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No russians? So hart startet die Kampagne von Call of Duty: Modern Warfare

Ein schwarzer Tag am Picadilly Circus.

Da ist er nun, der Reset-Button für Modern Warfare. Seit heute Nacht um drei ist die PC-Version spielbar und bei dieser Reihe bietet es sich natürlich an, zunächst die wieder einmal aufwendig inszenierte Kampagne auf ihr Skandal-Potenzial abzuklopfen. Ich denke ich übertreibe nicht, wenn ich sage, die ersten Missionen von Call of Duty 4: Modern Warfare und Modern Warfare 2 - No Russian - sitzen dem einen oder anderen noch in den Knochen.

Und tatsächlich macht auch der Einstieg vom neuen Modern Warfare wieder mächtig mulmig, denn Terror auf dem Picadilly Circus im Herzen Londons zu sehen und durch wild durcheinanderlaufende Zivilisten hindurchzuschießen, dürfte für den einen oder anderen dann doch zu hart - oder zu nah an der Realität sein. Gleichzeitig muss sich ein Spiel wie dieses immer die Frage gefallen lassen, ob man seine Zielgruppe mit solchen Szenen nicht ein wenig zu sehr auf Misstrauen und buchstäblichen Kampfeswillen bürstet. Denn ob man will oder nicht, irgendwo schwingt immer auch ein bisschen Politik mit.

Die hört man vor allem dann raus, wenn es um Russland geht, wo Sony die PS4-Version im PlayStation Store nicht anbieten wird. Warum man sich hier zurückhaltend zeigt, wird schnell klar, versteht man den Nachfolgestaat der Sowjetunion doch auch in Call of Duty in erster Linie als Problem, mit dem irgendwie von den Westmächten über die Rebellen im fiktionalisierten Krisenstaat Urzikstan und womöglich auch die Terrorgruppe, die schließlich den Tourismus-Hotspot der britischen Hauptstadt zusammenschießt, zu knapsen haben.

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Aber hey, gleichzeitig ist das hier fantastisch inszeniertes Action-Kino, das Emmerich oder Bay sicher noch patriotischer hingebogen hätten. Hier bekommt man jedenfalls das Gefühl, Call of Duty hätte sich eine gewisse Müdigkeit in Bezug auf gewissermaßen institutionalisierte Kriegsführung bewahrt und zeigt am Ende des im Video gezeigten Terror-Levels auch eine angemessen hässliche Seite von sich.

Ich kann nach zwei, drei Levels noch nicht sagen, wohin das führt, aber in den Trailern und der interessant aufgestellten Charakterkonstellation steckt eine Menge Potenzial für Selbstreflexion. Das merkt man den ersten beiden Missionen noch nicht so ganz an, aber Rebellenführerin Farah scheint, zumindest dem Promo-Material nach zu urteilen, mit ihrem Krieg aus Überzeugung ein interessantes Licht auf den Kampfeswillen US-amerikanischer Truppen zu werfen.

Aber ja, wem nach mächtig militärisch angehauchter Popcorn-Unterhaltung ist, und wer die Spiel-Parallelen gut vom deprimierenden Tagesgeschehen trennen kann, der dürfte allem Anschein nach auch im neuen Modern Warfare auf seine Kosten kommen. Schon in der ersten Mission gelingen Infinity Ward ein paar gute Spannungsmomente, trotz Schauplatz- und Charakterwechsel blickt man noch klar durch, weshalb und wofür man gerade kämpft, und der einleitende Einsatz sorgt gegen Ende für ein Rätselraten, das den weiteren Verlauf der Kampagne noch eine Weile färben dürfte. Wem kann man trauen, wem nicht? Gutes Zeug, eigentlich.

Wenn Captain Price jemand fragt, ob er ihm helfen könne, antwortet der nur 'sind's die Russen?'

Ansonsten gefällt die technische Umsetzung, wenngleich mein i7 6700K mit Geforce 1080 und 1440p-Monitor auf den höchsten Einstellungen die 60 Bilder nicht immer hält. Ich habe allerdings auch noch ein paar Möglichkeiten, die Anforderungen an meine Hardware nach unten zu korrigieren. Exzellent ist mal wieder die Fülle an Optionen, die Steuerung zu konfigurieren. Ich habe meine präferierten Einstellungen noch nicht ganz gefunden, aber das wird ohnehin erst im Multiplayer passieren, denke ich.

Modern Warfare also: Es ist sicher kein wirklich umwälzender Auftakt, mit dem dieser Reboot startet - das hier ist spielerisch noch immer Call of Duty, mitsamt unvorhergesehener Gegner-Spawns, selbstregenerierender Gesundheit und der klaren Ansage (durch tödlichen Beschuss), wie weit man sich vorwagen kann und wohin besser nicht - aber die Qualität der Schauspieler, das allgemein gute Gunplay und Bewegungsgefühl sowie das gute Verständnis für Atmosphäre erinnern daran, warum diese Reihe immer auch abseits der Multiplayer-Zirkusse ein Event war. Ich bin gespannt, wie es weitergeht.


Entwickler/Publisher: Infinity Ward/Activision - Erscheint für: PC, PS4, Xbox One - Preis: ca. 65 Euro - Erscheint am: erhältlich - Sprache: Deutsch - Mikrotransaktionen: ja (Multiplayer) - Getestete Version: PC


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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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