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Battlefield Portal: Wer braucht Battle Royale, wenn er selbst was Cooleres bauen könnte?

Die ultimative Shooter-Sandbox zum Basteln, Teilen, Spielen.

Schockierendes Geständnis: Alles, was ich bisher von Battlefield 2042 gesehen und gehört habe, hat mir sehr gefallen. Und dabei war das noch gar nicht so viel. Im Grunde wussten wir bis vor Kurzem nur über die Maps und das Kleinklein auf dem Schlachtfeld Bescheid. Und eigentlich auch nur, wenn es um den klassischen All-out-Warfare-Anteil des Spiels geht. Über die anderen beiden tragenden Säulen von 2042, Hazard Zone und den geheimen Modus von Ripple Effect, schwieg man sich bislang aus. Bis jetzt: Mit Battlefield Portal wurde am Donnerstagabend enthüllt, woran das ehemals als DICE LA bekannte Studio arbeitet.

Und was soll ich sagen? Mich würde nicht wundern, wenn Portal mit das erste wäre, was ich ansteuere, wenn Battlefield 2042 am 22. Oktober geradezu verletzend verspätet zu meinem Geburtstag erscheint. Denn was uns Presseleuten bereits am Dienstag präsentiert wurde, liebe ich.

Im Grunde bringt DICE hier vier Battlefields in der aktuellsten Engine zusammen: 2042 und drei der beliebtesten aus der Serienhistorie, nämlich BF 1942, Bad Company 2, BF 3. Alles zu dem Zweck, dass sich die Spieler in einer LittleBigPlanet-artig modifizierbaren Shooter-Sandbox die Arsenale verschiedener Epochen unter selbst festgelegten Regeln um die Ohren hauen. Schauplätze hierfür: Je zwei Maps aus den Klassikern und die sieben All-out-Warfare-Karten des neuesten Teils.

Die Spieler haben alle Werkzeuge in der Hand, sich die wildesten Modi auszudenken. Und hier passt das Adjektiv ausnahmsweise mal (sorry, Ubisoft, aber XDefiant wird auch durch ein bisschen Neon nicht unbedingt "wild"). Wie klingt "2042 NoPats mit Defibrillatoren gegen 1942er Wehrmacht mit Messern" für euch? Falls euch gerade schwindelig wird, setzt euch kurz hin, nehmt einen Schluck Wasser. Aber es stimmt, die umfassenden Optionen von Battlefield Portal scheinen jeden erdenklichen Spielmodus zu ermöglichen. Und den schickt ihr dann mittels eines kurzen Codes an Freunde oder macht ihn per Tags im Server-Browser für alle auffindbar.

Der Einstieg wirkt erschreckend simpel: Ihr legt im Web-Tool Battlefield Builder, das über den Browser auch vom Smartphone aus zugänglich ist, nämlich nicht nur den Modus und seine Regeln fest. Es bleibt auch nicht dabei, zu bestimmen, welche der vielen Fraktionen aus den vier Spielen hier gegen welche antritt, welche Klassen, Waffen, Aufsätze und Ausrüstung zum Einsatz kommen und was das Ziel des Matches ist. Ihr könnt mit einem übersichtlichen visuellen Scripting Tool sogar in die Spiellogik eingreifen. Als Justin Wiebe, Senior Design Director von Ripple Effect Studios vor unseren Augen seinen "Snipers vs. Shotguns" bastelt, wird das besonders deutlich:

Ein visueller Editor mit Drag-and-drop erleichtert das Bearbeiten der Spiellogik.

Gleich große Teams? Keine Lust! 15 Scharfschützen gegen 25 Schrot-Soldaten schickt er also aufs Feld. Den Scharfschützen nimmt er die Fähigkeit, sich hinzulegen oder zu sprinten, dafür bekommen sie einen vierfachen Schadensmultiplikator auf Kopfschüsse, während die mit nur kurzer Reichweite gestrafte Gegenseite einen Multiplikator auf Körpertreffer bekommt. Später legt er noch fest, welche Seite auf den Kompass und welche auf die Minimap zugreifen kann und dass die Teams ab einer bestimmten Anzahl von Kills automatisch bessere Waffen bekommen. Nach einem Abschuss wieder volle Lebensenergie? Warum nicht!

Der Trailer unten zeigt ebenfalls ein paar interessante Varianten, die veranschaulichen, was hier alles möglich ist. Besonders der Quality vs. Quantity-Modus in dem ein kleines, aber hochgerüstetes Squad aus 2042-NoPats gegen eine Übermacht an Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg mit 100 Jahre älteren Waffen antritt, scheint eine spannende Idee. Ob es das ist, könnt ihr mithilfe der KI vorher ausprobieren, bevor ihr eure Freunde einladet, eure Kreation mit euch zu testen. Oder ihr schraubt noch etwas weiter daran und macht euren eigenen Horde-Modus gegen den Computer daraus?

Läuft euer Modus nicht rund? Kein Problem, schickt einfach die URL an jemanden, der sich besser mit dem Battlefield Builder auskennt und lasst euch helfen. Am Schluss dürft ihr noch festlegen, ob andere Spieler euer Baby als Blaupause nutzen dürfen und dann geht es los.

