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Die Sims 4 - Test

Bereit für einen Neuanfang?

Es ist ein Ausgangspunkt für das Spiel, das es werden wird, wenn es dann so viele Updates wie Teil 3 hat. Derzeit? Ein wenig mau, das alles.

Gut zwanzig Spielstunden nach meinem ersten Testeindruck zu Die Sims 4 ist die Zeit für das abschließende Urteil gekommen. Während vier ausgedehnter Sim-Sitzungen am Wochenende bestätigte sich der gute Eindruck, den das Spiel mit wenigen Abstrichen auf Anhieb machte. Ebenfalls bestätigt sich aber das Gefühl, dass einige der verprellten Sims-3-Spieler wohl nicht so schnell auf den Sims-4-Zug aufspringen werden. Man kann es ihnen schwerlich verdenken.

Das liegt weniger an mangelhafter Qualität des Gebotenen, sondern an allem, was davor kam. Die Sims 3 bestellte mit seinen Erweiterungen in den vergangenen fünf Jahren nun wirklich jedes erdenkliche Feld. Der "nackte" vierte Teil fängt mit teilweise stark verbesserten Basics, aber auch einigen zweifelhaften Entscheidungen wieder bei Null an. Ob dieser Schritt in erster Linie mutig oder ein nur zähneknirschend geduldetes Nebenprodukt ist, vermag ich nicht zu sagen. Wohl aber, dass mir vor allem der wieder deutlich verspieltere Stil der Sims und ihrer Welt viel besser gefällt. Teil drei präsentierte sich spürbar unterkühlter und steriler.

In Sachen Stabilität ließ sich Maxis diesmal nichts zu schulden kommen.

Wärmste Worte finde ich auch nach dem wochenendlichen Dauerbetrieb nur für die Bauoptionen und den Create-a-Sim-Editor. Zugegebenermaßen versteckt das mächtige Architektur-Tool einige Einrichtungsgegenstände und Optionen hinter dem einen oder anderen Klick zu viel. Das mindert den hypnotischen Spaß am Ausbau der anfangs überschaubaren Behausung jedoch nicht in spürbarem Maße. Alles geht mühelos von der Hand und schon früh stellen sich betont pittoreske oder schlicht effizient bewohnbare Ergebnisse ein. Jedes Mal, wenn der Simoleon-Zähler mal wieder Null erreicht und man sich wieder den Sims zuwenden muss, bis diese mit neuem Einkommen bei der Hand ist, ist man kurz fast ein bisschen traurig. Natürlich nur, bis man sich wieder daran macht, als teuflisch böses Sim-Kind mit Engelsgesicht alle um sich herum ins Unglück zu stürzen.

Es fällt leicht, wieder einmal Stunde um Stunde in dieses Spiel zu versenken, ohne dass man anschließend genau sagen könnte, was man so gemacht hat. Die Mischung aus sympathischem Big Brother und Bausimulation fesselt auch, ohne dass man den konkreten Zielvorgaben für die virtuellen Leutchen nachgeht. Ihr verliebt eure/n Schwerenöter/in mit einem, zwei, drei willigen Partnern und schaut dann dabei zu, wie die gemeinsame Clique zugrunde geht. Oder ihr gebt Max Mustermann seine Frau Sibylle und ihre Sprösslinge, Engel links, Teufel rechts und seht einfach dabei zu, wie sich die Familiendynamik entwickelt, wenn eines der Mitglieder den Rest partout nicht ausstehen kann. Und zwischendrin betätigt ihr euch immer wieder als Kind in der Legokiste und staunt darüber, wie leicht sich eure Vorstellungen umsetzen lassen.

Die neuen Emotionen, Ziele und Launen der Sims bieten den optimalen Nährboden für soziale Experimente, auch wenn die Bewohner eures kunterbunten Schaukastens natürlich immer noch nicht wie Menschen auf eure Ränkespiele reagieren. Fast immer ließ sich ein Sim zum Paarungsversuch überreden, selbst wenn der jeweilige Partner des Untreuen mit ihm unter einem Dach lebte. Aber man muss seine Gesprächsthemen schon sehr viel gezielter wählen, will man, dass sich zwei Figuren von unterschiedlichem Schlag nicht an die Kehle gehen. Aus den neuen Befindlichkeiten der kleinen Computerleutchen entstehen schlicht einige interessante Situationen, die man so nicht vorhergesehen hatte. Oft genug gibt das Spiel denen dann auch mit entsprechenden Animationen eine unterhaltsam anzuschauende Form.

In der Galerie teilt ihr eure Kreationen unkompliziert mit anderen Spielern. Nett!

Kurzum: Die neuen Sims glänzen durch Ausdrucksstärke und Individualität, die sie dank des neuen Multitaskings - die vermutlich zugleich unauffälligste und doch wichtigste Neuerung - auch beherzt ausleben. Man kann dem Spiel viel vorhalten: Von der Zerstückelung der Spielwelt in kleinere, extra zu ladende Bereiche, an die man sich auch nach insgesamt fast 30 Stunden Spiel nicht gewöhnt, bis hin zum schmalen Umfang. Aber es spielt sich einfach entkrampfter als zuvor und damit dem Schaukastenfaktor in die Karten. Die Sims fühlen sich lebendiger an, wenn der eine über den Frühstücksflocken, der anderen vor dem Fernseher von seinen Ängsten oder kreativen Gedanken erzählt. Man erfüllt mehrere Bedürfnisse auf einmal und spielt daher entspannter. Vor allem fügt sich dieses mächtige Feature so nahtlos in den gewohnten Ablauf ein, dass man es kaum noch bemerkt. Vielleicht liegt es daran, dass das Multitasking von all den Leuten, die sich um ihre Inhalte geprellt fühlen, kaum Beachtung findet?

Festzuhalten bleibt: Die Sims 4 ist ein Spiel, auf dessen Rücken etwas Wundervolles wachsen kann. Doch das stimmte auch schon für den dritten Teil und jeder, der darauf verzichten kann, das noch einmal mitzuerleben, lässt ohne große Not die Finger vom routinierten vierten. Die Ladezeiten sind ärgerlich und stören den Spielfluss, werden aber in Zukunft immerhin eine krampflosere Weiterführung des eigenen kleinen Biotops aus Nullen und Einsen erlauben. Und die Sache mit dem Inhalt relativiert sich im gleichen Zug von selbst.

Wie sagt man so schön? "Zu viel Vertrautheit schadet nur"? Im Fall von Die Sims 4 stimmt das zweifellos für außergewöhnlich viele Leute. Der Rest begreift Vertrautheit weiterhin als mögliche Vorstufe zu echter und ehrlicher Liebe. In welchem Lager sitzt ihr?

7 / 10

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