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Nintendo Labo: VR-Set Ersteindruck - VR auf Nintendo-Art

Ein erster Schritt in eine größere Welt

Nintendos Papp-Bauspaß funktioniert auch mit VR-Anwendungen

Dass Nintendo mit dem Labo-VR-Set versucht, die Switch in Teilzeit auch in eine VR-Konsole zu verwandeln, mag einen mit Skepsis erfüllen, es rang zumindest mir auch eine gewisse Hochachtung ab. Als die ersten Gerüchte über die VR-Verwandlung der Switch die Runde machten, war ich mir ziemlich sicher, dass Nintendo hier nicht bestehen können würde, nicht neben HTC Vive, Oculus Rift und der PSVR.

Aber Nintendo geht eben gern eigene Wege, so auch in diesem Fall - die Japaner werfen einfach ein VR-Set auf den Markt, das zu großen Teilen aus Pappe besteht. Neben Autofahren, angeln, Klavierspielen und als riesiger Mech eine Stadt zu Brei treten, können wir mit der Pappspielzeugreihe Labo nun beispielsweise auch als Vogel durch die Luft fliegen, als Elefant Geschicklichkeitstests absolvieren und nicht zuletzt mit einer ordentlichen Papp-Bazooka auf schleimige Comic-Aliens schießen - und das alles in der virtuellen Realität.

Das Herzstück des Labo-VR-Sets: Die Brille inklusive Pappkonstruktion. (Nintendo Labo: VR-Set - Test)

Eines gleich vorweg: Dieser Test ist noch nicht abgeschlossen. Beim Test kam es zu technischen Problemen mit unserer Switch. Praktisch jedes Mal, sobald die Switch in den VR-Modus ging, fror das Spiel ein, so dass nur noch ein kompletter Neustart der Konsole half. Die Anleitung ließ sich ohne Probleme benutzen, aber sobald die Switch in den VR-Modus schaltete, dauerte es oft nur Minuten bis das Gerät abstürzte. Es ist möglich und auch wahrscheinlich, dass das Problem nur bei dieser einen Konsole liegt, ein Ersatzgerät ist bereits auf dem Weg, und das Ganze dürfte sich in Kürze klären. Dann folgt auch der finale Test, in dem ich von den Spielen mehr als nur einen kurzen Eindruck mitnehmen durfte. Also, noch mal ganz deutlich, das ist nicht der finale Test, die Pappmodelle konnte ich natürlich trotzdem aufbauen und sämtliche Anwendungen auch testen, nur eben nicht ganz so ausführlich wie ich das gerne getan hätte.

Zum eigentlichen Spielinhalt: Das VR-Set gibt es in verschiedenen Varianten. Ihr könnt euch entweder das komplette Set mit allen sechs großen Modellen zulegen, oder ihr kauft zunächst nur das Einsteiger-Set. Darin enthalten ist neben der eigentlichen Brille auch das größte Modell: die von Nintendo "Blaster" getaufte Bazooka. Greift ihr zu letztgenanntem Angebot, könnt ihr die übrigen Modelle in separaten Sets nachkaufen. Der Aufbau funktioniert, wie man das von Labo inzwischen gewohnt ist. Auf dem Bildschirm der Switch bekommt ihr eine äußerst ausführliche Anleitung präsentiert, in der ihr vor- und zurückspringen könnt, wie es euch beliebt. Ihr knickt, drückt Aussparungen aus der Pappe heraus, schiebt Laschen hindurch und befestigt Gummis, am Ende steht dann das fertige Modell und ihr könnt losspielen.

Die Bauanleitung ist gewohnt ausführlich und verständlich. (Nintendo Labo: VR-Set - Test)

Einen Unterschied gibt es diesmal beim Aufbau und der betrifft das Herzstück des Labo-VR-Sets, nämlich die Brille, die ihr unweigerlich zuerst bauen müsst. Ausnahmsweise besteht also ein Teil aus Plastik und zwei Linsen, das allein reicht aber noch nicht, ihr braucht schließlich noch eine Halterung für die Switch. Habt ihr die erst einmal konstruiert, lässt sich die Konsole (ohne Joy-Cons) künftig leicht vor die beiden Linsen schieben. Habt ihr das erst einmal hinter euch, könnt ihr auch schon die ersten kleinen Mini-Spiele in VR testen, von denen das Modul 64 Stück an der Zahl enthält.

