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Die LudoNarraCon 2021: Was haben ein Brokkoli und ein Kontrabass gemeinsam? - Nutze X mit Y

Von vegetarischen Adventures und einer Symphonie in Noir.

Ich bin zurück nach einer kleinen Kolumnen-Pause und ich hoffe, eure Adventure-Begeisterung brennt noch wie eh und je. Meine auf jeden Fall, denn am Wochenende fand die LudoNarraCon 2021 statt. Nein, "LudoNarra" ist weder ein neuer Weltfußballer noch eine Nudelsoße - Spaghetti Ludonarra, ihr versteht? (Ja, ja, Witze sind nicht mehr witzig, wenn man sie erklären muss, ich weiß...) Vielmehr handelt es sich dabei um eine Spiele-Convention, die letztes Wochenende online stattfand. Der Name kommt von Ludo (lat. "spielen") und Narration (engl. "Erzählung"), also ein Festival, das sich ganz auf erzählorientierte Indie-Spiele fokussiert, ausgerichtet vom Entwicklerstudio und Publisher Fellow Traveller.

Das kam mir wie der perfekte Ort vor, um interessante, storylastige Adventures zu entdecken, und ich habe mir dafür das Spiele-Line-up des Festivals einmal genauer für euch angesehen. In dieser Kolumne stelle ich euch deshalb ein paar Titel der Con vor - allen voran ein vitaminhaltiges Abenteuer aus Deutschland mit Sinn für schrägen Humor und eine psychedelische, musikalische Parabel in Noir.

Kraken Academy oder: "Der Brokkoli-Dating-Simulator"

Nein, das Spiel heißt natürlich nicht Brokkoli-Dating-Sim, das ist nur ein alberner Spitzname zum Spiel Kraken Academy!!, den auch Kollegin Ana mit Sicherheit unterschreiben würde. Bei ihr habe ich mir die Spieledemo nämlich in einem Livestream angesehen und für ausgesprochen schräg, aber auch sehr witzig befunden. Das Spiel wurde von einem deutschen Studio mit dem passenden Namen Happy Broccoli Games entwickelt - es liegt nahe, dass Kraken Academy wohl deren erstes Werk ist, denn darin kommt gleich mal ein prominenter Brokkoli vor, nach dem sich die Entwickler dann wohl benannt haben.

In diesem schrägen Erzählabenteuer mit Dating-Sim-Elementen (wobei ich natürlich noch nicht weiß, ob und, wenn ja, welche Beziehungen man im Spiel vertiefen kann) kommt man als Teenager-Junge auf eine brandneue Schule und die hat schon einmal bessere Zeiten gesehen: Ziemlich heruntergekommenes Gebäude, aggressive oder unmotivierte Lehrer und überall findet man Pfandflaschen auf dem Campus, die man einsammeln kann, um sie zu Geld zu machen. Damit wirkt das Ganze wie eine Mischung aus einem Anime-Story-Abenteuer und einer Parodie eben darauf, denn alles ist ziemlich überdreht und überzeichnet, aber auf eine augenzwinkernde Art.

Auf der Kraken Academy ist es zum Beispiel ganz normal, dass man auf dem Campus erst einmal Wegzoll abgeknöpft bekommt, eine Lehrerin im Unterricht beinahe einschläft und die neue Sitznachbarin ein freundlicher weiblicher Brokkoli ist. Die Welt zwischen Pixel und Animestil erkundet ihr mit wenigen Tasten, lernt zahlreiche verrückte Charaktere kennen (alles dabei vom Schulschwarm bis zum Raudi) und bestreitet Minispiele, mit denen ihr versucht, den extrem schrägen Schulalltag zu meistern. Und dann gibt es auch noch diesen riesigen Kraken im Schulteich, der euch auf eine Zeitreise-Quest zur Errettung der Akademie schickt... also ja, Chaos ist vorprogrammiert!

Warum ein Brokkoli-Mädchen die Schule besucht? Ääähm, egal, es ist süß!