In Caspian Border fällt wieder der Schornstein um. Neue Levolution für alte Level wird es allerdings nicht geben. Dafür bekamen die Maps aus 1942 immerhin neue Zerstörungseffekte.

Viele haben sich (und DICE) vor der Ankündigung gefragt, ob Battlefield ebenfalls einen Battle-Royale-Modus anbieten wird, nachdem Call of Duty mit Warzone so großen Erfolg hatte. Nun, Wiebe zeigt es zwar nicht, aber er spricht am Rande auch von Free-for-alls, also klassischen Deathmatches. Die Zahl der Respawns kann man von Hand begrenzen und Rob Donovan, Senior Game Designer, spricht in der anschließenden Frage-und-Antwort-Sitzung vom Free-for-all als "Rückgrat für jede Art von Modus, die nicht unbedingt teambasiert sind und wo es nur einen Gewinner gibt".

Abzüglich einer die Spieler auf Kollisionskurs bringenden Kreismechanik liegen hier schon viele Zutaten dafür auf dem Tisch und mehr könnten folgen. Aber will man wirklich einen Battle Royale, wenn man auch 128 Spieler mit Raketenwerfern in die kleinste verfügbare Karte stopfen könnte? Habe ich mir gedacht! So oder so, ich hoffe, anhand meiner Schilderungen wird klar, dass Battlefield Portal (wie DICE es kurz selbst nannte) den Spielern die Art kreative Macht in die Hand legt, aus der auch populäre Mods wie Arma Wasteland, DayZ und - ja - auch die ersten Battle Royales entstanden. Vielleicht nicht so potent, den Content an sich zu verändern, aber robust genug, um das Erlebnis so anzupassen und nach neuen Regeln zu beugen, dass es mich wundern würde, wenn sich mit der Zeit nicht eine Schöpfung derart hervortut, dass sie auch über Portal hinaus Wellen schlägt.

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Was noch? Ach ja: Die Karten der alten Games - Caspian Border, Noshahr Canals aus Battlefield 3, Battle of the Bulge und El Alamein aus Battlefield 1942 sowie Arica Harbor und Valparaiso aus Bad Company 2 - wurden allesamt optisch auf den Stand der 4K60-Zeit gebracht. Und obwohl es keine neue Levolution gibt, haben zum Beispiel die Maps von BF1942 Zerstörung bekommen, die sie vorher nicht hatten. Zudem darf man in Valparaiso den Wasserstand runterschrauben, um mehr Platz für die größere Spielerzahl freizuschaufeln. Darüber hinaus stehen alle 13 Karten der All-out-Warfare-Seite von BF 2042 zur Verfügung.

Wer nur spielen will, der freut sich über kuratierte und prominent präsentierte Match-Listen, die besonders gelungene Kreationen hervorheben und für viele Mitspieler sorgen. Aber weil auch dieser Modus Crossplay ist (aber nur innerhalb der gleichen Generation, PS4 und Xbox stellen ihren eigenen Spieler-Pool dar), darf man Mitspielernachschub ohnehin als gesichert betrachten. Dass die Erfahrungspunkte und Level-Progression auch in Portal nahtlos weitergeführt wird, baut Berührungsängste weiter ab und auch die entsprechende Langlebigkeit dürfte gegeben sein: Alle kommenden Inhalte von 2042 werden auch Portal-Bastlern zur Verfügung gestellt. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn nicht auch noch andere Arsenale aus der Battlefield-Vergangenheit hinzukämen.

Cover image for YouTube videoNeuer Modus in Battlefield 2024: Battlefield Portal | Beispiele für Community-Maps
Dieses kurze Video liefert drei schnelle Beispiele für Community-Kreationen. Aber es kratzt nur an der Oberfläche.

Die ultimative Shooter-Sandbox?

Battlefield Portal macht kribblige Finger. Es ist eine Badewanne voller Spielzeug aller möglichen Generationen, in die man sich mit Wonne reinstürzt. Ohne eine Ahnung (oder Sorge) zu haben, wie man Army Men, Modellbauflieger oder Plastikpanzer wieder aus seinen Körperöffnungen bekommen soll. Das hier hat ebenso das Potenzial für irrwitziges, kurzlebiges Chaos, bei dem bis zu 128 Spieler haargenau einmal vor Lachen schreiend am Boden liegen, wie für die nächste Idee, die irgendwann mal PUBG, Apex und Warzone ablöst. Und im Raum zwischen diesen beiden Extremen gibt es wahnsinnig viel zu entdecken.

Ich bin nicht sicher, wie der bislang unangekündigte Hazard Modus meine Vorfreude auf dieses Spiel noch steigern sollte - aber ich denke, damit kann DICE gut leben.


Alle weiteren Infos, die es zu Battlefield 2042 zu wissen gibt, entnehmt ihr unserer Battlefield 2042 Game Page

In diesem artikel

Battlefield 2042

PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, PC

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Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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