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Red Dead Redemption

Rauchende Colts

Diese Rollenspiel-Ausrichtung zieht sich durch das ganze Spiel. Ihr sammelt von Gegnern neue Waffen, Geld und Ausrüstungsgegenstände ein, könnt Tiere zerlegen, häuten und weiterverarbeiten. Es lassen sich verschiedene Tränke herstellen, bessere Camping-Sets erwerben oder umfangreiche Gebietskarten. Pferde haben unterschiedliche Werte, jede Waffenart gibt es in dutzend unterschiedlichen Typen. Mehr Munition, mehr Schaden oder eine größere Reichweite machen die Wahl eurer Schusswaffe zu einer taktischen Entscheidung. Ein großer Inventar sorgt für Ordnung und die letzte Portion Rollenspiel-Feeling.

Unterstützt wird diese Vielseitigkeit durch die prächtige Grafik, die den Quasi-Vorgänger GTA IV locker abhängt und sich selbst vor linearen Action-Vertretern a la Uncharted 2 nicht zu verstecken braucht. Vor allem die Spielfiguren strotzen nur so vor unverwechselbaren Merkmalen. So gewinnt zum Beispiel John durch sein vernarbtes Gesicht Charakter. Ihm sieht man sein hartes Leben auf den ersten Blick an, das verbindet und sorgt für emotionale Tiefe. Jedes Haar der Pferdeschwänze wurde animiert. Der sandige Boden, die stimmungsvollen Sonnenuntergänge, die nahezu perfekten Partikeleffekte ergeben ein stimmiges Gesamtbild. Nur die dürre Vegetation wirkt auf dem hellen Wüstenboden aufgeklebt. Ein Problem, das in den anderen Arealen aber nicht auftritt.

Vielmehr fällt die Liebe zum Detail ins Gewicht. An jeder Ecke findet ihr neue Herausforderung, erlebt kleine und große Dramen und könnt euch über weite Strecken richtig austoben. Statt die packende Haupt-Geschichte zu verfolgen – siehe letzte Vorschau zu Red Dead Redemption -, könnt ihr Wildpferde zureiten, Schätze suchen und euch mit der Jagd auf Verbrecher die Zeit vertreiben. Bis auf zwei kleine Füllmissionen stellte ich in den zwei Stunden Anspielzeit vor allem Unsinn an. Ich wurde vom Pferd abgeworfen, nachdem ich es zu sehr mit den Sporen bearbeitet habe, erledigte eine komplette Viehherde samt Besitzer und versuchte mich als Massenmörder in einer nahegelegenen Kleinstadt mit interessantem Ausgang.

Das Deckungssystem funktioniert genau wie bei Grand Theft Auto IV.

Besonders das letzte Experiment sorgte für ein paar interessante Erkenntnisse: Nach drei bis vier Toten Bürgern strömten immer mehr Gesetzeshüter in den Ort. Habt ihr erst einmal zehn davon am Haken, wird es schwer, noch lebend aus der Stadt zu kommen. Mit dem Pferd könnt ihr getreu GTA aus dem Beobachtungsradius fliehen. Das ausgesetzte Kopfgeld bleibt dabei bestehen, während euer aktuelles Wanted-Rating nach einer Weile wieder sinkt. Zudem reduziert sich eure Ehre und euer Ruhm steigt.

Im Gegensatz zum modernen Vetter könnt ihr in verlassenen Regionen die Verfolgung umgehen, indem ihr unerwünschte Augenzeugen erledigt. Solange nämlich niemand das Verbrechen meldet, bleibt zumindest euer Wanted-Level samt Kopfgeld auf einem erträglichen Niveau. Wird es langsam brenzlig und ihr habt wegen ein paar Hundert Dollar ständig Kopfgeldjäger am Hintern, könnt ihr selbst das Geld aufbringen, eure Weste mit Sheriff-Aktionen reinwaschen oder euch auf illegalem Wege eine Begnadigung besorgen.

Es wird auch Duelle geben. Wie diese genau ablaufen, hat Rockstar aber noch nicht verraten.

Wollt ihr euch als Gangster verdingen, kann eine Verkleidung übrigens Wunder wirken. Schicke Gesichtsmasken senken nach dem Ablegen automatisch euren Wanted-Level. Kaufen könnt ihr die praktischen Tücher, wie auch die restliche Kleidung, bei speziellen Händlern. John Marston lässt sich so ganz nach eurem Geschmack ausstatten. Der dreckige Cowboy-Look ist hier genauso möglich wie das Auftreten als edler Geschäftsmann oder US-Marshall. Vielleicht lässt sich euer Outfit sogar bei Missionen instrumentalisieren, auf Anfrage bekamen wir aber mal wieder ein Rockstar-typisches: „Kein Kommentar!“

Wild, spannend, dreckig und gewaltig. Red Dead Redmeption ist schon jetzt ein atmosphärisches Juwel, das seinesgleichen sucht. Die Handson-Session hat meinen ersten Eindruck abermals bestätigt. Rockstar San Diego könnte allen Unkenrufen zum Trotz den eigenen Inhouse-Konkurrenten GTA IV vom Thron stoßen. Besonders beeindruckend waren diesmal die Feuergefechte. Das Geballer spielt sich genauso gut wie bei ausgemachten Third-Person-Shootern und kann vor allem bei den Treffer-Animationen Zeichen setzen. Gleichzeitig bekommt man eine prachtvolle, lebendige Welt serviert, die mit ihren stimmungsvollen Landschaften und unglaublichen Möglichkeiten dutzende Stunden Spielspaß garantiert.

Aber: Bei der ganzen Begeisterung darf man dennoch nicht vergessen, dass ich bisher nur einzelne Missionen und zwei Stunden Anspielzeit auf dem Buckel habe. Wie sich die Hauptgeschichte entwickelt, ob der Titel diese Qualität auch in den anderen Gebieten halten kann und ob das Ganze am Ende vollkommen fehlerfrei läuft, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Angesichts der bisherigen Rockstar-Produktqualität kann trotz einiger Probleme in der Entwicklung aber fast nichts mehr schief gehen. Summa sumarum können sich nicht nur Westernfans den 30. April dick anstreichen. Es kommt etwas richtig Großes auf uns zu.

Red Dead Redemption erscheint am 30. April 2010 für Xbox 360 und PS3.

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