung und ein paar mehr Feinregulierungen. Alles ist übersichtlich, wenn auch etwas platzverschwendend angeordnet. Die Software läuft trotz eines etwas archaisch anmutenden Installers unter Windows 8.1 tadellos und bisher absolut stabil - trotz dieses ansonsten etwas feinfühligen PCs... Ups, ich glaube, er hat mich gehört, der zweite Bildschirm flackert so komisch.

Noch muss er durchhalten, ich habe gerade erst das umfangreiche Zubehör verkabelt. Standesgemäß legte man nicht die ganz billigen Kabel bei, sondern ein paar angemessen abgeschirmte Chinch-Kabel. Die auffälligste Beigabe ist das, was ich den Schreibtischknubbel nenne: eine kleine Station, die über die 6,35-mm-Klinken per eines langem, textilumwickelten Kabel an die Karte angeschlossen wird, und einen großen Laustärkeregler und vor allem jeweils zwei Ein- und Ausgänge für Kopfhörer beheimatet. Es ist etwas befremdlich, dass es auf der einen Seite Anschlüsse für 6,35-mm-Klinke gibt, auf der anderen für 3,5 mm. Für jeden etwas...? Egal, das Ding hat Gewicht, ist gut verarbeitet und extrem praktisch, vor allem, weil ihr in der Software zwischen Lautsprecher und Kopfhörer umschalten könnt, sodass ihr alles einfach eingesteckt lasst und am einfachsten sogar per Shortcut wechseln könnt.

Der Knubbel ist extrem praktisch: neben den Ein- und Ausgängen sind auch noch mehrere kleine Mikrofone verbaut, sodass ihr auch direkt aufnehmen oder frei sprechen könnt. Die Qualität dieser Mikros ist nicht weltbewegend, aber für den Skype-Anruf zwischendurch mehr als ausreichend.

Auf zum Hörtest. Es sollte klar sein, dass diese Soundkarte nur dann Sinn hat, wenn ihr ein paar vernünftige Boxen oder gleich eine Hi-Fi-Anlage dahinter zu stehen habt. Ansonsten ist das eine sehr große Kanone, mit der ihr da auf sehr kleine Spatzen schießt. Praktischerweise hat Creative mir sein T50-Wireless-Stereo-Set gleich mitgeschickt - Test in Kürze -, für ihre 200 Euro sollten die jetzt nicht ganz furchtbar klingen. Tun sie auch nicht, selbst mit der auf dem ASRock-Board angelöteten Onboard-Karte. Der Wechsel zu der ZxR ist jedoch Tag und Nacht. Wo es vorher bemüht, aber letztlich breiig und flach klang und die Boxen hörbar besser als das waren, was sie geliefert bekamen, drehte sich es sich komplett mit der richtige Karte dahinter.

Als Testobjekt hielt zuerst einmal Wimp HiFi her (Lossless Streaming-Dienst, schreckliche Benutzerführung, fantastischer Klang) und dort ein Ausflug in die brillant remasterten Queen-Alben. Wo es vorher ganz nett klang, saß jetzt im Rahmen dessen, was diese Kleinboxen leisten können, alles. Höhen, Mitten, Tiefen. Ein wenig herumspielen musste ich schon, die Grundeinstellungen, die man bei Creative nie für voll nehmen darf, waren sehr großzügig mit dem Bassboost, aber angesichts des Erfolgs der Beats scheint es dafür ja eh eine Zielgruppe zu geben. Es war, als hätte die ZxR ein Tuch von den Boxen genommen und es klingt plötzlich so, wie es eigentlich sollte.

Zeit, die Karte ein wenig zu fordern und sie in das Umfeld zu bringen, wo sie sich eigentlich wirklich wohlfühlen sollte. Der Receiver ist ein Pioneer SC-2022, obere Mittelklasse also, und dazu passend das Harman Kardon HKTS 16 (das ihr derzeit übrigens für ziemlich günstige 350 Euro bekommt, ein echter Preistipp!). Angeschlossen wird der Rechner erst mal über die analogen Chinch-Ausgänge, danach über den optischen SPDIF-Ausgang. Soll erst mal der DAC auf der Karte was tun. Tut er auch. Ganz brav. Um bei Queen zu bleiben und der Vergleichbarkeit, die Innuendo läuft erst über eine Pro-Ject-CD-Box, die mit einem PCM1796 bestückt ist, und dann als FLAC über die ZxR und ihren PCM1794. Was soll ich sagen? Für mich und meine Ohren ist der Unterschied, der angesichts des doch recht teuren CD-Players hoffentlich vorhanden ist, nicht hörbar. Ganz im Gegensatz zum Vergleichstest mit der Onboard-Karte, wo es wieder kaum weiter auseinander liegen könnte. Glaubt mir, erst einmal gehört gibt es kein Zurück mehr.

