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Gothic 3 - Tagebuch Teil 3

Tag 3: Völlig gefangen

Fortsetzung von Tag 2

Von wegen, der Ruf eilt voraus.

Nach Unmengen erledigter Aufträge scheint sich die Einstellung der Bürger gegenüber meinem Helden deutlich zu bessern. Man nimmt ihn weitgehend ernst, vertraut sogar ab und an auf seine Ratschläge und selbst die Begrüßungen fallen wesentlich freundlicher aus. "Gut, dass Du kommst. Einen starken Arbeiter wie Dich können wir immer gebrauchen", schmeichelt ein Söldner. Kein Wunder, ich koste ja auch fast nix. Allerdings beschränkt sich die Kunde meiner Taten scheinbar nur auf die entsprechenden Städte und die Dörfer ringsum. Den Einwohnern der kleineren Siedlungen und Höfe, die fernab überall wie Pilze aus dem Boden sprießen, ist die harte Plackerei noch nicht zu Ohren gekommen. Entweder ist die Behandlung schroffer Natur oder es passiert gar Schlimmeres. Da wandere ich also zwischen Bäumen, Kräutern und Büschen durchs Geäst, schüttele mir so manchen Wolf vom Bein und erblicke hinter einem winzigen Hügel ein dürftiges Lager. Vielleicht gibt es ja hier neue Fähigkeiten oder interessante Erzählungen. Bevor der Held aber auch nur ansatzweise seine Finger an die Umzäunung des Lagers legen und zum fröhlichen Hallo ansetzen kann, winken bereits 15 grantige Orks in einem wilden Reigen aus umher schwingenden Äxten und Keulen. Ich sehe schon, das wird nichts mit der Kommunikation, da hilft nur Rennen. Wieso müssen das aber auch immer gleich ganze Truppenverbände sein? Zumindest ist es beruhigend, dass einem die Widersacher bei einer Flucht nicht dauerhaft am Hintern kleben - Snapper in Gothic 2 waren nun wirklich hartnäckig. Irgendwie kann ich die Sache trotzdem nicht auf sich beruhen lassen, ich bin ja ein Held. Nach einigen taktischen Versuchen bringt ein alter Trick aus Online-Rollenspiel-Tagen die ersehnte Lösung: Mit Pfeil und Bogen und aus sicherer Entfernung die Orks einzeln beziehungsweise in kleinen Gruppen anlocken und niedermachen. Nette Taktik, funktioniert aber nicht überall.

Gemeinsam stark

Eine letzte Erinnerung an meinen toten Freund.

Viel erfreulicher als der Sieg über eine große Meute ist jedoch, dass man nicht zwangsläufig allein gegen die vielen Kreaturen antreten muss. Während ich mit jedem und allem über Vergangenes und Gegenwärtiges schwadroniere, eröffnet mir ein glatzköpfiger Kerl in einem Dorf - wieso hat in dem Spiel eigentlich kaum jemand Haare auf dem Schädel? - ein viel versprechendes Angebot. "Lust mit mir eine Runde Banditen jagen zu gehen?" Schwer abzuschlagen, schließlich ist es allgemein bekannt, dass kleptomanische Schurken viele Schätze horten. Die Jagd nach den Ganoven artet recht schnell aus. Bei sämtlichen fiesen Kreaturen in Sichtweise greift der neue Freund zum Schwert. Einfach weiter rennen bringt nichts. Solange sich Blutfliegen, Scavenger und sonstiges Getier bester Gesundheit erfreuen, bewegt sich auch mein Mitstreiter keinen Deut von der Stelle. Was für ein einsatzfreudiger Knabe. Nach zahlreichen Gefechten kommen wir endlich zu der Basis der Banditen und schreiten sofort zur Attacke. Wie stark man sich doch fühlt, wenn das Gegenüber bei jeder vollführten Parade zurückweicht und förmlich nach einem Ausweg aus der Misere sucht. Eine rasche Drehung des Helden, ein gekonnter Block mit dem Schild, ein kräftiger Schlag in die Meute, bei der die Klinge gleich mehrere Kontrahenten zu erwischen scheint - alle Maßnahmen zeigen unmittelbare Wirkung. Immer häufiger greifen die Schergen zu unsportlichen Mitteln und wagen einen Stich in die ungedeckte Seite oder von hinten. Voll und ganz von den eigenen Kämpfen gefesselt, achtet man kaum bis gar nicht auf den Begleiter. Hätte ich es mal besser getan, dann wäre er vielleicht noch am Leben. Wirklich schade.

