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So wird Sherlock Holmes Chapter One: Todesfälle und Traumata im Paradies

Open-World-Urlaub mit Young Sherlock

Frogwares Sherlock-Reihe hat Tradition in der Adventure-Welt, doch diesmal wird alles anders: jüngerer Sherlock, neues Revier und vor allem kein John Watson. In Sherlock Holmes Chapter One erlebt man die Vorgeschichte des berühmtesten Meisterdetektivs der Welt, der jung, dynamisch und gewohnt unangepasst die Mittelmeerinsel Cordana erkundet. Dabei handelt es sich um die ehemalige Heimat des genialen Ermittlers und um ein dunkles Kapitel in seiner Vergangenheit, das er aber nicht alleine aufschlagen muss: An seiner Seite befindet sich sein ältester Freund Jon.

Ermittlungsarbeit, eine offene Inselwelt, Verkleidungen und ein düsteres Geheimnis - all diese Leckerbissen hat Entwicklerstudio Frogwares schon für Chapter One angedeutet. Für mich als Sherlock-Fan ein Grund zu Vorfreude, aber auch zu leichter Skepsis: Alles neu in Sherlock - kann das funktionieren? Dieses Rätsel habe ich für euch in einer ersten kurzen Spiel-Demo genau unter die Lupe genommen. Meine bisherige Schlussfolgerung: Es könnte klappen, aber noch ist nichts entschieden. Fassen wir einmal alle Indizien zusammen!

Tiefgang oder Küchenpsychologie? Noch ist alles offen!

Sherlock und Jon reisen im Spiel nach Cordana, dem Kindheitsort des jungen Meisterdetektivs, denn dieser möchte das Grab seiner Mutter besuchen und einige Dämonen der Vergangenheit bewältigen. Zuletzt war er als kleiner junge dort, muss sich nun alten Gefühlen stellen und stößt dabei natürlich auf ein großes Mysterium, das es aufzudecken gilt. Gar nicht so einfach, denn beim Verlust der Mutter handelt es sich für den sonst so kühlen, rationalen jungen Mann um eine schmerzliche Erinnerung.

Schon früh im Spiel erfahren wir zunehmend Details über den Detektiv und seinen besten Freund Jon und das macht schon einmal neugierig. Ob man in dem jungen, emotional instabilen Mann tatsächlich das frühere Ich des bisherigen Frogwares-Sherlock sieht, ist allerdings fraglich.

Der Tod der Mutter und Sherlocks Trauer als Kind sind ein zentrales Element der Geschichte

Der Chapter-One-Detektiv wirkte für mich mehr wie eine ganz eigenständige Figur, das macht aber auch nichts, denn diese ist absolut stimmig: jung, genial, clever, aber auch neurotisch und unterschwellig hochsensibel. Schon zu Beginn des Abenteuers deutet sich also an, dass diese Reise nicht nur eine detektivische, sondern auch eine psychologische werden könnte, die in die Traumata von Sherlocks Kindheit zurückgehen.

Was es mit dem Tod der Mutter auf sich hat, welche Erinnerungen in Sherlock wieder hochkochen und welche Rolle dabei sein guter Freund Jon spielen wird, zeigt sich ganz am Anfang natürlich noch nicht, klar ist aber schon einmal: Es könnte sehr spannend und tiefgründig werden, solange Chapter One dabei nicht aus Versehen in banale Küchenpsychologie oder Heile-Welt-Lösungen abrutscht. Das ist leider aber nicht auszuschließen.

Echte Detektivarbeit, wie man sie kennt und liebt

Nun aber zum wichtigsten Element, wenn man an Sherlock denkt, die Detektivarbeit. In der Demo konnte ich schon einmal den ersten Fall des Spiels ausprobieren, der an als eine Art Tutorial dient. Natürlich verrate ich euch noch nicht, was genau geschieht - keine Angst! - aber ich kann euch schon einmal sagen: Chapter One könnte einem wieder bescheren, was schon in Crimes and Punishments (und teils auch in Devil's Daughter) so glänzen konnte: richtige Ermittlungen.

Nicht unbedingt intuitiv - Sherlocks Casebook-Interface

Sherlock verwendet das gute alte Deduktionsmenü, um Fälle zu lösen. Darin verknüpft ihr eure Indizien zu Schlussfolgerungen, die ihr teils auch selbst treffen müsst - wobei der erste Prototyp-Fall noch nicht so viele Synapsen braucht. Am Ende muss man selbst entscheiden, wer es denn nun war und wie auch in früheren Sherlock-Titeln kann man sich da auch verspekulieren.

Keine Sorge, im Zweifel lädt man einfach einen neuen Speicherstand und bringt dann doch noch die richtige Person hinter Gitter. Dass man Fehler begehen kann, macht die Sache aber trotzdem spannender und den Ansporn groß, sofort zum richtigen Schluss zu kommen - wie der Meisterdetektiv eben. Wie schon in den letzten Sherlock-Games sind die Lösungen allerdings leider nicht immer so ganz eindeutig. Klar, ein wenig sollte man die grauen Zellen schon anheizen müssen, immerhin reden wir von einem Meisterdetektiv - den sollte man nicht mit elementaren Dingen langweilen, oder?