Die meisten davon sind sehr rudimentär und dürften vor allem dazu geeignet sein, Neulinge mit VR vertraut zu machen. Nintendo legt übrigens größten Wert darauf, dass Kinder das Headset erst ab sieben Jahren benutzen sollten, und viele der Spielchen hier fühlen sich auch an, als seien sie für eine Zielgruppe gemacht, die dieses Alter gerade erst überschritten hat. Eine Befestigung, um die Brille am Kopf zu fixieren, gibt es zumindest in diesem Set übrigens nicht, ihr müsst euch die Konsole also in jeder denkbaren Spielvariante immer direkt vor den Kopf halten.

Ob man sich dabei blöd vorkommt? Ach ... was heißt das schon, blöd ... (Nintendo Labo: VR-Set - Test)

Das größte Spielset in der Box ist wohl der Blaster, nicht nur weil hier der Aufbau am längsten dauert, auch weil ihr im Ergebnis einen in Sachen Gameplay ziemlich klassischen Rail Shooter spielen könnt. Die Pappwaffe selbst ist ein seltsamer Symbiont: Nintendo nennt es einen Blaster, es sieht aus wie eine Bazooka und es lässt sich bedienen wie eine Shotgun. Nach jedem Schuss könnt ihr durch eine Schubbewegung an der unteren Seite nachladen, dann könnt ihr über einen Papp-Button an eurem Daumen wieder abdrücken. Im genannten Shooter schlagt ihr eine Alien-Invasion in einer Stadt zurück, mit einer besonderen Funktion könnt ihr zudem die Zeit einfrieren und so Schüsse besonders gezielt platzieren, was überraschend viel Spaß macht.

In diesem wie in allen anderen Modellen aus dem VR-Set nehmt ihr übrigens die komplette VR-Pappkonstruktion und schiebt sie mitsamt der Pappe in das andere Modell hinein. Das klappt fast immer reibungslos und sitzt bombenfest. Es sieht übrigens auch gar nicht mal schlecht aus. Auf dem Bildschirm meine ich jetzt. Klar - die Pixel wirken schon arg grob, wenn ihr euch eine Switch direkt vor den Kopf drückt, aber insgesamt war ich doch sehr überrascht, was mit der Switch prinzipiell möglich ist.

Ein Blick auf den Bildschirm: So sieht es aus, wenn die Switch im VR-Modus läuft. (Nintendo Labo: VR-Set - Test)

Im Gegensatz zum doch recht groß geratenen Blaster ist die VR-Kamera schön kompakt und auch das Gameplay ist gleich eine Runde entspannter. Hier werdet ihr auf den Boden des Meeres versetzt und müsst eine Reihe verschiedener Fische fotografieren. Habt ihr einen erwischt, gibt's ein spielinternes Achievement. Das gleiche Erlebnis habt ihr dann auch noch einmal mit Monstern in einem Haus, beides funktioniert prinzipiell gleich.

Ich habe es übrigens geradezu geliebt, wie schön der Zoom rattert, wenn man ihn dreht. Möglich gemacht wird das durch ein kleines Papp-Zahnrad, das sich an zwei Laschen vorbeidreht. An solchen Kleinigkeiten merkt man schon: Nintendo ist gerade bei den Pappmodellen selbst wieder mit viel Liebe zum Detail bei der Sache gewesen und umso mehr Spaß macht auch diesmal wieder der Aufbau, der mich einmal mehr an LEGO Technik erinnert. Es ist einfach faszinierend, wie die Modelle funktionieren und ein Teil der Freude beim Spielen kommt schon allein dadurch zu Stande, dass man weiß, wie alles im Detail funktioniert. Wer sich da erst mal so richtig tief hineingewühlt hat, kann übrigens mittels Toy-Con-Werkstatt wieder auch eigene Anwendungen für eigene Papp-Konstruktionen bauen.