Nach meinem ersten Demo-Eindruck hat das Entwicklerstudio Happy Broccoli Games eine Ahnung davon, wie guter Trash geht. Das Indie-Abenteuer Kraken Academy!! ist super-schräg, aber ohne erzwungen lustig zu sein, parodistisch, aber liebevoll und ohne das Genre zu verurteilen und mit einem wilden Plot, der das Gameplay aber nicht komplett auf der Strecke lässt. Wenn das fertige Spiel hält, was die Demo verspricht, könnte das ein kleiner Geheimtipp für Fans von absurden Geschichten werden - egal ob man Anime-Highschool-Komödien jetzt liebt oder hasst. Das kleine, junge Team aus Berlin behalte ich jedenfalls im Auge.

Falls euch das Spiel interessiert, könnt ihr euch auf Steam auch noch einige Details und Eindrücke in Form von Screenshots holen.

Am Anfang war die Musik - die Erschaffung der Welt als psychedelische Parabel

Nun zu einem Abenteuerspiel, das ihr euch jetzt schon holen könnt, denn es ist seit Montag neu auf dem Markt. Mit seinem einzigartigen Grafikstil in Schwarz, Weiß und Gold ist mir das ungewöhnliche Adventure Genesis Noir von Entwicklerstudio Feral Cat Den - offenbar eine so unauffällige kleine Firma, dass man bisher kaum etwas darüber findet - schon vorher ins Auge gestochen. Jetzt konnte ich mir im Rahmen der LudoNarraCon die Demo dazu ansehen.

Es ist schwer, überhaupt einen ersten Satz dazu zu beginnen, denn Genesis Noir wirkt einfach in allem anders, als man es von irgendeinem anderen Adventure gewöhnt ist. Gäbe es den Begriff "Art House" irgendwie auch für Games, es würde passen, denn mein erster Eindruck fühlte sich eher wie ein interaktives Museum oder wie ein begehbares Kunstwerk an. Grundsätzlich handelt es sich bei dem Spiel um ein Point-and-Click-Adventure, allerdings mit besonderem Artstyle, Sounddesign und einer abstrakten Hintergrundgeschichte in Bildern.

Ein namenloser Noir-Detektiv streift darin durch eine bestechende, psychedelische Welt voller Formen, Lichter und Jazzmusik. Mal steuert man die Hauptfigur und erkundet die Umgebung, liest da und dort ein Schild oder enthüllt neue Szenerien mit einem Mausklick. Daran zeigte sich für mich schon eine Besonderheit des Spiels: Ich ging regelrecht mit der Neugier eines Kindes, das zum ersten Mal an einen Computer darf oder an den Papierstreifen eines Pop-up-Bilderbuchs zieht, auf Maus-Erkundungstour und probierte alles aus: Klicken, ziehen, schieben und und und.

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In der Demo wird gar nicht gesprochen, es gibt nur vereinzelt kleinere Texte zu lesen. Zusammen mit den wilden Bildern kann man sich eine philosophische Hintergrundstory selbst zusammenreimen. Die Frage "was wollte das Studio hier erzählen?" sollte man wie bei jedem abstrakten Kunstwerk besser über Bord werfen und sich einfach von eigenen Assoziationen leiten lassen. Auch sagt einem das Spiel tatsächlich nicht, was man tun muss, wo man sich befindet oder wie einzelne Rätsel funktionieren, die unserem Detektiv begegnen. Vielmehr muss man sich durch Experimentieren und Herumklicken weiter durch das Spiel bewegen - und das unterlegt mit einem Jazz-Soundtrack, der jede Aktion perfekt umrahmt. Alles ist Musik!

Mein erster Eindruck war schon einmal unheimlich kreativ, schön anzusehen und hochexperimentell. Sicher ist das kein Abenteuer für alle, keine fluffige Unterhaltung, sondern mehr wie Kunst in Spielform, die aber dafür Augen und Ohren schmeichelt. Hat sich von euch schon jemand Genesis Noir angesehen? Falls ja, lasst mir gerne eure Meinung da, ich bin neugierig, wie euch der Trip gefallen hat.