Schön wäre es allerdings, wenn man im Laufe des Spiels auch wirklich durch Nachdenken auf ein Ergebnis kommen kann, ohne raten zu müssen. Spaß gemacht hat das Ermitteln aber trotzdem. Dazu muss man nicht nur Verdächtige in Augenschein nehmen und befragen, sondern auch noch Ereignisse rekonstruieren und Spuren nachverfolgen - abwechslungsreich und richtig schön Sherlock-mäßig.

Sherlock kann sich in verschiedene Outfits schmeißen, die man in der Stadt kaufen oder erspielen kann

Das Deduktionsmenü ist für Sherlock-Profis also klar, dann gibt es aber noch das Casebook. Darin kann man Hinweise "anpinnen", um einer bestimmten Sache gezielt nachzugehen, wirklich intuitiv ist das aber leider nicht: Welches Indiz muss ich denn jetzt an den Bildschirm heften und was nützt das? Und was bedeuten die roten Symbole daneben? Diese Dinge erschließen sich leider nicht so schnell und ich hoffe, dass die Interfaces im fertigen Spiel noch verständlicher werden - oder zumindest besser erklärt.

Ein weiteres kreatives Spielelement sind die Kostüme, in die Sherlock sich schmeißen kann: Zahlreiche Accessoires, Jacken, falsche Bärte, Schminke, Hemden und und und hat er dazu zur Auswahl. Wie viel Auswirkung die Outfits auf das Gameplay haben und wie man sie für Rätsel einsetzen muss, ist bisher aber noch etwas unklar. Für mich waren sie vorerst nur eine nette Spielerei, die dem guten Sherlock aber nicht schlecht zu Gesicht steht, oder was meint ihr?

Kämpfe gab es in der frühen Version bisher noch nicht zu sehen und das wird noch einmal ein spannendes Thema, denn die Trailer deuten schon einmal einiges an Prügelaction an. Wie die dann aussehen wird, ist jetzt allerdings noch ein Fall für sich.

Die offene Welt von Cordana - Mord im Paradies?

Ich gebe es zu, ich war sehr, sehr skeptisch, als ich die offene-Welt-Idee gehört habe. Bisher war die Reihe immer für gute Rätsel, Mysterien und Handlungsstränge da, eine Open World hielt ich da nie für nötig. Ich fürchtete Quantität vor Qualität, endlose Laufwege ohne Mehrwert und viel Umgebung ohne Seele. Eine Sache hat sich für mich nicht geändert: Gebraucht hätte Chapter One diese offene Welt meinetwegen nicht und doch könnte die paradiesische Insel tatsächlich eine tolle Atmosphäre bieten.

Viel zu gucken gibt es schon in der Demo: Überall kann man Passanten, Geschäfte, Marktstände oder mediterrane Gebäude bestaunen. Allzu viel tun kann man Stadt zwar noch nicht, das könnte aber hoffentlich auch am unfertigen Status des Spiels liegen. Einige NPCs sind zum Beispiel noch ziemlich gesichtslos - im wahrsten Sinne des Wortes. Die Stadt zu erkunden wie bei einem Urlaubsbummel, macht aber tatsächlich schon ein wenig Spaß. Dabei flitzt Sherlock in angenehm flottem Tempo durch die Gassen, mal begleitet von Stadtgeräuschen, mal von herrlich geheimnisvoller Detektivmusik.

Auch einen Tag-Nacht-Rhythmus gibt es Cordana. Nachts gehen die Lichter an und es wird regelrecht romantisch über der Stadt.

Cordana gibt es in echt übrigens nicht: Die Mittelmeerinsel wurde extra für Sherlock erfunden und das macht es zu einem tollen Raum für allerlei Möglichkeiten - ich bin jedenfalls sehr gespannt, was man dort noch alles erleben kann, wenn die Open World fertig ist.

Nach der Demo habe ich jedenfalls Hoffnung, dass der Open-World-Ansatz, dass das ganze Konzept "Chapter One" aufgehen könnte. Ob komplexe Geschichte oder unsinnige Wendungen, ob pulsierende Urlaubsmetropole oder verschlafenes Nest... noch ist dieser Fall nicht gelöst. Ihr seht mich aber auf alle Fälle neugierig oder sogar vorfreudig, diesen Fall bald zu lösen.

In diesem artikel

Sherlock Holmes: Chapter One

PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC

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Über den Autor
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Judith Carl

News-Redakteurin

Judith Carl ist Volontärin für News und Social Media bei Eurogamer.de. Judith hat Medienwissenschaften studiert. Sie streamt begeistert am liebsten Rollenspiele und Adventure Games auf Twitch. Ihre weiteren Leidenschaften sind LARP, Pen and Paper, und Trash-Filme.

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