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FIFA 22 Test - Die bessere Karriere: Mit dem Dorfklub an die Weltspitze

FIFA 22 ist da und hat einige Neuerungen und Optimierungen im Gepäck, aber lohnen die sich auch?

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FUT bleibt in FIFA 22 pay-to-win, dafür begeistert die Karriere mit eigenem Verein und auf dem virtuellen Grün fühlt es sich einfach gut an.

Welcher Typ FIFA-Spieler oder -Spielerin seid ihr? Klar, Ultimate Team ist seit Jahren ungemein populär, aber trotz allem war es immer der Karrieremodus, der dafür sorgte, dass ich wenigstens eine Weile lang das jeweilige FIFA spielte. Nachdem meine Spielzeiten in den vergangenen Jahren aber kontinuierlich nach unten gingen, sehe ich mich diesmal wieder länger das neue FIFA 22 spielen, denn EA Sports kommt mit ein paar sinnvollen Neuerungen und Verbesserungen um die Ecke.

An vorderster Stelle steht dabei die Möglichkeit, seinen komplett eigenen Verein aus den Boden zu stampfen und einen beliebigen anderen Klub zu ersetzen. Ihr wählt hier alles vom Wappen über einzelne Elemente des Stadions und das Trikot bis hin zum Startkapital sowie dem Durchschnittsalter der Spieler im Verein. Also schnell den eigenen Dorfklub erstellt, in dem ich früher selbst einige Jahre spielte, und in die dritte Liga befördert. Auf geht's zu Ruhm und Ehre.

In früheren Teilen fing ich häufig ebenfalls in der dritten oder in der zweiten (als es die dritte noch nicht gab) Liga an, weil ich es in der Karriere einfach motivierender finde, mich erst von unten nach oben zu arbeiten, als direkt den FC Bayern, den FC Barcelona oder Manchester City zu übernehmen. Und dass dann mit einem individuellen Verein tun zu können, an den dann unter Umständen persönliche Erinnerungen gekoppelt sind, motiviert mich noch einmal ein gutes Stück mehr, als zum Beispiel Duisburg, Zwickau oder Magdeburg zu übernehmen.

Von ganz unten nach ganz oben in FIFA 22

Schade ist dabei nur, dass es wenig Ligen gibt, in denen der Aufstieg von so weit unten möglich ist. Sich von der dritten Liga in die Bundesliga, zur Meisterschaft und in die Champions League zu kämpfen, ist definitiv ein anspornendes Ziel. Auch in England ist das gut möglich, bei 23 von insgesamt 27 vertretenen Ländern habt ihr aber jeweils nur eine Liga, ihr startet dort also direkt in der höchsten Spielklasse. Aber das ist dann eine Frage der Lizenzen, wobei es kein Ding der Unmöglichkeit sein dürfte, ganze Spielklassen mit Fantasievereinen zu erstellen. Dazu fehlt aber anscheinend der Wille.

Seinen eigenen Verein zu spielen, ist nochmal motivierender. (FIFA 22 Test)

Davon abgesehen tat sich wenig, aber wie gesagt, einen eigenen Verein erstellen zu können, entschädigt dafür ganz gut. Bei der Spielerkarriere gab es ebenfalls ein paar Änderungen. Hier sind neue Aufgaben hinzugekommen, die in etwa dem ähneln, was ihr zuvor im Story-Modus The Journey gesehen habt. Das hält die Matches ein wenig interessanter und steigert bei Erfüllung dieser Ziele das Vertrauen des Vereins in euch.

Darüber hinaus wurde das bisherige Fortschrittssystem komplett über Bord geworfen, EA Sports setzt nun auf Erfahrungspunkte und Fähigkeitenbäume. Hier konzentriert ihr euch auf Wunsch auf einzelne Bereiche und mit Perks lassen sich spezifische Fähigkeiten wie Pässe noch gezielt weiter verbessern. Anders gesagt habt ihr so mehr die direkte Kontrolle darüber, in welche Richtung ihr euren Spieler entwickeln möchtet.

Was kann HyperMotion in FIFA 22?

Wohl eines der größten Kaufargumente in diesem Jahr soll die neue HyperMotion-Technik sein - zumindest dann, wenn ihr auf PS5, Xbox Series X/S oder Google Stadia spielt, der Rest (ja, auch der PC), bleibt hier außen vor. HyperMotion soll für deutlich realistischere Animationen auf dem Spielfeld sorgen. Sagen wir es so: Grundsätzlich funktioniert das System, im Großen und Ganzen entspricht es aber weniger der großspurigen Revolution, als die es angepriesen wird.

