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Star Wars Andor Folge 9: Ihr denkt, das Imperium ist böse? Ihr habt noch gar nichts gesehen!

Darth Vader war gestern.

Spoiler für Episode 9 von Andor!

Folge 9 von Star Wars Andor, “Niemand hört zu”, dürfte wie schon die fünfte Episode etwas kontroverser diskutiert werden. Sie ist ein klassisches Zwischenkapitel, das nach der Etablierung der Ausgangslage in der letzten Folge den Wendepunkt vor dem großen Knall markiert, der sicherlich im zehnten Kapitel in Form eines Gefängnisausbruchs folgen wird. Vor allem die Fraktion derer, die gerne schneller zu den großen Plot-Punkten kämen und sich weniger Aufbau wünschen, werden sie als erneutes Anzeichen nehmen, dass diese Serie Zeit vertrödelt.

Ich kann das verstehen, merke selbst die Variation im Tempo. Aber mir ist sie willkommen, weil ich nicht genug von vielen dieser Figuren und vor allem der Funktionsweise dieser Welt sehen kann. Und so viel ist klar: Wir sehen das erste Mal, wie das Imperium sich überhaupt an der Macht hält. Das liegt nicht an den Sternenzerstörern, nicht an Tausenden Rotten an Tie-Fightern, Millionen Sturmtruppen und bösen, asthmatischen Weltraumzauberern. Es liegt an Spitzelei, Ausbeutung und Entmenschlichung, die scheibchenweise demokratische Machtgefüge abtragen und umschichten.

Auch im Senat hören immer weniger zu. (Quelle: Disney)

So, wie das hier gespielt und geschrieben ist, verleiht diese Show dem kompletten Universum eine plastischere, glaubwürdigere Textur, als sie jemals hatte. Ganz Star Wars wird besser dadurch, was wir von Andor über diese weit, weit entfernte Galaxie erfahren. Das gelingt dieser Serie einmal mehr dadurch, dass sie mit der Lupe nah heranfährt, anstatt weit rausgezoomt nur das “bigger picture” von Gut gegen Böse, Licht gegen Dunkelheit, einzufangen. Also ja: Plottechnisch “passiert” in dieser Folge in erster Linie die Wende in der Gefängnis-Storyline, das erste Mal ein wenig mehr so läuft, wie ich es erwartet hätte, nachdem die letzte Folge noch clever mit Erwartungen gespielt hat.

Resultat von Folge neun: Andy Serkis’ Vorarbeiter, der eigentlich nur seine Strafe brav absitzen wollte steht am Höhepunkt der neuen Episode auf Andors Seite für einen Ausbruch steht oder zumindest Aufstand, das ist nicht die überraschendste Wendung, aber der Weg dorthin war kein schlechter. Es ist elegant erzählt und die Eskalation dorthin ist unangenehm anzuschauen, einschließlich der Euthanasie des gebrechlichen Ulaf durch einen ebenfalls inhaftierten und lebensmüden Gefangenen-Sanitäter. Die Realisation, dass das Imperium nach dem Angriff auf Aldhani die Häftlinge nicht mehr entlässt, sondern nur umsortiert – und dass dies zu Unruhen führte, die zum Tod einer kompletten Etage Zwangsarbeiter führte, war hart.

Maarva befindet sich auf Ferrix unter Überwachung. (Quelle: Disney)

Ansonsten darf Dedra so richtig die zielstrebige und beängstigende Stasi-Irre raushängen lassen, während ihr Folterknecht Dr. Gorst eine geradezu albtraumhaft-perfide Methode entwickelt hat, selbst loyale Begleiter Cassians plaudern zu lassen. Die Szene, in der Bix den “Kopfhörer” aufgesetzt bekommt, ist ein gemeiner Spannungsmoment, der sich in einer soundtechnischen Glanzleistung schauderhaft entlädt. Auf Coruscant erfahren wir neues über Mon Mothma und Vel, insofern, als dass die beiden Cousinen sind, was wiederum die Frage aufwirft, wer wen für die Belange der Rebellion eingenommen hat. Mons Banker-Freund Kolma hat eine nicht ganz ungefährliche Idee, die Geldmittel unauffällig den angedachten Zwecken zukommen zu lassen, was noch interessant werden dürfte.

Auch Syril Karn ist zurück und wird mehr und mehr zum Creep, als er Dedra vor dem ISB auflauert und wieselig-schmierig eine seltsame Bewunderung und kriecherische Systemergebenheit beteuert. Er blitzt erneut ab und hat am Schluss trotzdem den leeren, verstörenden Stalker-Blick in den Augen, der signalisiert, dass er auch negative Aufmerksamkeit unterm Strich als positives Erlebnis abspeichert. Ich habe keine Ahnung, wohin er sich entwickeln wird. Aber ganz gesund ist er nicht.

Dedra und ihr Haus- und Hof-Folterknecht haben ein paar gruselige Ideen. (Quelle: Disney)

Alles in allem waren auch die dominierenden Gefängnisszenen wieder sehr intensiv und detailliert beobachtet, ich mochte die unangenehm brodelnde Bedrückung, die über allem lag, die abgeschlagene Verzweiflung des Sanitäters (“I can’t help anyone”), der um die Geschehnisse auf der zweiten Etage weiß, Andor, der sich als einziger sicher ist, nicht abgehört zu werden… ich habe gebannt zugeschaut und kann nicht erwarten, was nächste Folge passiert, wenn sich die Gefangenen gegen ihre Wärter erheben.

Nur noch drei Folgen. Ich vermisse diese aufmerksame und facettenreiche Serie jetzt schon.


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Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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