Die Ausbeute fällt erschreckend mager aus. Ein bisschen Reis und Obst, etliche rostige Waffen, ein wenig Klimpergeld und einige Heiltränke. Es muss schlimm um das Land bestellt sein, wenn selbst die Ganoven unter Armut leiden. Mit den dürftigen Schätzen im Gepäck versuche ich mein Glück bei den Händlern und Handwerkern in der nächsten Ortschaft. Die Auswirkungen des langen Krieges sind auch hier deutlich zu erkennen und das Angebot dementsprechend spärlich. Mal eine nützliche Flasche für die Alchemie-Talente, mal ein geeigneter Hammer für die Schmiedekunst - mehr ist nicht drin. Und da Gold in diesen harten Zeiten eher eine Seltenheit darstellt, bleibt auch nur der Tausch, um die eigenen Waren an den Mann zu bringen oder begehrtes Gut zu erlangen. So werde ich nie reich...

Es fehlen die Worte

Ein winziger Ausblick der gewaltigen Bastion.

Je weiter ich durch Myrtana ziehe, desto abwechslungsreicher und lebendiger gestaltet sich die Umgebung. Dichte Wälder wechseln mit Gebirgen, triste Landschaften angereichert durch scharfkantige Felsformationen geben satten Blumenwiesen die Hand, stimmungsvoll unterbrochen von sanft fließenden Flüssen, in denen das Sonnenlicht glitzernd auf der Wasseroberfläche tanzt. Hier und da stößt man am Wegrand auf die Ruinen vergessener Farmen. Abgebrannte Häuser, verdorrte Felder und vereinzelte Windmühlen, deren Flügel sich trotz des teilweise zerstörten Segeltuches eifrig im Kreise drehen - ein schaurig schönes Ambiente. Aber all das ist in keiner Weise vergleichbar mit dem, was zwischen zwei Berghängen auf mich wartet. Bereits aus großer Entfernung zeichnet sich plötzlich ein gewaltiger Turm gegen den Horizont ab. Mit jedem Schritt gibt die noch verschwommene Szenerie mehr von sich preis und bindet das Auge, während etwaige Gegnerscharen die Jagd auf den Helden eröffnen. Die müssen jetzt warten.

Aus nächster Nähe betrachtet, ist die dargebotene Kulisse ein Kunstwerk für sich. Egal, wie sehr man sich auch dreht und wendet, die riesige Bastion ist einfach zu imposant, um sie mit einem einzigen Blick wahrzunehmen. Über mehrere Felsplateaus verteilt, erstrecken sich lange Mauern,Türme und beträchtliche Steinbrücken. Ungeachtet der Wasserfälle, die tosend aus dem Berg schießen, reiht sich Behausung an Behausung dicht aneinander. Man möchte förmlich in den Bildschirm kriechen, um auch jedes Mauerstück, jeden Dachziegel, schlichtweg jedes Detail einzufangen. So etwas kann man nicht in Worte fassen, man muss es selber sehen..

Resümee des dritten Tages: Ich mag Orks gar nicht mehr leiden, achte ab sofort mehr auf meine Mitmenschen und harre gierig der Dinge, die da kommen mögen - solche Burgen sind schwer zu toppen.

Hier geht's zu Teil 4 des Tagebuchs.

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