Das Innere der VR-Kamera inklusive formschönem Zahnrad. (Nintendo Labo: VR-Set - Test)

Das wohl seltsamste Modell des Sets dürfte der Elefant sein, mit dessen Rüssel ihr nicht nur Objekte im dreidimensionalen Raum zeichnen könnt, sondern auch gleich Geschicklichkeitstests absolvieren - etwa Plattformen so bewegen, dass ein Ball, der von oben herabfällt, in einem bestimmten Ring landet. Auch nett: Ein Pappvogel, den ihr euch vor den Kopf halten könnt. Mit beiden Händen bewegt ihr die Flügel und flattert so durch eine frei durchfliegbare Welt, in der ihr beispielsweise andere Vögel aus Eiern befreien und sie aufziehen könnt, bis ihr einen ganzen Schwarm verkörpert. Kombiniert das noch mit dem Windpedal und ihr könnt das Spiel auch noch per Fußpedal kontrollieren. Letzteres lässt sich außerdem nutzen, um als Frosch diversen Hindernissen aus dem Weg zu springen.

Mein erster Eindruck der Spiele wäre wohl, dass die eigentliche Substanz relativ dünn ist. Während der Blaster und die Vögel scheinbar ein wenig mehr bieten, sind andere Dinge eher Spielerein, Demonstrationen und einfach ein kleiner netter Zeitvertreib. Und wie zuvor bei anderen Labo-Sets habe ich daran wenig auszusetzen. Ich habe es geliebt, die Pappe zu knicken und zusammenzustecken, auch diesmal fühlt sich alles wieder überraschend stabil an. Das gilt selbst für den Blaster, bei dem man im Eifer des Gefechts schon einmal dazu neigt, am Nachladeschieber zu reißen. Und dass das alles in VR funktioniert, das fasziniert obendrein, erst recht, weil wir es hier immer noch mit der Switch und ihrem recht kleinen Prozessor zu tun haben. Klar, all diese Minispiele haben nichts mit dem zu tun, was aktuell an großen Titeln auf Oculus, Vive und selbst auf PSVR zu haben ist. Aber das VR-Set ist doch ein Showcase dafür, was prinzipiell in Nintendos Hybrid-Konsole steckt und der VR-Modus für Zelda ist ja schließlich schon auf dem Weg.

Wirkt in VR natürlich beeindruckender: Als Vogel erkundet ihr das Vogelparadies. (Nintendo Labo: VR-Set - Test)

Auch deshalb ist mein erster Eindruck zum Labo-VR-Set ein sehr positiver. Ich gehe mal davon aus, dass mein Modul auf dem Postweg einen ungerechtfertigten Tritt vom Postboten abbekommen hat, denn ich würde Nintendo für dieses gewagte Set wirklich einen Erfolg gönnen. Es bietet Bastelspaß, eine eindrückliche VR-Einführung und gelungene Minispiele, auch wenn die wahrscheinlich nicht gerade für Wochen motivieren können. Nicht, dass ich das mit meinen paar Minuten Laufzeit pro Spiel wirklich wüsste und deshalb: Fortsetzung folgt in Kürze.


Entwickler/Publisher: Nintendo/Nintendo - Erscheint für:Switch - Preis: 79,99 Euro (ganzes Set), 39,99 (VR-Set mit Blaster), 19,99 (pro Erweiterungspaket) - Erscheint am: 12. April 2019 - Getestete Version: Switch - Sprache: deutsch - Mikrotransaktionen: Nein

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Nintendo Labo

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Über den Autor
Markus Grundmann Avatar

Markus Grundmann

Freier Autor

Seine ersten Videospiele konsumierte Markus auf dem Game Boy. Heute spielt er so ziemlich alles, bei dem er auf Knöpfe drücken kann – mit besonderer Vorliebe für Nintendo und extravagante Indie-Titel.
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