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Dark Souls 2 PC - Test

Na geht doch.

Eine deutlich bessere Umsetzung auf PC und so steht der Brillanz der vielleicht besten Spielreihe der letzten Generation nichts im Weg.

From Software hat sie herausgefordert und dreist provoziert, die Quad-Cores, SSDs und Teraflops, ohne es wahrscheinlich zu wollen. Vielerorts wurde das Studio vorletztes Jahr für seine PC-Version von Dark Souls plattgewalzt, die, sagen wir, nicht so ganz dem Status quo gängiger PC-Spiele entsprach. Sie war der Zerlumpte unter den Snobs, zum ersten Mal dabei und auf wackeligen Beinen, krude zusammengekloppt in gewisser Weise, liebenswürdig eher für den Willen als für die Ausführung.

„You have a heart of gold. Don't let them take it from you“

Dieser Satz aus dem Vorvorgänger bringt gut auf den Punkt, was euch mit Dark Souls 2 auf dem PC erwartet. Um das gleich als Erstes aus der Welt zu schaffen: Ihr bekommt nicht, was die erste Videopräsentation mit ihren herrlichen Lichteffekten und Oberflächenstrukturen andeutete. Für wen das ein Problem ist - tja... hmm... das war's. Lieber liegen lassen, als eine von den reinen Schauwerten so erhaben losgelöste Reise anzutreten und zu wühlen in den Eingeweiden eines vor Geheimnissen platzenden Reiches. Aus Prinzip boykottieren, und ich würde so ein Verhalten sogar bis zu einem gewissen Grad verstehen.

Das Licht ist schöner...

Bis man erlebt hat, wie das Herz im Kampf gegen Henkerswagen und Spiegelritter in die Hose rutschen kann. Bis Licht und Texturen, in der PC-Version trotzdem ein gutes Stück über der Konsole, nur noch auf der Liste „Nice to have, und beim nächsten Mal könnt ihr jemand anderes verarschen“ stehen, nicht mehr auf „Bullshit, von euch nie wieder ein Spiel!“. Ich will das Downgrade hier nicht schönreden, nur eine Einordnung geben, wie wenig diese Makel an dem in anderen Bereichen herausragenden Spiel herumschubbern. Drangleic hat diese Art ruhige, letztlich doch auf der Kante hängende Beständigkeit, überall spürbar in seiner Architektur, den zu Bäumen gewordenen Riesen als Fundament für das, was nach dem Königreich einmal an diesem Ort stehen wird.

Es ist ein Ort, der Spieler wie Schatzgräber zusammentreibt auf der Suche nach dem nächsten Puzzlestück, wie Lord Aldias Forschungen aus dem Ruder liefen und der Herzog der Lichtsteinbucht an seiner abartigen Faszination zugrunde ging. In anderen Rollenspielen hat man das Gefühl, der Held ist das Zentrum und alles außerhalb steht still. Dark Souls 2 schafft etwas viel Wertvolleres: Es macht euch zum kleinen, leicht zu zermalmenden Rädchen im Getriebe, ohne das sich die Welt genauso gut weiterdreht, umgeben von gefallenen Kriegern und Wanderern, alle mit ihrem eigenen Ziel vor Augen. Und dieses Gefühl ist mehr, als Grafik je leisten könnte. Obwohl sie jetzt, hier in Dark Souls 2, wirklich, wirklich gut aussieht.

Die PC-Version läuft mit weitestgehend sattelfesten 60 Bildern pro Sekunde, was nie eine schlechte Sache ist und all den Schandstadt-Geplagten die alten Wunden flickt. Gerade gegen die Bosse fühlt sich das Spiel schlicht runder an, eure Bewegungen sind nie verzögert, alles läuft eleganter ab. Die Auflösung ist entsprechend eurer Hardware einstellbar, es gibt keine fixe Auflösung mehr. Alles sieht so natürlich schärfer aus, sowohl in den Oberflächen als auch der Auflösung, hat Kantenglättung und übliche Grafikoptionen eines PC-Spiels von Motion Blur, über SSAO bis zum Filtering. Vor allem das aufwendige Rüstungs-Artwork kommt wunderbar zur Geltung. Der Rest ist, wie er immer ist: kürzere Ladezeiten, klarere Sicht auf die Entfernung und solche Sachen.

...die Schatten tiefer...

Dark Souls 2 ist ein so gut genormter, an- und bodenstädiger Port geworden, dass es kaum noch was generell Abzuhakendes zu sagen gibt. Wenn ihr die Plattform wählen könnt oder bis jetzt gewartet habt, nehmt ihn. Er ist das beste Dark Souls 2, das ihr bekommen werdet. Das war auch beim ersten Teil schon so, aber irgendwie war das Auf und Ab zwischen „Inkompetentes Pack!“, „Trotzdem geiles Spiel“ und „Bah, nicht mal mit Maus und Tastatur“ unterhaltsamer.

Ach ja, Maus und Tastatur: werden unterstützt, und das ist bei einem Spiel wie Dark Souls insoweit wichtig, als dass ich die beiden nie ernsthaft empfehlen würde, wenn man die Wahl hat. Man darf die Tasten nun frei belegen, dennoch werden im Tutorial oder etwa beim Öffnen einer Tür weiterhin Xbox-Buttons eingeblendet. Von diesem nicht gerade kleinlichen Fauxpas mal abgesehen - wer hat schon Lust, ins Optionsmenü zu gehen, um zu gucken, wie denn die Tasten belegt wurden? - scheint sich zumindest jemand Gedanken gemacht zu haben, wie man es alles lösen kann. Trotzdem, es bleibt bei einem um das Pad-Layout herum entworfenen Konzept, dem ich mit Maus und Tastatur nie viel abgewinnen konnte. War damals schon nicht meins, wird es auch heute nicht. Wer es anders will, hat nun freie Hand mit wenigen Stolpersteinen. Wie gut das funktioniert, liegt an euch und euren Fertigkeiten. Ein weiterer Bonus: kein Games for Windows Live mehr, nur Steam. Und wer jetzt schon ganz mutig ist, findet bereits ein paar Alpha-Mods für das Spiel, der Rest wartet noch ein wenig und schaut, was da noch so kommt. Aber das Gute ist natürlich und vor allem, dass diese Geschichten nun keine Pflicht mehr sind.

...und flüssig ist es sowieso. Die PC-Version ist die Definitive.

Es bleibt ein durch Mark und Bein gehendes, unvergessliches, miefigen Rollenspieltrends zuwiderlaufendes Abenteuer, ob man es nun auf der Konsole oder am PC erleben möchte. Letzterer ist zumindest technisch weit vorn und hat bis auf die Button-Einblendungen für Maus-und-Tastatur-Spieler keine Nachteile. Wenn ihr bis jetzt einen Grund gesucht habt, zwischen alten Gebeinen in Gewölben und Grüften Jahrhunderte überdauernde Geschichte zu lüften, hier ist er. Ihr bekommt alles, was die fantastische Konsolenversion hatte: ein Gefühl des Unwägbaren. Respekt vor dem unüberwindbar Geglaubten. Ein unvergleichliches, auf den Punkt gebrachtes Kampfsystem. Ein nahezu perfektes Spiel.

10 / 10

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Sebastian Thor

Freier Redakteur - Eurogamer.de

Steht auf Bier und Bloodsport. Mag weiche Sofas und verliert sich gern in Gedanken an dies und das. Seit 2014 bei Eurogamer dabei, aktuell als freier Redakteur.

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