Amiibo - Spiel mit mir!
Schicke Optik, maue Softwareunterstützung: was ihr mit Nintendos Sammelfiguren zurzeit anfangen könnt.
Schenkt man den Aussagen von Paul Reiche, Mitbegründer von Toys for Bob, glauben, wurde schon vor Jahren Kontakt mit Nintendo aufgenommen. Um eine neue Art des Spielens sollte es gehen, eine Verbindung von Software und physischem Spielzeug, das es so noch nicht gegeben hat. Nintendo hat abgewunken, Activision das Projekt schlussendlich allein finanziert. Das Ergebnis nannte sich Skylanders: Spyro's Adventure und erweist sich mit seinen jährlichen Ablegern seit 2011 als ungebremster Kassenschlager. Zwei Jahre später brachte Disney Interactive das Pendant Disney Infinity auf den Markt und scheint sich ebenfalls über einen erheblichen Beitrag zum Jahresüberschuss freuen zu dürfen. Toys-to-Life - Spielzeuge zum Leben erwecken: Das Prinzip Spiel- und Sammelfiguren mit familientauglichen Games zu kombinieren, kann als Erfolg bezeichnet werden. Jetzt hat auch Nintendo nachgezogen und seit Ende November diesen Jahres die ersten beiden Wellen an Figuren unter dem Namen Amiibo auch in Deutschland veröffentlicht. Wenn Mario, Pikachu und Co. unter dem Weihnachtsbaum liegen, was könnt ihr damit jetzt konkret anfangen?
Der erste und bislang euch einzige Titel mit weitreichender Amiibo-Unterstützung ist der spaßige Massenprügler Super Smash Bros. für Wii U und 3DS. Hier die Amiibo (ohne plural „s" bitte) im wahrsten Sinne des Wortes ins Spiel zu bringen gestaltet sich bei der Wii U kinderleicht. Ihr wählt einfach den Menüpunkt „NFC" im Spiel aus. Auf der linken Seite des Tablet-Controllers unterhalb des Steuerkreuzes befindet sich der eingebaute NFC-Chip, der nach einer kurzen Berührung die Figur erkennt und den Datenaustausch vornimmt. Amiibo-Charaktere erscheinen dann als Figuren-Kämpfer, kurz FIG-Kämpfer, im Spiel und ihr könnt ihnen einen neuen Namen geben, eigene Outfits ausrüsten und natürlich fleißig trainieren. Konkret einsetzen könnt ihre eure FIG-Kämpfer nur im Smash-Modus, bei dem euer Amiibo computergesteuert an eurer Seite kämpft oder wahlweise als Gegner auftritt.
Gut durchdacht die Trainings-Möglichkeiten eurer Begleiter. Ihr könnt euer Amiibo mit erspielten Items ausrüsten, selber im Kampf erworbene Spezialfähigkeiten beibringen und diese im Charakterstudio anpassen. Schickt ihr euren neuen Freund regelmäßig zu Kämpfen im Smash-Modus, verfügt ihr bald über einen bis zum Maximum von zurzeit Level 50 aufgestiegenen Recken, der euren Gegnern das Leben schwer macht. Spannend ist die Möglichkeit eurem Amiibo den eigenen Kampfstil beizubringen, denn tretet ihr gegen den FIG-Kämpfer regelmäßig an, ahmt dieser eure Spielweise nach. Seht ihr bei den Kämpfen einfach kein Land, schickt euren Amiibo ins Gefecht und beobachtet seine Aktionen. So könnt ihr euren eigenen Stil analysieren und unter Umständen entsprechend anpassen. Wenn ihr zum Beispiel eure Deckung sträflich vernachlässigt, macht das euer Amiibo auch. Sehen, lernen, siegen - wenn ihr bei den Massenschlägereien gewinnen wollt, braucht es halt mehr als nur hektisches Knöpfchendrücken. Übrigens könnt ihr eure Figur auch einfach zu einem Freund mitnehmen und auf dessen Hardware mit eurem Amiibo antreten.
Prinzipiell unterstützt auch Super Smash Bros. für den 3DS die Amiibo-Funktionalität. Allerdings scheitert der Einsatz bislang hierzulande an der Hardware. Der 3DS verfügt nicht über den notwendigen NFC (Near Field Communication) Chip, der den Datenaustausch per Funk vornimmt. Abhilfe schafft hier der New Nintendo 3DS, der nicht nur über einen eingebauten NFC-Chip, sondern auch zusätzliche Tasten und einen verbesserten 3D-Bildschirm verfügt. Dieser erscheint aber erst 2015 in Deutschland. Wann genau, ist noch nicht bekannt. Aber für Besitzer des 3DS und 3DS XL, die sich keine neue Konsole zulegen möchten, wird es einen Adapter geben, der die NFC-Funktionalität nachrüstet. Erscheinungstermin: 2015. Wann genau? Siehe oben.
Gut zwanzig Figuren bekannter Nintendo-Helden wie Mario, Kirby, Link, Zela Prinzessin Peach, Yoshi, Fox oder Donkey Kong und nur ein Spiel, das wäre ja schon was knapp für eine konkrete Empfehlung. Aber per Softwareupdate können auch bereits erschienende Titel mit einer Amiibo-Unterstützung versehen werden. Bislang profitieren davon Hyrule Warriors und Mario Kart 8. Allerdings tauchen dort nicht die virtuellen Abbilder der Sammelfiguren im Spiel auf - eigentlich schade, Samus Aran in den Massenschlachten von Hyrule Warriors klingt nach einer guten Idee. Der Bonus für Amiibo-Besitzer besteht hier in Kostümen und mehr oder minder nützlichen Items. So bekommt ihr in Hyrule Warriors für eine Zelda-Figur täglich eine neue Waffe, In Mario Kart 8 bringt die Mario-Figur ein Outfit für euren Mii. Und wenn ihr richtig Glück habt, erwischt ihr eine fehlerhafte Figur und könnt damit auf ebay richtig Geld verdienen. Ein Grund dafür, dass andere Spiele noch keine weitreichende Unterstützung bieten, ist die technische Gegebenheit, dass bislang nur ein Speicherplatz auf der Figur zur Verfügung steht. Das bedeutet: Ein anderes Spiel würde die Daten eures FIG-Kämpfers überschreiben. Undenkbar. Wie die Lösung des Problems aussieht, wird Nintendo noch mitteilen.
Schick sind sie, die Amiibo der ersten Wellen. Die zu Preisen von 12,99 bis 14,99 Euro angeboten Sammelfiguren machen einen hochwertigen Eindruck und glänzen mit ausgearbeiteten Details. Für Sammler definitiv eine Zierde in der Vitrine, für jüngere Fans auch ohne ein Konsolenspiel einfach ein schönes Spielzeug. Der Einsatz in Super Smash Bros. zeigt, dass die Verbindung von Spielzeug und Spiel Sinn ergibt und einen deutlichen Mehrwert bringt. Mit dem bereits Anfang Januar erscheinenden Captain Toad: Treasure Tracker und Ankündigungen wie Mario Party 10, Yoshi's Wooly World und Kirby und der Regenbogen-Pinsel stehen interessante Titel mit Amiibo-Unterstützung in den Startlöchern. Wenn jetzt die Hardware-Lösung für den 3DS und der New Nintendo 3DS auch den Weg nach Deutschland finden, erweitert sich das Software-Angebot auch auf den mobilen Bereich.