Das System baut zum einen auf Motion-Capturing von echten Elf-gegen-elf-Matches auf, bei denen alle Spieler in entsprechenden Outfits unterwegs waren, um möglichst realistische Aufnahmen zu erzielen. Darüber hinaus kann die Technik mittels Machine Learning Animationen aus rund 8,7 Millionen einzelnen Animations-Frames spontan zusammensetzen und damit bei Bedarf auf spezifische Situationen reagieren.

Die Torhüter verhalten sich dieses Jahr besser. (FIFA 22 Test)

Das funktioniert wie gesagt größtenteils ganz gut und wirkt vor allem in der schnellen Bewegung unauffällig, während die langsameren Wiederholungen nach wie vor einige Schwachstellen zum Beispiel bei Übergängen zeigen. Aber gut, nichts ist perfekt und insgesamt betrachtet sind die Animationen dadurch einen Tick besser als im Vorgänger. Win-Win? Ja, schon, aber eben nichts Revolutionäres. Möglich, dass das in den kommenden Jahren noch verfeinert wird, im Hier und Jetzt zählt aber das, was wir haben. Und dafür, dass es so prominent auf dem Cover angepriesen wird, kocht es am Ende doch nur mit Wasser.

Blicken wir über HyperMotion hinaus, gibt's das Gleiche wie jedes Jahr. Verbesserungen hier, Optimierungen dort. Das Meiste davon bemerkt ihr eher dann, wenn ihr nichts anderes tut als FIFA zu spielen. Insgesamt ist nichts derart anders, dass ihr euch nicht nach spätestens ein, zwei Matches eingespielt hättet - Fußball ändert sich eben nicht, da stehen nicht auf einmal 15 Mann pro Seite auf dem Spiel. FIFA 22 fühlt sich somit auf dem virtuellen Spielfeld echt gut an und leistet sich dort keine groben Patzer. Nichts mit dem Gameplay an sich zu tun haben Quality-of-Life-Verbesserungen in Form von detaillierten Statistiken zur Halbzeit und nach dem Spiel. Da geht's noch mehr ins Details, von den zu erwartenden Toren bis hin zu Heatmaps für die Spielerbewegungen. Nice to have.

Torhüter lernen dazu, aber FUT bleibt pay-to-win

Was in jedem Fall spürbar verbessert wurde, sind die Torhüter. Sie reagieren besser und schneller auf bestimmte Situationen, zum Beispiel Distanzschüsse und Eins-gegen-eins-Momente. Wobei das am Ende natürlich immer ein Stück weit von der Qualität des Keepers abhängig ist. Je besser die Werte, desto besser die Reflexe. Logisch, oder? Erkennbar sind die Auswirkungen aber bis in alle Qualitätsstufen und nicht immer resultiert die gleiche Vorgehensweise in einem Tor, wie das in der Vergangenheit des Öfteren war.

Kommen wir zu Ultimate Team, dem trotz pay-to-win weiterhin beliebtesten Modus der Reihe. Muss ich nicht verstehen, aber kann ja jeder so machen, wie er es gerne haben möchte. Im Kern habt ihr weiterhin die bekannten Kartenpacks, die ihr euch gegen In-Game-Münzen oder Echtgeld kauft. Sie spucken auch in FIFA 22 zufällig ausgewählte Karten aus, die ihr vorher nicht kennt. Es sei denn, ihr schaut euch eines der Preview-Packs an, die EA nach den Tests in FIFA 21 in den neuesten Teil übernommen hat.

Es gibt sie nicht für alle erhältlichen Kartenpacks, aber ihr seht bei diesen speziellen Preview-Packs tatsächlich vorher zu 100 Prozent, was drin ist. Da anschließend ein Cooldown von 24 Stunden läuft, bevor eine weitere Preview eines Kartenpacks möglich ist, dürfte für Spieler und Spielerinnen der Anreiz trotzdem groß sein, statt zu warten in der Zwischenzeit blind andere Packs zu öffnen und so Geld zu investieren. Im Endeffekt ein winziger Schritt in die richtige Richtung, am lukrativen Geschäft für EA dürfte das aber vorerst einmal wenig ändern.