Mehr Story-Adventure-Futter aus Deutschland und der Welt

Mit Suzerain war auf der LudoNarra auch ein mit dem Deutschen Computerspielpreis ausgezeichneter Titel dabei, genauer gesagt da s"Beste Expertenspiel". Die interaktive Story rund um Politik und Regierungsarbeit vereint allerdings so viele Genres, dass ich es lieber nicht guten Gewissens als Adventure bezeichne - vergünstigt ist es aktuell trotzdem auf Steam als kleines Abschiedsgeschenk vom Festival zu haben.

In Sachen deutsche Adventures ging es auf der LudoNarraCon allerdings auch um Minute of Islands von den Inner-World-Leuten Studio Fizbin. Seien wir ehrlich: Der besondere Artstyle zwischen niedlich und melancholisch, die atmosphärische Hintergrundmusik und andere tolle Werke des Studios haben sicher schon einige Adventure-Begeisterte in den Bann gezogen und auch ich warte sehnsüchtig drauf, dass es kommt - nach der letzten Verschiebung gibt es aber noch immer kein neues Release-Datum für das märchenhafte Rätselabenteuer. Weil ich euch davon aber schon beim letzten Steam-Festival berichtet habe, spare ich diesen kleinen Adventure-Höhepunkt diesmal aus.

Falls ihr die Convention am Wochenende komplett verpasst haben solltet, könnt ihr außerdem trotzdem noch bis Freitag davon profitieren - und zwar in Form von Rabatten auf einige erzählerische Steam-Spiele. Mit Sicherheit habe ich den Namen Lamplight City schon einmal in den Raum geworfen, ein Point-and-Click-Adventure, an das ich nach Jahren immer wieder zurückdenken muss - im positiven Sinne, keine Sorge.

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Lamplight City stammt aus dem Hause Grundislav Games, in diesem Fall also kein deutsches Studio, aber eines, das schon andere Abenteuer-Titel im Pixelstil hervorgebracht hat, so zum Beispiel A Golden Wake, ein Spiel, das euch in die 20er Jahre in Florida zurückversetzt. In Lamplight City befindet ihr euch allerdings in einer fiktiven Steampunk-Stadt namens New Bretagne und zwar mit dem typischen, heruntergekommenen Ex-Detektiv namens Miles Fordham, der seinen Kollegen Bill verliert und nun nach dem Schuldigen sucht. Okay, das Gameplay des Abenteuers ist weniger besonders und so eine Hintergrundgeschichte haben wir bestimmt schon einige Dutzende Male gehört, vom Stereotyp-Detektiv ganz zu schweigen, aber keine Sorge: Welt und Plot sind viel interessanter und spannender, als diese Zusammenfassung erahnen lässt.

Bill ist zwar tot, aber keinesfalls stumm. Der gute Miles hört den verstorbenen Kumpel nun noch immer in seinem Kopf als sarkastischen Gesprächspartner und ihm bleibt keine Wahl, als das Mysterium um den Todesfall aufzuklären - um endlich wieder Ruhe im Schädel zu haben. Mit detaillierter Pixel-Grafik entfaltet sich so nach und nach ein packender Krimi-Plot mit großartigem Voiceacting, den ihr euch im Rahmen der LudoNarraCon noch bis Freitag günstiger auf Steam holen könnt - eine kleine Empfehlung von mir, als Afterparty sozusagen.

So weit meine Eindrücke von der LudoNarraCon - habt ihr sie auch durchstöbert und vielleicht Abenteuer-Neuheiten für euch entdeckt?

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Über den Autor
Judith Carl Avatar

Judith Carl

News-Redakteurin

Judith Carl ist Volontärin für News und Social Media bei Eurogamer.de. Judith hat Medienwissenschaften studiert. Sie streamt begeistert am liebsten Rollenspiele und Adventure Games auf Twitch. Ihre weiteren Leidenschaften sind LARP, Pen and Paper, und Trash-Filme.
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