Alle analogen Ein- und Aus-Gänge sind für den besseren Kontakt vergoldet. Man streitet bis heute, ob das in solch 'unteren' HiFi-Klassen Sinn macht oder ob es mehr ein Marketing-Gimmick ist.
Die digitalen Aus- und Eingänge wurden an die optional zu verbauende kleine Schwesterkarte ausgelagert, so auch die beiden Aux-Eingänge.

Das gilt natürlich für alle Inhalte. Habt ihr zuvor die Ausgabe von Filmen und Spielen, also 5.1- beziehungsweise 7.1-Inhalten, über einfache Chips abgewickelt, öffnen sich hier neue Soundhorizonte. Man merkt ganz klar, dass Creative auch bei den DACs für die anderen Kanäle nicht sparte, und es zahlt sich aus. Sei es Alan Wake - ich mag sein Sounddesign - oder das letzte Call of Duty, es kracht gleich deutlich plastischer, sauberer auf die Kanäle verteilt und einfach so, wie es sein soll. Das gilt auch für Filme. Oblivion und Tron Legacy hielten als Versuchskaninchen her und plötzlich liefert der Rechner genauso sauber, wie es der Denon-Blu-ray-Player daneben tut. Der letzte Test mit Kopfhörern enttäuschte dann konsequenterweise auch nicht. Klare Tonlagen durchweg. Sehr plastische Auflösung und der verstärkte 600-Ohm-Ausgang für alle mit entsprechenden Sets überzeugen. Wer es noch besser haben will, der muss sich bei Kopfhörerverstärkern umsehen.

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Die Aufnahmequalität ist absolut tadellos. Nicht Studio-tadellos, aber abhängig davon, was ihr da am Ende an Mikrofonen anschließt, lässt auch dank der Software ein extrem sauberer, klarer und natürlicher Klang aufnehmen. Auch hier zahlt sich aus, dass Creative bei den entsprechenden Chips nicht am falschen Ende sparte, und wer von euch häufiger mal etwas aufnimmt, was er auch anderen angemessen präsentieren möchte, der liegt hier richtig.

Die Anzahl der Konkurrenten für die ZxR ist recht übersichtlich. Eigentlich gibt es im Consumer-Bereich im vergleichbaren Preisrahmen nur die Asus-Xonar-Essence-Reihe und leider kenne ich nur deren STX, die STX II habe ich noch nicht gehört. Bei der STX machen sich die älteren DACs bemerkbar, gerade bei 5.1/7.1 fällt die STX dann doch gegen Creatives ZxR ab. Es ist einfach mehr Dynamik in der SoundBlaster. Ich muss mir mal eine Asus Essence One anhören, da steckt dann wohl wieder mehr drin. Aber die kostet dann eben auch noch mal das Doppelte...

In ihrer Preisklasse ist die ZxR für kleine Schreibtischboxen sicher nicht das Richtige, dafür ist sie überdimensioniert. Für hochwertige Kopfhörer jedoch oder ein Heimkino-/Hi-Fi-Setup der Mittelklasse ist sie wie gemacht. Dort kann sie sich mit ihrem durchdachten und konsequent umgesetzten Chipsatz-Aufbau so richtig austoben. Die übersichtliche Software ist sicher ein Bonus, wie auch die praktische Verlängerung der Anschlüsse per schickem Schreitischknubbel und die beiliegenden hochwertigen Kabel. Aber der Star ist ganz klar die Karte selbst und wie sie euer Hörvergnügen in allem bereichert. Wie gesagt, wenn ihr vorher Onboard unterwegs wart, dann gibt es nach der ZxR eh kein Zurück mehr, aber auch so ist sie in ihrer sehr übersichtlichen Klasse eine echte Referenz.

In unserer Test-Philosophie findest du mehr darüber, wie wir testen.

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Martin Woger

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Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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