Wer Geld investiert, hat in FUT weiterhin bessere Chancen auf gute Karten. (FIFA 22 Test)

Auf der anderen Seite wirken Division Rivals und FUT Champions einfacher und komplexer zugleich - klingt komisch, ist aber so. Brauchtet ihr bei Division Rivals zuvor nur Siege, um euren Rang zu steigern, gibt es nun neben den Divisions und Rängen auch noch Checkpoints und Meilensteine. Effektiv ist es so ein wenig schneller möglich, in der Division aufzusteigen, gleichzeitig bekommt ihr mehr Belohnungen, die alte Variante war aber weniger aufgebläht. Statt also einfach die Anforderungen zu reduzieren, wählte EA diesen Weg.

Bei FUT Champions sieht's ähnlich aus. Dieser Modus verlangte bisher von euch, rund 40 Matches an einem Wochenende zu spielen, um eine Chance auf die größten Belohnungen zu haben, was natürlich ebenso abhängig von eurem Erfolg war. 40 Partien an einem Wochenende? Das frisst eine Menge Zeit. Und auch hier wurde nicht einfach die erforderliche Zahl reduziert, sondern das Zeitfenster gestreckt. Für die Play-Offs spielt ihr neun Matches, wann immer ihr wollt, dann folgen noch 20 Partien am Wochenende. Was im Endeffekt zwar weniger Zeit beansprucht und in besseren Belohnungen resultiert, aber zugleich an Komplexität gewinnt, da ihr mehr Dinge berücksichtigen müsst.

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Abseits dessen bleibt weitestgehend alles beim Alten. Liebt ihr Ultimate Team, dürfte sich das dieses Jahr ebenso wenig ändern wie in dem Fall, wenn ihr bisher nichts damit anfangen konntet. The same procedure as every year. Oder anders ausgedrückt: Electronic Arts fehlt einfach ein ernstzunehmender Konkurrent, den sich das Unternehmen zum Anlass für größere Umwälzungen nehmen könnte. Und ob Konamis PES-Nachfolger eFootball 2022 oder das im August angekündigte UFL daran was zu ändern vermögen... sagen wir es so, ich bin eher skeptisch.

Bleibt noch Volta als dritter großer Modus im Bunde. Quasi die FIFA-Version von FIFA Street, ohne dass EA ein neues FIFA Street veröffentlichen muss. Das ist weiterhin okay, aber nichts Weltbewegendes, das mich vom Hocker haut. Kleinere Verbesserungen gibt's an verschiedenen Stellen und am interessantesten sind da noch die neun Wochenend-Playlists und Partyspiele für vier Spieler, die ein wenig abseits der Norm funktionieren. Ich sage nur Dodgeball und Foot Tennis, auch wenn das nicht ausreicht, um mich langfristig dafür zu begeistern. Dann doch lieber normaler Fußball.

FIFA 22 Test - Fazit

Und jetzt hab' ich doch wieder mehr als 1.000 Wörter zu einem Spiel geschrieben, das im Wesentlichen nicht viel anders ist als der letztjährige Teil. HyperMotion ist für mich (noch?) nicht der entscheidende Upgrade-Grund, wie es EA gerne hätte, umso mehr begeistert mich die Erstellung eines eigenen Vereins in der Karriere (endlich!). Wer auf dem aktuellen Stand bleiben möchte, hat so oder so keine andere Wahl, als sich FIFA 22 zu kaufen, das an sich weiterhin guten Fußball mit etwas besseren Animationen als im Vorjahr liefert. Über pay-to-win in FUT müssen wir nicht groß diskutieren, solange sich da nicht grundlegend was ändert - aber es ist ja auch nur ein einzelner Modus des Spiels. Wer diesen ignoriert, kann zum Beispiel in der Karriere viel Motivation und Spaß finden, ohne je mit FIFA Points und anderen Transaktionen in Berührung zu kommen. Oder ihr spielt einfach so in Turnieren um Pokale, tretet außerhalb von Ultimate Team online an, lasst im Volta-Straßenfußball die Tricks sprechen oder verfolgt eine Spielerkarriere. Ausreichend kompetent umgesetzte FUT-Alternativoptionen sind in FIFA 22 definitiv vorhanden, sodass sich ein Kauf auch dann lohnt, wenn ihr euch nicht mit zufällig zusammengewürfelten Kartenpacks herumschlagen möchtet.

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